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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Samstag, oen 27. Juli 1918

Fernsprecher Nr. 82

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' Gei.eL

schon in weiser Vorsicht den Plan schaßt, falls wi-
der Erwarten der Landkrieg nicht zur Eroberung
der deutschen Flottenstützpunkte führen sollte,
diese zu vrerammeln. um das Auslaufen der U-
,Löste umnöglich zu m-clÄen und die Ausgänge mit
neu konstruierten Minen zü spicken. Es sollte ei-
nerseits der englischen Flotte unmöglich genmcht
werden, dis deutsche in der Nordsee aufzusuchen,
andererseits wünschte man die deutsche Flotte an
.der freien Bewegung für den Fall zu hindern, daß
sie es auf einen Ueberfall der hinter den Felsen
der Shetlandsinseln der Ersparnis von Heizöl ob-
liegenden Armada absehsn sollte. Die Besatzungen
der dort ankernden Eroßkampfschiffe wurden drin-
gend gebraucht zur Bemannung der nach Tausen-
den zählenden Fahrzeugs der Abwchrflotte zur
Bekämpfung der U-Vaote.
Das bedeutet doch eine gewaltige Veränderung
verglichen Mit der Zeit, wo es kein« Flotte in der
Welt «ab, die es auf einen «rüsten Zusammenstoss
mit Per englischen ankommen zu lasten wagte.
Heute existiert eine sehr achtbare deutsche Kriegs-
flotte, die von der englischen Uebermacht gemieden
wird, weil sie seit dem 31. Mai 1916 für den Ruf
ihrer Unbesiegbarkeit zu fürchten outen Grund hat.
Dio englische Flotte wagt es nicht, ihre Unbssieg-
lmvkeit einer neuen Probe auszusetzen; im Gegen-
teil zieht sie es vor, in neutrale Hoheitsgewässer
Minen zu legen in der Hoffnung, damit vielleicht
einmal ein deutsches U-Boot zu /Schaden zu brin-
gen und unbekümmert um die Gewißheit, daß des-
halb viels harmlose am Kriege unbeteiligte Han-
delsschiffe und Fischer zu Grunde gehen müssen.
Ist dieses Dorschen ein Zeichen von Stärke und
Siegeszuversicht? Nein! Es ist ein Zeichen er-
bärmlicher Feigheit und mastloser Frechheit!
Zum Kaiserbrief an Ferdinand
von Rumänien
wirb uns aus Berlin noch folgendes geschrieben:
Man hat sich in Wien reichlich Zeit gelüsten mit
/Erklärungen und Aufklärungen zu der Newyorker
.Wiedergabe des angeblichen Kaiserbriefes. Wer
.neutrale Blätter liest, braucht eilst nicht auf die
'Wiener Deutungen zu warten. Doch das nur ne-
benbei! Was uns mehr interessiert, ist die Tat-
sache. dast das Nswyorker Blatt, das offenbar be-
strebt war, Kaiser Karl „eins auszuwischen", dem
König Ferdinand einen sehr schlechten Dienst er-
wies, gerade in den: Augenblick, wo" in aller Kürze
der Prozeß gegen den Berater und Freund des
Königs. Herrn Bratianu. zur Verhandlung steht.
Mittelbar aber hat die Newyorker ..Enthüllung" in
gevadesu dankenswerter Weiss dazu beigetragen,
neues Licht über die Vorgänge vor und bei den
Bukarester Friedensverhandlungen auszubreiten,
so dich heute das deutsche Volk in die Lage versetzt
werden kann, sich ein selbständiges Urteil über die
Ereignisse zu bilden. Herr v. Kühlmann kann von
Glück sagen, dass ibn die Umstände swangen, schon
vor dieser Enthüllung seinen Abschied nachzusuchen.
Denn! seine staatsmännische Tätigkeit erscheint im
Licht dieser Offenbarungen nicht eben sehr günstig.
Denn es bandelt sich, wie aus dem Kaiserbrief her-
vorgeht, um das österreichische Unternehmen zur
Rettung der derzeitigen Dynastie in Rumänien,
eine Aktion, bei der Herr v. Kühlmann das Opfer
— sagen wir — seiner Unvorsichtigkeit geworden
war. Es ist in der Vossischen Zeitung schon erklärt
worden, dah die Wiener Lesart wonach Kaiser
Wilhelm die Schritte Kaiser Karls zu Gunsten Kö-
nig Ferdinands begünstigt oder doch gut geh eist en
habe, durchaus unbegründet ist. Das Gegenteil ist
nach unseren Feststellungen deWFall gewesen. Un-
sere Diplomatie, in diesem Fall Herr v. Kühlmann,
ist durch eine österreichische Sonderaktion über-
rascht ustd vor eine vollendete Tatsache
gestellt worden. In Berlin war man von vorn-
herein entschlossen, so, wie es auch das deutsche
Volksempfinden verlangt hatte, dem treubrüchigen
Monarchen in Jassy den Laufpaß zu geben und für
die Einsetzung seiner durchaus deutschfreundlichen
Regierung Sorge zu tragen, um neue Umtriebe
und Wühlereien von dem Lande fernzuhalten und
uns das Bulgarenvolk und die Ukrainer durch et-
liche Abmachungen für die Zukunft zu verpflichten.
Die Berliner Pläne aber wurden durch dis Son-
deraktionen der Wiener Diplomatie durchkreuzt,
und die Folge waren die endlos langen Friedens-
Zur Geschichte des blauen
Matrosenkragens
Es Ut eine in Seemannskreisen vielfach verbrei-
tete Ansicht dah die drei weihen Besatzstreifen des
in unserer wie in allen anderen Kriegsmarinen
getragenen blauen Umlegekragens von der eng-
lischen Marine eingeführt worden seien als Erin-
nerungszeichen an die drei großen Siege Nelsons
bei Mboukir, Kopenhagen und Trafalgar, doch hält
diese Annahme vor der geschichtlichen Forschung nicht
stand. Sie gehört ebenso in das Gebiet der Fa-
bel wie die nicht weniger oft gehörte stolze Be-
hauptung englischer Matrosen, das; das schwarze
seidene Halstuch zum Zeichen der Trauer um den
Tod Nelsons angelegt worden sei und daß mit
timen also alle Marinen der Welt um ihren natio-
nalen Seshelden trauern. Beide, seidenes Tuch
und Kragen, stammen noch aus der Zeit des Zopfes
her. Das Halstuch, rot oder gelb, meistens aber
schwarz, wurde schon lange vor Nelsons Zeit ge-
tragen. und zwar mit einem Zipfel hinten über die
Jacke herunterhängend. um dieses wollene Beklei-
dungsstück gegen das Fett Les an Wochentagen in
einer Bucht aufgsbunden getragenen Zopfes zu
Mützen, also aus rein praktischen Gründen. Der
Hemdenkragen, keine englische sondern eine ameri-
kanische Erfindung, diente anfänglich wohl dem-
selben Zweck, obgleich er sich in der englischen Ma-
rine erst allgemein einbürgerte, als der Zopf, der
1808 verboten, aber noch bis etwa 1820 vielfach ge-
tragen! wurde, schon verschwunden war. Zahl und
Breite der Besatzstreifen wechselten, ie nach dem
persönlichen Geschmack, denn einheitliche Beklei-
dMgsvorschristen gab es noch nicht. Diese erschie-
nen im Jahre 1857 zum ersten Male, und durch sie
wurde die Zahl der Streife:; auf drei festgesetzt,
ohne daß dabei irgend ein Zusammenhang mit den
Siegen Nelsons zu erkennen wäre.
Uebrigens hatte auch die deutsche spreuß'sches
Marins anfangs einen Kragen mit nur zwei Strei-
fen. Für die spätere Einführung, des dritten Strei-
fens sind keine besonderen Gründe ersichtlich, an-
schsiEwd sind lediglich EoschmacksriiMchten dafür
maßgebend gewesen. Eine grrvisse und nach Lag«


Ium Hubr-okm m übel

in



der Sachs «ch ganz natürliche Anlehnung an eng-
lische Vorbilder mag hier wie auf zahlreichen an-
deren Gebieten bei der Einrichtung der jungen!
deutschen Flotte möglicherweise stattgefunden ha-
ben. aber die Verherrlichung der drei Siege Nel-
sons durch die drei, weißen Streifen ist, wie gesagt,
ein Seemannsgarn.

Jahrhunderten danach, aus Tibet eine chinesische
Provinz zu machen, doch ist es ihn; bisher nicht
recht gelungen. Das las einmal an der eigenen
Schwäche, dann an dem Umfang des tibetanischen
Landes, das etwa viermal so groß ist als das
Deutsche Reich, und an dem JntrigueNspiel Eng-
lands und Rußlands.

* De« Austausch der Ratifikationsurkunden über
den österreichisch-ukrainischen Frie-
Äensvertrag hat in Wien am 24. Juli statt-
asfunden.

Stadterweiterung Mörs, Stadt erw eit er ung Lands-
hut 1907, Empfangsgebäude für den. Hauptbahn-
hof Darmstadt, Evangelische Kirche in Reckling-
hausen 1908 und Rathaus' Oberhausen 1911.
* Hochschulnachrichten. Professor Dr. Wilhelm
Weber von der Universität Frankfurt ä. M.
hat einen Rüf auf die durch den Weggang des
Professors Kornemann nach Breslau erledigte
ordentliche Professur für alte Geschichte an der
Universität Tübingen erhalten. Dr. Weber ist
1882 zu Heidelberg geboren, habilitierte sich
dort im Sommer 1911, war dann im höheren
Schuldienst tätig, unternahm als Stipendiat des
Kaiserlich deutschen Archäologischen Instituts eine
Reise nach den Mittelmeerländern und 1911—12
eine Reise nach Spanien im Auftrag der Heide l,
berger Akademie der Wissenschaften,
kam 1912 als Ordinarius an die Universität Gro-
ningen und übernahm 1916 die a. o. Professur für
alte Geschichte in Frankfurt. Seine Spezialgebiete
sind: Hellenismus, römische Kaiserzeit, antike Re-
ligionsgeschichte. — Prof. Dr. med. Viktor
Schmieden. Direktor der chirurgischen Klinik in
Halle, hat eine Beruftmg als Nachfolger des
Geheimen Hofrats End er len an die Universi-
tät Würzburg erhalten. Prof. Schmieden ist
1874 in Berlin geboren. — Geheimrat Prof. Dr.
Ferdinand Pax. der bekannte Breslauer Botani-
ker, beging am 26. Juli seinen 60. Geburtstag.
* Maxim Gorki schwer erkrankt. Wie aus Stock-
holm gemeldet wird, ist Maxim Gorki ernst-
lich erkrankt. Der Dichter leider an einer cholera-
ähnlichen Magenkrankheit, die infolge der Unter-
ernährung schwere Komplikationen mach sich gezo-
gen hat. Gorki, der im Marz fein SO. Lebensjahr
vollendete, hat feit Jahren unter der Unterernäh-
rung der Jugend zu leiden; vor zwölf Jähren er-
krankte er an einer schweren Lungenentzündung,
dann an einem Nervenleiden, verbunden mit,Blut-
speien. Zju Beginn des Krieges war Gorki als
Krankenpfleger tätig. An der Revolution betei-
ligte er sich in seinem Blatte bekanntlich sehr leb-
haft.
* Hans Land arbeitet an einem neuen Ro-
man, der unter dem Titel ..Das Mädchen mit
dem Gold Helm" im Verlag von Dr. Eysfer
und Ls. in Berlin demnächst erscheinen soll.

Deutschtum im Ausland wrrksanff unterstützt wor-
den ist. bat wesentlich dazu beigetragen, den Auf-
enthalt des 4. griechischen Armeekorps in Deutsch-
land nutzbringend zu gestalten und wird sicherlich
erfreuliche Früchte tragen.
* „Nutzland und der Bolschewismus" nennt sich
eine kleine, außerordentlich interessante und le-
senswerte Flugschrift, die soeben im Verlag von
Georg Stilke, Berlin AL. Dorotheenstratze, für
40 Pfg- erschienen ist und in der deutsche Rückwan-
derer aus Rußland ihre Eindrücke und Ansichten
über die Herrschaft des Bolschewismus -wiedör-
geben.
* „Lorbeeren" amerikanischer U-Boot-Jäger. Die
Daily News vom 12. Juli entnimmt einem Reu-
terbertcht folgende Meldung: Längs der atlan-
tischen Küste liegen dis Leichen von Hunder-
ten von Walfischhaien und anderen gro-
ßen Fischen, die bei der eifrigen Jagd auf A-
Boüte dank der tödlichen Sicherheit des Gffchütz-
feuers der Verbandsschiffe ihr Lehen haben lassen
müssen. '

Georgs V. Kriegspropaganda
Reuter verbreitet folgende schöne Schilderung
eines Besuchs, den König Georg von England
neuerdings seiner schlafenden Flotte gemacht hat.
Es heißt da:
„König Georg inspizierte eine riesige Flottenkon-
zentration in einem der Flottendepots. Wenn alle
Schiffe in einer Linie ausgestellt würden, so würde
diese Linie 34 Kilometer lang fein. Unter den be-
sichtigten Schiffen befanden sich auch einige ameri-
kanische. und der König verlieh zwei von den ame-
rikanischen Vizeadmiralen hohe Auszeichnungen.
Der König besichtigte dann das amerikanische
Flaggschiff, stieg in den Heizraum und warf
eigenhändig eine Schaufel Kohlen ins
Feuer, zur großen Befriedigung der Koh-
le nschi pp er."
Es mutz in der Tat sehr „anseuernd" gewirkt ha-
. ,. ben, dieses Beispiel des erhabenen Monarchen, der
Der Streit- ! direkt von seinem Thron herabstieg, um eine Schau-
fel Kohlen in die amerikanischen Kessel zu werfen.
Aufruhr in Tibet
Zkach einer Timesmsldung aus Peking hat sich
Tibet gegen die chinesische OberlehnsHerrschaft-enr-
vört. Da es der chinesischen Regierung aber an
Geld mangelt, konnte sie bisher die nötige Trup-
penmacht zur Unterdrückung des Aufstandes nicht
aufbringen. Das Reich der Mitte strebt schon seit

Theater und Musik
* Pros. Max Bruch, der 80jährige Meister der
Tonkunst, dessen geistige Frische geradezu bewun-
dernswert ist, hat soeben Swei große Chorwerke
vollendet. Den Plan zu ihnen hegte er schon feit
längerer Zeit. Das erste sind vtzkr Szenen aus
Scheffels ..Eckehard" von denen besonders die
Vertreibung der Maldfrau und der Einfall der
Hunnen in Deutschland von großer dramatischer
Wucht sind. Rein lyrischen Charakter hat das
zweite Chorwerk, das Requiem für Mignon
aus Goethes ..Wilhelm Meister". Bruch hat es
musikalisch ganz anders aufgefaßt, als seinerzeit
Robert Schumann. Dabei hat er sich streng an die
Vorschriften Goethes gehalten. Die Uraufführung
dieser beiden Chorwerks wird wahrscheinlich
Berlin sta.ttffffden.

Verhandlungen, dis statt vor Ostern erst knapp vor
Pfingsten ihr rühmloses Ende nahmen.
In Bukarest hat, das wollen wir heute rund ge-
stehen Deutschland seine Partie verspielt. Dage-
gen ist Oesterreich dank seines Unternehmens, von
dem die Oeffentlichkeit erst Heute Kenntnis erhal-
ten hat. zur Erfüllung aller seiner Wünsche ge-
langt. Wir wollen das dem Grafen Czernin nicht
Nachträgen. Er hat im Interesse seines Reiches so
gehandelt, wie er zu Handeln von Haus aus ge-
zwungen war. Er hat sich als der Ueberlegenere
gezeigt. Unterlegen ist jein Partner, Herr v. Kühl-
mann, der die Partie verloren bat. Wir mußten
klein Leigeben auch in der leidigen Königsfrage,
weil Wie» schon vorher, allerdings ohne uns zu
befragen. Verpflichtungen gegenüber dem Hof von
Jassy übernommen hatte.
Der Tertius gaudens in diesem unerquicklichen
Streit war — wir betonen das — König Ferdi-
nand und seine Fvau. Ob sie weiter zu lachen ha- j
ben werden, wollen wir abwarten. . i_
punkt ist zwischen uns und Oesterreich längst erle-
digt, und Herr v. Kühlmann weiß ja, daß er sei-
nen Abschied nicht bloß wegen seiner letzten Reichs-
tagsrede erhalten hat. Aber in der rumänischen
Königsfrage ist das letzte Wort und die letzte Ent-
scheidung noch keineswegs gefallen. Dem König
und seiner Familie war eine Art Prüfungszeit ge-
geben gewesen. Er hat sie aber nicht benützt, um
zur besseren Einsicht zu kommen. Wir sind der
Treibereien satt, die von seiner Umgebung a-usge-
hen u-nd die uns und sein Land nicht zur Ruhe
kommen lassen. Alles weitere wird sich finden.
Italienischer Freudenhymnus auf
die Ermordung Mirbachs
Im Vopolo d'Italia vom 12. Juli wird
die Ermordung des deutschen Gesandten in Mos-
kau in folgende» den Tiefstand des heutigen Ita-
liens nur »u deutlich kennzeichnender Weise kom-
mentiert:
..Man hat ihm eins auf den Pelz ge-
bräunt mit dem Revolver und ihm einige
Bomben in dis Schnauze geworfe'n. Das
-war genug Blei, einen Elefanten totzu-
schlagen, und erst recht einen Boche-Ge-
sandten, sogar einen etwas abgenutzten — phy-
sisch natürlich. Der Verband hat sicherlich nichts
damit zu tun. Die Erekutoren Mirbachs sind
zweifellos Heroen. Heute herrscht Zwar
die Ordnung Lenins in Moskau, doch dis Bombe,
die das Fseffch des deutschen Botschafters zerfetzt
hat. ist und kann- nichts fein als die erste Tat
einer Serie." — „Kultur"-Eösindel!
Standrechtlich erschossen
Der sosialvsvolutionäre Führer Kam ko w. der
am 5. Juli auf dem Sowietkongreß eine gegen den
ermordeten Gesandten Grafen Mirbach aufhetzende
Rede gehalten und zum offenen Kampf gegen die
bestehende Regierung aufgerufen hatte, ist stand-
rechtlich erschossen worden, ebenso die sozialrevo-
lutionäre Führerin Spiridown a.
John Burns über die gelbe Presse
Das Handelsblad meldet aus London: Am
Mittwoch ereignete sich im Unterhause ein Zwi-
schenfall. John Burns, der beharrlich all
die Zeit über geschwiegen hatte, rief einen Kon-
flikt mit dem Sprecher hervor, der motze Erregung
verursachte. Burns sagte u. ä., die gelbe
Presse, an deren Spitze die Times, die Daily
Mail und die Daily News stünden, bestehe, wie
er bereits vor Jahren erklärt habe, aus Blättern,
dis im Besitze von Lumpen seien, dis van
Schurken redigiert und von Narren ge-
lesen würden. Der Sprecher fragte, ob er hier-
mit Lord Northcliffe meine, worauf Burns ant-
wortete, er wiederhole lediglich dis Erklärung,
die er bereits vor Jahren abgegeben hahs, und
die durch die letzten Ereignisse nur bestätigt wird.
Der Sprecher verlangte., daß Burns seine Worte
zurücknehme. was dieser erst nach einer längeren
Debatte tat.

Kunst und Wissenschaft
* Zum Rektor der Technischen Hochschule
Darmstadt ist für die Zeit vom 1. September 1918
bis dahin 1919 der Professor der Baukunst Geh.
Baurat Friedrich Putzer ernannt worden.
Prof. Pützer, der aus Aachen gebürtig ist, erhielt
1898 die Zulassung als Privatdozent an der Darm-
städter. Technischen Hochschule, später die Erken-
nung zum a. o. und 1902 zum ord. Professor da-
selbst. Zahlreichs Bauten kennzeichnen feine er-
folgreiche Tätigkeit als- Architekt; hsrvorgehoben
seien einige Werke, für die er erste Preise erhielt:
BisMarckturm Remfcheid 1897, Rathaus Aachen
1898, Charlottenburger Brücks in Berlin 1909,
Schloßplatzbebauung Mainz 1900, .Kreishaus Ha-
nau 1901, Matthäuskirche Frankfurt a. M. 1902,
Ausstellungs- und Festhalle in Frankfurt a. W.

Kleine KriegZnachrichLsn
, * Dis Eriechenschuls in Görlitz. Die Komman-
dantur in Görlitz unterhält seit Ende April 1917
eine Sprachschule für zunächst 680 griechische Sol-
daten. die lebhaften Anklang fand. Die dort ge-
Kulturarbeit dis auch vom Verein Tür -t-Q-

Neues aus aller Welt
* Der gefährdete bayerische Maßrug. Der batz«-
rische Matzkrng, das durch Jahrhunderte überkc-ni-
mene Symbol alter Bayernherrlichkeit und Eigen
tümlichkeit. ist in Gefahr. Natürlich konnte dm
nur der Krieg zu Wege bringen. In bayerische»
Gastwirtskreisen ist der Gedanke aufgetaucht. aw
gesichts der starken Verteuerung der 'SchaMeM«
ein Einheitsglas herzustellen, das viel M
liger geliefert werden könnte. Man will die ab«
Matzkvugform. wie sie aus unzähligen Bilder"-
Scherzartikeln ufw. bekannt ist. aufgeben und da-
für ein Gefäß wählen dessen innerer Raum keim
Kanten gufweist. sondern rund ist. Dadurch st"
eine intensivere Reinigung der Gläser errreicht wer
den. Auch erwarten die Gastwirte durch ein E>m
heitsglas eine größere Unabhängigkeit von de"
Händlern, Zinngietzern und Brauereien. Von a"/
derer Seite wird allerdings darauf bingcvüest"'
daß gerade die Vielgestaltigkeit der Trinkgeicst«'
der künstlerische Schmuck, die lcckale Note, dte b« I
diesen gewerblichen Schöpfungen mit anklang, dul"!
eine Uniformierung aufs schwerste bedroht werde«"
während sie doch gerade im Interesse des Volk--
tums und des künstlerischen Gewerbes erholst"
bleiben sollten. Eher würde inan sich in Bayer»
noch mit der Einführung eines Einheitsschoppem
glases befreunden können, das für eilige Leute w'
stimmt ist. dis zu kurzem Aufenthalt in der Scham-
stätte erscheinen und dann wieder verschMind^»:
Dem Stammgast aber soll das Reservatrecht m
sein eigenes Maß nicht verkürzt werden.
* Kriegsbeschädigtenansiedlungen. Der Ko"ß
munallandtag für den Regierungsbezirk Kasm.
beschloß einstimmig einen. Antrag anzunehmb
womuch zwecks Ansiedelung von Kriegs
beschädigten, Kriegswitwen mit Kindel,
sonstigen Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmer
und heimischer ländlicher Arbeiter im Regierung
bezirk Kassel die Bezirksverwaltung erm-Mn
wird, sich an der in Kassel begründeten Sie"
lungsgesellfchaft m. L. H. zu beteiligen..
Die Königliche Staatsregierun« und dis LamA
Versicherungsanstalt tretn gleichfalls dem
nehmen bei, erster mit einem Beitrag von 2vO

Deutsches Reich
* Irrtümliche Atz sassung der aus Rußland 1*
rückgekchrten Gefangenen. Vielfach macht man ve
den aus Rußland zurückaekehrten Gefangenen A
Beobachtung, daß sie der Anschauung sind, .",
brauchten keine weiteren Militär/
dienfte ander Front zu leisten. Sie verroff
sen hierbei gewöhnlich auf die Tatsache, daß V
aus Frankreich und England ausgetauschst"
Kriegsgefangene:, an der Front nicht mehr ver-
wendet werden. Es ist an der Zeit, die Oeffem
lichkeit darüber aufzuklären, daß es sich um eins*
wesentlichen Unterschied handelt, ob
Krwgsgefangener aus Frankreich und Cngla"'
ödi-r aus Rußland zurückkehrt. Mit Rußland t»
ftudc - vir uns im Frieden. Di« von dort
rückg amten Truppen können deshalb nach wU
vor in allen Frontteilen gegen d"
Feinde, die gegen uns noch Krieg führen, Ver-
wendung finden. Zwischen England und Fram
reich aber sind besondere Abkommen zustande Ss-
kommen, die ausdrücklich davon ausgehen, daß d«r
heimgeschickten Truppen unter keinen Umstände«
mehr an der Front in Tätigkeit treten dürfe« !
Nur unter dieser Bedingung ist über-
haupt der Austausch, mit den Westmächten mA-
tich gewesen.
Zum Präsidenten des Reichssinanzhofes
München ist. wie verlautet, der derzeitige Vortra-
gende Rat im Reichsschatzamte Dr. Moesle aE
ersehen worden. Dr. Moesle befindet sich bereit«
zu Verhandlungen über die vorläufige Unterbring-
ung der neuen Behörde in München. ,
* Graf Luxburg in Berlin. Graf Lupburg
in Berlin eingetroffen und hat sich sofort zur Vo^
stellung und Berichterstattung ins Auswärtig
Amt begehen. - »
Aus Baden
* Der älteste aktive Geistliche der badischen st«
Landeskirche, der einstige Dekan der Emmendinge'
Diözese, Pfarrer Albert Ahles in Malterdinge"'?
tritt nunmehr in den Ruhestand. Geboren am
Oktober 1637, steht er im 81. Lebensfahre. Set s
1860 im badischen Kirchendienst verwendet, hat «st
dis lange Zeit von 88 Dienstfahren vollendet wo-
von 40 auf seine jetzige Stelle fallen. Von 1892 B
1907 war er Dekan.
Mannheim, 26. Juli. Anläßlich der Festnahi^ '
eines Deserteurs entstand gestern abend in do
Neckarvorstad ein größerer Menschenauslauf.
dem zwei Schutzleute verwundet wA-
den. Nach Erscheinen eines größeren Poli-
zeiaufgebots zerstreute sich die Menge. Vst«
Personen wurden verhaftet.
Mannheim, 26, Juli. Während eines Flieger-
überfalles benützte der fahnenflüchtige Taglöhiw
Philipp Koch aus Neulußheim die allgemein
Verwirrung, um mit seinem Seitengewehr HP
Schaufenster zu dem KlÄderseschäft von Stei"/
Lach in der Breite,nstratze einzuschlagen. Gemein
sam mit seinem Freund, dem Arbeiter Heß stE.
er fünf Anzüge und ebensoviels UMer. Ein drift«'
im Bunde. Bastian, vertauschte einen der
stohlenen Anzüge gegen einen eigenen, und erhielt
auch einen Ulster. Es handelt -sich bei den Ang«-
LlaaMn um drei schwere Magens. Heß und Ba-
stian erhielten je b i n I a H r Gefängnis, Ko"l
würde zu drei Jahren Zuchthaus ver-
urteilt.
Karlsruhe, 27. Juli. Der Generalsekretär d«s
Badischen Frauenvereins, Geh. Rat Ernst Mül-
ler, feiert am heutigen Samstag seinen 7 0. Ge-
burtstag, M dem ihm der Frauenverein dur«
das Zentralkomitee und durch den engeren Aus-
schuß eins in der Kunststickereischule hier ange-
fertigte Adresse überreichen ließ.
Wertheim, 26. Juli. Am Mittwoch nachmittA
ereignete sich in der Nähe der Eisenbahnbrücke ei"
schweres Unglück. Ein 2ljähriger. aus ElbsrM
gebürtiger Soldat fuhr in einem Kahn. Durch M-
tige Windstöße wurde Wasser in den Kahn setrst-
ben, und dieser zum Umkippen gebracht. Der'iSA
dat fiel ins Wasser und ist ertrunken. Die LsM
ist geborgen.
Stühlingen. 26. Juli. Eine ledige Frauens-
person wurde im Walde beim Beerensuchen v o"
drei kriegsgefangenen Russen ange-
griffen und schwer mißhandelt.
 
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