EineVanitas von C f) r i ft o p 1)
Ämberger / 3u der Dafel Seite 140
Der Äugsburger Maler Chriftoph Ämberger,
deffen Geburtsort und -datum bis heute noch
immer nid)t mit Sicherheit feftftellbar find, ge-
hört zu jenen Künftlern der Übergangszeit, bei
denen die gotifcbe Cradition deutfdjer Über-
lieferung durch den von Süden fier eindringen-
den neuen Geift zwar eine deutlich fühlbare
Huflockerung erfährt, die aber nicht immer wie
bei Dürer in eine neue Harmonie zeichnerifch-
malerifdber Form ausmündet. So find viele tüerke
diefer Künftlergruppe nur feiten frei von der
Gezwungenheit einer Manier, die künftlid) die
Formenfprache der Italiener der vom Lehrer er-
erbten Cradition eines mehr zeichnerifchen Stils
anzugleichen bemüht ift und gerade die wenigen
erhaltenen Hltarbilder Hmbergers, unter denen
das Äugsburger Dombild von 1554 immer als
die hervorragendfte Schöpfung des Meifters auf
diefem Gebiete angefprochen werden muß, zeigen
in beinahe beängftigender Deutlichkeit jenen
italienifierenden Einfluß, der fich nur allzugern
in einer verhängnisvollen unperfönlichen Forciert-
heit rein äußerlicher Momente entlädt. Hnders,
wenn ein folcher Künftler das übernommene
Gut feines beften handwerklichen Könnens zu-
fammen mit der ihm eigenen perfönlichen künft-
lerifchen Äuffaffungsgabe Äufgaben gegenüber
entwickelt, die von der Konzeffion an den Mode-
gefchmack frei fein dürfen. Da zeigt Ämberger
als Bildnismaler nicht nur die Klarheit der Burgk-
mairfchen Schule, der er offenbar entflammt,
fondern wie etwa auf dem Porträt Karls V. in
der Berliner Galerie oder beffer noch auf dem
prachtvollen Fuggerbildnis von 1541 eine Könner-
fchaft, die auch für jene 3eit durchaus achtung-
gebietend ift. — Die hier erftmalig veröffent-
lichte Darftellung einer Vanitas (Höhe 36 cm,
Breite 48 cm), die unter der Infchrift oben das
Entftehungsjahr 1545 bekannt gibt, bereichert
das malerifche öüerk diefes Äugsburger Meifters
um eine vielfagende Probe, die die Eigenart des
Hmbergerfchen Stiles in deutlichfter Klarheit vor
Äugen führt. Fjinter der in erfter Linie von den
Venezianern entnommenen Kompofition (der im
Vordergrund hingelagerte Hund ift ein beliebtes
Requifit fpeziell des Kunftkreifes um Cizian und
Veronefe) und der an Mantegna erinnernden
Ärt der Konturenführung wird doch To viel
Eigenes bemerkbar, daß man auf den erften
Bück als Urheber diefes reizvollen Bildchens,
das ein dunkelgrüner Hintergrund abfchließt, nur
einen deutfdßen Meifter der 3^it erkennt, ein
Beweis, wie wenig lebten Endes der füdliche
Einfluß über die (Ursprünglichkeit einer durch
Raffe und Überlieferung bedingten Perfönlichkeit
diefer Ärt hat F)err werden können. (Literatur
für Ämberger flehe Friedländer in Ghieme-
Beckers Künftlerlexikon, Bd. I.) B.
Sammlungen
Mitteilungen des Haager Geraeinde-
mufeums
Än der Spitje des Haager Gemeindemufeums
find Perfonen und Kräfte tätig, die auf eine
j’tärkere Berückfichtigung der zeitgenöffifchen
Kunft hindrängen. Man folgt einem Programme
der Neuerwerbungen, das offenfichtlich von dem
Gedankengange getragen wird: Für die alt-
niederländifche Malerei ift durch das Haager
Mauritshuis und durch das Ämfterdamer Rijks-
mufeum hinlänglich geforgt — für die franzö-
fifche und die holländifche Freiluftmalerei des
19. Jahrhunderts birgt das Haager Mesdag-
Mufeum und die Sammlung Dunker-Frafer im
Rijksmufeum, auch Boijmans in Rotterdam, ge-
nügendes Änfchauungsmaterial — höchfte 3ßit
wird es, in Holland eine Galerie für die Kunft
der Gegenwart, fowohl für die holländifche wie
die internationale, alfo nicht nur von örtlichem
öüefensgepräge wie das moderne ftädtifche
Mufeum Ämfterdams, einzurichten. Demgemäß
geht die Leitung des Haager Gemeindemufeums
mit den befchränkten Mitteln, die ihr zur Ver-
fügung ftehen, an den Änkauf moderner Deut-
fcher, Franzofen, Spanier, Holländer, fo daß fich
wirklich der Kern für ein einftiges und wirklich
repräfentatives Ganze formt. Daß die Änlage
nicht eine bloß mufeale Angelegenheit bleiben
[oll, daß von ipr aus kräftige Erziehungsftröme
ins Land hinausgeleitet werden follen, geht
mittelbar aus dem letjterfchienenen Hefte der
„Mededeelingen van den Dienft vor Kunften en
CDetenfchappen der Gemeente ’s Gravenhage
(Dez. 1921) hervor, worin Direktor Dr. van Gelder
anmerkungsweife über die Gliederung und die
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