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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 2
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Mayer, August Liebmann: Zum malerischen Werk von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0076

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und im Kolorit! Nirgends die Saftigkeit, die Kraft, die Bewegung in Farbe und Form,
die wir bei Rubens in Klien finden. KI eiche Plaftik, welche Unmittelbarkeit der faft
allzu naturaliftifdjen Charakteriperung! Klie charakteriftifd) für das vollblütig Barocke
des jungen Rubens diefer einem ftarken, pd) windenden Sdpangenleib gleichende Ärm
des Erzherzogs! Und fchließlid) die — nicht ganz vollendeten — Fjände. Kler in ihrer
3eid)nung und Modellierung, in der Betonung des Motorifchen, das [ich in jedem Glied
ausdrückt, nicht Rubens erkennt, weiß überhaupt nicht, was Rubens ift. Und wer es
recht fepen will, mag nur damit die F)ände auf dem Iper abgebildeten Pourbusporträt
vergleichen.
Oldenbourg hat unter den Bildnijfen auch das kleine grau in grau gemalte desFjerzogs
vonOlivarez mit Recht neu aufgenommen, das fid) bis 1921 in der Sammlung des ver-
dorbenen L. Cardon in Brü|Jel befand. Äls Entftehungszeit gibt er 1628—29 an. Das
Datum ift aber dod) etwas genauer zu fixieren. In meinen „Kleinen Velazquezftudien“
habe ich mich S. 17 ff. ausführlich dazu geäußert, daVelazquez dem nordifcßen Kollegen
die Vorlage für feine Grifaille geliefert hat, die ihrerseits wiederum die Vorlage für den
fid)er vor 1629 erfdpenenen, offenbar aber fd)on 1626 vollendeten Stid) des P.Pontius
ift. Rubens hat diefe Grifaille geraume 3eit vor 1628 gefertigt, da er ja 1628 in Madrid
den Minifter perfönlid) kennen lernte. Vor allem aber befi^en wir das Dankfehreiben
des Olivarez für den überfandten Stich, vom 8. Äuguft 1626 aus Madrid datiert.
Da von diefem Stich, befonders von dem Klappen und den Allegorien, die dabei an-
gebracht werden follen, fdßon in einem Brief des Rubens vom 26. Dezember 1625 die
Rede ift, dürfen wir die Entfteßung der Grifaille richtiger auf Ende 1625, Anfang 1626
beftimmen. * *
*
Daß Rubens den Kardinalinfanten Ferdinand 1635 nach feinem Einzug in Antwerpen
gemalt hat, ift bekannt. Oldenbourg betont, daß das Porträt in zwei üypen verbreitet
wurde, deren einer das Fjalbpgurenbild, beffer gefagt das Knieftück in Rüftung und Fjut
mit eingeftütper Linken ift und fich in häufigen Varianten wiederfindet. Das befte Exemplar
ift in der Sammlung Pierpont Morgan. Der andere Cyp ift das große Reiterbildnis, deffen
beftes Exemplar der Prado befitjt. Oldenbourg fagt aber nid)t klar, ob nicht etwa diefe
beiden Eypen auf ein drittes Porträt zurückgehen; aus der Faffung feiner Anmerkung
darf man aber fdpießen, daß auch er glaubte, daß diefe beiden Cypen auf ein unbe-
kanntes Urbild zurückgeßen. Diefes Urbild glaube ich nun in dem Iper abgebildeten
Bruftbild gefunden zu haben (Abb. S. 58). Es zeigt den Prinzen in Kardinalstracht, ift
ungemein leicht und flüffig gemalt und verrät alle Merkmale einer unmittelbaren Natur-
aufnahme. Es ift in kurzer 3eit, vielleicht gar nur in einer Sitzung heruntergemalt
(der ovale Rahmen ift peßer erft fpäter hinzugefügt1). Meiner Anpdp nad) ift dies
eben die von Rubens als Grundlage für die größeren Bilder gefeßaffene Naturftudie
(wofür wir ja in der Gefdpdpe der Malerei, namentlich in jener 3eit genug Analogien
haben, vgl. das Guevaraporträt Grecos und das Papftporträt des Velazquez). Es ift nun
doppelt auffällig, wie der F)ut bei den ausgeführten größeren Bildniffen nicht eigentlich
recht auf dem Kopf fiijt, fondern auf gemalt ift, was fid) ja nun leicht erklären läßt.
* T.i *
* •
Da wir nun von den Beziehungen von Rubens zu Italien und zum Kardinalinfanten
gefprochen haben, fei auf eine fehr bemerkenswerte Beziehung des fpäten Rubens zu
Cintoretto ipngewiefen, bei der der Kardinalinfant auch wieder eine Rolle fpielt. Es
handelt pd) um die Darftellung der Schlacht bei Nördlingen, die einen Keil der Dekoration
zur Feier des Einzugs des Infanten in Antwerpen bildete und pch jetp im Schloß von
Klindfor befindet. Es wird auf den erften Blick klar, daß hier Rubens eine alte Erinnerung
1 Eine fehwaepe Kopie, nur den ovalen Husfdjnitt wiedergebend als „fl. vanDyck?“ Früher in
der Sammlung J. Munoz de Ortiz. Verfteig. Lepke, Berlin, 12. Dezember 1911. Nr. 61, Äbb. Cafel9.
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