D'r Nagglmaier.
Broſt Neijohr, Män-
ner! Die Katzejam-
merkepp, die's uff die
Neijohrsnacht gewe,
werre hoffentlich wid-
der glicklich abgereist
ſein. Am erſchte Nei-
johrsdag haw ich iwe⸗ II
rigens noch e paar
hier geſehe. Die V N
G'ſichter gemacht ha-
we, als hätte ſe
ſchtatt Bunſch un
Gliehwein, am Syl-
veſchteroowend e paar
Litter Eſſig gedrunke.
Abbrobo, Litter!
Scheene Durchenan-
nanner bei de Werrth.
Werd noch e Zeit
druff gehn, bis die
Herrn de richtige Griff
beim Einſchenke ha-
we. Es muß alles
gelernt ſein. Es is
gar nit ſo leicht, die ö
Bort beim Einſchenke —
ſo hinzubringe, daß —
Gaſcht un Werrth mit zufriede is. —
ſer Weiwer,
Männer! Mein Fraa is er mit dem
neie Moos un Gewtn V Reichsee hätte aah
5 95 . „ Hr . D'r Deifl
g'ſcheider geweri, hn
finn f 60 ½5 veſſer in die
ereHee neinfind, haw ich meiner
21.1½ •% tigend zeitgemäß Lied for Wei-
borg'ſunge:
Mel: Es iſt beſtimmt ꝛc.
Es iſt beſtimmt im Bundesrath,
Daß man die Elle, die man hat,
Muß miſſen,
Und doch iſt es fürwahr kein Spaß,
Auswendig ſchon das neue Maaß
Zu wiſſen.
Ich will das ſchwier'ge Studium
Des Rechenknechts verſchieben drum
Auf ſpäter,
Doch merken will ich mir geſchwind,
Daß 3 Berliner Ellen ſind
2 Meter.
S
— 0 —
4**
Mel: Gaudeamus igitur.
Flüchtig haften — das iſt hart! —
Unſ'res Lebens Guter!
Ich derliere ſelbſt das Quart,
Ach, an ſeiner Stelle ward
Octroirt das Liter.
Klagelieder möcht' als Frau-
Singen man wie Wachtel!
Wenn ich meinen Augen irau',
Iſt das Liter ganz genau
Kleiner um ¼8.
Wi 10 auch de Fürſt 2c.
ie ſehr ich auch den Fürſten Bismarck ſchätze
O, nie verzeih' ich dies, ö ſchäß
Daß er uns nicht einmal die alte Metze
In unſ'rer Wirthſchaft ließ!
Was that ich ihm, dem mächtigen Gebieter,
Daß er mir gab dafür
Ein Holzgemäß von ganz genau 2 Liter?
Wie unbequem iſt's mir! ö
Statt einer Metze brauche ich zukünftig
(Das merke ich mir ſchon)
4 Liter, ach, ich werd' noch unvernünftig
Vor lauter Confuſion!
Mel.: Aennchen von Tharau iſt ꝛc.
Quentchen, ädas alte, — wie ſchwillt mir der
ö Ramm!
Dies auch verſchwindet und nennt ſich dann
Gramm,
6 ſind ein Neuloth, und ferner wird kund,
Daß 50 Neuloth dann machen 1 Pfund.
2 Pfund — mir ſchwindet ſchon leht der Ver-
ſtand!
Wird Kilogramm dann vom Kaufmann ge-
nannt.
Nicht mehr nach Klaftern und Achteln —
was ſolls?
Laſſe ich fahren ſo Torf mir als Holz,
Nach Kubikmetern wird Alles mir jetzt,
Himmel! auf jegliche Rechnung geſetzt.
3 und ¼ Kubikmeter dann
Sieht als 1 Achtel von früher man an.
Mel.: So leb denn wohl, Du ſtilles Haus 2c.
So leb' denn wohl, Du Elle, Pfund,
Du Loth, Du Metze, Scheffel und
Du Klafter und Du Achtel mein,
Es muß, es muß geſchieden ſein!
Was kann ich machen, armes Lamm?
Nun komm', Du Kilo⸗, Decagramm,
Du Deci⸗, Centi˖, Milligramm, —
Hier ſteh' ich, ein entlaubter Stamm!
Du Meter, das Du nennſt Dich Stab,
Und Ihr, die uns der Reichstag gab,
Du Centi⸗, Milli⸗ und auch Du,
Du Derameter, tritt herzu.
Ich ſag' Euch: Wenn mein Haar wird bleich
Noch vor der Zeit, — die Schuld trifft Euch!
Euch haſſ' ich drum mein Leben lang, —
Ver derben, jetzt geh' Deinen Gang!
So ung'fähr gehn die neie Moos- un Gewichtsgäng,
ihr Weiwer un Jungfraue. Jetzt ſchdudirt! Schad gar
nix, wann manch Madamche, um ſich vor Schade zu be-
wahre, die nei Moos- un Gewichtstabell ſchtudire muß.
Immer beſſer, wie am Fenſchterſchbiggl g'ſeſſe, un de ver-
bottene Heidlberger Sindfrichtlcher nochgeguckt! Wann en
junger Mann jetzt eeni heirathe will, werd'r ſich vor alle
Dinge zu vergewiſſern hawe, ob ſein Braut nit alleen vum
nei deitſche Reich in d'r Zeitung geleſe, ſondern ob ſe
mit d'r neie deitſche Reichsordnung aach in d'r Kich uff'm
gute Fuß ſchteht. Alſo ihr Meedle, ſchdudiert! Werd ki-
logrämlich un literlich, ſunſcht habt'rs zu bereie bitterlich!
Beſſer kann ich eich nix winſche zum Neijohr!
Druck von G.=Mohr. — Verlag von G. Geiſendörfer.
Broſt Neijohr, Män-
ner! Die Katzejam-
merkepp, die's uff die
Neijohrsnacht gewe,
werre hoffentlich wid-
der glicklich abgereist
ſein. Am erſchte Nei-
johrsdag haw ich iwe⸗ II
rigens noch e paar
hier geſehe. Die V N
G'ſichter gemacht ha-
we, als hätte ſe
ſchtatt Bunſch un
Gliehwein, am Syl-
veſchteroowend e paar
Litter Eſſig gedrunke.
Abbrobo, Litter!
Scheene Durchenan-
nanner bei de Werrth.
Werd noch e Zeit
druff gehn, bis die
Herrn de richtige Griff
beim Einſchenke ha-
we. Es muß alles
gelernt ſein. Es is
gar nit ſo leicht, die ö
Bort beim Einſchenke —
ſo hinzubringe, daß —
Gaſcht un Werrth mit zufriede is. —
ſer Weiwer,
Männer! Mein Fraa is er mit dem
neie Moos un Gewtn V Reichsee hätte aah
5 95 . „ Hr . D'r Deifl
g'ſcheider geweri, hn
finn f 60 ½5 veſſer in die
ereHee neinfind, haw ich meiner
21.1½ •% tigend zeitgemäß Lied for Wei-
borg'ſunge:
Mel: Es iſt beſtimmt ꝛc.
Es iſt beſtimmt im Bundesrath,
Daß man die Elle, die man hat,
Muß miſſen,
Und doch iſt es fürwahr kein Spaß,
Auswendig ſchon das neue Maaß
Zu wiſſen.
Ich will das ſchwier'ge Studium
Des Rechenknechts verſchieben drum
Auf ſpäter,
Doch merken will ich mir geſchwind,
Daß 3 Berliner Ellen ſind
2 Meter.
S
— 0 —
4**
Mel: Gaudeamus igitur.
Flüchtig haften — das iſt hart! —
Unſ'res Lebens Guter!
Ich derliere ſelbſt das Quart,
Ach, an ſeiner Stelle ward
Octroirt das Liter.
Klagelieder möcht' als Frau-
Singen man wie Wachtel!
Wenn ich meinen Augen irau',
Iſt das Liter ganz genau
Kleiner um ¼8.
Wi 10 auch de Fürſt 2c.
ie ſehr ich auch den Fürſten Bismarck ſchätze
O, nie verzeih' ich dies, ö ſchäß
Daß er uns nicht einmal die alte Metze
In unſ'rer Wirthſchaft ließ!
Was that ich ihm, dem mächtigen Gebieter,
Daß er mir gab dafür
Ein Holzgemäß von ganz genau 2 Liter?
Wie unbequem iſt's mir! ö
Statt einer Metze brauche ich zukünftig
(Das merke ich mir ſchon)
4 Liter, ach, ich werd' noch unvernünftig
Vor lauter Confuſion!
Mel.: Aennchen von Tharau iſt ꝛc.
Quentchen, ädas alte, — wie ſchwillt mir der
ö Ramm!
Dies auch verſchwindet und nennt ſich dann
Gramm,
6 ſind ein Neuloth, und ferner wird kund,
Daß 50 Neuloth dann machen 1 Pfund.
2 Pfund — mir ſchwindet ſchon leht der Ver-
ſtand!
Wird Kilogramm dann vom Kaufmann ge-
nannt.
Nicht mehr nach Klaftern und Achteln —
was ſolls?
Laſſe ich fahren ſo Torf mir als Holz,
Nach Kubikmetern wird Alles mir jetzt,
Himmel! auf jegliche Rechnung geſetzt.
3 und ¼ Kubikmeter dann
Sieht als 1 Achtel von früher man an.
Mel.: So leb denn wohl, Du ſtilles Haus 2c.
So leb' denn wohl, Du Elle, Pfund,
Du Loth, Du Metze, Scheffel und
Du Klafter und Du Achtel mein,
Es muß, es muß geſchieden ſein!
Was kann ich machen, armes Lamm?
Nun komm', Du Kilo⸗, Decagramm,
Du Deci⸗, Centi˖, Milligramm, —
Hier ſteh' ich, ein entlaubter Stamm!
Du Meter, das Du nennſt Dich Stab,
Und Ihr, die uns der Reichstag gab,
Du Centi⸗, Milli⸗ und auch Du,
Du Derameter, tritt herzu.
Ich ſag' Euch: Wenn mein Haar wird bleich
Noch vor der Zeit, — die Schuld trifft Euch!
Euch haſſ' ich drum mein Leben lang, —
Ver derben, jetzt geh' Deinen Gang!
So ung'fähr gehn die neie Moos- un Gewichtsgäng,
ihr Weiwer un Jungfraue. Jetzt ſchdudirt! Schad gar
nix, wann manch Madamche, um ſich vor Schade zu be-
wahre, die nei Moos- un Gewichtstabell ſchtudire muß.
Immer beſſer, wie am Fenſchterſchbiggl g'ſeſſe, un de ver-
bottene Heidlberger Sindfrichtlcher nochgeguckt! Wann en
junger Mann jetzt eeni heirathe will, werd'r ſich vor alle
Dinge zu vergewiſſern hawe, ob ſein Braut nit alleen vum
nei deitſche Reich in d'r Zeitung geleſe, ſondern ob ſe
mit d'r neie deitſche Reichsordnung aach in d'r Kich uff'm
gute Fuß ſchteht. Alſo ihr Meedle, ſchdudiert! Werd ki-
logrämlich un literlich, ſunſcht habt'rs zu bereie bitterlich!
Beſſer kann ich eich nix winſche zum Neijohr!
Druck von G.=Mohr. — Verlag von G. Geiſendörfer.