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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Lyka, Karl von: Kunstausstellung in Neapel: XXVIII. Jahresausstellung der "Società Promotrice Salvator Rosa"
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0232

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Kunstausstellung in Neapel, von L. kyka.

Aus I. Wenglrins Skffxrubuch. (Abendstimmuug.)

Aunstaußstettung in Meapcl.

XXVIII. Iahresausflellung der „SoLiStu pi'onroluies Salvator No8L".

von Earl Lyka.

bschon die neapolitanische Künstlergcnosscnschaft als
ihre Hauptaufgabe die Pflege der süditalienischcn
Kunst betrachtet, kam sie diesmal doch mit einer Schlappe
weg, denn der künstlerische Erfolg der gegenwärtigen
Ausstellung ist das Verdienst von zwei Auswärtigen, näm-
lich des Jose Villegas, eines auch in München gut
bekannten Spaniers, und des römischen Barbudo. An
Wissen und Können, sowie an schöpferischer Kraft und
Originalität übertreffen diese weitaus die süßlichen und
matten, vielfach konventionellen Südländer.

Spanien ist überhaupt durch seine besten jungen
Kräfte vertreten. Jose Benlliure sandte die Skizze
seiner vor zwei Jahren im Glaspalast zu München aus-
gestellten „Hexenküche", eine flink und flott hingeworfene
Phantasie, die uns durch Frische und Kühnheit mehr an-
zieht, als seinerzeit das ausgeführte Münchener Bild.
Villegas ist durch eine Aquarellstudie und ein Dogenbild
vertreten. Letzteres, eine lebensgroße Studie, ist von
bravouröser Technik und strenger Zeichnung. Doch kann
man es eben nur als ein Musterbild sorgfältigen Stu-
dierens betrachten, denn der schier hundertjährig aus-
sehende Mann im Dogentalar sitzt in einer geradezu
uralten akademischen Pose, in scharfem Profil und Atelier-
Helldunkel.

Dagegen lacht uns ein malerisch-farbiges, buntbe-
wegtes Leben von den Werken S. Barbudos entgegen.
Die Eigenart dieses Künstlers wird wohl in streng ästhe-
tischen Normalkritikern eine ausgiebige Persiflage-Lust
erwecken, doch kann man ihm eine neuartige Poesie und
eine echte, durchdringende und intensive Liebe zur farben-
reichen Kunst — die heute aus der Mode zu kommen
scheint — nicht absprechen. Seine „Taufe" bietet eine
Farbenfülle, wie sie nicht sobald zu finden, es ist eine
förmliche Farbenorgie, in der die Linien, die Zeichnung,
eine ziemlich unterordnete Rolle spielen. Es ist ein Blick

in den eleganten Salon der goldenen Dogenzeit, aber
nur ein Blick, dem alles verloren geht, was an Formen,
Details, Zeichnung dann noch zu sehen wäre. Dieser
Art ist auch sein zweites Bild aus der Blütezeit Pom-
pejis, eine Momentaufnahme voller Sonne und Farbe,
doch poetisch und lebhaft. Das dritte ist die beste
Landschaft der Ausstellung, es ist ein Abend am See
Trasimeno.

An guten Landschaften findet sich hier wenig, trotz-
dem daß die Natur diesen Flecken Erde mit bezaubernden
Motiven gütig versorgt hat. Unter allen sind es noch
die bekannten Ansichten aus Venedig, mit ihren ewig
wiederkehrenden Lagunen und Hellen Palästen. In diesem
Genre hat der Neapler Ta surr das Beste geleistet.
Auch ist ein großes Schneebild Simon ettis da, mit
Blutspuren und Wagenfährten, das zu viel erzählen will
und uns, seinem Sujet angemessen, kühl läßt.

Geschichte und Legende sind durch einige Riesen-
leinwande vertreten, doch entsprechen die Auffassung und
Ausführung keineswegs den Dimensionen der Werke. Da
ist ein „Heiliger Paulus am Hofe Neros", eigentlich in
einem sehr mißlungenen lete-ä-tete mit einer schönen
Blondine. Warum dies eben der Apostelfürst, und warum
das hier der Hof des gewaltigen Caesaren sein soll, wird
wohl niemand beantworten können.

Von den exotischen Gewächsen neuester Geschmacks-
richtung bemerken wir die „Ägyptischen Schönheiten" des
Vincenzo Migliaro. Wohl könnte man den Vertretern
dieser Richtung den deutschen Spruch zurufen: „Warum
in die Ferne schweifen?"

An Genrebildern ist manches zu verzeichnen, das
hier Ausfallen erregt. Natürlich muß man bei den italie-
nischen Genrebildern meistens auch etwas Süßigkeit und
Galanterie mitnehmen. Doch findet sich manches, das
uns durch Frische und auch gute Mache anzieht. Solche
 
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