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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Pecht, Friedrich: Die Jahresausstellung 1893 der Künstlergenossenschaft zu München, [1]
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Barth, Hans: Die Nationale Kunst-Ausstellung in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0410

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Z2H Die Jahresausstellung (8<-s der Künsrlergenossenschaft zu München. — Die Nationale Kunst-Ausstellung in Rom.

aber seinem Finanzminister v. Riedel sieht man dafür den mit behaglichem Phlegma wohlthuend gemischten
durchdringenden Verstand sofort an, wie anderen die Diplomatie, die aus dem Schweigen eine Kunst macht.
Weil es nun einmal sehr schwer ist, bedeutende Menschen zu schildern, so verlegt sich denn auch die ungeheuere
Mehrzahl aller Maler auf die Darstellung harmloser, zweibeiniger oder auch vierfnßiger Existenzen, oder noch
lieber bloß auf Wiedergabe kleiner malerischer Reize, wie sie in Stadt und Land ja beständig beobachtet und
auch leicht festgehalten werden können. Daß darin unsere Malerei jetzt sehr viel mehr leistet als früher muß
ihr ganz unbestritten bleiben, obwohl sie gerade hier der gefährlichen Konkurrenz der Holländer, Belgier,

Italiener und Franzosen mehr als jemals früher begegnet.
Dafür ist aber auch der Fortschritt am auffallendsten,
ohne allen Zweifel haben unsere Maler ihre technische
Fertigkeit im ganzen sehr gesteigert und das Publikum
sogar hat anders sehen gelernt, so daß ihm die meisten
älteren Bilder jetzt schwarz und schwer, sowie der freien
malerischen Behandlung entbehrend Vorkommen. Man
hat endlich auch angefangen, das Aussehen der Figuren
in freier Luft gründlicher als bisher zu studieren und
ebenso in der Landschaft alle Probleme von Licht und
Atmosphäre. Ohne Zweifel verdankt man die Anregung
dazu den Franzosen, Engländern und Holländern, wie
auch die bessere Berechnung der Bilder auf weite Räume,
so daß gerade die jetzige Ausstellung nach dieser Seite
hin einen unleugbaren Fortschritt zeigt. Zweifellos
wirkten bei denselben auch die von den „Sezessionisten"
gegebenen Anregungen. Nur war es unrichtig, in
diesen Fortschritten des Darstellungsvermögens zugleich
notwendig auch einen Fortschritt der Kunst überhaupt
erblicken zu wollen, da es in dieser genau wie in der
Poesie doch noch mehr darauf ankommt, was man
sagt, als wie man es sagt. Hier aber bleiben noch
große Eroberungen zu machen, die Liebe zum Kleinen
und Unbedeutenden, welche die Signatur eines guten
Teils unserer jetzigen Kunst bildet, wird doch auch
wieder einmal der Begeisterung für das Große und
Erhabene Platz machen müssen, wo es dann mit dem
Studium der Luftreflexe freilich nicht mehr gethan ist-

(Die Fortsetzung im nächsten Hefte.)

Porkräl des Professors M. Lirxrn-Wayer.
von Fülöx Laszlo.

Die Oationale Aunst-Aufstellung iu Kmn.

von De. Laus Lartb (Rom).

ie kläglichen Eindrücke, welche die „Elite-Ausstellung"
des römischen Sezessionisten - Vereins »In ans
libertus« hinterlassen hat, wurden schnell verwischt und
zwar nicht etwa durch die Werke einer neuen, ihrer
eigenen Meinung nach noch freieren Sezession, sondern
durch das, was das große Heer der Gemeinen, der
„Dutzend-Künstler," geboten hat; derselben Künstler
gewöhnlichen Schlags, auf welche die Großen — die sich
in ihrer Sonder-Ausstellung neulich so furchtbar blamiert
haben — mit Verachtung herabzublicken pflegen. Die
zu Ehren der Silberhochzeit des Königspaares ins Werk
gesetzte nationale Kunst-Ausstellung enthält in der That
so viel Gutes, daß man sich staunend fragt, wo denn
alle diese künstlerischen Kräfte sich sonst bethätigen, wenn
nicht eine so außergewöhnliche Gelegenheit sie in Rom

zusammenführt? Nur wenige der diesmal ausgestellten
Arbeiten sind mittelmäßig, nur ganz wenige direkt schlecht,
was die Jury veranlaßt hat, sie durch geeignete Prämi-
ierung ans Licht der Öffentlichkeit zu ziehen. So vor-
trefflich nämlich die 588 Nummern des Kataloges im
allgemeinen sind, so merkwürdig ist die Entscheidung der
Herrn „Sachverständigen" ausgefallen, die, wie gesagt,
mit sicherem Blick gerade das weniger Gute, in einigen
Fällen geradezu das Scheußliche mit Medaillen, Preisen,
Diplomen u. s. w. bedacht haben.

Was zunächst die Landschaft betrifft, so ist das
Motiv der römischen Campagna in allen Arten und zum
Teil mit großem Geschick und tiefer Naturempfindung
behandelt worden. Ein Sonnenuntergang vor den Thoren
Roms angesichts der Albanerberge (die von den letzten
 
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