Sammlung en
viert. Die Äufftellung und Verteilung der ge-
famten Gegenftände in etwa 30 Räumen des
Palazzo Reale gefchah unter befonderer Berück-
fidjtigung des vorhandenen Milieus. So hat
man z. B. die Canova-Sammlung in den Empire-
räumen untergebracht, die Möbel des Bruftolon
in einem mit dandteppichen behangenen Saal
im Stil des Dixhuitieme. Auch die Prunkge-
mächer, die man außerhalb der Sammlung für
den königlichen Befuch referviert hat, find
gleichfalls dem Publikum zugängig gemacht
worden. Ä. C.
Berlin
Die gegenwärtig im Kaifer-Friedrich-
Mufeum ausgeftellten Neuerwerbungen
von 1920—22 weifen nichts von dem auf, was
man ein koftbares Mufeumsftück nennen könnte.
Crotjdem darf man der Gefchicklichkeit Bodes
Anerkennung zollen, dem es unter den äußerft
befchränkten Verhältniffen durch Äustaufch ufw.
gelang, eine ganze Anzahl wertvoller Gemälde
in den Beßtj des Mufeums zu bringen, die inner-
halb befcljeidener Grenzen fo manche Lücke des
alten Beftandes ausfüllen. Im kleinen und klein-
ften Rahmen gibt [ich dem Beobachter hier eine
Perle nach der andern zu erkennen, die auch
im Fjinblick auf das künftige „Deutfche Mu-
feum“ von tDichtigkeit ift. Dazu gehören be-
fonders drei kleine farbenprächtige altdeutfche
Cäfelchen von unbekannter Fjand. Ferner der
feltfam italienifd) anmutende „Cod einer heiligen
Nonne“ vom Augsburger Meifter 5. P. um 1450.
Ein als [üdfranzöfifch bezeichneter „Chriftus am
Kreuz“ mit einer rofa Feftungsmauer im Hinter-
gründe aus dem Jahre 1410 dürfte pd) als Meißer-
werk eines Kölner, in Frankreich gereiften Malers
herausftellen. Aus der Hamburger Galerie deber
kam eine „Anbetung des Lammes“ von Hans
Leonh. Sdjaeuf eiein, aus der Frankfurter
Sammlung Gans ein fehr fchöner „Äbfchied der
Äpoftel“ von Älbrecht Ältdorfer hinzu. Die
meiften Erwerbungen gehören dem 16. und
17. Jahrhundert an. Die köftlichfte davon iß eine
überaus lebenfprühende „Bauernfchule“ von
Ädriaen Brouwer. Ein großes Gemälde von
Francs Millet, der bisher im Berliner Mufeum
fehlte, wurde durch Äustaufch mit Prag erworben,
deniger glückliche Erwerbungen wurden an
Äntoine Pesne, Jacob Jordaens und Seb.
Ricci gemacht, obwohl der erfte in Berlin Hei-
matrecht beptjt. Unter den Deutfchen verdient
Daniel Preißler (1627—65), der in Prag und
Nürnberg malte, mit feinem hochwertigen, gleich
nach dem Dreißigjährigen Kriege entftandenen
Frauenbildnis befonderes Intereffe. Kunßhißori-
fd)en dert hat auch ein Porträt der in Paris
und darauf am Hofe Friedrichs des Großen tätigen
Änna Dorothea Cherbufch, einer gebürtigen
Polin. Erwähnenswert pnd vor allem zwei Bild-
chen des wenig bekannten, aber fehr feinen
Norbert Grund, Gefchenke der Galerie van
Diemen. 3u den Erwerbungen intimeren Cha-
rakters gehören einige Gemälde von Joh- Georg
3iefenis, Joh- Konr. Seekatj und Joh-3ie^-
Äuch die plaftifche Abteilung konnte bereichert
werden, wenngleich vorwiegend mit derken
dekorativer Natur. Kößliche Stücke jedoch hat
wieder die Kleinplaftik, eines der Hauptfammel-
gebiete Bodes, hinzubekommen. Curt Bauer.
Donauefdjingen
Die Fürßliehe Gemäldegalerie, die be-
fonders reich ift an fchwäbifchen Primitiven und
einen einzigartigen Schat, in den 24 Cafelbildern
des Meßkircher Meifters bepfet, hat in den lctßen
Monaten eine durchgreifende Neuordnung er-
fahren. Durch die Ausräumung der Glyptothek
iß ein zweiter Oberlichtfaal gewonnen worden,
der nun im wefentlichen die fchwäbifchen Sd)ul-
bilder in pch auf genommen hat. Von gebroche-
nem Grün — es pnd überall bewußt ftarkfarbige
Hintergründe gewählt — hebt [ich auf der rechten
Längswand, ein Criptychon der Cüihßhule ßan-
kierend, der Meifter von Sigmaringen ab, der
uns in öleftfchwaben den Einßuß 3eitbloms ver-
mittelt hat. Ihm gegenüber hängt in ange-
nehmem (Hechfel von Breit- und Längsformat
eine einzigartige Folge von Bildern der Boden-
feefchule, die alle im Churgau beheimatet ihren
Plah auf der Grenzfcheide zwifchen der ülmer
Schule und dem Kreife des Hans Leu d. A. be-
haupten. Das anftoßende Edckabinett mit den
drei reifen 3eitbloms, einem vorzüglichen Strigel
und den beiden neuerworbenen Grünewalds führt
zu einem in der Gefamtwirkung trefflich ge-
lungenen Renaiffancekabinett mit der aus der
3ßitauffa[fung gefchöpften Genre- und Bildnis-
kunß der Schäufelein, Cranad), Konrad Faber,
Bartel Beham und Pencz, um dann im grünen
Giebelfaale in den niederländifchen und deutfchen
Manierißen ein vorläupges Ende der Entwick-
lung zu pnden.
Der öftliche Oberlichtfaal, wenn man fo will
die Cribuna der Sammlung, zeigt den aus-
erlefenen Beph der Galerie in der an gefchloffener
Größe unübertoffenen früheßen Paßionsfolge
Holbeins d. Ä., die pch über zwölf Cafein hin
auswirkt. Ihr gegenüber, die ganze Längswand
füllend, der begreifliche Stolz der Galerie, der
Meifter von Meßkird) in feinen Glanzftücken
(Güildenßeiner Altar, die drei großen Flügel des
Meßkircher Hochaltars, die Kreuzigung), in einer
auf zwei feitlichen Ächfen bafierten Anordnung,
über der gefenkten Mitte einen Raum ausfparend
für die prächtige, 1,50 m hohe Madonna von
1522, ein Kapitalßück deutfd)er Plaßik (Leih-
gabe der Stadtkirdje). An der Stirnwand des
Saales, gleich beim Eintritt den Blick feßelnd,
die früheften Stücke der Galerie, die ftilgefd)icht-
lichen Rätfel des Basler Meißers von 1445 und
des kaum fpäteren Meißers von Schloß Lichten-
867
viert. Die Äufftellung und Verteilung der ge-
famten Gegenftände in etwa 30 Räumen des
Palazzo Reale gefchah unter befonderer Berück-
fidjtigung des vorhandenen Milieus. So hat
man z. B. die Canova-Sammlung in den Empire-
räumen untergebracht, die Möbel des Bruftolon
in einem mit dandteppichen behangenen Saal
im Stil des Dixhuitieme. Auch die Prunkge-
mächer, die man außerhalb der Sammlung für
den königlichen Befuch referviert hat, find
gleichfalls dem Publikum zugängig gemacht
worden. Ä. C.
Berlin
Die gegenwärtig im Kaifer-Friedrich-
Mufeum ausgeftellten Neuerwerbungen
von 1920—22 weifen nichts von dem auf, was
man ein koftbares Mufeumsftück nennen könnte.
Crotjdem darf man der Gefchicklichkeit Bodes
Anerkennung zollen, dem es unter den äußerft
befchränkten Verhältniffen durch Äustaufch ufw.
gelang, eine ganze Anzahl wertvoller Gemälde
in den Beßtj des Mufeums zu bringen, die inner-
halb befcljeidener Grenzen fo manche Lücke des
alten Beftandes ausfüllen. Im kleinen und klein-
ften Rahmen gibt [ich dem Beobachter hier eine
Perle nach der andern zu erkennen, die auch
im Fjinblick auf das künftige „Deutfche Mu-
feum“ von tDichtigkeit ift. Dazu gehören be-
fonders drei kleine farbenprächtige altdeutfche
Cäfelchen von unbekannter Fjand. Ferner der
feltfam italienifd) anmutende „Cod einer heiligen
Nonne“ vom Augsburger Meifter 5. P. um 1450.
Ein als [üdfranzöfifch bezeichneter „Chriftus am
Kreuz“ mit einer rofa Feftungsmauer im Hinter-
gründe aus dem Jahre 1410 dürfte pd) als Meißer-
werk eines Kölner, in Frankreich gereiften Malers
herausftellen. Aus der Hamburger Galerie deber
kam eine „Anbetung des Lammes“ von Hans
Leonh. Sdjaeuf eiein, aus der Frankfurter
Sammlung Gans ein fehr fchöner „Äbfchied der
Äpoftel“ von Älbrecht Ältdorfer hinzu. Die
meiften Erwerbungen gehören dem 16. und
17. Jahrhundert an. Die köftlichfte davon iß eine
überaus lebenfprühende „Bauernfchule“ von
Ädriaen Brouwer. Ein großes Gemälde von
Francs Millet, der bisher im Berliner Mufeum
fehlte, wurde durch Äustaufch mit Prag erworben,
deniger glückliche Erwerbungen wurden an
Äntoine Pesne, Jacob Jordaens und Seb.
Ricci gemacht, obwohl der erfte in Berlin Hei-
matrecht beptjt. Unter den Deutfchen verdient
Daniel Preißler (1627—65), der in Prag und
Nürnberg malte, mit feinem hochwertigen, gleich
nach dem Dreißigjährigen Kriege entftandenen
Frauenbildnis befonderes Intereffe. Kunßhißori-
fd)en dert hat auch ein Porträt der in Paris
und darauf am Hofe Friedrichs des Großen tätigen
Änna Dorothea Cherbufch, einer gebürtigen
Polin. Erwähnenswert pnd vor allem zwei Bild-
chen des wenig bekannten, aber fehr feinen
Norbert Grund, Gefchenke der Galerie van
Diemen. 3u den Erwerbungen intimeren Cha-
rakters gehören einige Gemälde von Joh- Georg
3iefenis, Joh- Konr. Seekatj und Joh-3ie^-
Äuch die plaftifche Abteilung konnte bereichert
werden, wenngleich vorwiegend mit derken
dekorativer Natur. Kößliche Stücke jedoch hat
wieder die Kleinplaftik, eines der Hauptfammel-
gebiete Bodes, hinzubekommen. Curt Bauer.
Donauefdjingen
Die Fürßliehe Gemäldegalerie, die be-
fonders reich ift an fchwäbifchen Primitiven und
einen einzigartigen Schat, in den 24 Cafelbildern
des Meßkircher Meifters bepfet, hat in den lctßen
Monaten eine durchgreifende Neuordnung er-
fahren. Durch die Ausräumung der Glyptothek
iß ein zweiter Oberlichtfaal gewonnen worden,
der nun im wefentlichen die fchwäbifchen Sd)ul-
bilder in pch auf genommen hat. Von gebroche-
nem Grün — es pnd überall bewußt ftarkfarbige
Hintergründe gewählt — hebt [ich auf der rechten
Längswand, ein Criptychon der Cüihßhule ßan-
kierend, der Meifter von Sigmaringen ab, der
uns in öleftfchwaben den Einßuß 3eitbloms ver-
mittelt hat. Ihm gegenüber hängt in ange-
nehmem (Hechfel von Breit- und Längsformat
eine einzigartige Folge von Bildern der Boden-
feefchule, die alle im Churgau beheimatet ihren
Plah auf der Grenzfcheide zwifchen der ülmer
Schule und dem Kreife des Hans Leu d. A. be-
haupten. Das anftoßende Edckabinett mit den
drei reifen 3eitbloms, einem vorzüglichen Strigel
und den beiden neuerworbenen Grünewalds führt
zu einem in der Gefamtwirkung trefflich ge-
lungenen Renaiffancekabinett mit der aus der
3ßitauffa[fung gefchöpften Genre- und Bildnis-
kunß der Schäufelein, Cranad), Konrad Faber,
Bartel Beham und Pencz, um dann im grünen
Giebelfaale in den niederländifchen und deutfchen
Manierißen ein vorläupges Ende der Entwick-
lung zu pnden.
Der öftliche Oberlichtfaal, wenn man fo will
die Cribuna der Sammlung, zeigt den aus-
erlefenen Beph der Galerie in der an gefchloffener
Größe unübertoffenen früheßen Paßionsfolge
Holbeins d. Ä., die pch über zwölf Cafein hin
auswirkt. Ihr gegenüber, die ganze Längswand
füllend, der begreifliche Stolz der Galerie, der
Meifter von Meßkird) in feinen Glanzftücken
(Güildenßeiner Altar, die drei großen Flügel des
Meßkircher Hochaltars, die Kreuzigung), in einer
auf zwei feitlichen Ächfen bafierten Anordnung,
über der gefenkten Mitte einen Raum ausfparend
für die prächtige, 1,50 m hohe Madonna von
1522, ein Kapitalßück deutfd)er Plaßik (Leih-
gabe der Stadtkirdje). An der Stirnwand des
Saales, gleich beim Eintritt den Blick feßelnd,
die früheften Stücke der Galerie, die ftilgefd)icht-
lichen Rätfel des Basler Meißers von 1445 und
des kaum fpäteren Meißers von Schloß Lichten-
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