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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 12
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Rohde, Alfred: Die Galerie Wedells in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0529

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üiepolo, „Die Opferung der Iphigenie“1, fyingewiefen. Skizzenhaft hingeworfen ift das
kleine Bild lebhaft in der Farbe.
Macht diefer erfte Raum infolge des allgemeinen Niveaus einen mehr orientierenden
Eindrude, der uns hin und wieder einen Sd)uld)arakter zu vermitteln vermag, fo finden
wir im zweiten Raum, der die Niederländer und die wenigen Deutfchen birgt, Glerke
vertreten, die auch in einem größeren Rahmen beftehen würden.
Ein Ecce-Bomo, Jan Moftaert, dem ßaarlemer Hofmaler der Margarethe von öfter-
reich zugefchrieben und als folcßer auch in die Literatur durch Friedländer2 eingeführt,
befand fich früher im Befitj des englifcßen Kunfthändlers Martin Colnaghi in London.
Es gibt mehrere Repliken diefes Vorwurfs3, von denen das Bild im Museo Civico zu
Verona die bekanntere ift. Grete Ring4 hat nachgewiefen, daß das Bild pd) urfprüng-
lid) im Beptj der Margarethe von öfterreich befand, in deren fleißig geführten In-
ventarien (1523) es befeßrieben wird: „Item ung aultre tableau de Ecce Bomo, ung
escripteau pendu au col et petiz ainges en dpefz, tenant en une main ung fouet et
verges et en l’autre une canne, le fond rouge.“ Von allen Repliken haben die
Exemplare in Verona und in der Galerie Gledells am meiften Änfprud), mit diefer Be-
treibung übereinzuftimmen. Sie haben beide den zinnoberroten Grund, belebt von
vielen Engeln und zeigen den Chriftus in blaßviolettem Gewände. Äuf die Beziehungen
zu Geertgen tot Sint Jans’ Schmerzensmann hat Grete Ring ebenfalls fchon tpngewiefen,
für diefen Stilzufammenhang ift das Bild befonders wichtig. Er verftärkt fich beim
Vergleich faft zu einem Schulzufammenhang, obgleich dem die Bemerkung Carel von
Manders entgegenfteht, der Moftaertfchüler Simonsz habe ihm berichtet, Moftaert habe
Geertgen nicht mehr gekannt.
Ebenfalls dem Anfang des 16. Jahrhunderts gehört ein intereffantes Bild an, das die
Madonna mit Beiligen zeigt, intereffant darum, weil es in offenbarem 3ufammenhange
mit einer weiß gehöhten Bandzeichnung gleichen Chemas fteht, die aus der Kollektion
Charles Andre im Mai 1914 verfteigert wurde5 *. Manche Partien, wie die Katharina,
die Madonna vor dem fchmalen Brokatvorhang, die fd)webenden Engel, die die Krone
halten, ftimmen wörtlich überein, nur daß der knittrige Gewandftil einer barock ge-
wordenen Gotik bei der Bandzeichnung auf dem Bilde Pla^ macht einer maßvollen
Gleichheit, die die Renaiffance einleitet,
Adrian Ifenbrant ift vertreten mit einem ebenfalls fchon bekannten kleinen Bieronymus-
altärchen, einem Griptychon, das aus der Sammlung Kann-Paris ftammt0, der Bieronymus
felbft feßeint einem Gemälde entnommen zu fein, das 1907 auf der Exposition de la
Coison d’Or in Brügge gezeigt wurde7. Etwas manieriert wirkt eine große Flora von
Jan Metfys (f 1575), dem Sohn des Quentin Maffys. Den Bintergrund des Bildes füllt
eine glänzende Landfd)aft mit der Stadt Antwerpen aus. Ein 1655 datierter van Goyen,
wie der Ifenbrant ebenfalls aus der Sammlung Kann flammend, läßt feßr viel von dem
urfprünglid)en duftigen Kolorit des Meifters vermiffen.
Die „Madonna mit der hl- Elifabeth“ von van Dyck (Abb.) war 1890 auf der Berliner
Ausftellung von Glerken der niederländifchen Kunft, die die Kunftgefchichtbche Gefellfchaft
veranftaltete, ausgeftellt und einem größeren Kreis bekannt geworden, wie pe ein Jahr
vorher auf der Verfteigerung der Galerie d’Oultremont, aus der pe ftammt, Intereffe
3 Früher Sammlung Georg v. Falke-Köln, vgl. Sack, Ciepolo, S. 190, Nr. 337.
2 Friedländer, Von van Eyck bis Bruegbel, S. 149.
3 Die Repliken find zufammengeftellt von Friedländer im Repertorium für Kunftwiffenphaft.
Bd. XXVIII, S. 518, vgl. auch Die Berliner Renaiffanceausftellung, Berlin, Grotte 1898. S. 23.
4 Monatshefte für Kunftwiffenfcpaft 1914, Bd. VII, S. 26.
5 Verfteigerungskatalog, Nr. 3 mit Hbb. Die 3eid)nung, die kürzlich im Münchner Bändel wieder
auftauchte, wurde in Beft 10 des Cicerone von G. Biermann veröffentlicht.
ö Hbb. im Katalog der Gemälde der Sammlung Kann, vgl. auch Bodenhaufen, Gerard David und
feine Schule. München 1905. S. 214, Nr. 9.
7 Katalog Nr. 214.

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