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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 8
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Bode, Wilhelm von: Die Sammlung Fritz von Harck, [1], Gemälde italienischer Meister
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0338

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wandes, die klare, lichte Färbung, die Landfcßaft mit den Vorbergen der Alpen in
der Ferne mit ißren eigentümlichen Linien parallel mit dem Boden des Bildes: alle diefe
Eigenfcßapen linden wir auch in den übrigen Bildern, die fid) überzeugend dem Künftler
zufcßreiben laffen, wieder.
ölie das inzwifcßen abgegebene Madonnenbild vom Pfeudo-Bafaiti (jetjt Sammlung
Fjolzmann), [o hat Fritj ßarck aud) die beiden kleinen Rundbilder mit Szenen aus der
Gefcßicßte des Coriolan, die er ein oder zwei Jahre vor dem Kriege erwarb, fcßon mit
der Äbficht erworben, feinen ganzen Kunftbeptj dem Leipziger Mufeum zu ßinterlaffen
und ihn deshalb noch um einige ganz gute Stücke zu vermehren, felbft zu [ehr viel
höheren Preifen als er früher für Kunftwerke angelegt hatte. Diefe beiden charakteriftifchen,
unter Mantegnas Einfluß entftandenen Kompoptionen von einem der Künftler Veronas
um die ölende des Jahrhunderts, befanden fleh im Beßtj einer Dame aus Odeffa, die
feit der rufßfcßen Revolution 1905 in Dresden lebte. Sie befaß auch das bekannte, oft
kopierte, obgleich wenig erfreuliche Bild der „Anna Selbdritt“ von Ä. Dürer, das die
Verwaltung der Münchner Galerie vor etwa pebzig Jahren für den Preis von 65 Gulden
öffentlich hatte verfteigern laffen; die le^te Beterin verkaufte es dann an die Firma
Duveen, durch die es um etwa 750000 M. an B. Ältman und mit deffen herrlicher
Sammlung an das Metropolitan-Mufeum in Neuyork gelangte. Die beiden Condi der
fjarckfcßen Sammlung waren als Mittelftücke für Möbel oder für Crußen beftimmt,
welche die Künftler Veronas, ähnlich wie die gleichzeitigen venezianifchen Maler mit
folchen kleinen Gemälden ausftatteten, während in Florenz eine eigene 3unft von De-
korationsmalern für die Fjerftellung un(j Ausftattung der Crußen forgte. Aber auch
für Verona find wir, ähnlich wie für Florenz, in Verlegenheit auch uur einen Künftler-
namen mit einiger Beftimmtheit für diefe kleinen Möbelbilder namhaft zu machen, ölie
auch diefe beiden Bilder der Fjarckfcßen Sammlung find pe regelmäßig ftark von
Squarcione und namentlich von Mantegna beeinflußt. Unverkennbar als ölerk des
gleichzeitigen Veronefen Liberale gibt pch ein Madonnenbild zu erkennen: Maria das
vor ißr fcßlafend daliegende Kind verehrend. Kräptige, eckige Gepalten, großbrüchige
Falten, trockene, koloriftifcß wenig anziehende Farben: das find die Eigenfcßaften diefes
Mantegna-Nachfolgers, die auch hier ftark ausgeprägt pnd. Auffallend fchlank und
ariftokratifch find die ßände der Maria. Auch ein etwa ein Menfchenalter fpäter ent-
ftandenes Madonnenbild von faft weichen Formen und lichter Färbung fcheint mir eher
der Schule Veronas als der von Vicenza anzugehören, der es bisher zugefchrieben
wurde.
Ein intereffantes Bild der Madonna mit der hl* Katharina fcheint mir den Namen
Lorenzo Lotto, der meines ÖJiffens bisher nicht beanftandet ift, nicht mit Recht zu
tragen. Die 3eid)nung ift zu feßwaeß für den Meifter. Mag er fich bei feinen kühnen
Verkürzungen und in feiner Flüchtigkeit auch noch fo ftark gehen laffen, Ungefcßick-
lichkeit wie hier in dem kleinen, feßief gezogenen Mündchen, in den Verkürzungen
und in der 3ei(hnung der Extremitäten find ihm doch nicht nachzuweifen. Auch fehlt
das Sfumato, die öleicßßeit der Formen und der feine koloriftifche Reiz, die ihm immer
in mehr oder weniger hoßem Grade eigen find.
Auch cin anderer, noch vornehmerer Name, den der Beßrer freilich felbft nur zögernd
und zweifelnd ausfpraeß, der Name üizians, läßt pch für das malerifch fo wirkungs-
volle Gemälde mit der Magdalena zu Füßen Cßrifti als Gärtner nicht rechtfertigen. Die
edle Kompofition, die feßöne Gefte der jungen Frauengeftalt hat der Künftler der gleichen
herrlichen Darftellung Cizians, die jejjt die National Gallery phmückt, entlehnt; aber
ftatt der Ciefe der Emppndung, die jenes Bild auszeichnet, ift hier Fjaltung und Aus-
drude der Gepalten zu fehr Pofe, ift ihre 3elchnung zu fcßwach und leer, nur die
Köpfe pnd von eigentümlicher Individualität, die uns die Entftehung des Bildes f<hon
in das Ende des Cinquecento rücken läßt. Der 3auber des Bildes berußt in der ge-
feßiekten Anordnung und in der feßönen Landfcßap, vor allem in der äußerft wirkungs-

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