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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 6

Heidelberger Zeitung

Mittwoch, den 3. Juli 1918

Fernsprecher Nr. 82

Nr. 152

Neues aus aller Welt
» Wie manchmal gesuhrwrrkt wird. Aus
Freiburg wird uns berichtet: Hier sab es vo-
rigen Herbst Uebcrfluß an Frühkartoffeln. Die
Stadt wußte sie nicht mehr unterzubringen. Damit
sie nicht verdarben, kaufte ihr aus Gutmütigkeit
Vie Bäckerinnung fünf Waggons Kartoffeln ab-
Die Kartoffeln waren jedoch schon so weich, dak sie
sofort benutzt werden mutzten. Die Bäcker wollten
sie daher als Streckmittel in Brot verbacken. Das
Lcbensmittelamt verbot das jedoch, da nur vom 1-
November bis 1. Februar Frischkartoffel als
Streckmittel benutzt werden dürfen. Infolgedessen
verdarben die fünf Waggons Kartoffeln und mutz-
ten weggeschllttet werden. Weil aber doch einige
Wacker anfangs die Kartoffeln ins Brot gebacken
hatten, erstattet^ das Lebensmittelamt Anzeige.
An hoch anzuerkennender Weise stellt sich aber das
Gericht im Gegensatz zum Lsbensmittelamt auf
den Standpunkt der Vernunft. Ganz bezeichnend
äußerte sich der Vertreter der iSaatsastwaltschaft,
der Freisprechung beantragte: „Er bätte es auch
so gemacht, denn jedenfalls wäre es vernünftiger
die Kartoffeln zu verbacken, als sie verfaulen zu
lassen". Treffend kamen die Schlußworte des
Richters zum Freispruch heraus: „Es ist gut, daß
die Sache zur Verhandlung kam. damit man sieht,
wie manchmal gefuhrwerkt wird!"
* Die Fricdhofshamster. Die ..Rheinisch-West-
fälische Zeitung schreibt: Von den Lebensmiteln
und Dingen, die man zum täglichen Bedarfs
braucht, sind die Kriegshamster jetzt auf ein
neues Gebiet übergegangen. das den Toten gehört
Sie Hamstern Grabstätten! Es klingt
fast unglaublich, ist aber doch wahr, datz nämlich
-ie Großstädter, besonders diejenigen, denen der
Krieg neue Goldschätze zuführt, vovwsa ihrs eige-
nen Grabstätten ankaufen, datz sie lick dabei gegen-
reitig überbieten und durch Tausch- und eine Art'
Schleichhandel sich besonders großartige Gravstel-
len erwerben. Solche Erabstättenaufkäufer trifft
man jetzt z. B. auf dem weltberühmten, weitaus-
Nsdohnten OHlsdorfer Friedhof bei Hamburg, der
einem alten prachtvollen Wald, einem frohen Blu-
mengarten gleicht: man beobachtet, wie sie um
schon bevorzugte Plätze sich streiten, wie sie diese
iunter der Hand weiter verkaufen oder gegen
Dandstellen Schrebergärtchen, Hausstände oder ge-
ven sonst begehrenswerte Dinge vertauschen. Ost
bat eine Familie sogar schon ihren Leichenstein
Ausrichten lasten, während der Grabstein noch keine
Totenhügel birgt. Auch die Grab denk st eine
sind Hamstergüter geworden. Ueberängstliche
Menschen glauben, daß es schließlich weder Granit,
noch Marmor oder Findlingssteins mehr geben
wird für ihr Grab, und sie kaufen deshalb ihren
Totenstein schon heute. Wunderlich genug sehen
diese „toten" Grabstellen mit ihren Denkmälern
aus. die in Goldbuchstaben die Namen der Ehe-
gatten. der Kinder und nächsten Anverwandten
kragen, während die Sterbedaten noch darauf un-
ausgefüllt bleiben müssen. Viele hübsche Stellen
des Maldfriedbofes und Urnenhaines in Ohls-
dorf zeigen prunkvolle Grabdenkmäler: ost leuchtet

schon in Eoldbuchstaben das ganze Lebensbild der
noch glücklich Leibenden. Der o:sbesucher
kann hier manchen anspruchsvollen Geist, manchen
auf Aeutzerlichkeiten Länglich bedachten Mitmen-
schen kennen lernen.
* Die verräterischen Zigarettenstummel. Im
April dieses Jahres erschien in einem Blatt in
Breslau eine Anzeige, wonach ein Kriegs-
invalide, schuldlos geschieden, wieder eine Frau
suchte. Es meldete sich Sie Kriegerwitwe Ida
Lampert, die auch bald darauf den Besuch des In-
serierenden empfing und mit ihm verschiedene
Male ausging. Zwei Wochen später wurde die
Lampert in ihrer Wohnung ermordet und
beraubt aufgefunden. Der Verdacht der Täter-
schaft fiel bald auf den heiratslustigen Inseren-
ten, der in der Person des verheirateten Schnei-
ders Wilhelm Gr umbach ermittelt wurde. Bei
einer Haussuchung wurden verschiedene Sachen der
Ermordeten in seinen! Besitze gefunden- Er be-
hauptete. datz er sie von einem Unbekannten ge-
aast habe. Diese Behauptung wurde jedoch bald
widerlegt. Einmal war Grumbach auf der Treppe
von Hausbewohnern beobachtet worden, und dann
fanden sich in dem Kohlenkasten der Ermordeten
verschiedene Zigarettenstummel, die von
einer ganz bestimmten Marke herrührten, und noch
ziemlich frisch waren. Cs wurde festgestellt, datz
Grumbach ausschließlich die sonst selten gekaufte
Zigarettenmarke benutzt hatte. In der Verhand-
lung vor dem Schwurgericht blieb Grumbach hart-
näckig bei seinem Leugnen, das Gericht sah ihn
jedoch für überführt an. Nach dem Wahrspruch
der Geschworenen erhielt der Angeklagte eine
Zuchthausstrafe von 18 Jahren.
* Im Flugzeug zum Gericht. In einer größeren
Straffache, die in Berlin zur Verhandlung an-
stand, war ein Fliegerlutnant als Zeuge
geladen, von dessen Anwesenheit die Möglichkeit
der Verhandlung abhing. Da der Offizier aber
auch an seiner Dienststelle so sui wie unabkömm-
lich. wenigstens auf längere Zeit war, hattej er
von seiner vorgesetzte,', Dienststelle die Erlaubnis
erhalten, der Mtersarnis halber ein Flugzeug
benutzen zu dürfen, das sowieso nach Berlin ge-
bracht werden sollte. Der Zeuge startete in früher
Morgenstunde in München und kam. von dem
sturmartigen Wind noch beschleunigt, nach ver-
hältnismäßig kurzer Flugzeit wohlbehalten in
Berlin an. Einiges Kopfzerbrechen dürste den Be-
amten der Gerichtskaste die Berechnung der Zeu-
gengebllhren bereiten, da in der Zeugengsbühven-
ordnung nur von „Landweg. Fuhrwerk, Schiff und
Eisenbahn" die Rede ist. '
* Das Greuelzimmer. In Leipzig besteht seit
Mitte Mai eine Hausratsausstellung, die
vom Rat der Stadt und sozialen Vereinigungen
in Szene gesetzt wurde. Es handelt sich um die
Beschaffung von Möbeln für Kriegerfamilisn
usw. Nach dem alten Rezept, datz man den Teufel
mit dem Beelzebub austreiben müsse, hat man
sich entschloßen, dem Volke seine Gsschmackssünde
durch ein sogenanntes Greuelzimmer beson-
ders kräftig vor Augen zu führen. Auf dem mit
Säulchen und Muschelauffatz geschmückten Verti-
kow prangt ein Parademarsch von Nippsachen. Ne-

ben dein Regulator hängt kitschiger Wandschmuck
in schreienden Farben. Eine überladene Plüsch-
decke schmückt den Tisch, Gardinen mit knallroten
Blumenmustern und Goldstickereien zieren die
Fenster. Mindestens andcrthalbhundert Geschmacks-
scheußlichkeiten waren vereint. Das Zimmer hat
seine Wirkung getan. Es hat bei der Ueberzahl
der Besucher Helles Entzücken hervorgerufen und
mutzte von der Ausstellung schleunigst ent-
fernt werden, weil es Aussicht hatte, bei der
Beurteilung die jeder Besucher für das schönste
Ummer abgeben soll, weitaus die größte Stim-
menzahl auf sich zu vereinen.
* Der Eetzler von Betzarabien. Trotzdem die
Reverenz vor Getzlers Hute ohne Kopf durch die
Devotion vor der Köpenicker Hauptmannsuniform
ohne Hauptmann eigentlich unoriginell und als
übermilitaristische Zumutung schon komisch gewor-
den sein dürfte., leisteten sich die Rumänen stuf
dem von ihnen besetzten Letzarabischen Gebiete ein
Stücklein, das die Entente mit Vergnügen den«
Preußen angedichtet hätte, wäre es ihnen nur«
eingefallen. In dem bisher reichlich unbekannten
Flecken Jedinetz wMden- wie die Zeitung!
„Ukraine" vom 30. Mai mittsilt. dis geduldigen s
Mauern eines Tages mit folgender Bekannt-
machung beklebt: „Die rumänischen Offiziere müs-
sen von der Bevölkerung in folgender Weife ge-s
grüßt werden: „1. wenn ein Offizier vorüber-
kommt, hat Man stehen zu bleiben, den Hut zu
lüften und sich vor ihm mit einem lächelnden
und achtungsvollen Ausdruck zu verbeugen. 2,
damit dio Bevölkerung sich an diesen Gruß ge-
wöhnt und damit der gegenwärtige Befehl gut
ausgeiführt wird, ordne ich an. daß mein Offi-
zierskäppi auf der Spitze einer Stange in
den Straßen herumgetragen und in der angegebe-
nen Weise gegrüßt wird". Auch der Name
des neuen Landvogts Eeßler wird uns überliefert.
Es ist ein Hauptmann Dimitriu. —§ Wann
kommt der Willu Tellu diesem Volke?"
* Ein kostbares Kupferdach. Welche erheblichen
Mengen von Kupfer in den Bedachungen großer
Gebäude gebunden sind, zeigt das Beispiel der
Sektkellerei Henkel in Biebrich-Wiesbaden. Aus
dem Kuvferdach das zufolge der Beschlagnahme
eben einem Schieferdach weichen muß. werden rund
30 000 Kilogramm Kupfer gewonnen.
* Ein ungewöhnlicher Schwindel. Aus dem
KinLigtal wird uns geschrieben: Nachfolgender
von dem Bad. Beobachter veröffentlicht er De-
psschenwechsel zeigt, wie weit der Schwindel im
Weltkrieg gediehen ist und möge zugleich als War-
nung dienen. Seit 2 Jahren ist der Sohn einer
Familie in Weiler-Fischebrach in englischer Gefan-
genschaft. Dieser Tage kam nun an die Angehö-
rigen ein Telegramm nachfolgenden Wortlautes:
,sCben angekommen, bitte mir telegraphisch 600
Mark nach 'Rotterdam (Straße angegeben) I. E."
(Name des Gefangenen). Da in der betr. Ge-
meinde schon verschiedene Schwindeleien verübt
wurden, traute man der Geschichte nicht urd ließ
zunächst ein Telegramm ab des Inhalts: Heuti-
gem Telegramm mit 600 M. mißtraut. Telegra-
phiere zur Probe an Engelwirt mit Namen. Mut-
ter." Es kam die Rückantwort: „Bin als Kran-

ker nach Holland ausverkauft, alle s gut. sendet mir,
Gewünschtes gleich ab." Man gab bas Mißtrauen,
aber nicht auf und forderte in einer weiteren De-
pesche den Absender auf. die Vornamen der
Geschwister des Soldaten zu telegraphieren.
Der Schwindler bestand die Probe natürlich nicht.
* Wirklich zeitgemäß. Das Allgäuer Anzeigen-
blatt " in Immenstadt veröffentlicht folgende hüb-
sche Anzeige: „Welch edeldenkender Muni-
tionsarbeiter wäre bereit, einem Beamten
durch lieber lassun 8 eines noch gut erhalte-
nen Anzuges den Besuch des Sanntagsgottes-
dienstes zu ermöglichen".
* Von einem D-Zuge geköpft, lieber einen töd-
lichen Unfall, -der sich auf der Saalbabn ereignet
hat, wird aus Orlamünde gsineldet: Aus ei-
nem Wagenabteil des von Rudolstadt kommenden
Personenzuges hatte sich ein Mann Leim Hinaus-
sehen offenbar etwas zu weit aus dem Festster ge-
lehnt, als aus der Gegenrichtung der D-Zug heran-
brauste, Eine Wagentür des D-Mges hatte sich
geöffnet und ritz dem Hinaussehenden mit furcht-
barem Schlage den Kopf ab.
* Mit dem Titel Frau geehrt. Der Frauen-
schriftstellerin und Privatlehrerin Fräulein Kon-
stanza Teutgenhorstin Landsberg (Warthe)
ist die Genehmigung zur Führung des Frauen-
titels -erteilt worden, weil sie dis sechs Kinder
ihrer verstorbenen Schwester erzogen und die drei
jüngsten gerichtlich adoptiert hat.

Aumor vom Tage
* Beim Heiratsvermittler. Freier: „Ja. die
Mitgift paßte mir schon, — was ist denn eigentlich
der Vater?" „Der ist Besitzer von einem Panopti-
kum." — „Um Gottes Willen, wenn da bloß die
Tochter nicht zur Schreckenskammer gehört!"
(Lustige Blätter.)
* Dänischer Humor. „So. Sie sind arbeitslos?
Dann kommen Sie morgen um 7 Uhr in meine
Fabrik: dort werdest Sie Arbeit bekommen." —
„Morgen kann ich leider nicht kommen!" — „Nicht
kommen? Was soll das heißen?" --- „Nun. mor-
gen muß ich den Umzug der Arbeitslosen mit-
machen."

-^Dienstplan der Jugendwehr Heidelberg für den
Akouat Juli. Am 5. Juli abends 8 Wr Antreten
aller Jungmannen einschl. Kapelle für die Aus-
scheidungskämpfe im Schulhof des Gymnasiums. Am
12. abends 8 Uhr Uebung der 1. Komv. für dis
Endkäinpfe im Schulhof des Gymnasiums. Am 13.
abends 8 Uhr Antreten zu einer Nachtübung. Am
19. Juli abends 8 Uhr Uebung der 2. Komv. Wst
die Endkämpfe im Schulhof des Gymnasiums. Am
21.Antreten beider Kompagnien einschl. Kapelle
und Svielleute 1.30 Uhr im Schulhof des Gymna-
siums: 1.43 Abmarsch nach dem Neckarvorland zu
den Endwettkämpfen. Bei schlechtem Wetter erfolgt
rechtzeitige Verständigung und Verlegung der
Endwöttkämpfe auf Sonntag. 28. Juli. Am 26.
abends 8 Uhr Uebung der 1. Kompagnie im Schub-
hof des Gymnasiums. Die MWkkavelltz übt Wich
Anordnung des Herrn Tiedchen,

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