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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 6
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Pazaurek, Gustav Edmund: Zur Geschichte des Biedermeierglases
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0256

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vermerkt, zäßlt wieder — neben gewonnenen Scßmuckkäftcßen und anderen Lampen-
arbeiten, neben „privilegierten Gegenftänden“ von „Parifer Blau“ und älteren Kryftall-,
Ägat- und Älabafter-Glasobjekten mit „Sdßmelzfarben und Inpriquirungen“ (!) fowie
neben einigen Fjyalitßbecßern von lebhafter Farbe und reicher Vergoldung (die mit einigen
gräflich) Fjarracßfcßen Stücken an Stelle der diesmal fehlenden gräflich) Buquoyfcßen
Originalßyalitße zu treten Ratten) — in erfter Reiße „Edelfteinglas oder Litßyalin“ auf,
und zwar ßauptfäcßlicß Mundbecßer (Äbb. 7), deren Preife ficß je nach) dem Schliff,
Goldrand oder „fein grapßirter cßinefifcßer Goldverzierung“ (auch) auf einem gefcßliffenen
Rßeinweinpokal) auf 1 fl. 8 kr. bis 4 fl. 30 kr. C.-M. belaufen; befonders teure Äus-
ftellungsftücke fehlen diesmal. Neu ßinzugetreten ift die Verzierung mit „Iris-Gold“
und befonders die — von Egermann nichjt offiziell verratene, nun aber vom Kryftallglas
auch) auf das Litßyalin übertragene — Silberä^e, die einzelne überrafcßende Farben-
fpiele erklärt. Der Bericht ftellt ausdrücklich) feft, daß die Farbe diefer Stücke „an der
innern Seite von der Äußern verfcßieden ift, wobei letjtere mcßt nur verfcßiedenartig
marmoriert, fondern beim Durcßfcßauen in einer ganz andern Farbe erfcßeint“, wobei
befonders auf den „kunftrotßen Mundbecher mit durcßficßtig grünen Medaillons und
Iris-Gold“ (Nr. 1342, um 5 fl. 4 kr. C.-M.) ßingewiefen wird, auch) der „braune Mund-
becßer mit franzblauen Medaillons, Füßeln und rotßem Boden“ (um 3 fl. 24 kr. C.-M.)
mag ein intereffantes Stück gewefen fein, ebenfo der „kunftrotße Mundbecßer mit
feingrapßirtem, bronzirtem Pferde“.
Bei der Prager Äusftellung von 1836 feßlt zwar das Litßyalin mcßt (da ficß in-
zwifeßen Joßann Seidel in Pärchen auch) damit befaßt), aber Egermann felbft ift aus-
geblieben, mcßt als ob er nießts Neues zu zeigen geßabt ßätte, aber offenbar in der
Überzeugung, daß die goldene Medaille ja doeß für ißn nießt erreichbar gewefen wäre.
Dagegen ßolt er ficß 1835 bei der großen Kliener Äusftellung1 wenigftens die Bronze-
medaille. Neben allerlei älteren Gattungen erfeßeinen ßier Potpourri-, Lee- und Blumen-
vafen, wie aueß Becßer mit Goldverzierung aus „Edelfteinglas“, von dem die türkifeßen
Spritzen, Blumen- und üeevafen, 3ucker- und Ceedofen und ein Becßer von „Litßyalin“
gefondert werden; nur letzteres wird als feine Erfindung, als „dureßfeßeinend in ver-
miedenen Farben“ bezeichnet, fo daß unter „Edelfteinglas“ nun vorwiegend das opake,
undureßfießtige Marmorglas begriffen zu werden feßeint. Dies ßängt woßl mit den
immer ftärker ßervortretenden ÄI3- oder Beizverfucßen zufammen, die Egermann meßr
und meßr befcßäftigen und aueß zu dem, ßier zuerft auftretenden, ebenfalls dureß-
feßeinenden „Cßamäleon“-Glas — u.a. aueß ein „Kompofitions-Pokal mit Cßamäleon-
Medaillons“ — füßren. Inzwifcßen ßatte er ja aueß das „Kunftrubin“, d. ß. die Kupfer-
rubinätje (Pinfelauftrag), erfunden, die nun alles andere zurückdrängt; als er 1842 die
allgemeine deutfeße Induftrieausftellung in Mainz befeßiekt2, ift von Litßyalin keine
Rede meßr; der neue Maffenartikel erdrückt die feinen EinzelkunftObjekte.
Die verßältnismäßig kurze Blütezeit des Egermannfcßen Litßyalins von etwa 1828
bis 1840 ßat uns trotzdem eine recht ftattlicße 3aßl ganz reizvoller Erzeugniffe befeßert,
die ißrem Erfinder der beften Steingläfer aller 3eiten viel Anerkennung der 3eitgenoffen,
aueß bleibenden Nacßrußm eintrugen, dagegen ficßerlicß bei den feßr erßeblicßen
Koften der ßütteneßemifeßen Verfucße, wie der liebevollften Scßleifarbeit nur negative
materielle Erfolge; fie ließen ficß eben nießt woßlfeil ßerftellen, und als dies in fpäterer
3eit, namentlich von den Nacßaßmern doeß verfueßt wurde, gefeßaß dies auf Koften
der Qualität, und der ganze Artikel kam auf den Fjund.
So mannigfach die beften Egermann-Litßyalingläfer, die man in den öffentlichen und
privaten Sammlungen namentlich Bößmens, wie auf öfterreießifeßen Ädelsfcßlöffern,
fonft inMufeen, aueß unter den verfeßiedenften, aueß falfcßen Bezeichnungen, wie „Jafpis-

1 Bericht über die 1. Öfterr. Gewerbsprodukten-Äusftellung, (Uien 1835, S.257.
2 Bericht darüber von ßektor Rößler, S. 272.

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