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Verhältniſſen bedrohte Liebe, ſo wird die Wehmuth zum
Schmerze und wir ſehen uns einem feindſeligen Geſchicke
mit einem raſchen Wurfe in die Arme geſchleudert.
Dieß letztere war bei Chriſtinen der Fall; ſie liebte,
ohne es ſich ſelbſt zu ſagen, den jungen Mann, der ihr
an der Grenze der Jungfräulichkeit entgegen getreten war.
Zuerſt mochte es ſeine ſchöne Geſtalt ſein, die Eindruck
auf ihre erwachenden Sinne machte; dann veredelte ſich
dteſe Neigung durch ſeinen geiſtreichen, belebenden Um-
gang. Sie hörte ihm mit Entzücken zu, wenn er von den
Erlebniſſen ſeiner Vergangenheit, von all' den Wundern
erzählte, die ihm in dem damals ſchon ſo außerordentlichen
Paris begegnet waren, und ihr Auge füllte ſich, wie ſei-
nes, mit Thränen, wenn er des ſſtillen, abgeſchloſſenen, aber
doch ſo beglückenden Lebens im Hauſe ſeiner Eltern, in
dem lieblichen Geburtsſtädtchen gedachte. Stie lernte nach
und nach jede Regung ſeiner Seele und ihn ſelbſt in je-
dem Blicke, in jeder Bewegung verſtehen; ſie war an den
Tagen, wo er nicht bei ihr erſchien, um ihr Unterricht zu
ertheilen, unruhig, träumeriſch und unluſtig; ſie liebte, was
ihm werth und theuer war und ſomit auch ſeinen neuer-
worbenen Freund, den Junker von Guttenberg, den ſie
früher, obgleich er eft in Geſchäften in das Haus ihres
Vaters kam, wenig beachtet hatte, der aber, ſeit Schöffer
ſeine großen Tugenden und Vorzüge ſo begeiſtert ſchilderte,
ſehr bedeutend für ſie geworden war. ö
FCKortſetzung folgt.)
A. Bernſtein's neueſte Er findung auf dem
Gebiete der Telegraphie.
„Wie iſt es nur möglich, daß mir eine telegraphiſche
Depeſche aus einem nur wenige Meilen entfernten Orte
oft erſt nach mehreren Stunden zugeht, während doch jedes
Lehrbuch der Phyſik ſchwarz auf weiß lehrt, daß der elek-
triſche Strom zur Zurücklegurg irdiſcher Entfernungen nur
eines ſo geringen Zeitraumes bedarf, daß er für unſern
Sinn kaum noch wahrnehmbar iſt?“ So hat wohl ſchon
Mancher gedacht, wenn er Nachts vom Beamten aus der
ſüßen Ruhe herausgeklingelt wurde, um eine Depeſche in
Empfang zu nehmen, die noch bei hellem Tageslicht auf-
gegeben wurde, und hat in ſeinem Mißmuth ſofort den
Wunſch daran geknüpft: „Wenn die Regierung ſich ſo un-
orgung der Depeſchen bezahlen läßt,
pflichtung, ſofort den Auftrag zu
erfüllen, andernfa iß ſie neue Leitungen anlegen, um
den Verkehr bewältigen zu können.“ Meiſtentheils iſt er
wohl mit dieſem Wunſche zufrieden geweſen, ſelten wohl
hat er ſich vorgenommen, bei der Telegraphen-Verwaltung
Beſchwerde zu erheben, niemals aber hat er wohl erwen
ö an den beſtehenden Einrichtungen, Bernſtein verlangt nicht
gen, ob durch die Erfüllung ſeines Wunſches auch die“
ziſſion erreicht werden würde, und ob nicht etwin
die Gebühren ſich um ein Bedeutendes ſteigern müſſenz
Und doch iſt dies der Fall. Erfahrungsmäßig ſteht es
feſt, daß die vermehrte Anlage von Leitungen auf derſel-
ben Strecke die Klarheit und Sicherheit der elektriſchen
Strömungen beeinträchtigt, weil die einzelnen, nebenei-
nander laufenden Drähte durch Induktion auf einander
die Stärke der elektriſchen Strömung abſchwächen, ſo daß
beiſpielsweiſe bet dem neuangelegten Kabel nach England,
in welches vier Drähte eingeſponnen ſind, nur zwei in der
Praxis verwendbar ſind, wenn nicht die Depeſchirung un-
ſicher werden ſoll. Zum Andern wird nur zu häufig ver-
geſſen, daß für jede zu ſendende Depeſche zwei Beamte er-
forderlich ſind, der eine, welcher die Depeſche aufgibt, der
andere, welcher ſie empfängt. Man berückſichtige nun, wie
zahlreich das Beamtenperſonal werden müßte, wenn bei
dem jetzigen Verfahren jede Depeſche ſofort expedirt wer-
den ſollte und man wird ſich ohne Zweifel ſagen müſſen,
daß in dieſem Falle der Preis für die Beförderung einer
Depeſche, wenn der Staat nicht direkt Schaden erleiden
will, in bedeutendem Maße ſteigen muß.
„Dertelegraphiſche Verkehr muß dennoch
billiger werden und im telegraphiſchen Ver-
kehr dürfen dieſe häufigen Verſpätungennicht
mehr vorkommen.“ Dieſer Gedanke hat einen Mann
unabläſſig beſchäftigt, deſſen Name wohl jedem unſerer
Leſer bekannt iſt, weil er es, wie bisher noch kein ande-
rer deutſcher Schriftſteller, verſtanden hat, in der einfach-
ſten Sprache und in verſtändlichſter Weiſe die ſchwierig⸗—
ſten neueſten Erfindungen auf dem Gebiete der Naturwiſ-
ſenſchaften, der Phyſik, der Chemie, der Aſtronomie, nicht
dem Gelehrten, ſondern dem einfachen, ſchlichten Manne
darzuſtellen. Herr A. Bernſtein iſt der Mann, der mit
raſtloſem Eifer und echt deutſcher Beharrlichkeit, geſtützt
auf ſeine genauen Kenntniſſe des telegraphiſche Verkehrs
und mit Hilfe ſeiner weitgehenden mathemat
dien, die Löſung dieſes Problems in einer ſo ÄRMſchen;
den Weiſe erreicht hat, daß wir mit berechtigtem Stel
ſagen können, der deutſche Forſchergeiſt feiert wieder ein-
mal einen Triumpf über alle andenn Nationen der Erde
und hat dem ruhmreichen Buche, in welchem die Erfin-
dungen und Entdeckungen deutſchen Urſprungs verzeichnet
ſind, ein neues unvergängliches Blatt hinzugefügt.
Unſer Raum geſtattet uns nicht, alle die mühſamen
und zeitraubenden Verſuche zu ſchildern, welche Herr
Bernſtein anſtellen mußte, um zu ſeinen gegenwärtigen
Reſultaten zu gelangen; oft glaubte er an ſeinem Ziele
zu ſein, immer aber thürmten ſich ihm neue Schwierigkei-
ten entgegen, immer wieder mußte ſein erfinderiſcher Geiſt
auf neue Wege ſinnen, um neue Hinderniſſe zu beſeitigen,
Gegenwärtig ſteht
neue auftauchende Bedenken zu lö
ganzen Klarheit
das von ihm erfundene Syſtem in?
vor uns; wir ſind überzeugt, daß Miſtlbe auf den ge-
ſammten telegraphiſchen Verkehr den großäntigſten Einfluß
ausüben und in gemeinnützigſter Weiſe wirken wird, und
wollen nachſtehend verſuchen, in einfachen Zügen die Grund-
prinzipien deſſelben wiederzugeben.
Das neue Syſtem Bernſtein's rüttelt ſcheinbar wenig
uer Apparate, die er mühſam konſtruirt
nicht die Anlage neuer Linien, er ver-
langt nicht einm ldie Anwendung einer von ihm in frü-
heren Jahren bereits gemachten Erfindung, wonach auf
einem Dragte gleichzeitig Oene telegraphirt werden konnte.
(Schl ö
Verhältniſſen bedrohte Liebe, ſo wird die Wehmuth zum
Schmerze und wir ſehen uns einem feindſeligen Geſchicke
mit einem raſchen Wurfe in die Arme geſchleudert.
Dieß letztere war bei Chriſtinen der Fall; ſie liebte,
ohne es ſich ſelbſt zu ſagen, den jungen Mann, der ihr
an der Grenze der Jungfräulichkeit entgegen getreten war.
Zuerſt mochte es ſeine ſchöne Geſtalt ſein, die Eindruck
auf ihre erwachenden Sinne machte; dann veredelte ſich
dteſe Neigung durch ſeinen geiſtreichen, belebenden Um-
gang. Sie hörte ihm mit Entzücken zu, wenn er von den
Erlebniſſen ſeiner Vergangenheit, von all' den Wundern
erzählte, die ihm in dem damals ſchon ſo außerordentlichen
Paris begegnet waren, und ihr Auge füllte ſich, wie ſei-
nes, mit Thränen, wenn er des ſſtillen, abgeſchloſſenen, aber
doch ſo beglückenden Lebens im Hauſe ſeiner Eltern, in
dem lieblichen Geburtsſtädtchen gedachte. Stie lernte nach
und nach jede Regung ſeiner Seele und ihn ſelbſt in je-
dem Blicke, in jeder Bewegung verſtehen; ſie war an den
Tagen, wo er nicht bei ihr erſchien, um ihr Unterricht zu
ertheilen, unruhig, träumeriſch und unluſtig; ſie liebte, was
ihm werth und theuer war und ſomit auch ſeinen neuer-
worbenen Freund, den Junker von Guttenberg, den ſie
früher, obgleich er eft in Geſchäften in das Haus ihres
Vaters kam, wenig beachtet hatte, der aber, ſeit Schöffer
ſeine großen Tugenden und Vorzüge ſo begeiſtert ſchilderte,
ſehr bedeutend für ſie geworden war. ö
FCKortſetzung folgt.)
A. Bernſtein's neueſte Er findung auf dem
Gebiete der Telegraphie.
„Wie iſt es nur möglich, daß mir eine telegraphiſche
Depeſche aus einem nur wenige Meilen entfernten Orte
oft erſt nach mehreren Stunden zugeht, während doch jedes
Lehrbuch der Phyſik ſchwarz auf weiß lehrt, daß der elek-
triſche Strom zur Zurücklegurg irdiſcher Entfernungen nur
eines ſo geringen Zeitraumes bedarf, daß er für unſern
Sinn kaum noch wahrnehmbar iſt?“ So hat wohl ſchon
Mancher gedacht, wenn er Nachts vom Beamten aus der
ſüßen Ruhe herausgeklingelt wurde, um eine Depeſche in
Empfang zu nehmen, die noch bei hellem Tageslicht auf-
gegeben wurde, und hat in ſeinem Mißmuth ſofort den
Wunſch daran geknüpft: „Wenn die Regierung ſich ſo un-
orgung der Depeſchen bezahlen läßt,
pflichtung, ſofort den Auftrag zu
erfüllen, andernfa iß ſie neue Leitungen anlegen, um
den Verkehr bewältigen zu können.“ Meiſtentheils iſt er
wohl mit dieſem Wunſche zufrieden geweſen, ſelten wohl
hat er ſich vorgenommen, bei der Telegraphen-Verwaltung
Beſchwerde zu erheben, niemals aber hat er wohl erwen
ö an den beſtehenden Einrichtungen, Bernſtein verlangt nicht
gen, ob durch die Erfüllung ſeines Wunſches auch die“
ziſſion erreicht werden würde, und ob nicht etwin
die Gebühren ſich um ein Bedeutendes ſteigern müſſenz
Und doch iſt dies der Fall. Erfahrungsmäßig ſteht es
feſt, daß die vermehrte Anlage von Leitungen auf derſel-
ben Strecke die Klarheit und Sicherheit der elektriſchen
Strömungen beeinträchtigt, weil die einzelnen, nebenei-
nander laufenden Drähte durch Induktion auf einander
die Stärke der elektriſchen Strömung abſchwächen, ſo daß
beiſpielsweiſe bet dem neuangelegten Kabel nach England,
in welches vier Drähte eingeſponnen ſind, nur zwei in der
Praxis verwendbar ſind, wenn nicht die Depeſchirung un-
ſicher werden ſoll. Zum Andern wird nur zu häufig ver-
geſſen, daß für jede zu ſendende Depeſche zwei Beamte er-
forderlich ſind, der eine, welcher die Depeſche aufgibt, der
andere, welcher ſie empfängt. Man berückſichtige nun, wie
zahlreich das Beamtenperſonal werden müßte, wenn bei
dem jetzigen Verfahren jede Depeſche ſofort expedirt wer-
den ſollte und man wird ſich ohne Zweifel ſagen müſſen,
daß in dieſem Falle der Preis für die Beförderung einer
Depeſche, wenn der Staat nicht direkt Schaden erleiden
will, in bedeutendem Maße ſteigen muß.
„Dertelegraphiſche Verkehr muß dennoch
billiger werden und im telegraphiſchen Ver-
kehr dürfen dieſe häufigen Verſpätungennicht
mehr vorkommen.“ Dieſer Gedanke hat einen Mann
unabläſſig beſchäftigt, deſſen Name wohl jedem unſerer
Leſer bekannt iſt, weil er es, wie bisher noch kein ande-
rer deutſcher Schriftſteller, verſtanden hat, in der einfach-
ſten Sprache und in verſtändlichſter Weiſe die ſchwierig⸗—
ſten neueſten Erfindungen auf dem Gebiete der Naturwiſ-
ſenſchaften, der Phyſik, der Chemie, der Aſtronomie, nicht
dem Gelehrten, ſondern dem einfachen, ſchlichten Manne
darzuſtellen. Herr A. Bernſtein iſt der Mann, der mit
raſtloſem Eifer und echt deutſcher Beharrlichkeit, geſtützt
auf ſeine genauen Kenntniſſe des telegraphiſche Verkehrs
und mit Hilfe ſeiner weitgehenden mathemat
dien, die Löſung dieſes Problems in einer ſo ÄRMſchen;
den Weiſe erreicht hat, daß wir mit berechtigtem Stel
ſagen können, der deutſche Forſchergeiſt feiert wieder ein-
mal einen Triumpf über alle andenn Nationen der Erde
und hat dem ruhmreichen Buche, in welchem die Erfin-
dungen und Entdeckungen deutſchen Urſprungs verzeichnet
ſind, ein neues unvergängliches Blatt hinzugefügt.
Unſer Raum geſtattet uns nicht, alle die mühſamen
und zeitraubenden Verſuche zu ſchildern, welche Herr
Bernſtein anſtellen mußte, um zu ſeinen gegenwärtigen
Reſultaten zu gelangen; oft glaubte er an ſeinem Ziele
zu ſein, immer aber thürmten ſich ihm neue Schwierigkei-
ten entgegen, immer wieder mußte ſein erfinderiſcher Geiſt
auf neue Wege ſinnen, um neue Hinderniſſe zu beſeitigen,
Gegenwärtig ſteht
neue auftauchende Bedenken zu lö
ganzen Klarheit
das von ihm erfundene Syſtem in?
vor uns; wir ſind überzeugt, daß Miſtlbe auf den ge-
ſammten telegraphiſchen Verkehr den großäntigſten Einfluß
ausüben und in gemeinnützigſter Weiſe wirken wird, und
wollen nachſtehend verſuchen, in einfachen Zügen die Grund-
prinzipien deſſelben wiederzugeben.
Das neue Syſtem Bernſtein's rüttelt ſcheinbar wenig
uer Apparate, die er mühſam konſtruirt
nicht die Anlage neuer Linien, er ver-
langt nicht einm ldie Anwendung einer von ihm in frü-
heren Jahren bereits gemachten Erfindung, wonach auf
einem Dragte gleichzeitig Oene telegraphirt werden konnte.
(Schl ö