Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Die Zeit und der Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0381

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Verfd)iedenes — Der Kunftmarkt

des ganzen Volumens einer grandiofen Maler-
natur, wodurd) einige wiffenfchaftliche Entglei-
fungen, wie pe Badein in der „Kunftchronik“ vom
26. Äuguft 1921 nachweift, nicht fo fchwer ins
Gewicht fallen. S. Sd).
Verfcpiedenes
Das Ärdjivio Vasariano in Ärezzo
„In Ärezzo im Baufe von Giorgio Vafari. Es
ift fehr kalt: Bürgermeifter, Beifitjer, pokere Be-
amte füllen das 3immer. Huf einem Eifch ftepen
vier Bolzkiften wohl verfchnürt und verfiegelt,
Darinnen befindet pd) das Ärd)iv von Giorgio
Vafari — alle feine Papiere und Brieffchaften, die
feit Jahrhunderten kein Italiener mehr berührt
hat. Graf Rasponi-Spinelli, der Befitjer diefes
Schafes, hat der Stadt Ärezzo ein unvergleich-
liches Gefchenk gemacht. Die Schere und der
Bammer öffnen die Kiften, und die Pergament-
bände kommen einer nach dem andern ans Licht.
Salomone Morpurgo, Generaldirektor der Biblio-
theken Koskanas, nimmt einen Band nach dem
andern heraus, prüft Äuffdbrift und Inhalt und
verkündet das Gelefene mit lauter Stimme:
1. Lipe fämtlicher Klerke von Giorgio Vafari
mit Ängabe der dafür geleifteten Zahlungen.
(30 Bl.)
2. Briefe Vafaris an den Großherzog Copmo
mit den Äntworten des Großherzogs und den
Briefen anderer Fürften feiner Seit. (145 Bl.)
3. Briefe Papft Pius V. an Vafari. (223 Bl.)
4. Briefe Michelangelos an Giorgio Vafari von
1550—1557 mit einigen Federzeichnungen. (29 Bl.)“
So befchreibt ein Äugenzeuge im Corriere della
Sera die Übergabe des einft viel erörterten Är-
d)ivio Vasariano an die Stadt Ärezzo. Äußer
den genannten Bänden enthält das Archiv Stöße
von Briefen Borghinis, Giovios, Giambullaris,
Piero Vittoris, des Copmo Bartoli, des Lodovico
Domenichi und ungezählter hoher geiftlicher und
weltlicher Peinlichkeiten feiner 3eit. Mit diefem
hochherzigen Äkt des Grafen Rasponi ift alfo
das Ärchivio Vasariano den Klechfelfällen pri-
vaten Bephes entrückt und für immer Eigentum
der italienifchen Nation geworden, der es ge-
hört. Es hat im Baufe Vafaris aber auch den
Platj gefunden, der ihm vor allem gebührt! L. S.
Berichtigung
Das auf Seite 248 befchriebene Porträt von
Sir Jofhua Reynolds ftellt nicht eine Lady
Carolyn Spencer dar, fondern wie pch an Band
eines zeitgenöffifchenSchabkunßblattes von Smith
nad)weifen läßt, eine Mrs. Falconer (fpäter
Mrs. Stanhope), die die Melancholie verkörpern
roll. 3u der uns zuerft von Bans KI. Singer
gewordenen Berichtigung hat uns faft gleichzeitig
auch die Bachfti^-Gallery eine entfpredjende

Korrektur zugehen laffen mit demBinweis, daß
es pch bei dem in Beft 6 reproduzierten Gemälde
wahrfcheinlid) um das Normanton-Bild handeln
dürfte. Denn es gibt von diefem Reynolds-
Original verfchiedene Verfionen: die bekanntepe
in der Coats Collection, eine andere war 1903
in der Marquand-Äuktion. B.
Der Kunpmarkt
Bevorßeßende Verßeigerungen
Berlin
Hm 28. und 29. Äpril veranftaltet Max Perl
feine 82. Äuktion. Der Katalog, der 1250 Num-
mern aufzählt, enthält in feinem erften Keil illu-
ftrierte Bücher des 18. und 19. Jahrhunderts,
darunter eine größere Chodowiecki-Sammlung
u. a. Joh. Bunkels Leben (1778) mit den 16
Kupferfticßen des Meifters, als befondere Selten-
heit aber vor allem Lavaters phypognomifcbe
Fragmente von 1775/78 in vier Bänden, die hier
vollftändig vorliegen. Von den franzöpfchen
Illuftratoren des 18. Jahrhunderts erwähne ich
(f. Nr. 323) Gravelots Kupferftiche zu den heute
äußerft feltenen und fehr gefuchten Contesmoraux
von Marmontel (3 vols, Paris 1765). DieferKeil
enthält dann noch eine Änzahl von Klerken mit
Einbänden, die durch ihre Berkunft der Äus-
pattung befonders bemerkenswert find. Äus
dem zweiten Keil (Deutfche Literatur und Über-
fettungen) erwähne ich die Cottafche Äusgabe
der Klerke Goethes (1806—17), die fchöne Aus-
gabe der gefammelten Schriften von E. K, Ä.
Boffmann mit den Federzeichnungen Kl). Bofe-
manns (Berlin 1857), Jean Pauls fämtliche Klerke
(Berlin 1826—28), die erfte Gefamtausgabe von
Friedr. Schlegels Klerken (Klien 1822—25) und
die Gefamtausgabe der Klerke von B. v. Spinoza
(Stuttgart 1841). Der dritte Keil, der Kultur-
gefchichte, Reifewerke, Kopographien umfaßt,
ift fehr reichhaltig und enthält ebenfalls eine
ganze Reihe erlefener Stücke. Ro.
Köln
Math. Lemperh wird am 11. und 12. Mai
eine umfangreiche Kollektion von Gemälden
älterer und neuerer Meifter verfteigern: Nachlaß
Frl. Elfe Schulz, Kliehl, die Porträt-Galerie eines
rheinifchen HdelsfchloPes u. a. Der mit neun
Lichtdrucktafeln illuftrierte Katalog verzeichnet
u. a. Klerke von Geldorp Gortjius, Franz Keßler,
Barthel Bruyn, Äntoine Pesne, Joh. Beinr. Roos,
KI. C. Beda, J. D. de Beem, John Dawuman, Älbert
von Keller, K. Bagemeifter, Ä. u. O. Ächenbach,
Otto Braufewetter, KI. B- Crome, C. F. Deiker,
Peter Janffen, Olaf Jernberg, Ä. Monticelli, J. F.
Overbeck, Ed. von Steinle, B- Sagßätter, B* R.
von Volkmann u. a.

359
 
Annotationen