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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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mann in Gießen wurden von der dortigen vHi--.
losophischen Fakultät der Verlag sbuchhändler Hos-
rat Arthur Meiner in Leipzig, sawie die Che-
miker Raphael E. Liesegang in Frankfurt a.
Mi. und Dr..-Jng. Max, E vting in Höchst a. M
in Anerkennung ihrer Verdienste um die chemisch»
Wissenschaft zu Ehrendoktoren ernannt.

Neues aus aller Welt
* Die Katastrophe in Grenoble. Der NouvellisE
de Lyon gibt Mer die Ervlosionskata-
strophe in Grenoble weitere Einzelheiten b»
könnt. Am 3. Juli 3 Uhr morgens fand die erst»
ungeheure Explosion statt, die im weitesten Um-
kreise zu vernehmen war und alle Fensterscheiben
Grenobles zum Bersten brachte. In zahlreichen!
Wohnungen stürzten die Wände ein. Während der
Explosion herrschte eine unbeschreibliche Panik.
Die Stadt war in dichte Rauchwolken gehüllt. Kurz,
darauf erfolgte eine zweite Explosion, die gleich-
falls schweren Schaden anrichtete. Die inzwischen
heruntergelassenen Rolladen waren sämtlich zer-
stört. Hierauf folgten sich die Explosionen ohne
Unterbrechung bis 11 Uhr abends. Die Rettungs-
arbeiten waren außerordentlich schwierig. Eine
Zeit lang war Grenoble von vollkommener Zerstö-
rung bedroht. Die Eisenbahnlinie nach Lyon war
unterbrochen. Die ganze Nacht hindurch flüchteten
die Einwohner von Grenoble und der umliegenden
Ortschaften nach Westen. Der Schaden ist außeror-
dentlich bedeutend.
* Menschlichkeit im Kriege. Der Laserkomman.
dant des Gefangenenlagers von Etampes hat,
wie aus Basel berichtet wird, in einem an allo
Kriegsgefangenenabteilungen des Pariser^Militär-
bezirks gerichteten Tagesbefehl dem deutschen
Kriegsgefangenen Pattberg keine
Glückwünsche zu der Errettung eines dem
Wachtkonrmando angehörenden französischen Solda-
ten aus Lebensgefahr ausgesprochen. Der deutsche
Kriegsgefangene P. war am 20. Januar 1918 an
einer besonders tiefen Stelle in die Seine gesprun-
gen. um dem französischen Soldaten, der dem Er-
trinken nahe war. das Leben zu retten.

Nr. 160

Heidelberger Zeitung

Freitag, den 12. Juli 1918

Fernsprecher Nr. 82

Seite 3

Aus LtaLt und Umgsgend
' Ueber die SkeSarkanalisation sprach gestern
«bend 6 Uhr in einer von Mitgliedern des Bür-
Lerausschusses und Vertretern der Handelskam-
mer und der Presse sehr zahlreich Lchuchien Ver-
sammlung im Bürgerausschußsaal ObeÄaurat
En gen Han von Stuttgart. An Hand zahlrei-
cher Karten, Pläne und Abbildungen erläuterte
der Redner die im besonderen für Heidelberg
wichtigen Abschnitt des neuen Protestes. Au?
Einzelheiten einzugehen erübrigt sich, da dieses
Projekt ebenso wie das von 1911 zunächst ja nur
eme Vorstudie ist. Sobald dis Frage spruchreif
wlvs. wird eg Aeit zur Kritik sein. Die Ausküh-
lungen des temperamentvollen Redners selbst fan-
°den freundlichen Beifall.
* Die fleischlosen Wochen werden, für das
Lanze Reich gleichmäßig festgesetzt, nämlich
»om 19. bis 25. August. 9. bis IS. September, 30.
Eeptember bis 6. Oktober und 21. bis 27. Oktober.
Dre augenblickliche Fleischration von 260 Gramm
soll nur noch bis zur zweiten Hälfte des August
^liefert werden. Dann tritt, wie gemeldet, eine
Herabsetzung auf 200 Gramm und zwar für alle
e-tadt;- M,t iibex 100 000 Einwohnern in Kraft.
Tue kleineren Städte und die Landgemeinden, bei
Konen man annimmt, daß eine stärkere Versorgung
umliegenden ländlichen Bezirken erfolgt,
losten noch weniger Fleisch erhalten.
h. Marktwanderung. Es ist heute etwas ge-
mütlicher zugegangen. als es sollst der Fall war,
Wenigstens hat das starke Drängen und Stoßen
am die Körbe herum nachgelassen und dies ist wohl
darauf zurückzusühren, daß heute, ausiuchmsweise
emmaf sämtliche jungen Gemüse in ziemlicher
-menge vorhanden waren. Gelbrüben und Karot-
werden nunmehr auch ohne Kraut verkauft,
auch der Preis für die Bohnen ist jetzt auf
Pf«, für das Pfund reduziert worden, zwar
och hoch genug, aber immerhin annehmbarer als
msyer. Erbsen waren ziemlich viel vorhanden
""äs die Nachfrage darnach stark. Ebenso
müden Kohlrüben guten Absatz. Von Obst war.
wie man dies ja gewohnt ist. kaum etwas zü
^yen, chnige Johannisbeeren mnd Pfirstsche das
6tiuud zu 2.— Marl. Blumen lose und in To-
men sanden zu angemessenen Preisen guten Ab-
* Dem Monatsbericht der Eefangenenfürsorge
pes Roten Kreuzes hier für Juni ist zu entneh-
daß die Abtransports Internierter aus der
Schweiz gut vorwärts sehen und diejenigen aus
lo^"^rbich im Juli ihren Anfang nehmen,
ährend aus Rußland die Transports lang-
.Kufen und viele einzelne Gefangene auf ei-
den Weg in die Heimat machen; die
m^, ^k?''^kehrter Deutscher überhaupt betrug
Juni aus Rußland 23 200. NachKriegs-
E,x, ^°ken in Rumänie n. von denen feit der
H-r " Nuchr,cht keine weitere Lebenszeichen ein-
Sonde rnachforschuiisen statt. Der
mitt-r Frankreich und auch Mr Lebens-
io^a-n^s Rauchwerk über die Schweiz sowie der
durch Dänemark ist zwar in der
aber immerhin wieder besser im Gang
St»«" i L"kd Ausrüstungsstücken sind über
Nk"aart S70 Stück an Befüvsorgts unseres Be-
worden. Geh. Kommerzienrat W.
'nnvfrrsd Mt wieder eine Kists sogenannten
Dcym sefpsnde-, um den Kriegsgssangene häufig
Im Juni wurden 389 Sendungen, meist
-,-s^lo an Kriegsgsfangens wSgelaffen. Der fort-
Wert der bisher abgelassenen Geld-
stus PakÄsendungen stellt sich nun
«us rund 136 000 Mark.

x O.Senheim, n. IM, Die Stachel- und Jo-
o^ i^rernts neigt sich dem Ende ru. Mas für
h' .j-K^ksse Lieser Früchts aus den Orten an der
rgstvatzs hmausgöschllfft wurde, ist fast Nicht zu
Süwn seit 14 Tagen Lis beute kommt mit
- Und zu Fuß eine Masse Käufer. Trotz der
«rosen Kontrolle kommt doch eine Mässe dieser
whr begehrten Früchte , aus den Dörfern hinaus
E- daß es «ng wenig Kirschen und fast rar
rn^Ieidelbeeren gegeben hat, sind diese Früchte
mm Emmachen und Weinmachen um so gesuchrsr.
bewegte sich pro Pfund zwischen 35 und
Preis, den vor dem Krieg niemand zu
geglaubt hätte -- Spätkartosfel dürfe'

es geben, obwohl viels Aecker jetzt schon durch die
große Trockenheit nicht zum Besten aussöhen. Ein
durchweichender Rogen wäre denselben von großem
Mutzen gewesen. Frühkartoffel dürfte es am Ende
nicht so viel geben, da dis Trockenheit Leim Aw-
setzen der Knollen für sie zu groß war. Baumobst
gibt es im allgemeinen ganz wenig; hier und da
sieht man einmal eine« Baum, der voll hängt,
aber diese sind selten. Dagegen hängen alle Trau-
berstöcke mit Früchten schwer voll. Die Feldsrüchte
stehen an dsr Bergstraße ohne Unterschied alle sehr
schön und versprechen eine reiche Ernte und auch
die Bohnsnernte dürfte gut ausfallen.
Letzte Drahttzerichte
Entspannung und Kriegskredite
Berlin, 12. Juli. Wie die Voss. Ztg. hört, fand
gestern bei Herrn von Payer sine Besprechung
statt, bei der sine Reihe von Reickstagsmital le-
dern Gelegenheit hatte, sich mit dem Gesandten v.
Hintze auszusprechen. — Die Lage ist nun nach
Hertlings Rede derartig geklärt, daß an der An-
nahme der Zriegskredite durch die So-
zialdemokratie nicht mehr zu zweifeln ist.
Die Sozialdemokraten haben ei »gesehen. haß we-
der das Zentrum noch die Fortschrittler Lei ihrer
Gegnerschaft gegen die Regisrung Gefolgschaft ge-
währen. Aller Vorausficht nach werden am Sams-
tag die Kriegskredite vor dis Vollsitzung kommen.
Man glaubt, daß sich dis Sozialdemokraten' dabei
auf eine kurze Erklärung beschränken worden. Die
Unabhängigen dagegen wollen die Krisgskrsdite
auch in der Vollsitzung ausführlich erörtern.
Kundgebungen
zum Gesandtenmord
Berlin, 11. Juli. Der Kaiser von Oe st er-
reich hat anläßlich der Ermordung des Grafen
Mirbach folgendes Telegramm an den Kaiser
gesandt:
Die Nachricht von dsr Ermordung Deines Ge-
sandten Grafen Mirbach hat mich mit innig-
stem Bedauern über das Schicksal dieses Op-
fers treuer Pflichterfüllung, zugleich aber ach mit
der gerechtesten Entrüstung über die ge-
gen unsere heiligen Interessen mit immer gröberer
Gewissenlosigkeit angewendeten Kampfmittel er-
füllt. Die Anstifter dieses entsetzlichen Verbrechens
haben sich vor Gott, vor der Menschheit und vor
dsr Mieltgeschchte selbst für immerwährende Zeiten
geschändet. Unverbrüchlich fest aber ist meine
Ueberzeug-ung daß. je verwerflicher dieses ganze
Treiben sich gestaltet, wir desto -näher unserem
hehren Ziels stehen. In tiefstem Mitgefühl und
immer in treuer Freundschaft Dein Karl.
Der Kaiser bat wie folgt geantwortet:
Empfange meinen herzlichen Dank Mr die wärme
Teilnahme, die Du mir anläßlich des fluchwürdigen
Verbrechens von Moskau ausgesprochen hast, dessen
beklagenswertes Opfer mein Gesandter, geworden
ist. Seiner pflichttreuen und verantwortungsvol-
len Tätigkeit im Dienste seines Vaterlandes und
unserer gemeinsamen Sachs ist damit ein jähes
frühzeitiges Ende bereitet worden. Hoffentlich
wird es gelingen, die gewissenlosen Anstifter dieser
feigen Tat zu entlarven und vor aller Welt zu
brandmarken. Stets Dein treuer Freund Wilhelm.
Der König von Bayern sandte folgendes
Beileidstelegramm:
Tief erschüttert erhalte ich die Nachricht von dem
ruchlosen Anschlag auf Deinen Gesandten in Mos-
kau, Grafen Mirbach. Ich bin empört Wer die ver-
abscheuungswürdige Tat und Litte Dich, die Ver-
sicherung meines aufrichtigsten Mitgefühls an dem
betrübenden Verlust dieses vortrefflichen Mannes
entgegenzunehmen. Ludwig.
Die Antwort des Kaisers lautete:
Ich Lanks Dir herzlich Mr Deintz. teilnehmenden
Worte anläßlich des feigen Mordes an meinem Ge-
sandten in Moskau. Seine treuen Dienste und
sein Tod Mrs Vaterland sichern ihm ein dankbares
Andenken in unseren Herzen. Wilhelm.
Der Hetman der Ukraine, iSkoro-
padski, Hai an den Kaiser ein Telegramm
gerichtet, in dem er seinem und des ukrainischen
Volkes tiefem S ch m erz Wer die Ermordung

rstaMen. S-eWst hinter dem scheinbar sinnlose-
p;»» - ^^'te iteckt immer noch ein tieferer
ein Symbol, und was sich manchmal
kn BMrisflichkeit nicht definieren läßt,
j, > ks^o imstande, eine eigenartige, ahnungsvolle,
merkwürdige Stimmung hervorzuzau-
"""L bei Morgenstern bestimmte Bil-
-Tone. Lie dem Verstand eigentlich nichts
E"- "I? mehr los. Und dann die fabelhaft ar-
MMe «.Neuheit und die geniale Leichtigkeit des
»eoorenen Sprachkünstlers, der mit den Worten
spielt, daß die Raketen und die Witz-
s e nur so sprühen; durch merkwürdige Reime,
grotesk aneinander gereiht find, entstehen
WiSe von eigenartigem Reiz, wie man
urcht gekannt hat. Aus der Liebe des
ö? Em Existierenden, ob es nun ein
TW*, oder ein toter Gegenstand ist,
»n- w . die Vorliebe Morgensterns für
»les Groteske .
Putzes Kriegsreise nach China
»er Herr von Hintze deut-
A ui Merrlo. Ende 1914 wurde er
eren^F^inN-n China versetzt. Es wäre un-
«inbe^ii^^"i erwünscht gewesen. Herrn von
lickt Fahrt festzunehmen, und so ist es
'v^ ""mn fich der Umzug in et-
Form vollzog. Namentlich die
Aufgabe. Herrn von Hintze
kichlick Mön? derEntente gegeben war. haben sich
?r von Eo^ben, ihren Auftrag auszusühren
tnd ill ^on aber glücklich in Peking an
V. Z. a. M. berichtet, der Held
Kiener abenteuerlicher Geschichten geworden.
Ue-Lm'alw^ v^ daß -Horr von Hintz« zur
Klvn nach Lhina den nortvegi-
Ee A^!»^^'st-au Bors." aus Bergen be-
beroft '-oll. als er nmahri-
Sicker Aoent^^ E"ske Amerikas lag, ein ange-L-
kowmen Ä - "L "Elkantschsn Befrachters ge-
fil-oii di- 'ui letzten Augenblick ent-
tfabn "ach China m-itm-machen, Die
Lngetrcten. d-or Agent beinabm fich
«it n^ N einfach, unterhielt fich ab und zu
e-in l.apitan und speiste auch hin und wieder

mit ihin Mammen. Als das Schiff hinter die ja-
panische Küste gekommen war, stellte sich plötzlich
heraus, daß die Kohlen für die Fahrt nach Lhina
nicht reichten. Der Kapitän gab Befehl, die ja-
panische Küste zur Einnahme neuer Kohlen anzu-
laufen. Da aber tmk der „Agent" sehr energisch
auf und verbot schließlich dem Kapitän die Lan-
dung. Inn Laufe der Gesprächs wurde es dem
Kapitän klar, daß der Agent — nur der deutsche
Gesandte Herr von Hintze sein könnte. Lex nicht an
der japanischen Küste landen wollte, weil Japan
im Krieg mit Deutschland war und er unzweifel-
haft von den Japanern fefisencmmnsn worden
wäre.
Da aber die Kohlen auf keinen Fall reichten,
mutzte der „Christian Bors" notgedrungen in Ja-
pan anlegen. Sofort kam die japanische Polizei
auf das Schiff, durchsuchte alle Räume, fand alber
den deutschen Diplomaten nicht. Ex hatte fick
mit grötzter Geschicklichkeit bereits auf ein anderes
neutrales Schiff gerettet. In ihrer Wut ließen
die Japaner den „Christian Bors" nicht Weiterrei-
sen, beschlagnahmten das Schift und haben es
erst nach sechs Monaten und unendlichen Verhand-
lungen freigegeben.
- Theatsr und Musik
Konzert in der Providenzkirche
Gestern abend gab das „Heidelberger
Quartett" sAgnes Schunck,' 1. Violine,
Anna Böckel. 2. Violine. Candida Val/
l io. Bratsche. Anna Ballio. Cellos, ein Kon-
zert. Es sollte sich der Sache gemäß .-Streich-
quarteti nennen, doch abgesehen von dieser Aeußer-
lichkeit hört man diese Bereinigung hier gern.
Längere Zeit Lat sie fich hier nicht mehr hören
lassen, bis sie im Dienste der Wohltätigkeit zum
Besten der Verwundeten gestern wieedr einmal
musizierte. Ihre Darbietungen bewegten sich auf
der Linie unserer kla.Mchen Jnstrumentalmufik. Die
vier Künstlerinnen spendeten aus dem Schatze Mo-
zarts uud Beethovens, eröffneten das Kon-
zert mit des erstrn Quartett G-dur (Köchel 387)
und gaben vhm mit les letzteren Quartett B-dur
op. 18 Nr. 6 Len Schluß, Mozart mit seinem

des Grafen Mirbach Ausdruck gibt. Das ukraini-
sche Volk trauere um den Verlust eines Akannes,
der sich immer als Freund der Ukraine bewährt
habe. Der Kaiser hat 'darauf dem Hetman in
einem Telegramm seinen Dank Mr die Teil-
nahme ausgesprochen
Die Mörder Mirbachs
Moskau, 11. Juli. Nach einer amtlichen Mel-
dung der PTA. sind die Mörder Mirbachs
die Mitglieder der linken sozialrevolutionären
Partei Anarejew und Blumkin. Die Auf-
ständischen hatten eine Zeitlang die Post und den
Telegraphen von Moskau besetzt und versuchten,
auf telegraphischem Wege einen Aufstand in Pe-
tersburg und Tula hervorzurufen, indem sie wun-
derliche Gerüchte über die Beziehungen der Sow-
jetregierung zu den Deutschen verbreiteten. Der
Aufstand wurde vollkommen unterdrückt und einige
Hundert der noch am Leben gebliebenen Aufstän-
dischen wurden verhaftet
Der Sieg der Bolschewisten
Eiens, 11. Juli. Der Matin meldet aus Stock-
holm: Hier liegen zuverlässige Nachrichten aus
Rußland vor, wonach der Aufstand gegen die Macht
der Bolschewisten in ganz Rußland gescheitert ist.
Die Bolschewisten sind in allen größeren Städten
Herren geblieben und beginnen in Moskau und
Petersburg mit der kriegsgerichtlichen Aburteilung
ihrer Gegner
Die Deutschen in Jerusalem
Zürich, 12. Juli. Nach der Neuen Zürcher Zei-
tung berichtet die in Damaskus erscheinende deut-
sche Zeitung „Jilderim": In Jerusalem find die
Deutschen in ihren Wohnungen belassen
worden. Schule und Gottesdienst gehen unge-
hindert vor sich. Ebenso dürfen Lie Schwestern
des Stiftes in Jerusalem bleiben, trotzdem der
Stab des 20. englischen Korps dort einguavHert ist.
Das neue holländische Kabinett
Amsterdam, 11. Juli. Dem Algemeen Han-
delsblad zufolge wird möglicherweise schon bin-
nen kurzem ein Kabinett gebildet werden, das
ausschließlich aus Mitgliedern dsr rechten
Parteien bestehen wird.
Ausstand in den englischen
Flugzeugsabriken
Haag, 11. Juli. Seit einigen Tagen lagen hier
unbestimmte Meldungen über einen drohenden
Streik der Arbeiter in den ' englischen Flug -
zeugfabriken vor. Die Einzelheiten hierüber
aber find von Reuter oder vom Zensor unterdrückt
worden. Aus einer Londoner Depesche des Hol-
lands» Nieuwsbureau geht hervor, daß dieser
Streik laut Daily Expreß bereits 20 000 Mann
umfaßt und sich fortwährend ausdehnt.
Echt amerikanisch!
Haag, 12. Juli. Daily Expreß meldet aus Nsrv-
york: In Newrwrker Kreisen verlautet, daß mau
demnächst ein Fliegerkorps aus Taubstummen (-!)
bilden werde. Sachverständige hätten nach einge-
hender Prüfung und Untersuchung festggstellt, Latz
taubstumme Flieger Mr alle Gefühle der Bewegung
der Höhenluft unzugänglich sind und deshalb aZ
Flieger hohen Wert haben könnten. — Wenn die
Taubstummen für dis Gefühle der Bewegung un-
zugänglich sind, werden sie bei starken Schwankun-
gen bald abgestürzt sein!

München, 12. Juli. Der König von Bayern
hat dem Stellpertreter des Reichskanzlers. Wirkl.
Geheimrat v. Payer, das Großkreuz des Ver-
dienstordens vom heiligen Michael verliehen.

AmsteHam, 12. Juli. Wie ein hiesiges Blatt
aus Losser und Sluig erfährt, scheint die spant«,
sche Grippe jetzt auch nach Hollandt
überzu greifen. In Losser sind bereits SS
Personen erkankt. Auch im englifcksn Jnkenne-'
runsslager in Groningen ist die Grippe ausge-
brochen. Es sind dort 100 Personen bis jetzt- krank
geworden.

Kurze Nachrichten
* Das unzufriedene Irland. Die Morningpost
meldet: Die Zahl -der Ortsgruppen der Siun-
feiner in Irland ist seit Jahresfrist um 243 ge-
stiege n.
* Finländischo» Ordensanszeichnung Hindem
burgs und Ludcndorffs. Dom Eeneralfeldmar-
schall von Hindenburg und dem General!
Lud en dorff ist Lurch den Reicksverweser Fin-
lands, Svinhufvud, das Eroßkreuz des
finischen Freiheits kreuzes verliehen
* Amerika leiht weiter. Der Herold meldet:
Dem Kongreß ist eine Vorlage mir Nachbewilligung
von 11 Milliarden Dollar Vorschüssen ou
die Verbündeten zugegangen.

Handel und Verkehr
* S9L Prozent der Kriegsanleihe eknbezohlt. Auf
Lie 8. Kriegsanleihe wurden in der Berichtswochq
90,1 Millionen Mark eingezahlt, sodaß nunmehr
insgesamt 14 876,7 Mill. M. gleich 99,2 Prozent des
nedgültigen Zeichnungsergebnisses von 15 0014254W
Mark vollgezcchlt sind. Die von den Darlehnskassepi
für Zwecke der 8. Kriegsanleihe entnommenen Dar-
lehen ermäßigten sich in der Ber chtszeit um 20,7
Mill. M. auf 194,7 Mill. M. und machen damit
nur noch 1,31 Prozent des Nennwertes aus.
Pfälzische Mühlemverke, Mannheim. In der
ordentlichen Generalversammlung waren 6 Aktio-
näre mit 1856 000 M. Aktienkapital vertreten.
Dis Bilanz und Lie Berichte des Vorstandes und
des Aufsichtsrats wurden einstimmig genehmigt
und die Dividende auf 12 Prozent si. V. 10 Proz.)
festgesetzt. Drei ausscheidende Mitglieder des Auf-
fichtsrats wurden einstimmig wieder-gewählt.
" Die Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation,
Waghäusel, hat aus holländichen Händen die M-
tienmehvheit dsr Zuckerfabrik Rheingau A.-G. in!
Worms erworben, einem im Jahre 1913 errichte
ten Unternehmen, von dessen 2,33 Mill. M betra-
gendem Grundkapital etwa 1,69 Mill. M. im Besitz
der Nisderländisch-Deuckschen Auckexindustrie-Gesell-
schaft im Haag sich befanden. - Die Zuckerfabrik
Meingau hat bisher eine Dividende nicht verteilen
können. Am 31. März 1917 batte sich die Unter-
bilanz auf 315 000 M. belaufen. Der Abschluß für
1917-18 liegt noch nicht vor.
Mit schwatzhaften Soldaten ist ein
Feldheer übel beraten!
Wasserstände am 12. Juli 1918:
Heidelberg: 1,21 m, Heilbronn:. 0,33 m und in
Neckarsteinach: 0,68 m
MttNOeMchLWkll SerHckelS. ZeitW
Am 12. Juli 1918, morgens 7 Uhr.

Wärme-
Grave
n. Cels.
niederst.! höchster
Wärmegrad
seit gestern
Wind-
richtung
Himmel
Luftdr.
mm
ch 13,3
D
ch11,3 j ch23,S
Niederschlag
kittelwerte von gej
Temperatur
Dunstdruck
Relative Feuchtig
tern:
1
keit
MM
6,8
- mm
-
— —.

Verantwortlich für den gesamien Texttek
Kurt Fischer.
für de« Anzeigenteil Hermann Beyerl?.
Rotationsdruck und Verlag
Theodor Berkenbusch, sämtl. in Heidelberg

markigen Andante, Beethoven mit seinem spru-
delnd heiteren Allegro, dem jugendseligen Adagio
ma non troppo dem ausgelassenen Scherzo, dem
träumerisch innigen Adagio und dem freudigen
Allegretto. Beide Werke wurden sicher und gut
gespielt. Leider erwies sich die Akustik der Provi-
denskirche als nicht gut für diese Musik, sodaß Lie
feinen Figuren oft verschwammeu.
Als Mitwirkender gesellte sich Dr. Nacke-
Kirchheim hinzu, der über einen starken, trawMi-
gen Tenor gebietet. Er gab drei Gesänge von
Schubert, brachte das tiefe „Mer nie sein Brot mit
Tränen ab" ru eindringlicher Wirkung. Der we-
niger bekannte „Kreuzzug" interessierte sehr. Die
gewaltige, wunderbare „Allmacht" bildete den
Höhepunkt des Abends. Dr. Nacke sang sie groß
Md packend. Nach diesem tiefem Eindruck war
das Adagio aus der Orgelsonate As-dur von Men-
delssohn, Las Berta Engel tonschön spivlte, eine
gut gewählte entspannende Ueberleitung zu dien fol-
genden Gesängen „Ihr lichten Sterne" von R.
Lurjchmann, „Der Freund" von Hugo Wolf und
„Morgenhymne" von Gg. Henschel, die der Sänger
ebensalls wirkungsvoll vortrug. Leider litten auch
die Gesänge trotz guter Aussprache der Konsonanten
etwas unter der schlechten Akustik. In Anbetracht
des guten Zweckes hätten die sehr hörenswerten
Darbietungen viel besser besucht werden dürfen.
zDr. Schilling Trygophorus.

Kunst und Wissenschaft
* Von der Universität Freiburg. In der medi
zinischen Fakultät hat sich Dr. Paul Lindig
aus Hamburg Mr Geburtshilfe und Gynäkologie
als Privatdozent habilitiert. Dr. Lindig
vollzog seine medizinischen Studien an den Uni-
versitäen Jena, Mirzburg. Kiel, und München.
Stach dem Staatsexamen war er am pharmakologi-
schen Institut der Universität Jena, im städtischen
Krankenhaus in Weimar, an den Universitäts-
frauenkliniken in Jena. Gießen und jetzt in Frei-
bürg i. Br. tätig.
* Neue Ehrendoktoren. Anläßlich der Enthül-
lung des Denkmals von August Wilhelm v. Hör-
 
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