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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 18
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Gericke, Herbert: Die gereinigten Schützen- und Regentenstücke des Franz Hals in Haarlem
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0779

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zum Vorfeiern gekommen, und ihr Auftauchen wird die Meinung derer bekräftigen,
die fagen, daß Frans Fjals bei diefem feinem erften Gruppenbilde das „Mahl der
Offiziere des alten Sd)ü^en-Doelenu von Cornelis Cornelisz van Haarlem als Vorbild
benutjt habe. Nie gefeßene Haffen, Hellebarden, Mufter des Cifchzeuges, Geräte und
Landfcßaft erkennt man jetjt.
Gegenüber diefem Bilde hängt das „Feftmaßl der Offiziere van den Cluveniers-
doelen“, das 1627 gemalt ift und noch nicht abgewafdjen wurde. Es wirkt neben
dem lebendig gewordenen erften Bilde wie ein nid)t gelungener Öldruck.
Das im gleichen Jahre gemalte „Feftmal)l der Offiziere des St. Georgs Doelen“ ift
1920 gereinigt. Die freiere Kompofition diefes Bildes und die größere Ungebunden-
heit der Bewegungen der Schüßen geben dem Bilde in feinem jetzigen 3uftande eine
unerhörte Lebendigkeit.
Das Bild vom Jahre 1633 „Die Verfammlung der Offiziere des Cluveniersdoelen“
ift noch in Ärbeit. Es gibt auch hier bei den neuen Farben der Schärpen der Schüben
in blau, orange, weiß, dem farbigen Stoffe der Gewänder, den Bäumen und Architek-
turen im Hintergründe freudigfte Überrafchungen, und man kann nicht mehr von dem
„klaren Kolorit der fchwarz und weißen Koftüme“, wohl aber von einem Kolorit voll
Glut und unglaublicher Differenzierung fprechen, das dem etwa 50jährigen Frans
Hals eigen war.
Das fed)s Jahre fpäter (1639) gemalte Bild „Offiziere und Unteroffiziere des St.
Georgs Doelen“ ift noch nicht gereinigt, und der Kopf des Franz Hals mit dem fpan-
nenden Ausdruck fcheint wirklich auf die Entfchleierung und Fortnahme der „braunen
Sauce“ zu warten.
Im lebten Raum der Frans Hals eingeräumten 3immer hängen fich die beiden älte-
ften und vielleicht fchönften Herke gegenüber: Die Regenten des Altmännerhaufes und
die Regentinnen. Das Regentenftück ift im Jahre 1910 gereinigt und fein 3uftand ift
wohl als bekannt vorauszufetjen. Unbekannter ift vielleicht, daß die Krakeluren auf
diefem Bilde nachgemalt find (was bei den neuen Reinigungen unterblieb) und auch
fonft Übermalungen haben ftattfinden müffen. Auch ift bei dem fpäteren Firnißen dem
Firnis teilweife etwas Farbftoff beigegeben, um ja den Eindruck des „Neuen“ zu ver-
meiden. Dies Bild des alten Frans Hals, deffen Palette immer farblofer, deffen Auge
und Hanä immer feinnerviger wurde und deffen Auffaffung in ihrem Suchen nach
dem inneren Menfdjen uns gerade heute fo nahefteht, ift von ftarker Wirkung in
diefen edlen Räumen. Die feinen Valeurs in Schwarz und (Heiß, das raffinierte Be-
fchränken auf eine einzige Farbigkeit, die der Gepchter, und auf ein wenig Rot am
Cifd) und am Knie des Cräumers rechts, fmd „herrlich wie arn erften Cag“.

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