Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Die Zeit und der Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0335

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verfd)iedenes

Der Kunftmarkt

Bei der bildlichen Aufreihung diefes impo-
nierenden Klerkes wird man vornehmlich auch
die Gegenöberftellung gewiffer inzwifchen eben-
falls bekannt gewordener erften Entwürfe zu
einigen der bedeutenden Bilder darikbarft be-
grüßen, wie man überhaupt bei diefem Klerk
auf Schritt und Critt den Eindruck gewinnt, daß
hier mit abfoluter Sicherheit das Material dis-
poniert und gefichtet worden ift. Einige der
während der Drucklegung noch bekannt ge-
wordenen zweifellos echten Ärbeiten des Künft-
lers ßnd nachträglich aufgenommen. Lieft man
aber zu diefer ordnenden, kritifchen Arbeit, die
der eigentliche Bildteil des fdbönen Bandes ver-
fließt, den einleitenden Auffat, Valentiners,
dann gewinnt man den Eindruck, daß hier von
einem wirklichen Kenner der Materie, dem
auch die rein künftlerifch-literarifche Formung
eignet, Ausgezeichnetes gegeben wurde. Ja bis
zu einem gewiffen Grade läßt einen nach diefer
Lektüre der folide, aber doch ohne inneren
Gleichklang zum Chema, ein wenig fchulmeifter-
lid) geformte Beitrag Volls kalt und man ftellt
wieder einmal an einem folchen Beifpiel feft,
wie fehr wir doch alle in unferer künftlerifchen
Einteilung zu den Meiftern der Vergangenheit
fortgefet^t inneren Ölandlungen unterliegen, die
letzten Endes unferer eigenen Entwicklung und
zugleich den Tendenzen der 3eit erwachfen.
Biermann.
Vermiedenes
Die junge Kunft
Hm 10. und 11. März tagte in öleimar das
Kartell der fortfchrittlichen Künftlergruppen: Das
Junge Rheinland, Novembergruppe, Dresdner Se-
zeffion. Der 3weck der Cagung war die Auf-
teilung gemeinfamer Richtlinien für die Erneue-
rung des kunftpolitifchen und kunftwirtfchaftlichen
Lebens in Deutfchland und für den 3ufammen-
fchluß der prominenten Gruppen junger Künftler
im Ausland. Es wurden Befchlüffe gefaßt über
die Abfchaffung der ftaatlichen Kunftakademien
in der Form, wie fie je^t beteben, über die Er-
neuerung des ftaatlichen Kunftfcbulbetriebes und
über die gemeinfame Organifation repräfenta-
tiver Kuntfcbauen der jungen Generation in den
größeren Städten Deutfcblands. Ende Mai wird
in Düffeldorf die erfte Internationale Kunftaus-
ftellung eröffnet werden. Aus diefem Anlaß foll
ein Kongreß der bildenden Künftler in Düffeldorf
tattfinden. Geplant ift, diefe Kunftfcbau auch
in anderen Städten zu zeigen. Das Kartell be-
reitet für den 1. Oktober diefes Jahres das Er-
fcheinen der erften Internationalen Kunftzeitfchrift
vor unter der Redaktion deutfcber, franzöfifcher,
italienifcher und ruffifcber Künftler.
Diebftal)l von Klinger~3eicbnungen
Innerhalb der lebten drei Monate find aus der
Nationalgalerie, Berlin, die vollbezeicbneten

bandzeichnungen „Ecce homo“, „Kreuzigung
Chrifti“, „ölanderung zur Bergpredigt“, „Eva
und die Schlange“ von Max Kling er entwendet
worden. Angebote oder Angaben über deren
Verbleib erbittet die Polizeibehörde der nächften
Polizeiftelle oder direkt dem Kriminalkommiffar
Crettin, Polizeipräßdium, Berlin, mitteilen zu
wollen.
Vom öüiederaufbau der Stadt Löwen
In Löwen wird demnäcbft mit der Neuerrich-
tung der im Kriege abgebrannten Bibliothek be-
gonnenwerden. Der amerikanifcbe ünterftüljungs-
ausfcbuß für den Wiederaufbau hat die Aufgabe
in die bände des arnerikanifchen Architekten
(Ilithney Klarren gelegt, der ficb zu diefem Be-
bufe in Löwen anßedeln wird.
Die wiederbergeftellten Druckpreffen der Lö-
wener bocbßhule haben foeben ihr erftes Werk
herausgegeben, eine englifche dnterfuchung des
Chancer Problems durch den Amerikaner William
Bainbridge. 5-
Der Kun ft markt
Vom arnerikanifchen Kunftmarkt
In dem Gemäldeverkauf der American Art
Affociation am 16. Februar wurde für eine aus-
gezeichnete Corotlandfcbaft, die in Robauts
„L’Oeuvre de Corot“ unter Nr. 1118 angeführt
und abgebildet ift, $ 9000 gezahlt. Noch vor
etwa vier Jahren dürfte der Preis wohl minde-
ftens das Doppelte gewefen fein. In demfelben
Verkauf kam, erftmals auf einer öffentlichen
Auktion in Amerika, ein feines, qualitätreiches
Bildchen Paters, „halt auf dem Marfcb“, fo
recht ein Werk für Feinfcbmecker und Liebhaber
der franzöpfcben Malerei des 18. Jahrhunderts,
zur Verweigerung. Das Ergebnis war eine große
Enttäufcbung. Der Händler J. Seligmann konnte
es um den fehr geringen Preis von $ 4100 da-
vontragen und wird es wohl zum richtigen Preis
in Paris an den Mann bringen, weil eben für
fehr vieles in Europa noch immer trotj allem
und allem beffere Preife zu erzielen ßnd als hier,
wo der Markt in bezug auf Käufer und ge-
wünfchte Klare, um es ganz kommerziell aus-
zudrücken, ein durchaus noch befchränkter ift.
Das Pendant zu diefem aus der Sir William
Cbrockmorton-Sammlung ftammenden Bildchen
Paters war feinerzeit in Paris auf der bekannten
Doucet-Auktion für 110000 Goldfranken verkauft
worden; alfo ca. $ 22000 gegen die hier er-
zielten $ 4100!
In demfelben Verkauf befand [ich ein vor-
züglich gemaltes, wenn auch etwas profaifcbes,
jedoch keineswegs trockenes Männerbildnis von
einem boiländer Louis Vallee, von dem offen-
bar nur fein Geburtsjahr, 1700, bekannt ift. Über-
dies erftaunlid) gute Werk, ein Meifterftück
realiftifcher Malweife, hat 1911 Augufte Mar-

313
 
Annotationen