Und wenn er die neuefte Kunft, Klerke der Gotik und des Oftens, Plaftik der Ägypter
und der Neger zufammenträgt —, es ift nicßt Klaßllofigkeit, was ißn treibt, fondern
Scßickfal.
Er liebt das Dämonifcße, Raufcßßafte, das pßantaftifcß Gefteigerte, denn er [pürt
darin den Cakt des Lebens, das fpukßaft und gewaltig an ißm vorüberzießt und ib>n
mit ßineinreißt in den quirlenden, atemlofen Ganz.
Äber er liebt and) das Beruhigte, das Ausgeglichene und Verklärte, das Inficßver-
funkene, denn das Leben, das im Steingetürm der Großftädte brennt und brauft, ift
teuflifcße ünraft, aus der fieß die Seele ßinausfeßnt nacß Reinheit und Stille.
So ßnd ißm die Skulpturen des Oftens gleicßfam Erfüllung eigenen Verlangens. Sie
find Ausdruck jener Seelenkraft, die fiel) aufgefeßwungen ßat zur ßöcßften Klarheit, da
Leben und Klirken nur noeß ein Scßauen ift in die Unendlichkeit. Fjier ift alle önraft
überwunden und die letjte Station erreicht, die Menfcßen erreichen können, bevor fie
eingeßen zu Gott. CInd dort, in dem Klerke der Gotik, in diefen aufwärtsverlangenden
Linien, in den fcßmalen, fcßmerzvollen 3ügen der ernften Geflößter ift noeß Kämpfen
und Sucßen —hier der Vollendete, den nichts Irdifcßes meßr berüßrt, und vor dem wir
in ftummer Bewunderung verharren. Dort der Seßnende, noeß verftrickt in Müßfal und
Leid, zeitlich durch Jaßrßunderte von uns gefeßieden und uns doeß naß wie ein Bruder
und Kleggenoffe.
Diefe Generation ßat wie keine andere erfahren müffen, daß zwifeßen Klunfcß und
Erfüllung Kampf und Qual in ßülle und Fülle liegt. Der Klaßnfinn des Krieges ßat
fieß ißr mit blutigen Malen in die Seele gebrannt Äber feßlimmer noeß: fie verlor den
Glauben an die alten Gößen des Materialismus, eße noeß der neue Glaube an Geift,
Gerechtigkeit, Menfcßlicßkeit und Älliebe fefte Klurzel gefaßt ßatte. So taumelte fie
zwifeßen der Kielt, die fieß felbft vernichtet ßatte, und der neuen Kielt, die erft dunkel
geaßnt wurde, verzweifelt und entwurzelt umßer. Sie griff nacß jedem Klerk, das im
Dunkel der Stunde Klegweifer oder Croft oder Kraftquelle fein konnte. In der Cat, neben
Buddßa, dem Entrückten und Verklärten, darf die gotifeße Figur der anbetenden Mutter
fteßen und darüber [oll ein Klerk diefer aufgewühlten Seit ßängen, ein Golgalßa, von
Emil Nolde gemalt, mit den Kreuzen, die — grell aus dem nachtblauen Fjimmel ge-
feßniiten —wie ein, Äuffcßrei gequälter Kreatur in die ßoffärtig gaffende Menge droßen.
Diefes Gleicßnis ßat uns mitten in die Sammlung ßineingefüßrt, von der ßier die
Rede fein [oll. Sie geßört mit den Sammlungen Fjarry Fuld, v. Garvens, Kirdßßoff,
Kluxen, Bernßard Kößler zu der noeß kleinen Reiße deutfeßer Privatkollektionen, in
denen der univerfalere Geift einer neuen Menfcßßeit lebendig ift. Indem wir ißre
innere Struktur aus dem Geift der 3eit heraus zu deuten verfueßten, ergaben fieß feßon
von felbft die allgemeinen Eigenfcßaften, die für die Sammlungen unferer Cage über-
haupt cßarakteriftifcß find. Bei allen liegt der Schwerpunkt auf der Kunft der Gegen-
wart, mag fie nun meßr nacß der Seite des eigentlichen Expreffionismus ßin orientiert
oder meßr den Formproblemen des Kubismus zugewandt fein. Allen gemeinfam ift
aueß das Beftreben, .in naßer oder ferner Vergangenheit Klerke verwandter Geiftes-
ßaltung aufzufpüren.
In den feßönen Räumen der Sammlung Flemming ift eine folcße Fülle von Kunft-
werken verftreut, daß es uns unmöglich wäre, dem großen Material im Raßmen eines
kurzen Äuffatjes gereeßt zu werden. Klenn ßier nur von einigen der feßönften Bilder der
Sammlung die Rede ift, fo muß man fieß vor Äugen ßalten, daß fie zwar der wießtigfte Ceil
der Sammlung find, daß fie aber Sinn und Bedeutung erft dureß ißre Nacßbarfcßaft er-
halten. Neben den feßönften Klerken von Klee z. B. ßängen perfifeße Miniaturen und
wir feßen ftaunend, wie ßier und dort ein Gleiches in uns zum Klingen kommt, ßier
wie dort genießen wir die 3ärtlicßkeit des Stricßs, die feßwebende Leichtigkeit der
Farbe, die Pßantaftik des Cropifcßen. In den Skulpturen der Neger ßerrfeßt diefelbe
Konfequenz der Raumgeftaltung wie in den Klerken Picaffos. Jene afrikanifeßen Idole
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und der Neger zufammenträgt —, es ift nicßt Klaßllofigkeit, was ißn treibt, fondern
Scßickfal.
Er liebt das Dämonifcße, Raufcßßafte, das pßantaftifcß Gefteigerte, denn er [pürt
darin den Cakt des Lebens, das fpukßaft und gewaltig an ißm vorüberzießt und ib>n
mit ßineinreißt in den quirlenden, atemlofen Ganz.
Äber er liebt and) das Beruhigte, das Ausgeglichene und Verklärte, das Inficßver-
funkene, denn das Leben, das im Steingetürm der Großftädte brennt und brauft, ift
teuflifcße ünraft, aus der fieß die Seele ßinausfeßnt nacß Reinheit und Stille.
So ßnd ißm die Skulpturen des Oftens gleicßfam Erfüllung eigenen Verlangens. Sie
find Ausdruck jener Seelenkraft, die fiel) aufgefeßwungen ßat zur ßöcßften Klarheit, da
Leben und Klirken nur noeß ein Scßauen ift in die Unendlichkeit. Fjier ift alle önraft
überwunden und die letjte Station erreicht, die Menfcßen erreichen können, bevor fie
eingeßen zu Gott. CInd dort, in dem Klerke der Gotik, in diefen aufwärtsverlangenden
Linien, in den fcßmalen, fcßmerzvollen 3ügen der ernften Geflößter ift noeß Kämpfen
und Sucßen —hier der Vollendete, den nichts Irdifcßes meßr berüßrt, und vor dem wir
in ftummer Bewunderung verharren. Dort der Seßnende, noeß verftrickt in Müßfal und
Leid, zeitlich durch Jaßrßunderte von uns gefeßieden und uns doeß naß wie ein Bruder
und Kleggenoffe.
Diefe Generation ßat wie keine andere erfahren müffen, daß zwifeßen Klunfcß und
Erfüllung Kampf und Qual in ßülle und Fülle liegt. Der Klaßnfinn des Krieges ßat
fieß ißr mit blutigen Malen in die Seele gebrannt Äber feßlimmer noeß: fie verlor den
Glauben an die alten Gößen des Materialismus, eße noeß der neue Glaube an Geift,
Gerechtigkeit, Menfcßlicßkeit und Älliebe fefte Klurzel gefaßt ßatte. So taumelte fie
zwifeßen der Kielt, die fieß felbft vernichtet ßatte, und der neuen Kielt, die erft dunkel
geaßnt wurde, verzweifelt und entwurzelt umßer. Sie griff nacß jedem Klerk, das im
Dunkel der Stunde Klegweifer oder Croft oder Kraftquelle fein konnte. In der Cat, neben
Buddßa, dem Entrückten und Verklärten, darf die gotifeße Figur der anbetenden Mutter
fteßen und darüber [oll ein Klerk diefer aufgewühlten Seit ßängen, ein Golgalßa, von
Emil Nolde gemalt, mit den Kreuzen, die — grell aus dem nachtblauen Fjimmel ge-
feßniiten —wie ein, Äuffcßrei gequälter Kreatur in die ßoffärtig gaffende Menge droßen.
Diefes Gleicßnis ßat uns mitten in die Sammlung ßineingefüßrt, von der ßier die
Rede fein [oll. Sie geßört mit den Sammlungen Fjarry Fuld, v. Garvens, Kirdßßoff,
Kluxen, Bernßard Kößler zu der noeß kleinen Reiße deutfeßer Privatkollektionen, in
denen der univerfalere Geift einer neuen Menfcßßeit lebendig ift. Indem wir ißre
innere Struktur aus dem Geift der 3eit heraus zu deuten verfueßten, ergaben fieß feßon
von felbft die allgemeinen Eigenfcßaften, die für die Sammlungen unferer Cage über-
haupt cßarakteriftifcß find. Bei allen liegt der Schwerpunkt auf der Kunft der Gegen-
wart, mag fie nun meßr nacß der Seite des eigentlichen Expreffionismus ßin orientiert
oder meßr den Formproblemen des Kubismus zugewandt fein. Allen gemeinfam ift
aueß das Beftreben, .in naßer oder ferner Vergangenheit Klerke verwandter Geiftes-
ßaltung aufzufpüren.
In den feßönen Räumen der Sammlung Flemming ift eine folcße Fülle von Kunft-
werken verftreut, daß es uns unmöglich wäre, dem großen Material im Raßmen eines
kurzen Äuffatjes gereeßt zu werden. Klenn ßier nur von einigen der feßönften Bilder der
Sammlung die Rede ift, fo muß man fieß vor Äugen ßalten, daß fie zwar der wießtigfte Ceil
der Sammlung find, daß fie aber Sinn und Bedeutung erft dureß ißre Nacßbarfcßaft er-
halten. Neben den feßönften Klerken von Klee z. B. ßängen perfifeße Miniaturen und
wir feßen ftaunend, wie ßier und dort ein Gleiches in uns zum Klingen kommt, ßier
wie dort genießen wir die 3ärtlicßkeit des Stricßs, die feßwebende Leichtigkeit der
Farbe, die Pßantaftik des Cropifcßen. In den Skulpturen der Neger ßerrfeßt diefelbe
Konfequenz der Raumgeftaltung wie in den Klerken Picaffos. Jene afrikanifeßen Idole
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