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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Barth, Hans: "Auch" eine Columbus-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0096

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„Auch" cinc Latumbuf-Aufstellung

(Ein Nokschrei)
von 0,°. H,ans Larth


/Ti^ine famose, eine brillante, eine echte Aankee-Jdee ist
da im Kopfe eines biederen italienischen Abgeord-
neten und Künstlerprotektors, des Onorevole Cesare
Orsini gereift — eine Idee, die lange Zeit hindurch
geheim gehalten, jetzt Gestalt angenommen und uns zum
Besuche des Palazzo dell' Esposizione bestimmt hat. Herr
Orsini — dem guter Wille und warme Fürsorge für
die italienischen Künstler sicher nicht abzusprechen —

Rom, is. Gktober

raum dasselbe auch dem freien Schaffen bieten würde, so
unbegreiflich ist der Impresario des „plastischen Columbus-
Museums" (wie die römischen Blätter sich ausdrücken) zu
Werke gegangen. Ohne ans eine tiefere Einheitlichkeit
des Werkes die geringste Rücksicht zu nehmen, hat Herr
Orsini einfach eine Anzahl von Bildhauern, darunter solche
ganz untergeordneter Bedeutung, zusammengetrommelt und
jedem seine Statue oder Gruppe zugeteilt, wie der Zufall

Der Seestern, von Antonio Rotta

will die guten Amerikaner auf der Weltausstellung in
Chicago auf eine ganz eigentümliche, geradezu verblüffende
Weise für die Kunst seines schönen Vaterlandes gewinnen
und jenseits des Ozeans ein Mäzenaten-Geschlecht hcran-
ziehen, dessen güldene Dollars wie ein wohlthätiger Regen
die öden römischen Ateliers befruchten sollen. Folgendes
ist das Projekt der On. Orsini: Inmitten des Ausstellungs-
Parkes in Chicago soll sich eine großartige Ruhmes-
halle zu Columbus' Ehren erheben; ein Portikus mit
acht Nischen, deren jede in einer Statue oder Gruppe eine
Episode aus dem sturmbewegten Leben des Weltentdeckers
darstellen soll, während eine neunte Gruppe — als
Apotheose — in der Mitte der Säulenhalle gedacht ist.
So originell nun gewiß das Projekt ist, so weiten Spiel-

es eben fügte. Und jeder der Braven (nehmen mir Ettore
Ferrari, Cencetti und Trabacchi meinen Freimut nicht übel)
— jeder einzelne Künstlersmann meißelte nun darauf los,
je nachdem sein Leib-Genius es ihm eingab. Guter Laune
scheinen diese Genien freilich nicht gewesen zu sein —
keine einzige dieser Columbus-Gestaltcn, mit Ausnahme
etwa der von Cencetti, zeugt von wirklich großer Auf-
fassung. Fast allen sieht man die „bestellte Arbeit" an,
ja einige machen einen fast überwältigend komischen Ein-
druck. Angesichts der Gruppen von Trepisciani und
Fabj-Altini — der Apotheose im Mittelpunkt der
Ruhmeshalle — überläuft es einen eiskalt und man ge-
denkt unwillkürlich der-lustigen Ecke in der Columbus-
Ausstellung von Genua. Auch dort (vgl. unser Heft vom
 
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