Sammlungen
Stiftungen an das New Yorker
Metropolitan Mufeum
Dem Metropolitan Mufeum find kürzlich
wieder einige bedeutende Stiftungen zugefallen:
Mr. James F. Bailard aus St. Louis hat ihm
eine bedeutende Sammlung orientalifdjer Cep-
pidrje — 126 an der 3al)l — überwiefen und
Mr. George F. Baker, der New Y orker Bankier,
eine Summe von einer Million Dollar, deren
3infcn das Mufeum je nach Bedarf benutzen foll.
Diefe Beftimmung ift für das Mufeum von be-
fonderer Bedeutung, weil es zwar eine ganze
Reihe von Kapitalien befitjt, deren Erträge zum
Hnkauf neuer Kunftwerke beftimmt find, es ihm
aber an genügenden Einnahmen zur Deckung
der ftetig fteigenden Verwaltungskoften fehlt.
Diefer Lage ift die letztes Jahr dem Mufeum
als Vermächtnis zugefallene Michael Dreicer-
Sammlung erftmals dem Befuch des Publikums
geöffnet worden. Diefe verhältnismäßig kleine,
aber erlefene Sammlung muß, den Ceftaments-
bedingungen gemäß, 25 Jahre lang als einheit-
liche Sammlung in einem befonderen Raume
aufgeftellt bleiben, um dann ihren Beftandteilen
entfprechend auf die einzelnen Galerien verteilt
zu werden. Das erfcheint gegenüber früheren
Beftimmungen fchon als großer Fortfehritt, wo
oft mehr der Eitelkeit als Kunftliebe gefrönt
wurde. Es ift in dahrheit aber fogar noch mehr
als das. Ganz offenbar hat diefer feinfinnige
Sammler noch nach feinem Code nicht bloß auf
das allgemeine Publikum, fondern auf die Sammler
felber fördernd einwirken wollen, indem er
ihnen ad oculos demonftrieren wollte, wie man
fammeln müffe. Und die treffliche Lektion wird
hoffentlich während der 25 Jahre, die fie dauern
wird, gute Früchte tragen. Die Cendenz in den
Kreifen feriöfer Sammler hier geht ja fo wie fo
fchon diefelben tüege. Dreicers Sammlung be-
fielet faft ausfchließlich aus Primitiven der nörd-
lichen und füdlichen Malerfchulen und einer
Reihe früher meift franzöfifcher Skulpturen, zu
denen fich aber auch eine köftliche Verkündi-
gungsgruppe der rheinifchen Schule gefeilt. Ein
paar Elfenbeinfchni^ereien, Emailen, ein früh-
vlämifcher GUandteppid) mit der Paf fionsgefchichte
und ein großer Perferteppich, dazu einige Klein-
bronzen runden die Sammlung ab. Die hervor-
ragenden Einzelwerke find IJans Memlings
558
frühes Männerporträt mit einem Pfeil; Rogier
van der Uleydens „Chriftus feiner Mutter er-
fcheinend“, der rechte Seitenflügel eines Cri-
ptychons, deffen zwei andere Stücke in der Ka-
thedrale zu Granada liegen; desfelben Bildnis
eines Benediktinermönches; ein Frauenbildnis
von Lucas Cranach; „Die heilige Hnna, Chata-
rina und Dorothea“ von Martin Schongauer,
ein wahres Juwelenkäftchen köftjicher Farben;
das Porträt der Eleonore von Öfterreich von
Mabufe und Piero di Cosimos jugendlicher Kopf
Johannes des Läufers. F.
Bafel
Öffentliche Kunftfammlung. Die moderne
Sammlung ift durch denÄnkauf einer Bergland-
fchaft von Ferdinand godler aus basleri-
fchem Privatbefiß um ein wertvolles Stück be-
reichert worden. Da die Neuerwerbung bis je§t
noch nie reproduziert wurde, dürfte eine Be-
fchreibung intereffieren.
Das Gemälde ftellt einen Berggipfel (Niefen)
dar und ftammt aus der letzten Schaffensperiode
des Künftlers und ift zweifellos eine der reichten
und ausdrucksvollen Faffungen des „Niefen“.
Der einfame Gipfel ift ganz von der Bergeshöhe
aus gefehen dargeftellt. Die Einzelformen der
Felfen, Matten und Runfen find zu einem ein-
heitlichen Maffenbau zufammengepreßt und fo
das gewaltige Laften hinab zur Erde der mäch-
tigen Bergkuppen aufs Eindrücklichfte betont und
veranfchaulicht. Über dem fchwerlaftenden Berg-
maffiv der unteren Bildhälfte fteigt ein klarblauer
Ijimmel auf, deffen intenfive Farbe noch ge-
fteigert wird durch die weißen Güolken, die in
weitausholendem Rahmen um das Bildzentrum
angeordnet find. R.
Brüffel
Endlich verfudjt man das Niveau unferer
Mufeen in der modernen Malerei zu heben —
ein Niveau, welches mehr als rückftändig war.
Der franzöfifche Saal i|t fchnell nacheinander
bereichert worden um zwei Matiffe, einen Ott-
mann, einen Marocquier und endlich den „Kal-
varienberg“ von Gauguin, das befte ttlerk des
Meifters aus der 3eit von Pont-Även, und eine
große Landfcßaft von Sisley. denn man be-
denkt, daß der Impreffionismus bisher durch ein
einziges Bild von Guillaumin vertreten war, wird
man die Bedeutung diefer Käufe vergehen. Von
belgifchen Meiftern ift die Erwerbung des „Karten-
Stiftungen an das New Yorker
Metropolitan Mufeum
Dem Metropolitan Mufeum find kürzlich
wieder einige bedeutende Stiftungen zugefallen:
Mr. James F. Bailard aus St. Louis hat ihm
eine bedeutende Sammlung orientalifdjer Cep-
pidrje — 126 an der 3al)l — überwiefen und
Mr. George F. Baker, der New Y orker Bankier,
eine Summe von einer Million Dollar, deren
3infcn das Mufeum je nach Bedarf benutzen foll.
Diefe Beftimmung ift für das Mufeum von be-
fonderer Bedeutung, weil es zwar eine ganze
Reihe von Kapitalien befitjt, deren Erträge zum
Hnkauf neuer Kunftwerke beftimmt find, es ihm
aber an genügenden Einnahmen zur Deckung
der ftetig fteigenden Verwaltungskoften fehlt.
Diefer Lage ift die letztes Jahr dem Mufeum
als Vermächtnis zugefallene Michael Dreicer-
Sammlung erftmals dem Befuch des Publikums
geöffnet worden. Diefe verhältnismäßig kleine,
aber erlefene Sammlung muß, den Ceftaments-
bedingungen gemäß, 25 Jahre lang als einheit-
liche Sammlung in einem befonderen Raume
aufgeftellt bleiben, um dann ihren Beftandteilen
entfprechend auf die einzelnen Galerien verteilt
zu werden. Das erfcheint gegenüber früheren
Beftimmungen fchon als großer Fortfehritt, wo
oft mehr der Eitelkeit als Kunftliebe gefrönt
wurde. Es ift in dahrheit aber fogar noch mehr
als das. Ganz offenbar hat diefer feinfinnige
Sammler noch nach feinem Code nicht bloß auf
das allgemeine Publikum, fondern auf die Sammler
felber fördernd einwirken wollen, indem er
ihnen ad oculos demonftrieren wollte, wie man
fammeln müffe. Und die treffliche Lektion wird
hoffentlich während der 25 Jahre, die fie dauern
wird, gute Früchte tragen. Die Cendenz in den
Kreifen feriöfer Sammler hier geht ja fo wie fo
fchon diefelben tüege. Dreicers Sammlung be-
fielet faft ausfchließlich aus Primitiven der nörd-
lichen und füdlichen Malerfchulen und einer
Reihe früher meift franzöfifcher Skulpturen, zu
denen fich aber auch eine köftliche Verkündi-
gungsgruppe der rheinifchen Schule gefeilt. Ein
paar Elfenbeinfchni^ereien, Emailen, ein früh-
vlämifcher GUandteppid) mit der Paf fionsgefchichte
und ein großer Perferteppich, dazu einige Klein-
bronzen runden die Sammlung ab. Die hervor-
ragenden Einzelwerke find IJans Memlings
558
frühes Männerporträt mit einem Pfeil; Rogier
van der Uleydens „Chriftus feiner Mutter er-
fcheinend“, der rechte Seitenflügel eines Cri-
ptychons, deffen zwei andere Stücke in der Ka-
thedrale zu Granada liegen; desfelben Bildnis
eines Benediktinermönches; ein Frauenbildnis
von Lucas Cranach; „Die heilige Hnna, Chata-
rina und Dorothea“ von Martin Schongauer,
ein wahres Juwelenkäftchen köftjicher Farben;
das Porträt der Eleonore von Öfterreich von
Mabufe und Piero di Cosimos jugendlicher Kopf
Johannes des Läufers. F.
Bafel
Öffentliche Kunftfammlung. Die moderne
Sammlung ift durch denÄnkauf einer Bergland-
fchaft von Ferdinand godler aus basleri-
fchem Privatbefiß um ein wertvolles Stück be-
reichert worden. Da die Neuerwerbung bis je§t
noch nie reproduziert wurde, dürfte eine Be-
fchreibung intereffieren.
Das Gemälde ftellt einen Berggipfel (Niefen)
dar und ftammt aus der letzten Schaffensperiode
des Künftlers und ift zweifellos eine der reichten
und ausdrucksvollen Faffungen des „Niefen“.
Der einfame Gipfel ift ganz von der Bergeshöhe
aus gefehen dargeftellt. Die Einzelformen der
Felfen, Matten und Runfen find zu einem ein-
heitlichen Maffenbau zufammengepreßt und fo
das gewaltige Laften hinab zur Erde der mäch-
tigen Bergkuppen aufs Eindrücklichfte betont und
veranfchaulicht. Über dem fchwerlaftenden Berg-
maffiv der unteren Bildhälfte fteigt ein klarblauer
Ijimmel auf, deffen intenfive Farbe noch ge-
fteigert wird durch die weißen Güolken, die in
weitausholendem Rahmen um das Bildzentrum
angeordnet find. R.
Brüffel
Endlich verfudjt man das Niveau unferer
Mufeen in der modernen Malerei zu heben —
ein Niveau, welches mehr als rückftändig war.
Der franzöfifche Saal i|t fchnell nacheinander
bereichert worden um zwei Matiffe, einen Ott-
mann, einen Marocquier und endlich den „Kal-
varienberg“ von Gauguin, das befte ttlerk des
Meifters aus der 3eit von Pont-Även, und eine
große Landfcßaft von Sisley. denn man be-
denkt, daß der Impreffionismus bisher durch ein
einziges Bild von Guillaumin vertreten war, wird
man die Bedeutung diefer Käufe vergehen. Von
belgifchen Meiftern ift die Erwerbung des „Karten-