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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Relling, ...: Die Berliner Kunstausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0386

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VIII. Jahrgang. Heft 20.

15. Juli 1893

—tzerausgegeüen von Friedrich Pecht -4—

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3661, daher. Verzeichnis Nr. 1671, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 429) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf. _

Die Berliner IliunstauAstellung.

von vr Relling (Berlin).

II.*)


Sirene, von Richard GH man».

Photographie noch dem Thonmodell des (Originals auf der großen Berliner Nunstausflellurg iss;.

TTVUe Kunst muß — hört man immer
und liest es in den Berliner Zei-
tungen. Die Kunst muß gar nicht, son-
dern sie ist. Kunstwerke werden nicht ge-
schaffen, um dem Aesthetiker Beweis-
material für seine Reihen zu schaffen, sie
sind vielmehr das Frühere, aus dem der
Theoretiker dann seine oft verspätete Lehre
ableitet. Jede Schule und jede Richtung
findet früher oder später ihren Verteidiger,
der sie wissenschaftlich rechtfertigt. Der
Einzelne kann einmal fehlgreifen und in
eine Sackgasse rennen, aber was sich
(durch Zeitdauer und Nachahmung) als
Richtung charakterisiert, trägt die Existenz-
berechtigung in sich. Es giebt keine falsche
Richtung. Denn jede neue Richtung in
der Kunst ist nicht willkürlich geschaffen,
sondern das Produkt mannigfacher Kräfte,
die im Leben der Gegenwart verborgen
liegen. Wer sie schlechtweg verdammt,
zeigt, daß er mit dem Empfinden seiner
Zeit die Fühlung verloren hat. Das
Sprichwort lügt, das sagt, daß der Ge-
schmack verschieden und über ihn nicht zu
streiten sei. Im Gegenteil, die schließlich
geschmackrichtende Minorität, die die Re-
gungen des Kulturlebens und die Um-
schwünge beim Entstehen feinfühlig merkt,
ist immer einer Meinung. In Berlin
freilich ist von einem einheitlichen Kunst-
urteil wenig zu spüren, nur im Spötteln
und Schlechtmachen des Neuen, namentlich
wenn es von München kommt, ist man

I. siehe Heft t9.

29

Aunfl für Alle VIN.
 
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