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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 23
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Wiese, Erich: Die hl. Familie mit Heiligen eines Antwerpener Manieristen im Museum der bildenden Künste zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#0953

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Quadratur auf der 3eid)nung kann ebenfogut der Übertragung einer anderen (belferen?)
3eid)nung oder der Verkleinerung nach einem Gemälde gedient haben. M. J. Fried-
länder bemerkt in feiner Befpredjung der Sammlung Rodriguez anläßlich ihrer Ver-
fteigerung (Kunftdjronik, N. F. XXXII, S. 834) zu unferer 3eid)nung nur: „Die ßl. Familie
mit zwei weiblichen ^eiligen. Gute Arbeit von einem der Äntwerpener Manieriften.“
Biermann wies bereits darauf t)in, daß fie dem inneren Äusdrudtswert nad) dem „Änt-
werpener Meifter von 1518“1 am näcßften ftepe. In der Behandlung der Baulichkeiten
ift das Bild dem Meifter der Münchner Anbetung am eheften verwandt, aber darin
doch nicht To üppig wie diefer. tim [o merkwürdiger ift die kompofitionelle Verwandt-
fdjaft mit der hb Familie mit ^eiligen des Meifters der Mailänder Anbetung2, deffen
ttlerke befonders reid) an phantaftifchem Ärchitekturbeiwerk ßnd. Das gilt im tlnter-
fd)ied zu unferem Bild auch von feiner hb Familie. Dagegen fdjeint auf der Leipziger
Cafel im Figürlichen die Manier weiter getrieben, etwa in den Geften der F)ände. Die
Abbildungen überheben mich im übrigen der Niederfd)rift der näheren Vergleidßs-
momente. Sie fpringen ohne weiteres in die Äugen (vgl. vor allem die Katharina und
die Engel). Viele Vergleichsmomente bieten weitere Bilder des Meifters der Mailänder
Anbetung. Befonders auffchlußreid) ift ein Vergleich der 3^ic±)nung zu unferem Bild
mit der von Friedländers abgebildeten. Fjingewiefen fei vor allem auf die auffällige
Verwandtfchaft der Gefid)ter, befonders der Mundpartien und der Äugen. Man wird
nad) alledem nicht umhin können, das Leipziger Bild und die 3eid)nung dazu in die
Nähe des Meifters der Mailänder Anbetung zu rücken und damit in die von Fried-
länder als Gruppe B4 bezeichnete, der er die qualitätvollften der manieriftifchen ttlerke
zuweift. Man könnte fid) die beiden Stücke als frühe Arbeiten des Künftlers denken,
darf aber nicht überfehen, daß die Materie heute nod) viel zu kompliziert erfcßeint,
als daß in unferem knappen Rahmen mehr als Randbemerkungen dazu gemacht
werden könnten. E. ttliefe.

1 M. J. Friedländer, Die Niederländifd)en Manieriften. üafel 15 — 18. Leipzig 1922. Verlag
E. Ä. Seemann.
2 Friedländer, a. a. 0., Caf. 3.
3 a. a. 0., Caf. 9.
4 Im Jabrb. d. preuß. Kunftfmlg. XXXVI (1915), S. 66ff.


bolzfcßnitt aus Columna, Polipbüo.
Venedig 1499.

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