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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 20
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0867

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immer enger gezogenen Kreifen bis in die gering-
fügigften Subtiiitäten der Innendekoration vor-
zudringen, fo daß es dem Lefer ermöglicht wird,
das (Herden der fpätbarocken Baukunft im bucb-
ftäblichen Sinne mit zu erleben. Gründliche
kulturgefd)ichtliche Kenntniffe geftatten es dem
Verfaffer, den 3ufammenhang des fpätbarocken
Profanbaus mit der 3eitgefd)ichte bis in alle
Einzelheiten zu verfolgen.
Es ift das erftemal, daß diefe Periode als ein-
heitliches ganzes und in erfchöpfender (Heife
behandelt wird, und wenn ich mich auch per-
fönlid) mit der Eingliederung der deutfctjen Bau-
kunp feit 1700 unter den Begriff des Spätbarock,
wie ihn Fjans Rofe als Äusfluß des franzöfifchen
Äbfolutismus faßt, nicht einverftanden erklären
kann, fo bleibt doch die Catfache beftehen, daß
eben durch diefe 3ufammenfaffung eine Fülle
neuer, fehr wertvoller Gefichtspunkte für die Er-
kenntnis diefer problematifchen Periode eröffnet
worden ift. Das Hlerk wird hoffentlich in den
Monatsheften für Kunftwiffenfdßaft eine fehr
eingehende Befprechung finden1, da gerade bei
der Menge neuer Ideen und neuer Bewertungen,
welche Rofe bringt, die Auseinanderfei^ung mit
der bisherigen kunfthiftorifcpen Einteilung zu
dem „Spätbarode“ zu fruchtbaren Feftftellungen
führen muß.
Das mit großer Sorgfalt ausgewählte Ab-
bildungsmateriai unterftüfcjt die Äbficht desVer-
faffers, dem Lefer einen klaren und richtigen
Begriff des künftlerifchen Charakters fpätbarocker
Profanbauten zu geben. Robert deft.
Middelaldersk Guldsmedkunst i Norge.
Apr. 1922. Kristiania, Kunstindustrinmseum.
76 S. kl. 8°. 7 Abb.
Die Bearbeitung der Metalle ift von jeher eine
Stärke der nordifepen Länder; natürlich aber
hat man, befonders im Änfang der chriftlicben
Periode, aud) vielfad) an dem feinen Anteil ge-
nommen, was andere Länder hervorgebracht
haben, und namentlich haben die Schmelzarbeiten
von Limoges die Begierde erweckt, pe zu be-
p§en. das Norwegen an Arbeiten der Edel-
fchmiedekunft befijjt vorzuführen, ift die Aufgabe
einer Ausftellung, die vom April 1922 an im
Kunftinduftrie-MufeumzuC-hriftianiaftattgefunden
hat. Man hat fiel) die Aufgabe geftellt, einen
recht vollftändigen Überblick zu ermöglichen,
mußte fiel) aber im wefentlicben auf den Befitj
der Mufeen ftü^en; denn in der Durchforfchung
der 2000 Kirchen des Landes ift man noch im
Rückftande, und auch die Nachfrage nach ihrem
Befilj an edeln Metallarbeiten hat fiel) erft über
ein Drittel des Beftandes erftrecken können. Doch
gibt die Ausftellung bereits ein zunäcbft ge-
nügendes Bild von dem Bepjj und den Leiftungen
1 flnm. d. Sdjriftltg.: äus der Feder H. E. Brinckmanns
erfd)elnt eine eingehende GLIertung des Buches in den
M. f. K. 1922, f)eft 7-9.

des Landes und demnach einen wertvollen Aus-
fchnitt zur allgemeinen chriftlichen Kunftard)äo-
logie. Der Katalog ift eingeführt durch ein Vor-
wort von Fjans Dedekam und eine Abhandlung
von Chor Kielland. Auffällig gering erfcheint der
Befitj des Landes an Kelchen. Fjier wird aber
die 3ukunft pcherlid) noch den meiften 3uwad)S
bringen. Abgebildet ift ein frühgotifcher, als
Prad)tßück, fchön und edel, jedoch einfach
und mit unechter Kuppe, als einheimifche oder
englifche Arbeit der erften Fjälfte des 13. Jahrh-,
angefprochen. Eine zweite Abbildung ftellt einen
fehr fchönen fpätgotifchen Kelch dar, deffen Ar-
beit für einheimifd) angefehen wird und der
ein Erzeugnis der 3eit ift, in der die hanfeatifche
Kunft hier eingebürgert war. Nach einer Infdprift
geht diefer Kelch auf eine Schenkung oder ein
Vermächtnis des Bifchofs Salomo von Oslo
(1322—52) zurück; er wird aber aus dem Ende
des Mittelalters ftammen; es gibt ja Belege
genug für derartige Nachzeitigkeit. Kelche und
Patenen füllen 58 Nummern des 170 Gegenftände
aufführenden Katalogs; es folgen 3>borien und
Monftranzen (5), Kruzipxe und etliche andere
Figuren (25), Reliquienfchreine und metallene
Vorfatjtafeln der Altäre (6), Leuchter (6), Re-
liquienkapfeln (12), Crinkhörner (19); aber die
fieben beften, die fid) im Kopenhagener Mufeum
bepnden, nur im Lichtbild. Endlich neun andere
Gefäße und 18 Löffel.
Die Reliqienkapfeln pnd fämtlid) Silber, die
Kelche bis auf vier, aber alles Übrige faft aus-
nahmslos vergoldetes Kupfer, feltener Bronze.
Die Stücke aus edlem Metall pnd ja ein Raub
der 3eil geworden. Der Stolz der Ausftellung
wie des Landes find die Antimenfien (diefen
Abfchnitt zieren zwei Abbildungen) und die
wunderbaren Crinkhörner. R. Fjaupt.
Hans Hildebrandt. Hans Brühlmann. Sein
Leben and Schaffen. Mit 48 Tafeln. Ver-
lag Seldwyla, Bern.
Dem 1911 aus Furcht vor geiftiger Umnachtung
freiwillig aus dem Leben gefebiedenen Stutt-
garter Maler Brühlmann, einem 1878 im Kanton
Churgau geborenen Schweizer, hat Fjans Fjilde-
brandt foeben ein Gedenkbuch gewidmet, aus
dem noch einmal mit aller Deutlichkeit offenbar
wird, eine wie große Fj°ffnung die deutfehe
Kunft gerade mit diefem Künftler begraben
mußte. In den von Louis Laiblin gepifteten
Pfullinger Fjallen, die Cheodor Fifcher erbaut
hat, konnte pd) zuerft Brühlmanns eigentliche
Begabung zur Monumentalmalerei an einer
würdigen Aufgabe erproben und wenn ihm da-
nach — ebenfalls durch Fifcher — eine ähnliche
Möglichkeit bei der Stuttgarter Erlöferkirche
gegeben wurde, fo darf man diefer Catfache
nicht weniger dankbar fein, weil ohne diefe
beiden Gelegenheiten Brühlmanns ftärkfte Seite
wahrfcheinlid) nie erkannt worden wäre. Als

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