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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 18
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Gericke, Herbert: Die gereinigten Schützen- und Regentenstücke des Franz Hals in Haarlem
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0777

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Die gereinigten Schüßen- und Regentenftücke
des Frans ßals in Haarlem

Wer in der Nachkriegszeit im alten Stadtßuis in haarlem die (Herke des Frans hals
feßen will, wird überrafcßt [ein, an Stelle der gewohnten Mufeumsräume dort
3immer der Fjaarlemer Stadtverwaltung zu finden, und muß fiel) durchfragen
zur „Groot ßeiligland“, wo das Frans hals-Mufeum jeßt im früheren Kleesßuis
(Cüaifenßaus) untergebracht ift. Die Groot Fjeiligland ißt eine Straße des 17. Jahrhun-
derts, und das deesßuis war [eit 1608 Altmännerßaus, nur in den lebten hundert Jahren
diente es den verwaiften Kindern haarlems als Fjeim. Jeßt hat die Stadtverwaltung
das Gebäude zu einem Mufeum ausgebaut, und es ift ein angenehmer Gedanke, daß
dies das gleiche Fjaus ift, deffen Regenten der alte und armgewordene Frans Fjals
nur malte, um im Altmännerßaus feinen Lebensabend befcßließen zu können. (Bekannt-
lich wird dies von vielen für Legende gehalten, da man weiß, daß am Ende feines
Lebens Frans hals von der Stadtverwaltung haarlem jährlich 200 Gulden und fünf
Scßiebkarren Corf zum Lebensunterhalt bekommen hat,) Der im Viereck gebaute, ein-
ftöckige Backfteinbau, der einen gepflegten ßolländifcßen Garten umfcßließt, ift in ein
reizvolles Mufeum umgewandelt. Die nicht großen und hohen Räume find dunkel
gedielt und kniehoch mit Kiefernholz getäfelt, die RJände find glatt verpußt, ohne
Änftrid) und geben in ihrem gelbgrauen, kühlen Don im Verein mit der weißen Decke
und den bleiverglaften Fenftern, durch die das Ließt des bedeckten himmels fjollands
fällt, eine unvergleichlich feßöne Stimmung für die Bilder des Franz hals, hier in
diefen rußigen, nicht überl)ängten Räumen find die acht Schüßen- und Regentenftücke
des Frans hals neben den zwei Porträts des Bürgermeifters Nikolaes van der Meer
und feiner Frau untergebracht. Von diefen Bildern find in leßter 3ßit drei gereinigt,
und in nie gefeßener Farbenpracht leuchten diefe drei aus ißren dunklen Palifander-
raßmen. Es ift wirklich eine „Renaiffance“, die dort ftattfand. Es ift ein ftarker Ein-
druck, den die CUerke in der ünmittelbarkeit ißres Farbenauftrags und in der Ciefe
und Lebendigkeit ißrer Farben, von denen man früher bei dem „Conkünftler“ Frans
hals nie viel fpraeß, heute geben. Die Freude über diefes Erlebnis verdrängt fcßnell
das gefäßi-licße Gefüßl, das fonft leicßt vor reftaurierten und renovierten Bildern ent-
fteßt. Gegen diefe neuen Frans hals feßen die übrigen, die noch nicht gereinigt find,
wie hinter trübem gelbem Glas verborgen aus.
Die den drei Bildern ißre Schleier abnaßmen, waren der Direktor des Mufeums Gratama,
fein Reftaurator und ein junger Chemiker Dr. van der Sleen. Die mutige Cat, die viele
Gegner fand, geht zurück auf einen Befcßluß und einen Auftrag der Stadtverwaltung
von haarlem, der im Jahre 1919 gegeben wurde und lautete:
„Bij raadsbesluit van 26 Februari 1919 werd door ßet Gemeentebestuur van
haarlem besloten de volgende, nog niet gereinigde scßilderijen van Frans hals
te doen seßoonmaken door den heer D. de Cüild te ’s-Gravenßage voor een maxi-
mum van f 12000....“
Es werden dann die fünf Scßüßenbilder fowie das Bild der „Regentinnen des Alt-
männerßaufes“ auf gezählt. Ferner wird gejagt, daß, falls 3weifel bei der Ausführung
entfteßen follten, hofftede de Groot gefragt werden müffe und auf keinen Fall mit
der Reinigung eines folgenden Bildes begonnen werden dürfe, bevor nicht das leßt-
gereinigte einige 3eit geftanden hätte und die Genehmigung zur Fortfeßung der Arbeit
erteilt fei.
So begann 1919 die Arbeit des Reftaurators an dem Bilde „Feftmaßl der Offiziere
des St. Georgs Doelen“, das Frans hals mit der Jaßreszaßl 1616 links unten auf einem

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