Cemperabilder nicht Immer aufweifen. Diefe (Uerkßattkunß (Ueltis dem breiteren Publikum näljer
zu bringen, war die etwas zu wahllos zufammengeftellte Schau kaum geeignet; um fo größeren
Nutzen zogen alle die daraus, die pd) mit CQeltis merk von jeher näher befaßten. — Ein 3ufall
brachte es mit pd), daß gleichzeitig mit diefen Heimarbeiten“ CQeltis ein Cemperabild desMeißers
zum erpenmal in 3ürid) gezeigt werden konnte. Es handelte pd) um den ausgeführten Cempera-
Entwurf zu einem Eheftandsfries, den CQelti für das Crauungszimmer des 3üdd)er Stadtbaufes
in Angriff genommen hatte, deffen Ausführung aber leider an der Koßenfrage fcheiterte. Der
farbenfrohe, an prächtigen Einfällen reiche Entwurf iß jüngß mit Unterftüfcung der 3ürid)er Kunß-
gefellfchaft von der Gottfried-Keller-Stiftung aus deutfcbem Bepö erworben worden und wird nun
als willkommenes Depoptuni dem repräfentativen 3üdd)er (Uelti-Kabinett eingegliedert.
Die intime (Uelti-Sd)au ßand im Schatten einer anderen, größeren, der Edvard Mund)-Aus-
ßellung. Erß in diefen Lagen pnd die lebten Nachzügler an Bildern und Grapkik zu ihr geßoßen,
aber dafür ßebt man jetjt vor einem Lebenswerk. Von diefer Ausftellung, die an Umfang und
Bedeutung alle ihre Vorgängerinnen weit zurückläßt, foll noch fpeziell die Rede fein.
Die Kultur der Gegenwart Von ERNST ZEH
Das Geiftesleben der Gegenwart wird beherrfd)t von der Syntbefe. Die Baußeine der fo not-
wendigen und entfagungsvollen analytifchen Detailarbeit, über die nur die Oberßäd)licbkeit
fchönredender Salonliteraten zu fpötteln vermag, müß'en pd) nun unter den fänden konßruktiv
veranlagter Geiftesarbeiter zum Bau eines kosmifchen Ganzen fügen. Aus diefer zum Univerfalis-
mus drängenden (üertfe&ung des geiftigen Lebens heraus pnd in le&ter 3eit zahlreiche zufammen-
faffende Abhandlungen über Struktur, Sinn und 3iel kultureller Strebungen erfd)ienen. Man braucht
nur an Spenglers „Untergang des Abendlandes“, an Jellineks „(Ueltengeheimnis“, Sprangers
„Lebensformen“, an die weitgefpannten Arbeiten des Inßituts für Kulturforfd)ung in (Dien und an
die Flut der polemifcben Streitfcbriften für und gegen Spengler zu erinnern. Der Sinn für die
Cotalität der geißigen Akte iß erwacht. Utitj, der bekannte Verfaffer der „Grundlegung der all-
gemeinen Kunßwiffenfchaft“ vermehrt die Reihe diefer fyntbetifcben Arbeiten um eine neue unter
dem Citel „Die Kultur der Gegenwart“. Eine gemeinfame Linie geht durch diefes Buch und ver-
knüpft die einzelnen Abfcbnitte, die jeweils immer nur einen geiftigen Akt für pd) herausheben,
zu einem organifchen Ganzen. Immer wieder zeigt der Verfaffer in pädagogifd) eindringlicher
(Ueife die Grundtendenz des Geißeslebens der Gegenwart: die Überwindung einer unter der Dik-
tatur matbematifd) orientierter Naturwiffenfchaften ßebenden einfeitigen materialiftifcben ttlelt-
anfehauung. Die Renaiffance ßel)t am Anfang diefes naturwiffenfcbaftlid) gerichteten 3®italters,
deffen fd)ickfall)afte Überfteigerung wir jejjt in zuckenden Krifen erleben. Künße und naturwiffen-
fchaftliche Betrachtung haben in der Renaiffance ein enges Bündnis gefcbloffen: anatomifd)e und
perfpektivifche Studien pnd allgemein bekannte Symptome dafür. Die Künße und die errechen-
baren technifchen Difziplinen nähern pd): Lionardo da Vinci iß Künßler und Mechaniker in
böchßer Potenz. Die mittelalterliche Hielt mit ihrer glühenden Sehnfucht nad) einer jenfeitigen
Seinsfpbäre verpnkt. Der Ruf erfcballt: „3urück zur Natur“, zur Erde! Das Kliffen tritt an die
Stelle des Glaubens und wird zur Macht, das Errechenbare tritt in das 3entrum des Lebens:
die Vernunft, die angewandte Mathematik pegt. Auf diefen geißigen Grundlagen wäd)ß die
„große und el)rfurd)tgebietende Kunß des Naturalismus und Impreffionismus“ empor. Fraglos
liegt der Keim, der pd) zum Impreffionismus mit logifcher Konfequenz entwickeln mußte, fd)on
latent in der Renaiffance verborgen; aber ein ganz kurzer Hinweis auf entgegengerichtete und
immer wirkfame Kräfte wäre vielleicht am Platte gewefen: Barock, wenn auch in einer weiten
Projektion des Kleltlicben auf das Jenfeitige und deutfehe Romantik pnd doch fcharfe, immer wieder
hemmende Einfchnitte in dem Siegeszug des Rationalismus.
Unmöglich kann hier auf den Inhalt der einzelnen Abfcbnitte des Utifjfcben Buches eingegangen
werden. Sehr klar zeigt der Verfaffer die (Handlungen des objektiven Naturalismus (Courbet, Leibi)
zum Impreffionismus (Liebermann), dem künßlerifd)en Korrelat zu einem naturwiffenfcbaftlid) ein-
geßellten Lebensgefühl, fowie die fd)on durch den Neoimprefponismus eingeleitete Umbiegung
impreffionißifeber Äusdrucksweife zu den modernßen Kunßßrömungen. (Uir erkennen allmählich —
und darauf wurde auch in diefer 3eitfd)rift wiederholt hingewiefen, daß Impreffionismus und Ex-
1 Emil dtifc, Die Kultur der Gegenwart. (Verlag Enke-Stuttgart.)
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zu bringen, war die etwas zu wahllos zufammengeftellte Schau kaum geeignet; um fo größeren
Nutzen zogen alle die daraus, die pd) mit CQeltis merk von jeher näher befaßten. — Ein 3ufall
brachte es mit pd), daß gleichzeitig mit diefen Heimarbeiten“ CQeltis ein Cemperabild desMeißers
zum erpenmal in 3ürid) gezeigt werden konnte. Es handelte pd) um den ausgeführten Cempera-
Entwurf zu einem Eheftandsfries, den CQelti für das Crauungszimmer des 3üdd)er Stadtbaufes
in Angriff genommen hatte, deffen Ausführung aber leider an der Koßenfrage fcheiterte. Der
farbenfrohe, an prächtigen Einfällen reiche Entwurf iß jüngß mit Unterftüfcung der 3ürid)er Kunß-
gefellfchaft von der Gottfried-Keller-Stiftung aus deutfcbem Bepö erworben worden und wird nun
als willkommenes Depoptuni dem repräfentativen 3üdd)er (Uelti-Kabinett eingegliedert.
Die intime (Uelti-Sd)au ßand im Schatten einer anderen, größeren, der Edvard Mund)-Aus-
ßellung. Erß in diefen Lagen pnd die lebten Nachzügler an Bildern und Grapkik zu ihr geßoßen,
aber dafür ßebt man jetjt vor einem Lebenswerk. Von diefer Ausftellung, die an Umfang und
Bedeutung alle ihre Vorgängerinnen weit zurückläßt, foll noch fpeziell die Rede fein.
Die Kultur der Gegenwart Von ERNST ZEH
Das Geiftesleben der Gegenwart wird beherrfd)t von der Syntbefe. Die Baußeine der fo not-
wendigen und entfagungsvollen analytifchen Detailarbeit, über die nur die Oberßäd)licbkeit
fchönredender Salonliteraten zu fpötteln vermag, müß'en pd) nun unter den fänden konßruktiv
veranlagter Geiftesarbeiter zum Bau eines kosmifchen Ganzen fügen. Aus diefer zum Univerfalis-
mus drängenden (üertfe&ung des geiftigen Lebens heraus pnd in le&ter 3eit zahlreiche zufammen-
faffende Abhandlungen über Struktur, Sinn und 3iel kultureller Strebungen erfd)ienen. Man braucht
nur an Spenglers „Untergang des Abendlandes“, an Jellineks „(Ueltengeheimnis“, Sprangers
„Lebensformen“, an die weitgefpannten Arbeiten des Inßituts für Kulturforfd)ung in (Dien und an
die Flut der polemifcben Streitfcbriften für und gegen Spengler zu erinnern. Der Sinn für die
Cotalität der geißigen Akte iß erwacht. Utitj, der bekannte Verfaffer der „Grundlegung der all-
gemeinen Kunßwiffenfchaft“ vermehrt die Reihe diefer fyntbetifcben Arbeiten um eine neue unter
dem Citel „Die Kultur der Gegenwart“. Eine gemeinfame Linie geht durch diefes Buch und ver-
knüpft die einzelnen Abfcbnitte, die jeweils immer nur einen geiftigen Akt für pd) herausheben,
zu einem organifchen Ganzen. Immer wieder zeigt der Verfaffer in pädagogifd) eindringlicher
(Ueife die Grundtendenz des Geißeslebens der Gegenwart: die Überwindung einer unter der Dik-
tatur matbematifd) orientierter Naturwiffenfchaften ßebenden einfeitigen materialiftifcben ttlelt-
anfehauung. Die Renaiffance ßel)t am Anfang diefes naturwiffenfcbaftlid) gerichteten 3®italters,
deffen fd)ickfall)afte Überfteigerung wir jejjt in zuckenden Krifen erleben. Künße und naturwiffen-
fchaftliche Betrachtung haben in der Renaiffance ein enges Bündnis gefcbloffen: anatomifd)e und
perfpektivifche Studien pnd allgemein bekannte Symptome dafür. Die Künße und die errechen-
baren technifchen Difziplinen nähern pd): Lionardo da Vinci iß Künßler und Mechaniker in
böchßer Potenz. Die mittelalterliche Hielt mit ihrer glühenden Sehnfucht nad) einer jenfeitigen
Seinsfpbäre verpnkt. Der Ruf erfcballt: „3urück zur Natur“, zur Erde! Das Kliffen tritt an die
Stelle des Glaubens und wird zur Macht, das Errechenbare tritt in das 3entrum des Lebens:
die Vernunft, die angewandte Mathematik pegt. Auf diefen geißigen Grundlagen wäd)ß die
„große und el)rfurd)tgebietende Kunß des Naturalismus und Impreffionismus“ empor. Fraglos
liegt der Keim, der pd) zum Impreffionismus mit logifcher Konfequenz entwickeln mußte, fd)on
latent in der Renaiffance verborgen; aber ein ganz kurzer Hinweis auf entgegengerichtete und
immer wirkfame Kräfte wäre vielleicht am Platte gewefen: Barock, wenn auch in einer weiten
Projektion des Kleltlicben auf das Jenfeitige und deutfehe Romantik pnd doch fcharfe, immer wieder
hemmende Einfchnitte in dem Siegeszug des Rationalismus.
Unmöglich kann hier auf den Inhalt der einzelnen Abfcbnitte des Utifjfcben Buches eingegangen
werden. Sehr klar zeigt der Verfaffer die (Handlungen des objektiven Naturalismus (Courbet, Leibi)
zum Impreffionismus (Liebermann), dem künßlerifd)en Korrelat zu einem naturwiffenfcbaftlid) ein-
geßellten Lebensgefühl, fowie die fd)on durch den Neoimprefponismus eingeleitete Umbiegung
impreffionißifeber Äusdrucksweife zu den modernßen Kunßßrömungen. (Uir erkennen allmählich —
und darauf wurde auch in diefer 3eitfd)rift wiederholt hingewiefen, daß Impreffionismus und Ex-
1 Emil dtifc, Die Kultur der Gegenwart. (Verlag Enke-Stuttgart.)
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