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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 3
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0155

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Sammlungen
Jahresbericht der h o 11 ä n di fd) e n
Mufeen
Dem foeben erfd)ienenen Jahresbericht der
holländijchen Mufeen für 1920 ift zu entnehmen,
daß im Ämfterdamer Reichsmufeum die Änzahl
der Befucher insgefamt 180884 betrug. Die 3u-
nahme an Gemälden durch Kauf oder Gefchenk-
Zuwendung war in diefem Jahre beträchtlicher
als während der lebten Jahre vorher. Äls be-
deutendfter Änkauf ift eine Familiengruppe von
Pieter Codde zu nennen, der in die Gruppe der
Frans hals verwandten Maler aus dem 17. Jahr-
hundert gehört; unter den Gefchenken ein kleines
Gemälde von Jan van Scorel, Cleopatra vorftellend.
Das Reichskupferftichkabinett vermehrte
feinen Beppftand um 96 3eid)nungen und 401 Ra-
dierungen; die Direktion klagt über Platzmangel.
Im Mauritshuis (FJaag) betrug die Befucherzahl
58195 Perfonen. Die Äbteilung der Primitiven
erhielt einen bedeutfamen 3uwachs durch den Hn-
kauf der „Äuferftehung Chripi“ von Hlbert Bouts.
Das Mufeum Mesdag (imFjaag) zählte 5151
Befucher. 5.
Graz
Das Ämt des Vorlandes der Landesbilder-
galerie in Graz hat Üniv.-Prof. Dr. Klilhelm
Suida nach Vollendung der Neuaufpellung der
Sammlung niedergelegt. Die Äufftellung, von
Dr. Bruno Grimfchitj in der 3eitfchrift „Die bil-
denden Künfte“, 1921, Fjeft 8 ausführlich befpro-
ci)en, hat den nach der Qualität ftreng gefichteten
Bilderbeph des Landes Steiermark in 3ufammen-
hang gebracht mit den Klerken der Fjolzplaßik
und ausgewählten kunftgewerblichen Stüdten,
insbefondere Möbeln. Der von Prof. Suida aus-
gearbeitete ausführliche wiffenfchaftliche Katalog
wird demnächft im Verlage der Öfterreichifchen
V.-G. und Staatlichen Lichtbildftelle in KIien er-
fcheinen.
Äusßellungen
Bremen
In der Kunfthalle peht man gegenwärtig
eine Äusftellung, die in feltfamer Gegenüber-
peilung Klerke oftapatifcher Kunft und die Bild-
nerei der Südfeeinfulaner und Afrikaner zeigt.
Die erstgenannte Äbteilung weift neben belang-

lofem Mittelgut eine Änzahl erpklafpger Stücke
aus Bremer Privatbepp auf, darunter pracht-
volle Bronzebüften aus Siam, frühe japanifche,
ehemals lackierte Fjolzplaftiken, ferner einige jener
bewundernswerten Conpguren aus der Sung-
3eit, deren Beph jeder europäifchen Sammlung
zur höchften 3ierde gereichen würde. Schwad)
dagegen find die wenigen Proben, die die Ma-
lerei Opapens repräfentieren Jollen. Die Äuf-
fteilung der Stücke ip fo, daß das einzelne Klerk
feiner vollen Bedeutung nach klar zu erkennen
ift, und fo darf man dem Veranpalter für feine
Äbpd)t, einmal aus dem Bremer Privatbeph er-
lefene Einzelpücke der breiteren Öffentlichkeit
vorzuftellen, durchaus dankbar fein. Klas nebenan
an Klerken exotifcher Kunft gezeigt wird, ent-
ftammt wohl in der Fjauptfache dem Beph des
ftädtifchen Mufeurns, und auch hier wird man
es begrüßen, daß diefe im einzelnen oft fehr
beachtenswerten Proben, die in dem bunten
Klarenhaus-Durcheinander des genannten Mu-
feums nie zur Geltung kommen können, einmal
zur ruhigen und felbftändigen Klirkung gebracht
worden find. Äls verftimmend und nahezu un-
möglich emppndet man nur das hineinbeziehen
einiger Stücke peruanifcher Fjerkunp, weil diefe
Dinge, die 3eugen einer einftmals hohen, längft
begrabenen Kultur pnd, aber auch in keinem
Punkt einen Vergleich mit den Exoten geftatten.
Beweift deshalb fchon diefe Catfache, daß der
Veranpalter die Äusftellung mehr nach geogra-
phißh-völkerkundlichen als rein künplerifchen
Gefichtspunkten zufammengetragen hat, fo muß
man grundfä^lich gegen die Idee der fcßeinbar
programmatifchen Gegenüberftellung „Oftafien —
Exoten“ mit aller Deutlichkeit Verwahrung ein-
legen. Denn nennt man diefe beiden Kielten
künplerifchen Seins in einem Ätem, fo drückt
man damit entweder die hoho Kunftkultur des
fernen Oftens auf das Niveau der primitiven
handwerklichen Freudigkeit der Südfeeinfulaner
herab oder man hält diefe für wert, den Ver-
gleich mit Siam, China und Japan aufzunehmen.
Das aber ip fchlecbterdings unmöglich und fo
fpricht pch in der Idee diefer Veranftaltung ein
fo völliges Verkennen der grundlegenden künft-
lerifchen Vorausfehungen aus, daß man vor
Nachahmung nicht dringend genug warnen kann.
Klenn Fjerr Dr. Klaldmann für feine Perfon noch
keinen Eingang zu der Klunderwelt des Oftens

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