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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Nr. 165

Heidelberger Zeitung

Donnerstag, den 18. Juli 1913

Wort- und Tatoffenfive
Das Trommelfeuer der Entente-Diplomatie ist
wieder durch den Eisenhagel im Westen abgelöst
worden und bereits der erste Tag unseres neuen
Schlages an der Marne und in der Champagne
erbrachte den schlüssigen Wahrheitsbeweis dafür,
dah wir den Gegnern weitaus überlegen und star-
rer sind, fester dastehen, als mancher Kleinmütige
der fern vom Schuh Leim Env-eftsbier Weltfra-
löst, es geglaubt. Was wir im Osten erran-
Nn, würde andere Nationen LU einem Siegesge-
mlrei ohnegleichen veranlagt haben: was wir im
Westen in den wenigen letzten Monaten vollbrach-
ten, R so gewaltig, daß zuerst selbst Llemenceau
ünd Lloyd George zunächst das Miserere der eige-
nen Ohnmacht, sangen, bis sich ihr Mundwerk wie-
der erholte und der Blutdurst und ohnmächtiger
Zerschmetterungswille bei den Nationalfesten der
Amerikaner und .Franzosen im ganzen Entente-
lager widerwärtige Orgien feierten. Jetzt hat
wieder die Tat das Wort.
Aber auch das Wort kann Tat sein, wenn
hinter dem Wort die Macht steht. So war
des Reichskanzlers Erklärung über die MhstfrageU
eine politische Tat. und auch des österreichisch-un-
garischen Außenministers Burian Kundgebung
Uber Kriegs- und, Friedensziele Oesterreichs schei-
nt sich klar und rein von dem wirren Vernich?
tungsvrogramm unserer Gegner. Gewiß war die
Kundgebung in erster Linie auf die innsrpoliti-
nhen Verhältnisse Oesterreichs berechnet, aber
darüber hinaus baute sie das Friedensprogramm
der Mittelmächte so sicher auf, auf der Grundlage
der tatsächlichen Verhältnisse, daß sie. selbst Pro-
gramin, entweder ganz Wirklichkeit werden muß
oder ganz fällt. Ein Mittelding gibt es hier
nicht.
Die Grundlage des Friedens der Mittelmächte
rst neben der Wahrung unseres Besitzstandes und
der Lahmlegung der Versuche der Entente, sich in.
rnnere Angelegenheiten Deutschlands und Oester-
rerch-llngarns LU mengen, die Anerkennung der
-Gegner, auf ihre Pläne eines Krieges mit wirt-
lmaitlichen Waffen nach dem Kriege zu verzichten.
Das Friedensprogramm der Mttelmüchte ist also
Gegensatz zu ihrer gewaltigen und jetzt aufs
neue bewiesenen militärischen Machtstellung außer-
ordentlich bescheiden. Und so bescheiden, daß der
Gegner dahinter eine Falle wittert, weil bei ihm
letne Programme und seine Worte im umgekehr-
"" Perbältnis zu seinen Taten zu stehen pflegen.
Was eigentlich in der Friedensfrage ist und-
was sein wird, läßt sich noch, nicht klar «kennen.
Zue Dinge sind noch im vollen Fluß. Aber gewiß
m. daß sie sich nach unserem Willen richten,
weil mit unserem Willen Vernunft und Mäßigung
oeremt gehen. Die Richtung unserer Friedens-
oiele wird durch den Erfolg unserer Waffen aber
Nch'ntlich dem Ziele näher gebracht. Denn jeder
dem Schlachtfelde im Wösten erhöht un-
n c stärke, unseren Frieden durchzusetzen und
P^'uodert die Hoffnungen unserer Gegner, ihr
- «uvvrograinm durchführen zu können. So rver-
starken Waffen und die vernünftigen und
. V?,milden Worte über die Ententesiegs,
Kas Wort stärker al s die Waffe ge-
wesen ist. ihre Wirkung nicht verfehlen.
Conrad von Zötzendorf
d -t Feldm arfchall Conrad v. Hötzen-
5. Garde-Regiments zu Fuß und
77,." P°ur le merite, ist der vielleicht po-
österreichische Heerführer aus dem aktiven
geschieden. Vor dem Kriege bekleidete er
biin^Eung des Chefs des Generalstabs der ver-
^n Armeen und gleich wie an seinen deut-
an i,a?^ge"ossm Grafen Moltke knüpften sich
gen - Kriegsbeginn weitestgehende. Hoffnun-
aicbt"-,, El"« Feldherrsnkunst. die er freilich alle
^füllen vermochte, wobei es dahingestellt
findrich wE weit außerhalb seiner Einwirkung be-
AnLk ""Evren daran die Schuld trugen.. Bei
aarn i des Krieges befand sich Oösterreich-Un-
schwierigen Situation. Aelm-
^on?'von"n?"L°?^ Dinge an dec französischen
Ruklnnn Entwicklung der Kriegslage gegen
gegen die Kriegführung
»^^5l5 i?E^ben vom Heranriicken der russischen


„Dantpfwalze" bedingt, und als cs sich heraus-
stellte. daß die russische Mobilisation schon viel
weiter gediehen war. als man annehmen konnte,
rettete FeDmarfchall Conrad die höchst gefährliche
Lage, indem er von der serbischen Front alle ir-
gend entbehrlichen Truppen abzog,,un>d seine ganze
verfügbare Wehrmacht auf den nördlichen'Kriegs-
schauplatz warf. Die Aufstellung der r. und k.
Truppen am San und bei Lemberg, an die sich
jenseits der Weichsel deutsche Heeresteile an-
schlossen, war das Werk Freiherrn v. Conrads und
verdient ein Meisterchstück genannt zu werden. Die
Feuerprobe bestand seins Feldherrnkunst. als es
sich dann darum bandelte, den Anprall des rus-
sischen Koloß aufruhalten, um den deutschen Trup-
pen im Westen die Bewegungsfreiheit zu erhalten.
Fn kritischster Lage vollzog er mit meisterlichem
Gelingen die Loslösung vom Feinds bis an den
San und die Umgruppierung seiner Truppen hin-
ter dem Dunajec. Bei dem Durchbruch von Tar-
now-Gorlice war es Conrad vergönnt gewesen,
zusammen mit dem deutschen Generalstabschef die
Pläne für dis gewaltige Durchbruchsschlacht su
entwerfen und sie in den Einzelheiten durchzu-
führen Conrads eigenes Wrek war auch Li«,
österrcichische Offensive in Südttrol im Mai 1916,
dm — zu den glänzendsten Hoffnungen berechti-
gend — durch unvorhersehbare Umstände mitten
in prächtigstem Gelingen abgebrochen werden
mußte. Ein eigenes Schicksal mar hier wie auch
anderswo die Ursache gewesen, daß den genialen
Plänen Conrad v. Hötzendorfs der ihnen zukom-
meude Erfolg versagt blich. Das deutsche Heer
sieht mit Bedauern einen treuen und bochbedeu-
tenden Waffenbruder von der Kriegsbühne ab-
treten.

Frhr. Franz v. Conrad-Hötzendorf
ist am 11. -November 1852 als Sohn eines Ober-
sten geboren. 1871 wurde er Leutnant, machte 1878
Len Feldzug in Bosnien und der Herzegowina
mit und war 1879 als Eeneralstabsoffizier an der
Besetzung des Limsgebietes beteiligt. Die Jnsuv-
rektionskämpfe trieben ihn 1882 yach Süd-Dalma-
tien. Er nahm an Len Kämpfen bei Cedenice,
Ubalac-Veljeselo-/ Vratlo. Ubi und Macioplanino
teil. 1888 wurde er im Rang eines Majors Leh-
rer der Taktik an der Wiener Kriegsschule. 1892
wurde er Oberst, 1899 als Generalmajor Kom-
mandeur der SS. Infanterie-Brigade, 1906 als
Feldmarschall-Leutnant Kommandeur der 8. Jn-
fanterie-TrainLivision Innsbruck. Vom Herbst
1906 bis November 1911 war er zum ersten Mal
Chef des Gensralstabes, 1908 wurde er General
der Infanterie, später Armee-Inspekteur, bis er
im Dezember 1912 wieder als Chef des Ecnepal-
stabs an der Spitze der österreichisch-ungarischen
Armee gestellt wurde. Anfangs März 1917 über-
nahm Conrad die Führung der Heeresgruppe an
der Südtiroler Front. Sein Nachfolger als Chöf
des Generalstabs wurde der General v. A r z.
Conrad gilt als der eigentliche Lehrmeister der
österreichisch-ungarischen Infanterie.
Noch mehr Nsgertruppen
Der Miatin meldet: Der Heeresausschuß der
Kammer hat einstimmig der Aushebung von
750 900 Mann in den französischen Kolowien für
Heereszwecke des Mutterlandes zugestimmt, die
man im Frühjahr 1919 auf den europäischen
Kriegsschauplatz bringen zu können hofft.

Fernsprecher Nr. 82 Seite 3
Deutsches Reich
* Ein alter Unfug. Die „Nationalliberale Kor-
respondenz" schreibt: Auch bei der diesmaligen
innerpolitischen Spannung haben die inter-
fraktionellen Besprechungen in einer
gewissen Presse wieder eine Rolle gespielt, d.e
ihnen gavnicht zukommt. Als etwas Auffallendes
ist die Tatsache gebucht worden, daß die National-
liberale Reichstagsfraktion sich an diesen Besprech-
ungen diesmal nicht beteiligt habe. Das Staunen
darüber hätte man sich recht gut schenken können.
Die nationalliberale Reichstagsfraktion hat be-
kanntlich in den Streitfragen, die Ende Januar
und Anfang Februar d. I. unsere innere Front
in Gefahr brachten, ihre Stellans Lu den inter-
fraktionellen Besprechungen einer erneuten Prü-
s fung unterzogen. Seit jener Zeit hat sie an diesen
Besprechungen überhaupt nicht mehr teilgenom-
men. Es ist also durchaus kein Novum, wenn sie
sich auch diesmal ferngehalten hat. Im übrigen
umgibt man diese Veranstaltung in der Presse der
Linken immer noch mit einem ganz falschen Nim-
bus. Man erweckt immer wieder den Anschein,
als sei durch die innerfraktionellen Zusammen-
künfte ein Konvent gebildet worden, der den
Schicksalsfäden des Deutschen Reiches spinnt, ein
Konvent, von dem unser aller Wohl und Wehe ab-
hängt. In dieser geheimnisvollen Form tauchte
der interfraktionelle Parlamentsrat auch in dem
Hintergründe der Spannung auf. die wir eben,
durchlebt haben. Es wurde aber feftgestellt, daß
der behauptete Zusammenhang einfach konstruiert
war. Man sollte es sich wirklich in gewissen Krei-
sen" nachgerade abgewöhnen, den interfraktionellen
Ausschuß als Drohgespenst in kritischen Tagen »u
zitieren. Er bat nichts von einem Schreckgespenst
an sich.
Ein neuer Leiter des Kriegswucheramts. Ast
Stelle des bereits vor Wochen ausgesschickdenen
Obevverwaltungsgerichtsrates Machotins ist Geh.
Regierungsrat Pokranz zum Leiter des Kriegs-
wucheramts ernannt worden. Geheimrat Pokran-
gehörte bisher als Dezernent für AiMtärangele-
genheiten und Wohlfahrtspflege dem Berliner
Polizeipräsidium an und war gleichzeitig st-lloev-
tretender Staatskommissar für Kviegswohlsahrts».
pflege in Preußen.
. .. . '
Aus Vaden
Landesverband badischer Redakteure
Karlsruhe, 17. Juli. Am Sonntag fand iist
Konkordiasaal des „Moninger" in Karlsruhe ein«
außerordentliche Hauptversamm-
lung statt. Nach Degrüßungsworten des Vor-
sitzenden und Verlesung des Protokolls der lebten
Freiburger Hauptversammlung durch den Schrift-
führer, Georg Haller, gab der Vorsitzende Al-
fred Scheel einen kurzen Uebeublick über die Ar-
beiten des Landesverbandes und des Reichsvev-
bandes. Bei Erwähnung des für die Krhegsper-
hältnisse recht befriedigenden Mitgliederstandes
gedachte der Redner in herzlichen Worten der ver-
storbenen Mitglieder G. W. Peters (Neue Ba-
dische Landeszeitung: im Felde gefallen), F.
Montua (Heidelberger Zeitung): A. Brunner
(Ortenauer Bote) Offenburg: Wilh. Kolb (Volks-
freund) Karlsruhe, deren Andenken di« Versamm-
lung durch Erheben von den Sitzen ehrte.
Die in mehreren Fällen gewünschte ,Schlich-
tungstätigkeit des Verbandes bei Meinungsver-
schiedenheiten zwischn Mitgliedern und zwischen
solchen und Außenstehenden, hatte, bis auf einen
Fall, einen günstigen Erfolg. Die Tätigkeit der
Ortsgruppen kann als befriedigend betrach-
tet werden, da insbesondere die neugegründeten
Ortsgruppen Karlsruhe und Konstanz in der letz-
ten Zeit eine lebhaftere Tätigkeit entfalteten. Da'
sich auf Veranlassung des Geschäftsführenden Aus-
schusses eine größere Anzahl elsaß-lothringischer
Kollegen bereit erklärt bat, in einem gemeinsamen
Verband mit den badischen Kollegen zusammenzu-
arbeiten. werde vorgeschlngen, den Verband
auf Elsaß-Lothringen auszudehnen
und nach endgültigem Zusammenschluß als Süd-
westdeutschen Verband weiter zu führen.
Der Redner legte den Kollegen dringend ans
Herz, zu den Pressekonferenzen, die iist

Kunst und Wissenschaft
vw Dperettenausführungen in Vaden-Vaden
«na . KurhausbUhne beginnen am 7. Au-
temn-v voraussichtlich bis rum IS. Sep-
ball" Darstellung gelangen „Der Overn-
von c-Ä" -Heuberger. ..Orpheus in der Unterwelt"
<r„>. istwbach und „Eine Nacht in Venedig" von
und die letzten beiden Werke tätlich
der in Eer Bearbeitung. Die Regie
Karl ^^°ruugen bat Hoftheaterintendant Dr.
Leitung Obmann (Mannheim), die musikalische
fein cmr- ?Emeister Franz Schönbaums -
Ludww^ub die Gestaltung der Bühnenbilder
* D. '2'euert (Mannheim).
Direktn'r x Bezold, der verdienstvolle Erste
Mui-nN?' Germanischen Ratio nal-
Änli iei^, öu Nürnberg vollendet am 17.
ten Lebensjahr. Er entstammt einem al-
Rotwnn.,!^^ der ehemaligen Freien Reichsstadt
Celemc-" Tauber. Ein ausgezeichneter
dr aut Am Gebiete der Kunstgeschichte, hat
vorran-n^?'" "-'ch als Schriftsteller Her-
ren geleistet. Er hat (mit Dohio) die gro-
bes" kirchliche Baukunst des Abendlan-
knnst« Denkmäler der dsutschen Bildhauer-
reichs N^n --Die Kunstdenkmäler des König-
Ba ukuM n?? b° r aus gegeben und auch über „Die
Belgien „Ax Renaissance in Deutschland. Holland,
kunst" c>^, Dänemark" im ..Handbuche der Bau-
tilng di-Seit 1898 sind unter seiner Lci-
seunrs entstanden'^""^" ^es Germanischen Mu-
An belgischen Kunstdenkmäler.
"ahme uü-! s die große Arbeit der Auf-
Eange ^""skdenkmäler des Landes in vollem
rung diese« Erheblichen Mittel zur Durchfüh-
tungen'mw^^knehinens sind durch private Stif-
Mies einen auch der Kaiser iiber-
t°ri ierüna n/'/bg. Die LeAuna der Jnven-
untcr ben Händen ein« Ausschusses
Paal C l e^n 5!°^ des Bonner Kunsthistorikers
ist eine erste Aufgabe des Ausschusses
Nähme der uchiende photograpische Auf-
ken. segnioma'^^« Kunstdenkmäler. Dis Plat-
uesn 10 000. sollen bei der Königlichen Meß-

bildanstalt in der Schinkolschen, Bauakadömis zu
Berlin niedergelegt werden und hier ständig zu-
gänglich sein. Hand in Hand mit der photographi-
schen Aufnahme geht dis wissenschaftliche Bearbei-
tung der Denkmäler. Die Leitung liegt in den
Händen des Dresdner Museumsmannes. Drr. Er-
win Hsnsler, dem eine ganze Reihe von Mit-
arbeitern, darunter der Marburger Ordinarius
der Kunstgeschichte, Professor Richard Hamann,
zur Seite stehen.
H an s a m E nd e. der Worpswsder Maler, ist
gestorben. Er war 1864 in Trier ssboren. stu-
dierte in München. Karlsruhe und in Berlin bei
Otto Knille, dessen Meisterschüler er war. In
Worpswede begann Hans am Ende fünf Jahre
später die Reihe seiner stillen schönen Bilder. Ob
es eine leuchtende Birkenreihe ist oder eine noch
verträumte Schneelandschaft, die Mädchen mit
bäuerlich herben Zügen oder ein rartradiertes
Bauerngehöft, über dessen Strohdach sich schwer«
traurige Wolken senken, — immer bat man von
diesen Bildern das Gefühl eines Farbendichters,
der mit der Natur viel zu eng verwurzelt ist, um
in diese Schlingen moderner Erlebniswirren und
Gehirnkämpfe verfallen zu können. An öffentlichen
Auszeichnungen hat es der stillen Kunst des Hans
am Ende nicht gefehlt.
* Hochschvlnachrichten. Der Nationalökonom
Prof. Dr. rer. vol. Karl Rathgen in Hamburg
bat einen Ruf an die Universität Göttingen
als Nachfolger von Geh. Rat Gustav Cohn
erhalten. Er ist a m 19. Dez. 1856 zu Weimar ge-
boren. Im Herbst 1900 übernahm Prof. Rath-
gen den neuge,gründeten zweiten Lehrstuhl für
Nationalökonomie und Finanzwissenschaft inHe i-
delberg. von wo er im Jahre 1907 nach Ham-
burg übersiedelte. Dort ist der Gelehrte Direktor
des Sem'mars für Nationalökonomie und Kolo-
nialvolitÄ. Seine fachliterarische Tätigkeit . er-
streckte sich vor allem auf die Erforschung der wirt-
schaftlichen Verhältnisse Ostasiens. auf Handels-
und Kolonialpolitik. — Der a. o. Professor und
Direktor der Klinik und Poliklinik für Hautkrank-
heiten an der Universität Bonn Dr. meid. Erfch
Hoffmann, geboren 1868 zu Witzmitz in Pom-
mern. ist zum ordentlichen Professor daselbst er-

nannt worden. — Der Oberarzt an der Frauen-
klinik in Gießen, Dr. meid. Willy Siegel, bisher
Vlivatdozent in Freiburg i. Br., erhielt in der
Gießener medizinischen Fakultät die venia legendi
für Geburtshilfe und Gynäkologie. Dr. Siegel,
der aus Dresden gebürtig ist, ist Schüser und As-
sistent Krönigs (Freiburg).
Neues aus aller Welt
* Ein Ochse, der seine Geheimschlachtung ver-
hinderte. Einem Einwohner in Schteckweda bei
Zeitz war aus dem Stalle ein Ochse gestohlen
worden. Wie war der Bestohlene freudig über-
rascht, als am nächsten Tage dieser Ochse, ge-
schmückt mit einer Fichte, vor der Stall-
tür stand. Das Tier war von den Dieben nach
Droysig zu entführt worden, dort im nahen
Walde hatten sie es an eine Fichte gebunden und
versucht, es abzufchlachten. Durch die ihm beige-
brachten Messerstiche war der Ochse wild geworden
hatte die Fichte entwurzelt, und war mit dieser
dem heimatlichen Stall« zugseilt.
Ein echterSchildbürgerftreich. Einen kaum
glaublichen Streich haben sich mehrere Einwohner
in einem Ort der Neumark geleistet. Vor dem
Grundstück des Kaufmanns P. scheuten die Kutsch-
pferde eines Rittergutes vor dem Lastauto und
rannten auf die vor dem P...scheu Hause stehende
Pumpe, so daß diese abbrach und dabei den Holz-
belag des Brunnens verschob. Infolgedessen
stürzte ein Pferd in den Briunnen. Um das Tier
herauszuholen, kam man auf die Idee, ihm eine
Kette um den Hals zu legen und es mit-
tels des Autos, das vorgespannt wurde, heraus-
zuzishen. wobei das Pferd natürlich erwürgt
wurde. Der Wert des Tieres dürfte etwa 8000
Mark betragen.
* Sittenreines Leben als Mittel gegen Ge-
schlechtskrankheiten. Die Petition des preußischen
Herrenhauses berichtet über die Eingabe des Dr.
Paull zu Karlsruhe, namens des „Bundes
für.deutsche Familie und Volkskraft", in der fol-
gende Forderungen ausgestellt werden: „Soforti-
gssVerbot der auf Empfehlung des Kriegsmini-
steriums im Heere verbreiteten Schrift des Pro-
fessors Dr. Blaschks über Geschlechtskrankheiten,

strengste Anordnung eines sittenreinen Le-
benswandels für Offiziere und Mann-
schaften. Bedrohung» von ZuwiderhandlMgen
mit Ehrenstrafen. Die Kommission beantragt,
über die Petition zur Tagesordnung über--
zugehen.
* Wie «in Blinder Papiergeld zählt. Eine
Schaffnerin aus Düsseldorf soll einem Blinden die.
Geldtasche mit Inhalt gestohlen haben. Da es sich
um Feststellung des gestohlenen Betrages handelte,
fragte der Schöffengerichtsvorsitzende den Blinden,
wie er denn in der Lage sei. das Papiergeld zu
zählen. „Soll ich Ihnen das einmal zeigen?" sagte
der Blinde. Das Gericht reichte ihm einen Schein
nach dem anderen, und mit erstaunlicher Sicher-
heit war er nach kurzem Befählen in der Lage,
den ihm gereichten Schein seinem Werte nach zu
nennen, Nur bei einem 60-Mark-Schein sagte er
„100 Mark", fügte aber schnell hinzu: „Halt!" und
nach kurzem Befühlen „Es sind nur 60". „Woran
merken Sie das?" fragte der Richter. „An dem
Stempel," erwiderte der Zeuge. Auch ein 10-Pfg.-
Scheinchen erkannte er schort, fügte alber hinzu,
„das Stadtgeld kann ich nicht so gut unterscheiden"
Die Sache selbst mußte vertagt werden.
* Liebesgaben für die russischen Kriegsgefan-
genen. Am Dienstag ist aus Moskau ein Zug.
bestehend aus 86 Waggons mit Liebesgabe»
für die russischen Kriegsgefangenen in Berlin ein-
getroffen. 10 Waggons enthielten Zwieback, je 8
Waggons Wäsche und Fleilchkonferven, je ein
Waggon Zcrcker, Tee und Tabak und 7 Waggons
Einzelpakete. Das Büro der Kriegsgefangenen
trifft schnellstens Vorbereitungen, um die Me-
besgaben an alle Lager zu versenden.
* Um rin Paar Stiefel. Wegen Hehlerei
hatte sich di» vbsührige Fran Anna (S. vor dem
Schöffengericht in Berlin zu verantworten. Dec
Mann der Angeklagten. Zugführer S., war in
de» Verdacht geraten, Kaninchsnfutter entwendet
zu haben. Dieser Verdacht erwies sich als grund-
los: jedoch wurden bei der Haussuchung ein
Paar Stiefel gesunden, die S. auf Bitten ei-
nes in Geldverlegenheit befindlichen Soldaten von
diese»! gekauft hatte. Da die Stiefel den Mili-
ttirstempel trugen, wurde gegen iS. ein Strafver-
fahren wegen Hehlerei eingeleftet. Jetzt trat dü
 
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