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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 18
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0790

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Sammlungen — Äusftellungen

3ur Neuordnung der Ämbrofiana
Kunftfreunde und Studierende, die in den näch-
ßen Monaten Mailand befudjen, werden ange-
nehm überrafcbt fein, unfere „Ämbrofiana“ vor-
teilhaft verändert zu finden. Die „Ämbrofiana“
ift eins der älteften Mufeen, das im Dienfte
des großen Publikums fteht und für öffentlichen
Befuch gefchaffen wurde. Im Jahre 1609 vom
Kardinal Federico Borromeo gegründet, beftand
es aus einer Kunftfd)ule, einer Pinakothek und
Kupferftichfammlung, einer aus 30000 Bänden
begehenden Bibliothek und einer großartigen
Sammlung von Codices und Fjandfchriften, die,
im Gegen [afe zu den erfterwähnten Sammlungen,
bis auf den heutigen Dag unverändert geblieben
ift. Das zu dem 3weck gefchaffene Gebäude
behielt bis in die erfte Hälfte des 19. Jahrhun-
derts feine urfprünglidje Geftalt. Äls in jener
3eit eine benachbarte Kirche zerftört wurde,
benutzte man das Cerrain zur Vergrößerung der
Ämbroßana, und fpeziell durch Überdeckung des
Gartens fchuf man einen größeren Lefefaal. So
blieb es, bis die zu großer Bedeutung beran-
gewachfenen Sammlungen durchaus in die alten
Räume nicht mehr hineinpaßten, und man be-
gann ernftlicb an eine Erweiterung derfelben
zu denken. Der jefeige Präfekt der Ämbrofiana
(Nachfolger auf diefem Poften von Mons. Ratti-
Papft Pius XL). Mons. Grammatica hat mit
wahrem Feuereifer und großer Energie an der
Finanzierung und Verwirklidjung des Projektes
gearbeitet und dank feiner Bemühungen find die
Ärbeiten fo gut wie beendigt. Än Stelle des
Hofes, der wiederum überdeckt worden iß, tritt
eine großartige Lefehalle, mit allen nötigen bib-
lioted)nifd)en Änlagen ausgeftattet, und die Saal-
folge der Pinakothek ift organifcher und dem
Kunftgenuß zugänglicher geftaltet als früher.
Somit ift es gelungen, diefe alte Kunftanftalt
wiederum den Änforderungen der 3eit anzu-
paffen, ohne die alten Mauern zu ftürzen und
ihren eigentlichen antiken Charakter zu ver-
lieren. Ä. C.
Vom Erljaltungszuftarid ljolländi-
fdjer impreffioniftifdjer Gemälde
Die Stadt Ämfterdam hat foeben 4700 Gulden
ausgeworfen, um imStädtifchenMufeum dieLuft-
und ölärmezufuhr zweier Säle probeweife ab-
ändern zu laffen, da an einer großen Änzahl
von Gemälden der Haager Schule fchwere Riß-
bildungen bemerkt wurden. Ob die örfache des
Übels in Cemperatureinflüffen zu fuchen ift, ob
ihm alfo durch Änderung der Ventilationsein-
richtung begegnet werden kann, ift mehr als
fraglich. Überall im Lande, im Rotterdamer Boy-
mans Mufeum, im Fjaager Gemeindemufeum, bei
Privatfammlern zeigen fid) an den Gemälden der
Fjaager Schule ähnliche Verfallserfcheinungen.
Der Befund des Direktors desÄmfterdamer Städti-
fchen Mufeums dürfte das Richtige treffen. Er
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fdjreibt das Berßen der Farbhaut dem reichlichen
Gebrauch von Bitumium zu, das Jaap Maris und
die übrigen mit Vorliebe gebrauchten und das
feines harzigen Gehalts wegen faß niemals ganz
trocken wird, infolgedeßen weiter arbeitet. Y)\nzn
kommt, daß die Fjaager Imprefßonißen die Far-
ben zu rafd) übereinander fefeten, was natürlich
bedingt war in der impreffionißifchen ölieder-
gabetheorie felber. Viele der Bilder von Jozef
Israels aus dem Städtifcben Mufeum beßnden
fich feit langem beim Reftaurator. Bilder von
Jaap und ölillem Maris find wie von Rißgeweben
überzogen. Äuch die Bilder von Mauve, Bos-
boom, Mesdag zeigen fchwache Haltbarkeit. Äm
fcblimmßen ßeF)t es bei Äima Cadema. Einige
feiner Bilder find auch durch Reftauration nicht
mehr zu retten. Fj.
Äfdjaffenburg
Der größte Geil des hiefigen, baugefd)ichtlid)
berühmten Schloffes iß vom bayerifchen Staat
auf 100 Jahre der Stadt Äfchaffenburg als Rat-
haus überlaßen worden. Nur die bisher der
Bildergalerie und Bibliothek vorbehaltenen Räume
werden auch fernerhin dem gleichen 3weck re-
ferviert bleiben.
Leipzig
Der Direktor des Fjißorifchen Mufeums, Fried-
rich Schulze, hat diefer Sammlung, die unter den
hißorifchen Mufeen in Deutfdjland nicht an lefeter
Stelle ßeht (fie iß auch literargefd)id)tlich hervor-
ragend durd) die Belege jener Epoche, die durch
Gottßhed einerfeits und den jungen Goethe
andererfeits begrenzt wird), einen Führer ge-
widmet (Verlag F>- Haeffel, Leipzig), der nach
Änlage und Inhalt von wenigen Handbüchern
diefer Ärt übertroßen werden dürfte. Der kleine
Band ift buchtechnifch hervorragend ausgeftattet
und mit einer ganzen Änzahl wertvoller Bild-
tafeln gefchmückt.
Äusßellungen
Rljeinifdje Kunft in Wiesbaden
Äm 27. Äuguß wurde die große „Äusftel-
lung des Verbandes der Kunßfreunde in
den Ländern am Rhein“ (Äuguß — Novem-
ber) in [amtlichen Räumen der Galerie des Mufe-
ums unter ßarker Beteiligung der rheinifchen
Künftlerfchaft feierlich eröffnet.
Die Äusßellung fchält in einer von dem Ver-
treter der niederrheinifchen Kunftkommiffion
Kuftos Dr. ÖL Cohen mit großem Verdienft zu-
fammengeftellten, retrofpektiven Äbteilung den
Begriff Romantik aus den mehrfachen Strö-
mungen der älteren Kunft des vorigen Jahr-
hunderts heraus: Romantik, unterfcbiedlid) vom
Nazarenertum und jenem römifchen Nachklafß-
zismus, wie er in der Kochßhule zum Äustrag
und zur Äuseinanderfefeung kommt, auch unter-
[chiedlich von jener füßlichen, literarifch hypno-
 
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