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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 12
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Lohmeyer, Karl: Bernhard Fries: ein Heidelberger und Münchner Maler (1820-1879)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0527

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Ulirkungen unter ßintanfe^ung des 3eid)neri[d)en gerichteten Kunft den erften Einfluß
in früher Jugend ausgeübt hatte, auf Bernhard Fries, dem unfere Äusftellung ge-
widmet ift.
So hat es Bernhard Fries felbft einem nahen Freunde erzählt, der ausdrücklich in
dem hier herangezogenen Nachruf diefes Malers in einer Münchner 3eitung feftlegt, daß
diefe erften malerifchen Einflüffe von der Kunft zweier Engländer in Heidelberg ge-
flogen feien, von Ulallis und Curner.
Figuren zeichnen lernte Bernhard Fries bei einem mit der Heidelberger Kunft gleich-
falls in nahen Beziehungen ftehenden Nazarener, bei Koopmann in Karlsruhe, und in
früher Jugend kam er bereits nach München, wo die Schöpfungen feines Landsmannes
und Freundes Karl Rottmann das übrige taten. 3wei Jahre fpäter wanderte er in
braufender Jugendluft ohne Vorwiffen der Eltern nach Rom.
Dort traf er Andreas Achenbach und andere Düffeldorfer. Und auch ihre Kunft hat
auf ihn eingewirkt, wie er fpäter auch diefe Kunftftadt des Niederrheins, eine der alten
pfälzifchen Hauptftädte, befucht hat.
Auch den Unterricht des Naturaliften Calame in Genf hat er eine 3eitlang genoffen
und Paris mehrfach gefeßen und fein Freund Karl Raßl hat noch, wie allenthalben,
auch auf ihn koloriftifd) eingewirkt. Das waren die mannigfachen Kräfte, aus denen
heraus die Kunft diefes Heidelberger Malers geboren wurde. — Und dazu hat er
nicht nur Landfchaften gemalt, fondern auch Hiftorienbilder von Raffael und Sodoma
bis zu Rubens und Ulatteau kopiert.
Rechnen wir dazu noch feine Verfuche in der Porträtkunft, fo ergibt fid) das mannig-
faltige feines Lebenswerkes und wir verftehen, wenn in dem Nachruf fein Freund, der
den jungen fd)önen Mann in Dresden als ftrengen Stiliften und Verehrer Pouffins und
Claudes kennen lernte, fchreibt: „Daraus, in Verbindung mit feinem echt pfälzifd) fröh-
lichen und leichtblütigen Naturell wie einer überaus beweglichen Phantafie, ging ihm
jene große Leichtigkeit, fich in feßr vermiedenen Stilformen zu bewegen, hervor, die
ihn von jeher auszeichnete. So gibt es denn Produktionen aller Art, ganz naturaliftifche
wie klaffiziftifche und romantifch-ftimmungsvolle, von ihm; ja, es war ihm Bedürfnis,
entweder alle paar Jahre eine ganz neue Richtung einzufd)lagen oder doch ein neues
Feld mit neuen Mitteln anzubauen.“
Ulegen politifcher Umtriebe in der Revolutionszeit, in tUahrheit wohl wegen fdrjarfen
Kunftkritiken über die damals modernen Münchner Modegrößen, deren Kunft er förm-
lich haßte, mußte er Bagern verlaffen und ging nach feiner Vaterftadt Heidelberg, die
über die Gefährlichkeit feines Radikalismus ganz andere Anfichten hatte, und auch ihm»
wie fd)on fo vielen, ihre Pforten gaftlid) öffnete. — Diefe Heidelberger Jahre bedeuten
den Höhepunkt feiner Kunft — fie waren feine glüddichften Jahre, denn hier war er,
als Sohn des angefehenen Haufes Fries und als die feingebildete Perfönlichkeit, die er
einmal war, in dem nächften Verkehr mit den dortigen führenden Geiftern, hat damals
Kuno Fifcher als Privatdozent gemalt, war ein Freund des Haufes Kapp, mit dem
ihn auch fein naher Freund Gottfried Keller verband und ftand fd)on von früher
her mit Ludwig Feuerbach in Verkehr, den er ebenfalls gemalt hat, und auch deffen
Neffe, der jugendliche Anfelm Feuerbach, trat in diefer 3eit in nahe Beziehungen
zu dem älteren Freund feines Haufes. Von Intereffe ift es, zu hören, daß er gerade
in diefer unruhigen 3eit fid) nun auch der fchlichten deutfdjen Landfdjaft zuwandte
und nun oft kleine Stimmungsbilder von großem intimen Reiz fd)uf, was bisher nicht
beachtet war.
Nach München zurückgekehrt, aber immer wieder im Sommer in Heidelberg weilend,
ftand er im Mittelpunkt eines großen Freundeskreifes, in dem feine nächften Bekannten,
die auch in Heidelberg tätigen Maler Lemire, der Schwager Kuno Fifchers, und der
Schweizer Füßlg waren, und zu dem Genelli, Berdelle, Fohr, Neureuther, Jul. Meger,
Paul Hegfe und David Friedrich Strauß gehört haben.

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