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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Becker, Benno: Die Ausstellung der Secession in München, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0464

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VIII. Jahrgang. Heft 24.

iA. September 1893.

>- tzerausgcgeben von Friedrich Wecht

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3661. baver. Verzeichnis Nr. 1671. k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 429) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr
_ (6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Die Ausstellung der Secession in München.

von Denn» Lecker (München).

II.*)


^^lrau, teurer Freund, ist alle Theorie
und grün des Lebens goldner Baum."
Den Satz sollte man mit goldenen Buch-
staben über die Eingangsthür der Kunst-
ausstellungen schreiben und jeder Kunst-
freund sollte ihn treu im Herzen bewahren,
denn die Versuchung ist gar zu groß. Kaum
hat man ein dutzend Bilder gesehen, da
stellen sich schon ein paar lockende Gesichts-
punkte ein, beim zweiten Dutzend werden
sie präziser und augenfälliger und beim
dritten ist das nette, kleine Schema fertig,
das nun ohne weitere Schwierigkeit überall
angewendet werden kann. Alle Erschei-
nungen lassen sich bequem einordnen und
den Erfinder erfüllt eine besondere Genug-
tuung. Das ist mit wenigen, rühmlichen
Ausnahmen die Art der modernen Kunst-
betrachtung. Das künstlerische Schaffen der
letzten Jahrzehnte wird losgelöst von der
unendlichen, ununterbrochenen Entwicke-
lungsreihe und hingestellt als etwas Ab-
geschlossenes, leicht Erkennbares, leicht zu
Definierendes. Nun ganz so einfach ist die
Sache wohl doch nicht. Ich nehme ein
paar markante Künstlerpersönlichkeiten der
Der Sieger, von Franz Stuck. letzten Generation: Boecklin, Menzel,

A°nst°-sst°ll>-ng des Vereins bildender «nnstier z- München ISS-. Whistler, Liebermann, Besnard, Lenbach,

Cazin, Uhde, Guthrie, Israels, Monet. Und
nun denke ich mir einen idealen Ausstellungsraum in dem nebeneinander das ganze Lebenswerk aller dieser
Meister hängt. Wenn die Herren Dogmatiker und Schematiker die genügenden Kenntnisse besäßen (aber sie be-
sitzen sie nicht) sich diese kostbare Sammlung vorzustellen, so würden sie doch einigermaßen erstaunen über die
Mannigfaltigkeit, die da zu Tage tritt, so würden sie doch wohl ein wenig stutzig werden und am Ende ein-
sehen, daß es nur ein Mittel giebt, in dieses Chaos Ordnung zu bringen: die Phrase. Glücklich, wer damit

*) I. siehe Heft 22.

«llnst für All- VIII.

4?
 
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