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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 4
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Der Graphiksammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0190

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Der Grappikfammler

Neuerfcpeinungen
MitOriginalgrapl)ik ausgeftattete Biid)er
werden im »Büd)erfammler“ angezeigt.
Bücher
Zeichnungen altdeutscher Meister zur Zeit
Dürers. Ausgewählt und eingeleitet von Carl
Koch. Mit 99 Abb. Verlag Ernst Arnold,
Dresden 1922.
Allen ^emmniflen der 3eit zum Crop erfcbeinen
die fcbmucken Bände von Arnolds Graphifchen
Büchern in rafcbefter Folge und fiebern ficb eine
günftige Äufnabme durch eine in (dort und Bild
intereffante Darftellung der graphifchen Haupt-
werke der großen Meifter des In- und Auslandes.
Nadh acht Bänden, die der modernen Graphik
gewidmet find, kommen nun in dem eben er-
febienenen neuen Bande auch die altdeutfcben
Meifter: Dürer und Grünewald mit den ihnen
nabeftebendenKünftlernin ihren Handzeichnungen
an die Reihe. Das Verhältnis von 1:8 gibt zu
denken. Es wird vielleicht richtig den gegen-
wärtigen Stand des Intereffes für alte Graphik
gegenüber der modernen bezeichnen. Die letztere
hat in Deutfcbland alle gebildeten Kreife ge-
wonnen, während die alte Graphik immer mehr
eine gelehrte Angelegenheit geworden ift. Nur
den künftlerifcb fo reizvollen Meifterzeicbnungen,
die jetjt eifrig veröffentlicht und wiffenfcbaftlid)
bearbeitet werden, febeint eine im allgemeinen
zunehmende Gunft ficb zuzuwenden.
Carl Koch hat aus dem reichen Schale von
Handzeichnungen der glanzvollen deutfcbenFrüb-
renaiffance eine Blumenlefe getroffen, die künft-
lerifct) Empfindenden, denen weder die Origi-
nale noch die großen Reproduktionswerke leicht
zugänglich find, wohl eine Vorftellung von der
(Oirkung der Originale vermitteln kann. Auch
der Cext trägt aufwärts zu dem erftrebten 3iele.
Eine warme Begeiferung fpriebt aus den be-
febwingten, faft poetifeben und dabei treffenden
Cbarakteriftiken und Erläuterungen. Reichlich
ift Dürer mit 48 Proben aller feiner Cecbniken
von feiner frühen Jugend bis zur Spätzeit ver-
treten. üm die Nicbtfpezialiften unter den Lefern
nicht von vornherein mit Dürer gleicbfam zu
überfüttern und um nicht mit ihm zeitlich zu
weit vorzurücken, find deffen 3eid)nungen febr
praktifch in zwei getrennten Partien gegeben
und dazwifeben die zum Ceil andersartigen
Blüten einer ungeheuer triebkräftigen 3eit be-
fonders um die Jahre 1510—1520 eingefeboben.
So Cranacb mit fieben, Altdorfer mit zehn, Bai-
dung mit zehn, Burgkmair mit drei, (Irs Graf
mit zwei Blättern. Dann folgen auf die 3ei(d)"
nungen Dürers aus feiner fpäteren 3ed Grüne-
wald mit acht und (£Iolf Huber mit elf Blättern.
Die Neljdruckwiedergaben find von außerordent-
licher Feinheit, find vorkriegsmäßig, die getönten
Blätter fogar ausgezeichnet. Das Format zwang
168

natürlich vielfach zu Verkleinerungen; der (Im-
fang fetfe Schranken, die die Auswahl zu einer
Angelegenheit von febwierigen Erwägungen und
harten Entfcblüffen machen mußten. Daraus er-
klärt pd) wohl auch das febr auffallende Fehlen
von 3eicbnungen Holbeins des Jüngeren. Aber
mußte gerade er, einer der allergrößten 3eid)ner,
wegbleiben? (Cläre nicht durch) nochmaliges Aus-
feßeiden von fcbwäcberen oder nicht ganz ge-
fieberten Blättern Plap für einige prachtvolle
3eicbnungen Holbeins geworden? 3um Beifpiel
hätten febon bei Dürer Nr. 11, 15, 16, 22, 66, 70
unbedenklich wegbleiben können. Auch unter
den übrigen Blättern wäre leicht noch ein halbes
Duzend (z. B. 31, 35, 42, 48, 96, 98) m. E. un-
befebadet des Gefamteindrucks entbehrlich und
damit die Möglichkeit zu einer wefentlicben Be-
reicherung des (Clerkes mit 3eid)nungen von
Scbongauer, Meifter E. S., Meifter des Hgus-
buebs, CCIoblgemuts und Holbeins d. A. gegeben
gewefen. — Außer diefer prinzipiellen Erwägung
möchte ich noch auf einige Kleinigkeiten bin-
weifen, die mir auffielen. Die febon gerühmte
did)terifcbe Sprache des Verfaffers birgt auch
manche Seltfamkeiten, z. B. „Der Cod tritt an
eine jugendliche Cafel“ (S.27), „Der kleine ver-
zehrte Kopf pebt prüfend auf fein Opfer“ (S. 29),.
„Nächtlich erhelltes Dunkel“ (S. 24), „Die Ver-
wendung der Studie gefcbal) ... in einem ver-
rückenden und wandelnden Scbaffensprozeffe“
(S.33). — Ferner, nur der Ordnung wegen, der
Hinweis auf ein paar Druckfehler: S. 8 Pbatos
ftatt Pathos; S.31 Jahrhunderts patt Jahres. Die
(Interfchrift unter Abb. 35 Altdorfer ftatt Nach-
ahmer Altdorfers. — 3um Schluß möchte ich
nochmals ausdrücklich betonen, daß wir bisher
noch keine für einen größeren Kreis berechnete
Einführung in das an intimen künftlerifcben
Reizen fo reiche Gebiet der altdeutfcpen Meifter-
zeicbnungen befaßen, und daß diefer erfte mit
Anmut und Gefcßick unternommene Verfucb ge-
glückt ift. Felix Becker.
Paul Westheim, Das Holzschnittbuch. Verlag
Gustav Kiepenheuer, Potsdam.
Der Schapensintention des jungen Kunft-
gefcblecbtes, das pcb mit befonderem Eifer
wieder den graphifchen Künften zugewendet
hat, entfpriebt in befonderem Maße der Holz-
feßnitt. Im Vergleich mit der Produktion wäh-
rend der lebten zwei Menfcbenalter hat er einen
Auffcbwung genommen, der dem zu einer fe-
kundären Reproduktionstechnik herabgefunkenen
Holzfchnitt eine ganz neue CCIefenbeit gegeben
hat. Von dem Standpunkt diefer Cüiederbelebung
aus führt uns Paul Cüeftbeim durch feine 600jährige
Entwicklung, verfuebt den ((lefensunterfebied des
alten und neuen Fjolzfcbnittes zu analyperen und
begleitet feinen kurzweilig und mit mancherlei
Efprit gefebriebenen Cext mit 144 interepanten
Abbildungen. Das Buch will nicht als eine
 
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