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Heidelberger Volksblatt (5) — 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.44618#0395

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Samſtag, den 3. Auguſt 1872.

5. Jahrg.

erſcheint Mittwoch und Samſcag. Preis monatlich 12 kr. Einzelne Nummer à 2 kr. Man abonnirt in der Druckerei, Schi aaſſel
und bei dea Trägern. Auswärts bei den Landboten und Poſtanſtalten. ö

Johannes Guttenberg und Peter Schöffer.
(Fortſetzung.)

Zu dieſem Zwecke hatte er den ihm wohlwollenden
Meiſter Jakob, der mit den Metallen ſo gut Beſcheid
wußte, in Anſpruch genommen, und Beide waren eben
darauf aus, das Werk zu Stande zu bringen, als
Schöffer bei ihnen eintraf.
Auch Meiſter Jakob empfieng den jungen Mann
wie einen werthen, langjährigen Freund, und jubelnd
zeigte er ihm einige Buchſtaben von Metall, die man
eben gegoſſen und aus der Matrize hervorgenommen
hatte.

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Seele zu verbannen, das ihn vor ſich ſelbſt erniedrigte.
Auch war das, was er ſelbſt erfuhr, wirklich hart für
einen Mann, den edle Ruhmbegierde beſeelte: er hatte
achtzehn Monden damit zugebracht und bedeutende
Summen, die er ſich abdarben mußte, darauf ver-
wandt, das zu erfinden, was er jetzt ſchon erfunden ſah.
Die beiden Männer bemerkten endlich ſein Ver-
ſtummen und ſeine Niedergeſchlagenheit, und Gutten-
berg wandte ſich mit der treuherzigen Frage an ihn:
„Euch iſt hier etwas nicht rechk, Peter Schöffer;
ſagt's gerad heraus, was Euch iſt, denn Euer trauri-
ges Weſen quält mich mehr, als Ihr vielleicht denkt.“
Dieſe Worte, begleitet von einem herzlichen Hände-
druck des edeln Mannes, riefen ein lebhaftes Erröthen
auf Schöffers Wangen hervor; dann ſiegte das beſſere
Gefühl in ihm, und er ſagte mit leiſer, gedämpfter

Stimme und jener verſöhnenden Beſchämtheit, die uns
Jgleich wieder mit Dem befreundet, der ein Unrecht
gegen uns begangen hat und es uns geſteht:

„Ich will es Euch nur ſagen, edler Meiſter, mein

Herz iſt nicht vom Neide gegen Euch frei, gegen Euch,
den Beglückteren, auch von der Natur ſo Bevorzugten.

Wißt, daß ich in der ganzen Zeit, in der ich von Euch
getrennt war, nur darauf geſonnen habe, mir auch ein
Blättlein aus dem reichen Lorbeerkranze, womit Eure
Stirne von der Nachwelt geſchmückt werden wird, zu
erobern, und hier“ — er griff bei dieſen Worten in
die Taſche und langte eine Hand voll Lettern hervor
„hier iſt, was ich durch raſtloſes Forſchen und uner-
müdete Arbeit gewann. Ich hoffte Euch dadurch zu
erfreuen, zu überraſchen, und nun iſt es nichts, denn
Ihr ſeid mir mit Eurem Rieſengeiſte ſchon zuvorge-
kommen, und wie in einem Traume habe ich mich ver-
gebens abgemüht — beim Erwachen war der reiche

Schatz verſchwunden, den ich mit bitterm Schweiße aus

unergründlichen Tiefen heraufgeholt.“
Peter Schöffer fühlte ſich nach dieſem offenen Ge-
ſtändniſſe nicht nur erleichtert, ſondern auch wieder

vor ſich ſelbſt gehoben und konnte jetzt dem Freunde

ohne Schaam-Erröthen in das Auge ſehen. Dieſer be-
griff, was in ſeiner Seele vorgieng, und ſchloß ihn
gerührt in die Arme: er war ihm jetzt theurer denn
je. Er nahm die ihm dargereichten Lettern, betrach-
tete ſie mit Aufmerkſamkeit und ſagte dann gutmüthig:
„Betrübt Euch nicht allzuſehr über die Zeit, die
Ihr verloren zu haben wähnt, denn leicht kann Eure
Erfindung die meinige überflügeln. Die von Euch ver-
ſuchte Miſchung iſt anderer Art, als die meinige, und
 
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