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Heidelberger Volksblatt (5) — 1872

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Nr. 88 - Nr. 96 (2. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44618#0387

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„Der Ruben der l *
(Schin. un

90 Pastalte Bad. Daß. auch dir kalten Bader
eine Reinigung der Haut herbeiführen, unterliegtige-
wiß keinem Zweifel, doch iſt das keineswe 98 ihr allei-
niger Zweck. Wenn uns ſchon die mannigfachen Wir ·
kungen des warmen Bades überraſchten, ſo müſſen wir
Roch weit mehr. ſtaunen üher die vielſeitigen Anforde-
rungen, die man an das kalte Bad ſtellt. Der Bu-
reau⸗ Arbeiter, welcher den Tag über ruhig am Schreib-
tiſch geſeſſen, ſucht Abends ſeine Exholung im Waſſer,

nicht minder thut es der Arbeiter auf dem Felde, der

Handwerker 28. 3 der magere Schulmeiſter badet, um
geiner Ernährung dadurch zu Hilfe zu kommen, und
der wohlbeleibte Rentier vertraut ſeinen Fettkörper den
Wellen, damit er nicht zu fett werde. Sie zall' ſuchen
ihr Heil im. Waſſer und — finden es auch. Wer den

Tag üher der Ruhe. gepflegt, Oder wenigſtens mehr

geiſtig als körperlich thätig geweſen, der findet Gelegen ⸗
heit, das Verſäumte nachzuholen. Der⸗ Reiz, den das
kalte Waſſer ausübt, die freie Bewegung in Waſſer
Aund ganz beſonders das Schwi mmen, hringen das lang-
ſam fließende Blut in eine raſchere; Bewegung, und iſt
dies erſt angeregt, dann folgt auch eine. lebendigere
Thätigkeit aller übrigen Organe und vor allen Din-
gen des Magens; mit der Zunahme des Appetits nimmt
auch die ganze Ernährung einen erfreulichen Fortgang.
Aher auch der in der Tageshitze ſich körperlich anſtren-
gende Arbeiter, thut recht, wenn er badet; oft ſind die
Arbeiten einſeitig und beſchränkt, und nirgends kann
er beſſer die Thätigkeit des ganzen Körpers gleichmäßig
entfalten, als im. Bade, auch, giebt es für ihn kein
beſſeres Mittel um die Abſpannung des ganzen Kör-
pers und Erſchlaffung der Haut vorzubeugen, als ein
kaltes. Bad. ö
Freilich. ſind beim Baden auch manche. Vorſichts-
maßregeln zu beachten, denn gerade die Vernachläſſi-
gung dieſer, und die bisweilen daraus hervorgehenden
Unglücksfälle geben denen, die aus Bequemlichkeit und
Waſſerſchen nicht gern baden, eine Handhabe, überhaupt
gegen das Baden zu ſprechen. Beim warmem Bade
iſt nur zu bemerken, daß die Haut gegen den Einfluß
der äußeren Temperatur nach dem Bade empfindlicher
iſt, daß man daher ſich leichter erkältet; es iſt demnach
nur nöthig, ſich dann recht warm, vielleicht etwas wär-
mer, als es gerade die Jahreszeit. gebietet, zu kleiden,
und man wird alle unangenehmen Folgen vermeiden.
„Beim kalten. Bade iſt beſonders aus 0. Iu g tweit
mäan nicht mit erhitztem Rörper ins Waffergeht, weil
der Reiz des kagten Waſſers alsdann zu mächtig wirkt;
die Bl utge fäße uͤnſerer Haut werden kräſtig zuſammen-
gezögen und däs“Blut nach den unkeren Dheilenagurlick⸗ ö
bigedrängtigwerden! &ber dieſerinnern edke“ u
ſchnell Mito Blut überfüllt, ſo kann ein⸗ Plöglicher
die unmitkelbare Folge ſein; ferner iſt das
Stehen im kalten Bade durchaus zu vermeiden,

Bewegung, häyt
das Schwimm

Bad es.

ö finden konnte.

as meiner eigenen Zugend

53.—
* 25

tertauchen und gaſth beſonders
mhren nicht nur die Anneh nih ich-
ſondern äü ganz weſentlich den Ruhen des

mit dem Wunſche, daß ein Je-
che hohe Bedeuung im 50us-

10 u0·
Gcaardhen

keit,

halte des Men er ů
habe, und daß ein regelmäßiges Baden eben
wendig für die Aufrechterhaltung unſerer
ſei, wie ein regelmäßiges Eſſen.
wir aber auch an die Männer, welche auf öffentliche

Angelegenheiten einwirken und denen das Wohl des

Volkes am Herzen liegt, die dringende Bitte richten,
weit mehr, als es bisher geſchehen, für die Herſtellung
öffentlicher Badeanſtalten zu ſorgen und dieſelben ⁰
einzurichten, daß auch den ärmſten Arbeitern die Ge-
legenheit dum Bade nicht febte.

(Eine eurioſe R20t Flege.) Dem Hurga.
riſchen Lloyd“ wird aus Galizien geſchrieben: „Im
Zloczower Kreiſe geſchahnes, daß ein Lum ein genü-
gende Anhaltspunkte zu haben wähnte, um ſein Weib-
chen des Ehebruches bezüchtigen zu dürfen. Es führte
deßhalb beiun Ortsrichter Klage und bezeichnete auch
nebenhei den mit allen männlichen Tugenden begabten
Nebenbuhler namentlich. Nach durchgeführter Ver-
handlung. und nach Anruf ung eines ächten Brannt-
weingeiſtes fällte der Ortsrichter das „Urtel“, dahin
lautend, daß die ehebrecheriſche, Gättin gehalten ſei,
zwölf Ruthenſtreiche zu acquiriren und zwei Garnier
Schnaps zu Nutzen der Gerichts⸗ Kommiſſion zu zahlen.
Der Verführer ging, ſtraflos aus, weil man ihn nicht
Dagegen wurden dem unglücklichen
Gatten ſechs Sadirae wegen mangelhafter Beauf-
ſichtigung der Frau zu Theil, und da Letztere kein
Geld zum Bezahlen des Schnapſ es hatte, mußte deren
Geſpons den Pelz als Syppothek, beim. Dorf ſchänker de-
poniren, Gerichtshof und Sträflinge gingen erſt Tags
darauf angeheitert nach Hauſe.

Eine neuerbaute Brücke ſollte klh zur Probe
belaſtet werden, 356 die Herheiſchaffung. einer ſehr
großen Laſt, machte S orgen. Doch einer der Baumei-
ſter rief: „Waxten Sie einen uaerbiig, ich hole
meine: r

— Ein Landwirthichaf islhter ſoll. ſich einmal bei
Gelegenheit eines Gaufeſtes wie fo igt, geäußert haben:
„Wie wohl dem Jungvieh thut, wenn es ſchon früh-
zeitig auf die Weide kommt kann ich am ſicherſten
beſtrigen
 
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