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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 14.1922

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Heft 24
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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.33342#1010

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Ausheilungen

Kultur, aus der pe flammen, durch ausgepellte
Alltagsgerätßhaften fpredjen läßt. Die Ver-
anftalter find der Meinung, daß eine entfdjwun-
dene oder ferneuropäifcbe Kunft erp dann völlig
verpändlid) würde, wenn man ihre Erzeuger,
deren Gewohnheiten, Omgebung, Seit kennt. Es
roll alfo eine Durchdringung von Ethnographie
und Äfthetik verfudp werden. Die erfte diefer
Auspellungen, untergebracht in den Räumen der
Leidener Lakenhalle, war der Kunft Indonefiens
gewidmet. Der bekannte Dojakforfcher A. Cd.
Nieuwenhuis hielt den Einführungsvortrag. 5.
Berlin
Die Galerie Dr. Goldfcbmidt&Dr. Cüaller-
ftein zeigt eine Kollektivauspellung von Ge-
mälden, Aquarellen und Graphiken Paul Klees,
die pd) auf die Jahre 1914 — 22 bezieht Sein
eigenartiges Spiel mit Farbßächen wirkt auch in
der umfaßenden Vorführung einfeitig. Kann
man ihm auch einen feinen Reiz naiven Emp-
pndens, einen gewipen Nervenkipel nicht ab-
fprechen, fo behält man doch den Eindruck, es
mit einem künplerifdjen Sonderling zu tun zu
haben, der nur in kleinpen Dofen genopen wer-
den darf. — Eine recht interepante Entwick-
lungskurve hat das recht parke Cüerk von Jo-
hannes Itten aufzuweifen, das eine Ausßellung
im „Sturm“ vorführte. Die reichhaltigen Ar-
beiten umfaßten die Schapenszeit in Stuttgart von
1914—16, in (dien von 1916—19 und in Cdeimar
von 1919—22. Neue Gemälde pellten im Sturm
aus die Maler Alexander Bortnyik, Oscar
Nerlinger, beide im kubipifchen Plakatpil, und
der an Kandinfky erinnernde, aber etwas bunt
anmutende Paul Fuhrmann. — Mehr im Cha-
rakter einerVerkaufsausfteilung hat derKunß-
falon Paul Caffirer eine Reihe erfter Namen
vereint, darunter Gemälde von Liebermann,
Purrmann, Kokofchka, Plaftiken von Lehm-
bruck, Kolbe, Sintenis und Graphiken von
Barlach u. a. — Eine fePelnde Ergänzung zu
den gegenwärtig bei Gurlitt ausgeftellten Ölge-
mälden Bruno Krauskopfs bilden die Zeich-
nungen und Graphiken des Künplers in der Gu-
tenberg-Buchhandlung. — ßermann Kon-
nerth, der Herausgeber von Konrad Fiedlers
„Schriften über Kunft“ pellt pch auch als ernft-
haft ftrebender Maier mit einer in der Kunp-
handlung „Deutfcpe Kunp“ veranpalteten
Sonderauspellung feiner Ölgemälde, die Porträts,
Landfd)aften und Stilleben darftellen, vor.
T. _ , Curt Bauer.
Köln
Der Kunpverein zeigt feit Anfang November
alte Gemälde aus Kölnifcbem Privatbe-
fitj; die erlefenpe und an Cilerten reichpe Aus-
peilung, die man feit langem in Köln gefeben
bat. Vor 60, felbp noch vor 30 Jahren würde
eine fold)e Auspellung freilich noch ein weit
reicheres Bild geboten haben; zuviel des Bepen
ip feiidem abgewandert, und der in Köln einß-
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mals herkömmliche Sammlertyp ip feiten ge-
worden. Auch das Gebiet der Sammeltätigkeit
hat pd) verfchoben — die kölnifche, überhaupt
die alte Abteilung ift diesmal zahlenmäßig mit
am fchwächpenvertreten, neben den altberühmten
und 1917 in diefer 3eitfd)rift veröpentlid)ten
Stücken der Sammlung von Sd)ni|ler pnd nur
einige wenige heute noch in Köln vorhanden.
3u einem derfelben, dem „Hieronymus“ (Cicerone
1917, S. 364), meldet pd) übrigens inzwifeben
die Kritik: die Beftimmung auf den Heifterbacber
Meiper ift in der Cat unhaltbar, die Einreihung
in das ttlerk Lod)ners, wohl als frübefte Arbeit
vor oder neben dem ttleltgericbtsaltar, dürfte
das Richtige trepen. Anderes, wie die den bk
Bernhard begnadende Madonna von 1479, harrt
noch immer der überzeugenden Beftimmung.
Als ein Stück von einzigartigem Rang erweip
pd) wieder die kleine Kreuzigung mit dem Kar-
täufermönd) (ebenda Seite 362), etwa aus den
achtziger Jahren des 14. Jahrhunderts — viel-
leicht ift man Iper auf der Spur jenes Meipers,
der zehn Jahre fpäter die kleine Kreuzigung
Nr. 8a im Illallraf-Richartj-Mufeum, und zwan-
zig Jahre fpäter die Münchener Veronika ge-
febaffen haben könnte. Eine wirkliche Bereiche-
rung unferer Vorpellungen von fpätkölnifcber
Malerei bedeutet die 1544 datierte Madonna mit
dem Stifter, von B. Bruyn d. Ä., welche zufam-
men mit einigen anderen, bisher noch nicht ver-
öpentlichten Bildern der Auspeilung in einem
fpäteren Heft des Cicerone abgebildet werden
foll. Ein wirkungsvoller Kontraft zu diefem
echten RenaiPancegefcböpf die ebarakteriftifebe
und in ihrer Art febr fchöne Cranacbphe Ma-
donna (Abb. bei Glafer, Cranad), 2. Auß.) in ihrer
gläfern erparrenden Spätgotik. Cranad) zuge-
febrieben auch das febr bedeutende Bildnis (Cic.
1917, S. 370), deßen Erhaltung und kunßgefd)id)t-
licbe Einreihung nod) manche Rätfel aufgeben,
ünter den Altniederländern ragen zweiMadonnen
hervor: die mehrmals veröpentlid)te des älteren
Joos van Cleve (a. a. O. S. 367) und die wun-
dervolle des Jakob Cornelisz, welche gleichfalls
hier noch abgebildet werden foll, ein febr edles,
prenges und doch aud) malerifd) reiches CQerk,
in dem pd) Gotik und Renaißance in eigenartiger
ÖLIeife durchdringen.
Vorzügliche Dinge alfo, denen pd) nod) man-
d)es anreihen läßt, wie der anmutvolle kölnifche
Ältardoppelßügei (a. a 0. S.368) und zwei gute
Arbeiten des Sippenmeifters (die eine a. a.O.S.366)
— aber immerhin wenig. Dafür entfd)ädigt
aber die unerwartete Fülle fpäter Niederländer
und Venezianer, welche die Pointe und die Über-
rafebung der Auspeilung bilden, und von denen
man freilid) vor 60 Jahren in Köln wabrfd)ein-
lid) nicht fo viel vorgefunden haben würde —
es wäre fonft auch im Mufeum um diefe
Abteilung nicht fo kümmerlich bepeilt. Kunft-
hiporifd) entfdpeden das Erregendpe das „Ge-
 
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