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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Pecht, Friedrich: Die Münchener internationale Ausstellung von 1892, [9]
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Schumann, Paul: Die dritte internationale Aquarell-Ausstellung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0014

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z Die Münchener internationale Ausstellung von 1,892 — Die dritte internationale Aquarellausstellnng in Dresden

da sie die volle Unbefangenheit der Antike zeigt, wie seine „Flora" direkt an die Zierlichkeit der Renaissance
anklingt. Vom eigentlichen Meister der galanten Gattung, von Eberlein, sind dann gleich drei sehr
anmutige Marmorgruppen da, deren erste einen Amor zeigt, welcher der Venus ein Geheimnis anvertraut,
wobei sie ihm einen Pfeil aus dem Köcher zieht; dann ein Amor, schelmisch lächelnd, als Bogenspanner,
dem man indeß seine Berliner Herkunft fast zu deutlich ansieht; endlich eine Nymphe, die sich vom Geliebten
den Dorn aus dem Fuß ziehen läßt (VII. 23), eine Gruppe, die bei aller unbestreitbaren Zierlichkeit doch etwas
gar zu zuckersüß geraten ist. Nichtsdestoweniger muß man gestehen, daß der Künstler in dieser graziösen
Plastik nach Art des Canova kaum viel Nebenbuhler in Deutschland hat. Es wäre denn der Wiener König,
dessen kleine Brunnenmodelle von einer „Geburt der Venus" und einem „Triumph des Amor" wenigstens
viel versprechen. Von sonstigen Gruppen wäre dann noch als besonders talentvoll die ihre Kinder vor irgend
einer Gefahr schützende Mutter von Floßmann-München zu erwähnen, eine Arbeit von großer Lebendigkeit,
wenn auch wenig Idealität. Ebenso Manzels in Berlin Personifizierung des „bewaffneten Friedens", der
hier als ein ziemlich schwächliches Geschöpfchen auftritt, das ein breitbeinigec Jüngling mit seinem Schilde
deckt. Auch des Ungarn Zala großartig angelegter und nur zu sehr an den Michel-Angeloschen „Pensiero"
erinnernder, „Kampfbereitschaft" getaufter Jüngling gehört hierher (siehe VI. S. 133).

Auffallend ist diesmal die Seltenheit der zum Erzählen doch so geschickten Reliefs; das bedeutendste von
allen, und offenbar dem Ghiberti nachgeahmt, ist des Mailänders Alberti sehr hübsch erfundener „Pindar,
der die Sieger besingt", die man in einer stolzen, ziemlich frei heraus gearbeiteten Gruppe gleich nebenan stehen
sieht. — Außerdem wäre dann noch Benllinres hübsches Flachrelief der königlichen Familie von Spanien
zu erwähnen, wo der kleine Alfonso durch sein schelmisches Gesicht und seine Mutter als echte Habsburgerin
auffällt. Frsmiets allerliebster kleiner Tierbronzen, Rusches Hühnerhund und Vastaghs „lauernder Löwen"
mag hier als Vertreter der Tierplastik auch gedacht werden. Dagegen die vielen eigentlich nur Aktstudien
darstellenden Gladiatoren, Athleten, Krieger und Hausknechte ausführlicher zu besprechen, dürfen wir uns wohl
erlassen, um zum Schluß noch einmal auf die Büsten zurückzukommen, soweit sie noch nicht erwähnt worden.
Es wird da immer darauf ankommen, wie gut es dem Künstler gelang, einen bestimmten Charakter so deutlich
herauszuarbeiten, daß dessen Studium auch die lebhaft anregt, welche den Dargestellten gar nicht kennen.
Dergleichen findet man aber Heuer mehr als je vorher und Antokolskys Peter der Große bildet da nur die
Spitze. Bei den Münchenern hat offenbar die Ausstellung der herrlichen Büsten Hildebrands im vorigen
Jahre sehr gewirkt. So hat z. B. Barth die Büste des kürzlich hier verstorbenen Generals v. Freyschlag
modelliert, bei dem er den unerschütterlich festen Charakter, wie die strenge Ehrenhaftigkeit sehr wohlthuend zur
Erscheinung brachte, die diesen trefflichen Offizier auszeichneten. Auch die Münchener Christ, Düll, Hirt,
Engelhard und Floßmann bringen treffliche Köpfe; Eibl das Medaillon eines anmutigen jungen Mädchens,
wie der Berliner Felderhoff eine liebliche Kinderbüste und Frau Henny Geiger-Spiegel die sehr malerisch
behandelte ihres Gatten. Ganz vortrefflich lebendig ist dann ein schielender Mönch von Hahn-München. Der
Wiener Kowarzik bringt die Büsten Lewinskys und Arnsburgs, wie Tautenhayn die des Sängers Jäger,
denen man allen dreien die „Mimen" auf den ersten Blick ansieht, wie dem vr. Gaillard des Belgiers
Lambeaux den Musikanten, oder dem Hermann Allmers von Magnussen den Dichter. Ausgezeichnet
charakterisiert ist auch die Büste des Malers Greiner von Oppler-München und von Rümann die Grusons,
wie von Roeßner-Nürnberg die eines andern berühmten Industriellen, Kramer-Klett. Ein zweiter Nürnberger,
H. Schwabe, hat dann eine interessante Frauenbüste „Träumerei" getauft, womit wir denn ein Verzeichnis
schließen wollen, dem eine lange Fortsetzung zu geben leicht wäre, wie denn die allgemeine Hebung der Bild-
hauerei in Deutschland, wohl meist infolge der zahllosen Siegesdenkmale und Standbilder, aber auch ihrer
weit häufigeren Verwendung zur Belebung der Architektur, gewiß zu den erfreulichsten Erscheinungen unsres
Kunstlebens gehört. (Ein Schlußartikel im nächsten Heft)

Die dritte internationale Ayuarell-NuKstellumi in Dresden

von p. Schumann (Dresden)

T^er Versuch der Dresdner Kunstgenossenschaft, in
^>>-V diesem Jahre zum drittenmale dem Mangel einer
akademischen Kunstausstellung durch eine internationale
Ausstellung von Aquarellen, Pastellgemälden, Radierungen
und Handzeichnungen abzuhelfen, ist aufs beste gelungen
und liefert den erfreulichen Beweis, daß das Vertrauen
auf Dresden als Kunststadt wenigstens bei den Künstlern
noch keineswegs so gesunken ist, wie es der jetzt allgemein

anerkannte Niedergang der bisher in Dresden herrschenden,
schemenhaft gewordenen klassischen Kunstrichtung erwarten
ließ. Nach dem uns vorliegenden Verzeichnis sind von
540 Künstlern und Künstlerinnen nicht weniger als 2472
Kunstwerke ansgestellt, wobei noch gegen 1000 Stück
zurückgewiesen worden sind. Etwa 100 Künstler aus
dem Auslande sind beteiligt, Ausländer wie Deutsche,
die im Auslande leben; Künstlerinnen finden wir etwa
 
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