Urvterpen
tlnbefd)riebene Drucke Johannes 3ainers, Olm
Von ERNST WEIL
Bei einer Qnterfuchung über den ülmer Fjolzfchnitt im 15. Jahrhundert1 fließ mir eine Änzahl
bisher unbefchriebener CQerke Qlmer Drucker auf. Einen Ceil davon verdanke ich dem
Nachweis der Kommiffion für den Gefamtkatalog der Uliegendrucke, Berlin.
Eine von den befchriebenen Äusgaben des Boccaccio, De Claris mulieribus, dem erften und be-
rühmten ßolzfchnittbud) Johannes 3ainers, abweichende Äusgabe [teilt das Exemplar der Grazer
(Iniverptätsbibliothek dar. Es ift leider unvollftändig, es fehlt der Änfang, die Blätter 1 — 9. Der
von Fjain+3329 befchriebenen Äusgabe gegenüber fehlt das Drudejahr 1473. Der Drudevermerk,
S. 116, 3-32, lautet: Vlme impressum / per Johanez zainer de Ru’tlinge / Deo Gratias//, ttleiter
befteht ein Qnterfchied in der Folge der bekannten Fjolzfchnitte. Bis zum 28. Fjolzfchnitt (Polixena)
ftimmt die Reihenfolge mit der deutfehen Äusgabe des töerkes Fjain +3333; Schreiber 3506 über-
ein. Der nächfte ift Fjekuba, der in der lateinifchen Äusgabe Fjain +3329 überhaupt fehlt. Die
Reihenfolge der Fjolzfchnitte ift weiterhin: Cafandra, Clitemneftra, Fjelena, Circe, Camilla, Penelope,
Lavinia, Dido, Nicaula, Rhea Ylia, Saphos (Cullia fehlt wie in Fjain +3329), Lucretia, Camiris,
Leena, Ätalia (fehlt bei Fjain +3333), Cloelia, Fjippo (fehlt Fj. +3333), Veturia, Chamiris (fehlt
IJ. + 3333), Ärthimifia, Virginea, Yrene (fehlt Fj. +3333), Olympias, Virginea, Romana, Marcia, Sul-
picia, Ärmonia, Bufa, Sophonisba, Cheofena, Beronices, Drigiagontis coniux, Emilia tertia, Claudia,
Cimbre, Julia, Porcia, Fjortenpa, Mariamnes (fehlt Fj. + 3333). Cleopatra, ufw. übereinftimmend mit
Fjain +3333. Diefe Äusgabe müßte füglich nach Fjain +3329 als 3329 a und nach Schreiber 3510
als 3510a eingereiht werden.
Molitors Fjexenbuch in deutfd): Cractat von den bofe weibern, die man nennet die Fjexen, er-
fdjien gegen 1490 auch bei Joh. 3ainer (einzig bekanntes Exemplar: Benedictiner Äbtei Metten,
Geb. miss. IV. 308—10. 34 Bl. a8—Citelblatt ai fehlt—, b6, c8, d6, e?; e8 wohl mit Drudevermerk
fehlt; 32 3.4°). Die Äusgabe, wohl als die zweite deutfehe Äusgabe mit Fjolzfchnitten diefes ÜLIerkes
anzufprechen (erfte: die Reutlinger ßain 11540), ift befonders intereffant durdb ihre, für die 3eit
[ehr fortgefchrittenen ßolzfchnitte. Der ßolzfchnitt der fehlenden erften Seite hat fleh erhalten als
Eitel einer Lucidarius-Äusgabe 3ainers von 1496 (Fjain 8812; Schreiber 4548). Dies kann aus der
thematifchen Äbhängigkeit der Fjolzfchnitte des Qlmer Molitor von dem eben zitierten Reutlinger
Druck gefdjloffen werden. Selbft das Reutlinger CQappen in diefem ßolzfchnitt ging in den Qlmer
Schnitt über. Sind die Reutlinger Fjolzfchnitte als auf einer tiefen Stufe handwerklicher Äusübung
der ßolzfchneiderei flehend anzufprechen, fo muß der Qlmer Fjolzfchneider in die Reihe der vor-
züglichen Meifter feiner 3eit eingereiht werden. Innerhalb des Qlmer Fjolzfchnittes find von ihm
nur zwei weitere, frühere Fjolzfchnitte aufzuweifen (in Fjain+ 2146; Schreiber 3722, vgl. meine
eingangs genannte Ärbeit). Es fcheint mir kein 3weifel zu beftehen, daß diefer Fjolzfchneider unter
den Ijolzfchneidern der Güolgemut-Cüerkftatt wiederzuerkennen ift.
In dem ebenfalls nur einmal in dem Exemplar der Benedictiner Äbtei Metten bekannten, ca. 1500
zu datierenden: „Qnfrer Frauen Mantel“, Fjans 3ainer, f. a. (Inc. II. 129. 22 Bl. ai2( a2-5 hand-
Tchriftlich ergänzt, b8, c2, 20 3- Cypen 12, 13; 4°) kommt zweimal der Fjolzfchnitt einer Schulj-
mantelmaria (fol. la und fol. 22b) vor, eine Ärbeit eines recht geringen Fjolzfchneiders. Der Fjolz-
1 Die demnäd)[t in Buchform im Mauritius-Verlag, Berlin, erfd)eint.
Der Cicerone, XIV. Jabrg., ßeft 18
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