Äusftellungen
gefunden hat, fo ift das in feinem Intereffe zu
bedauern, fo belanglos diefe Catfadje auch für
die 3eit felbft und ihre eigentliche 3ielrid)tung
ift. Mit der überlieferten kunftwiffenfchaftlichen
Mentalität des Kleßeuropäers ift nun einmal
den Dingen der öftlichen Kielt nicht beizukommen,
und wer feine Begeifterung an Cintoretto oder
Leibi erfchöpft hat, muß in naturnotwendiger
Bleid)fud)t vor der Schwelle jener foviel größeren
und reineren Kielt des oßafiatifchen Kunfttem-
pels fteßen bleiben. Hber daß diefe Dinge fiel)
überhaupt den Maßftab unferes durch den Ra-
tionalismus arg verkümmerten Begriffsvermögens
oder gar den Vergleich mit der Exotik der Süd-
fee gefallen laffen müffen, das beweift wieder
einmal fd)lagend, wie wenig reif und berufen
zünftige Kliffenfchaft im allgemeinen ift, aus dem
intuitiven Gefühl heraus Klerke von durchaus
geiftiger Einstellung und letzter künftlerifcher
Reinheit zu begreifen. Denn fonft wäre es un-
denkbar, daß der Veranftalter jener Husftellung
in einem einführenden Feuilleton der Klefer-
3eitung vom 15. Januar, das faft in jeder 3eüe
die ünficherheit feines künftlerifchen tlrteils ver-
rät, zum Schluß folgendes fchreiben kann: „Daß
uns Europäern letzten Endes ein Meifterwerk von
Cizian oderRembrandt auch menfchlichnocp näher
fteht als der fchönfte Buddhakopf, verfteht pch von
felbft.“ Biermann.
Stuttgart
Im Landesgewerbemufeum folgten der
großen Husftellung „Das Cier in der Keramik“
zunächft alte Prunkftoffe des frühen Orients, des
Mittelalters und der Renaiffance, eine koftbare
Huswahl der beften Stücke der Privatfammlung
L. Bernheimers in München, fowie graphifche
Hrbeiten von Johann B. Mayer-München. Daran
fchloffen fich neuerdings an moderne fdjwe-
difche Plakate und das Ergebnis des Klettbe-
werbs der Stuttgarter Kunftgewerbefchule für
eine Fabrikmarke der Firma Reinhold Palme
& Söhne in Fjaida.
Der Klürttembergifche Kun ft verein bietet
eine Reihe von Kollektivausftellungen. Neben
Huguft Fjirfdßings Landfchaften, Blumenftücken,
Landfchaften und Bildniffen von Guftav F)°ff-
mann fowie intereffanten Hrchitekturentwürfen,
namentlich Kochbauprojekten, von Richard Docker
und FJugo Keuerleber gibt es eine prächtige Über-
ßcht über Bernhard Pankoks Porträtfehaffen. Ein
Gefamtüberblick über die Entwicklung Klilly Bau-
meifters in den Jahren 1909 bis 1921 liefert den
Beweis, daß die völlig einfeitige Verfolgung eines
einzigen Prinzips, in diefem Falle die in ihrer
durch nichts beirrten Konfequenz anerkennens-
werte Sucht nach vollkommenfter Hbftraktion,
Schließlich auf ein totes Gleis führen muß. J.
□ □
Neue Büdjer und 3eftfd)riften
Bibliothek der K u n ft g e f d) id) t e
Herausgegeben von Hans Tietze, Verlag von
E. A. Seemann in Leipzig. Preis des Bänd-
chens M. 8.—.
Bei allem Klohlwollen, das man fo gern diefer
neuen Bibliothek von fchmächtigen Bändchen,
von denen insgefamt nach und nach 500 er-
fcheinen füllen, entgegenbringen möchte, ift es
doch nicht möglich, fchwerwiegende Bedenken
zu verfchweigen, die pich angefichts der erften
fünfzehn Nummern diefes neuen Serienunter-
nehmens gegen Hnlage und Idee desfelben in
geradezu erfchreckender Kleife aufdrängen. Über
die Frage der 3 weckmäßigkeit, auf folöße Kleife
Kunftgefchichte zu popularifieren, mag zunächft
nicht entfehieden werden, im Gegenteil, es foll
meinetwegen jedes Mittel begrüßt werden, das
der „Bildung“ unferer weftlichen 3ivilifation
irgendwie entgegenkommt. Hber den Gefamt-
komplex der Kunftgefchichte aller Völker und
3eiten in einige hundert magere Feuilletons auf-
zuteilen und Chemen diefer Ärt ohne innere Bin-
dung unter ebenfoviele Mitarbeiter zu vergeben
und daraus eine „Bibliothek der Kunftgefchichte“
zu fchaffen, heißt von vornherein die Einheit
einer Idee zerftören, die eigentlich nur in dem
fchöpferifchen Klerk des Einzelnen (nicht aber
in einer Vielheit von hundert und mehr Köpfen)
ihren adäquaten Äusdruck finden kann. Nicht
die Qualität des einzelnen Bändchens fteht hier
zur Diskuffion, fondern der Begriff der Biblio-
thek, die Hnfpruch darauf erhebt, als Ganzes
gewertet zu werden. Diefe aber ift — fo hart
das klingen mag — ein Unding, weil fie — auch
bei noch To ftarker programmatifcher Einftellung
des Fjßrausgebers (von der die vorliegenden
Fjefte keineswegs überzeugen) — immer eine
Vielheit von Hnfchauungen und Standpunkten
gewaltfam unter einen Gefamttitel zufammen-
zwängt, d. h- in ihrer hundertfältigen 3erfplit-
terung für den Laien, der ßie als Ganzes benutzt,
mehr verwirrend als klärend wirken muß. fynzu
kommt eine fdßeinbar völlig zufammenhanglofe
Vergebung der Einzelthemata, die von vorn-
herein dem Ganzen das böfe Signum des Nur-
3ufälligen und abfolut ünfchöpferifchen von
feiten des F)erausgebers gibt. F)ier nämlich find
auf dem Raum von fechs fpärlichen Seiten ganze
Komplexe kunftgefdpchtlicher Entwicklung (z. B.
das Bildnis im alten Ägypten, das flämifche
Sittenbild des XVII. Jahrhunderts, deutfcheBau-
kunft im XVII. Jahrhundert) abgehandelt, dort
dagegen kleinen Sonderthemen oder gar ein-
zelnen Künftlern (z. B. die Sixtinifche Decke,
Vincent van Gogh, Klilhelm Leibi) in pch ge-
fchloffene Bändchen Vorbehalten, weshalb fchon
der Laie begreifen muß, daß aus diefem bunten
Durcheinander von Einzelthemen entwicklungs-
gefd)id)tlichen Charakters und fogenannten Künß-
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gefunden hat, fo ift das in feinem Intereffe zu
bedauern, fo belanglos diefe Catfadje auch für
die 3eit felbft und ihre eigentliche 3ielrid)tung
ift. Mit der überlieferten kunftwiffenfchaftlichen
Mentalität des Kleßeuropäers ift nun einmal
den Dingen der öftlichen Kielt nicht beizukommen,
und wer feine Begeifterung an Cintoretto oder
Leibi erfchöpft hat, muß in naturnotwendiger
Bleid)fud)t vor der Schwelle jener foviel größeren
und reineren Kielt des oßafiatifchen Kunfttem-
pels fteßen bleiben. Hber daß diefe Dinge fiel)
überhaupt den Maßftab unferes durch den Ra-
tionalismus arg verkümmerten Begriffsvermögens
oder gar den Vergleich mit der Exotik der Süd-
fee gefallen laffen müffen, das beweift wieder
einmal fd)lagend, wie wenig reif und berufen
zünftige Kliffenfchaft im allgemeinen ift, aus dem
intuitiven Gefühl heraus Klerke von durchaus
geiftiger Einstellung und letzter künftlerifcher
Reinheit zu begreifen. Denn fonft wäre es un-
denkbar, daß der Veranftalter jener Husftellung
in einem einführenden Feuilleton der Klefer-
3eitung vom 15. Januar, das faft in jeder 3eüe
die ünficherheit feines künftlerifchen tlrteils ver-
rät, zum Schluß folgendes fchreiben kann: „Daß
uns Europäern letzten Endes ein Meifterwerk von
Cizian oderRembrandt auch menfchlichnocp näher
fteht als der fchönfte Buddhakopf, verfteht pch von
felbft.“ Biermann.
Stuttgart
Im Landesgewerbemufeum folgten der
großen Husftellung „Das Cier in der Keramik“
zunächft alte Prunkftoffe des frühen Orients, des
Mittelalters und der Renaiffance, eine koftbare
Huswahl der beften Stücke der Privatfammlung
L. Bernheimers in München, fowie graphifche
Hrbeiten von Johann B. Mayer-München. Daran
fchloffen fich neuerdings an moderne fdjwe-
difche Plakate und das Ergebnis des Klettbe-
werbs der Stuttgarter Kunftgewerbefchule für
eine Fabrikmarke der Firma Reinhold Palme
& Söhne in Fjaida.
Der Klürttembergifche Kun ft verein bietet
eine Reihe von Kollektivausftellungen. Neben
Huguft Fjirfdßings Landfchaften, Blumenftücken,
Landfchaften und Bildniffen von Guftav F)°ff-
mann fowie intereffanten Hrchitekturentwürfen,
namentlich Kochbauprojekten, von Richard Docker
und FJugo Keuerleber gibt es eine prächtige Über-
ßcht über Bernhard Pankoks Porträtfehaffen. Ein
Gefamtüberblick über die Entwicklung Klilly Bau-
meifters in den Jahren 1909 bis 1921 liefert den
Beweis, daß die völlig einfeitige Verfolgung eines
einzigen Prinzips, in diefem Falle die in ihrer
durch nichts beirrten Konfequenz anerkennens-
werte Sucht nach vollkommenfter Hbftraktion,
Schließlich auf ein totes Gleis führen muß. J.
□ □
Neue Büdjer und 3eftfd)riften
Bibliothek der K u n ft g e f d) id) t e
Herausgegeben von Hans Tietze, Verlag von
E. A. Seemann in Leipzig. Preis des Bänd-
chens M. 8.—.
Bei allem Klohlwollen, das man fo gern diefer
neuen Bibliothek von fchmächtigen Bändchen,
von denen insgefamt nach und nach 500 er-
fcheinen füllen, entgegenbringen möchte, ift es
doch nicht möglich, fchwerwiegende Bedenken
zu verfchweigen, die pich angefichts der erften
fünfzehn Nummern diefes neuen Serienunter-
nehmens gegen Hnlage und Idee desfelben in
geradezu erfchreckender Kleife aufdrängen. Über
die Frage der 3 weckmäßigkeit, auf folöße Kleife
Kunftgefchichte zu popularifieren, mag zunächft
nicht entfehieden werden, im Gegenteil, es foll
meinetwegen jedes Mittel begrüßt werden, das
der „Bildung“ unferer weftlichen 3ivilifation
irgendwie entgegenkommt. Hber den Gefamt-
komplex der Kunftgefchichte aller Völker und
3eiten in einige hundert magere Feuilletons auf-
zuteilen und Chemen diefer Ärt ohne innere Bin-
dung unter ebenfoviele Mitarbeiter zu vergeben
und daraus eine „Bibliothek der Kunftgefchichte“
zu fchaffen, heißt von vornherein die Einheit
einer Idee zerftören, die eigentlich nur in dem
fchöpferifchen Klerk des Einzelnen (nicht aber
in einer Vielheit von hundert und mehr Köpfen)
ihren adäquaten Äusdruck finden kann. Nicht
die Qualität des einzelnen Bändchens fteht hier
zur Diskuffion, fondern der Begriff der Biblio-
thek, die Hnfpruch darauf erhebt, als Ganzes
gewertet zu werden. Diefe aber ift — fo hart
das klingen mag — ein Unding, weil fie — auch
bei noch To ftarker programmatifcher Einftellung
des Fjßrausgebers (von der die vorliegenden
Fjefte keineswegs überzeugen) — immer eine
Vielheit von Hnfchauungen und Standpunkten
gewaltfam unter einen Gefamttitel zufammen-
zwängt, d. h- in ihrer hundertfältigen 3erfplit-
terung für den Laien, der ßie als Ganzes benutzt,
mehr verwirrend als klärend wirken muß. fynzu
kommt eine fdßeinbar völlig zufammenhanglofe
Vergebung der Einzelthemata, die von vorn-
herein dem Ganzen das böfe Signum des Nur-
3ufälligen und abfolut ünfchöpferifchen von
feiten des F)erausgebers gibt. F)ier nämlich find
auf dem Raum von fechs fpärlichen Seiten ganze
Komplexe kunftgefdpchtlicher Entwicklung (z. B.
das Bildnis im alten Ägypten, das flämifche
Sittenbild des XVII. Jahrhunderts, deutfcheBau-
kunft im XVII. Jahrhundert) abgehandelt, dort
dagegen kleinen Sonderthemen oder gar ein-
zelnen Künftlern (z. B. die Sixtinifche Decke,
Vincent van Gogh, Klilhelm Leibi) in pch ge-
fchloffene Bändchen Vorbehalten, weshalb fchon
der Laie begreifen muß, daß aus diefem bunten
Durcheinander von Einzelthemen entwicklungs-
gefd)id)tlichen Charakters und fogenannten Künß-
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