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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 4

Heidelberger Zeitung

'Dienstag, den 30. Juli 1018

Fernsprecher Nr. 82

Nr. l7o

ksklsms

W3

wird

Der Reichskommissar erklärt, das, er trotz der
Schwierigkeiten mit Nutze dem Winter ent-
gegensieht und darauff vertraut, das? die Ver-
braucher sich mit einem Fehlbetrag in der Kohlen-
wirtschaft albfinden werden.

Schwierigkeiten sind eben dazu da, um überwun-
den zu werden, und das; Deutschland dieses könne,
habe es ja im Kriege bewiesen.
Geh. Rat von Schubert nahm noch einmal
Gelegenheit, dem Redner für seinen vortrefflichen
Vortrag den Dank der Versammlung auszusprechen,
und schloss damit, das; der wichtigsie Rohstoffs, der
Mensch, sei. den auch jeder für sich bewirtschaftet,
wozu es auch gehöre, die geistige Balance zu be-
halten, wenn einmal, wie vielleicht gerade fetzt an
der Front, nicht alles so geht, wie man es sich
wünschen möchte.
Dis Kohlenversorgung im Winter
Ueber die Winteraussichten der Kohlenvsrsor-
Stlng äußert sich der Reichskommissar für die Koh-
lennerteilung. Geh. Oberbergrat Autz, in einer
Zuschrift an die Tägliche Rundschau, ist der vor
übertriebenem Optimismus warnt, und es jeden;
zur Pflicht macht, äugerste Sparsamkeit
im Kohlenverbrauch zu üben.
„Ein wesentlicher Punkt meines Programms
war die Ausnützung der transportfähigen Som-
mermonate zu einer Bevorratung der Ei-
der Gasanstalten und des
Bei den Eisenbahnen und den
eine gewisse Vorratssammlung
bleibt die Versorgung des
hinter meinen Wünschen leider
Ich habe Vorsorge getroffen,

* Brandstiftung eines polnischen Arbeiters. In
der Ortschaft Hibben in der Provinz Hanno-
ver legte ein polnischer Arbeiter Feuer an. 4
Wohnhäuser, 3 Nebengebäude und grobe Heu-
vorräte sind verbrannt. 12 Milchkühe und mehrere
Rinder nNÄ Kälber kamen in den Flammen um.
* Zigarren- und Regenschirmhamster tauchen in
Mannheim auf. In vielen norddeutschen Städ-
ten hat man schon das Schauspiel ausgedehnter
Ligarrenpolonaisen. Die Raucher müssen stunden-
lang anstehen, um zu ihrem Kraut zu gelangen. Da
Gies hier noch nicht notwendig ist. wird Mann-
heim neuerdings von Hamstern ausgesucht. Der
titnten Zigarren. Zigarillos und von Regenschir-
titäten Zigarren. Zigarillos und von Regenschir-
men, welche im kleinen aufgekauft wurden und
nach auswärts verschickt werden sollten, gelangten
ein Unterofffizier und ein Landsturmmann mm
hier zur Anzeige. In der Wohnung eines der An-
geklagten wurden Tausende von Zigarren
und 36 neue Regenschirms polizeilicherssits
beschlagnahmt.
* Nicht gestohlen — nur krank. Der Magistrat
Lharlottenburg teilt Berliner Blättern mit: Die
Mitteilung von einem Diebstahl der hübschen
Gautschen Entengruppe in der Hardenbergstrabe
entspricht nicht den Tatsachen. Wahr ist nur, daß
eine der Enten den Fuß gebrochen hatte. Deshalb
ist die ganze Gruppe zum Zwecke der Wiederher-
stellung von der zuständigen Charlottenburger Ver-
waltungsstelle abgenommen worden

s e nbahne n,
H a u s b r a n d es.
Gasanstalten ist
gelungen, dagegen
Hausbrandes
weit zurück. ...
durch Umlegung von Bezugsscheinen eine bessere
Belieferung hsrbeizuführen. Ihre notwendige Er-
gänzung findet diese Maßnahme in Anweisungen,
durch die die bisherigen Zausbrandbekieferungen
stark heraufgesetzt werden und die Eigenschaft von.
Vorzugslieferungen erhalten. In dem Bevvrpa-
tungsplan spielt Süddeutsch land eine be-
sonders Rolle. Es ist in hohem Maße auf
die Rheinwasserstraße angewiesen. Im Winter,
wenn die Rheinschiffahrt erschwert und unterbrochen
ist, und wenn die Transportschwierigkeiten der Ei-
senbahnen, besonders die weit von den Kohlen-
revieren entfernt liegenden Gebiete betreffen, tre-
ten in Süddeutschland Notlagen auf. die nur mit
großen Schwierigkeiten und nur zum Teil gemil-
dert werden können. Die Erfahrungen des Vor-
jahres legten mir die unabweisbare Pflicht auf,
in den transportgünstigen Sommermonaten für
Süddeutschland alles zu tun. was in meiner Macht,
steht. Deshalb ist in Süddeutschland eine tägli-
che Mindestmenge festgesetzt worden, die aus
dem Ruhrgebiet unter allen Umständen zum Ver-
sand kommen muß. Um diese Menge aufzubrin-
gen. mußten auch die Haldenbsstände herangszogen
werden, die vorwiegend aus Koks bestehen. Dadurch
ergab sich die Koks wirt schäft.
Wenn aus Süddeutschland Klagen darüber laut
werden, so ist dies begreiflich. Aber man hat doch
auch in Süddeutschland durchaus Verständnis da-
für. daß Koks besser ist als nichts. Wenn gesagt
wird, der Vrennstoffbedarf der Industrie sei ge-
sichert, so ist das in gewissem Sinne richtig, «her
doch nicht allgemein gültig. Je kriegswichtiger
Umso besser wird der Bedarf gedeckt. Die gute Ver-
sorgung der wichtigsten Betriebe ist aber nur mög-
lich, bei rücksichtloser Zurückstellung der Ansprüche
der minderwichtigen Betriebe. Infolgedessen müs-
sen nur allzuviele industrielle Betriebe sich die
schärfste Einschränkung, zum Teil sogar völlig
" " " " n Die Rücksicht auf den

ornamentaler Fraktur viermal das Wort „trerve-
lich" auf und ist außerdem in regelmäßigen Ab-
ständen mit fünf Rosetten geschmückt, deren grün
und weiß emaillierte Kelchblätter je einen golde-
nen Fruchtknoten umgeben, Ueberböht wird das
zierliche durchweg in sorgfältiger Gußarbeit aus-
geführte Band von abwechselnd größeren und klei-
neren leicht nach außen gebogenen kreuzblumen-
artigen Zacken und im Kreis zusammengeffchlossE
nicht etwa durch Lötung, sondern durch ein fein
gearbeitetes Scharnier. Darüber läßt an der In-
nenseite des Kronreifes ein winziger Ring in klei-
ner Oese darauf schließen, daß hier ehemals das
zarte Werk höchstentwickelter Goldschmiede- oder
Juwelierkunst mit dem übrigen Kopfputz verbun-
den war. den wir uns wohl als eine Art hoher,
spitzer Haube („Hennin") zu denken haben. Na-
mentlich um den unteren Teil solch ragender Hau-
ben begegnen uns gelegentlich ähnliche Krönchen
auf Gemälden, Handzeichnungen und Miniaturen
vom Schlüsse des 16. Jahrhunderts.
* Rudolf Lucken, der hervorragende Philosoph,
der Universität Jena, liegt, wie wir erfahren, seit
Mitte Juni krank darnieder. Eine Lungenentzün-
dung war die Ursache. Nunmehr ist eine Besserung
eingetreten, so daß zu hoffen ist, daß der hochge-
schätzte Gelehrte binnen kurzem wieder hergsstellt
fein

Der technische Roman
Literaturgeschichtliche Anmerkungen von
Alfred Maderno
Es hieße mehr als den Unwissenden spielen,
nicht vorauszuschicken, daß Wolf Bartels in der
Neuauflage seiner „Deutschen Dichtung der Gegen-
wart" den; technischen Roman einen zwar sehr
kurzen, immerhin aber einen Abschnitt widmet.
Wollen wir ihren Begriff nicht zu sehr dehnen,
den Jagd-, Reise- und Artistenroman also nicht
mehr in sie einbeziehen, was Bartels jedoch tut,
so dürfen wir diese Romangattung auch heute noch
als neu und im Werden begriffen bezeichnen. Eine
Erklärung dafür ist leicht zu finden. Dio Nieder-
schrift eines technischen Romans, dem wir den
Bergmanns-, Flieger-, Flotten-, Kolonial- und

tn überzeugender Weise als nicht zutreffend nach-,
weisen konnte. Prof. Ritter wandte sich der
wichtigen Frage des Lederbedarfs für Schuhwerk
zu, wobei er nach dem Wert eines kürzlich ergan-
genen dänischen Patentes fick erkundigte durch
das angeblich bis 60 v- H. Leder gespart würde.
Der Vortragende stellte hierauf fest, daß von den
Behörden auch sämtlichen Neuerungen fm Auslande
sorgfältigste Aufmerksamkeit geschenkt würde. Dar-
aus, daß ihm Mer dieses dänische Patent nichts
bekannt sei, ist der Schluß gestattet, daß es oben
ohne praktischen Wert ist. Er ging dann noch auf
allgemeine Streckung smittel der Kleidung
für Heer und Zivilbevölkerung ein und schloß
sein« Ausführungen mit dem Hinweis, daß wir in
Deutschland auch dem kommenden Wirtschaftskriege
an den er persönlich und sozusagen privatim aller-
dings fest glaube, mit Ruhe entgegensehen können,
nicht als ob er so gering anzuschlagen sei. aber

Kunst und Wissenschaft
- Vom Germanischen Museum. Zu den «bedeu-
tenden Erwerbungen, die das Germanische
Museum in der letzten Zeit gemacht hat. gehört
ein Brautkrönlein aus gediegenem
Golde. Dieses Kleinod ist eine Stiftung der
Berliner Pflegschaft des Museums, eine Gabe,
die um sa höher willkommen zu heißen ist, als st?
in erlesenem Geschmack und schimmerndem Reiz kei-
nen Wettbewerb zu scheuen braucht. Der schmale
Kronreif, der nur 8 Zentimeter im Durchmesser
hat, weist zwischen Perlenkreisen in wundervoll

verwandt, webe; erwähnt fei, daß schon für unsere
srühern kleinen 1! Boote ein Kautschulb?darf von
7 Tonnen pro Boot vorhanden war. Als letztes
Produkt, das nunmehr ans Holz gewonnen wird,
sei der künstliche Kampfer genannt.
Mehr ats von diesen Maßnahmen wurde vom
Publikum van einer anderen Kriegsmaßregel No-
tiz genommen, den Stoffmobilmachungen, genannt
ist schon die Verwertung von Lumpen, es schloß sich
an die Bewirtschaftung von Gummi und sämtli-
chen Metallen. Der Redner streifte hierbei die Be-
schlagnahme von Kirchenglocken zu der die Behör-
den sich nur schwer und nur mit Rücksicht aiuf den
Zwang der Not haben entschließen können. Recht
wenig freundlich wurde auch die Beschlagnahme
der Tür- und Fenstergriffe seitens des Publikums
insbesondere der Hausbesitzer ausgenommen und
zwar mit Unrecht, denn es sind Vorkehrungen ge-
troffen, daß die Umwandlung völlig kostenlos ge-
schieht und wer sich trotzdem noch irgendwie benach-
teiligt fühlt, hat Gelegenheit, durch Anrufung des
Reichsschiedsgerichtshofes sich sein Recht zu ver-
schaffen. .
Um das Eichgewicht zwischen Bedars atz: der
einen SeiteHmd Rohstoffen auf der anderen Seite
herzustellen Ut man ferner zu einer Bedarfssenkung
in systematischer Form; geschritten. In allen mili-
tärischen Dingen griff schärfste Sparsamkeit Platz,
ebenso wie bei dem gesamten Zivilbedarf. Freilich
gibt es -auch im Zivilbedarf Zusammenhänge mit
der Kriegführung, die in manchen Dingen eine
Schonung zur Pflicht macht. Von größter Bedeu-
tung ist hierbei die jetzt im Gange befindliche Klei-
dersuminl-u-ng, wobei es sich übrigens nicht «nm
Kleidung für die Arbeiter, die heutzutage ja häu-
fig besser gestellt sind, als der Mittelstand, sondern
Um Kleidung bei der Arbeit, also Arbeits-
kleidung handelt. Niemand mehr hat heute
ein Anrecht darauf, sein Friedensleben weiter zu
leben, er möge sich auch klar machen, daß es nur
auf diese Weise möglich gewesen ist, den vor-
nehmsten Punkt des Hindenburgprogramms durch-
zuführen, nämlich: Menschen zu sparen und Ma-
terial zu opfern. Auch auf den Zivilbedarf wird
Rücksicht g-enoMmen. freilich nur in dem Falle,
wenn er auch unbedingt bedürfniswürdia ist. Trotz
Preissteigerung und allgemeiner Verteuerung der
Produktionskosten ist das Endziel aller Arbeiten
erreicht. Allen Ansprüchen, die das Hindsnburg-
programm stellte, konnte genügt werden. Es' ist
auch die Sicherheit vorhanden, daß dies in Ziukunft
so bleGen wird, freilich nur, wenn die Bevölke-
rung ihr Einsehen bewahrt.
Die hochinteressanten und in ihren Ergebnissen
so überaus beruhigenden Ausführungen des Vor-
tragenden wurden mit größtem Beifall ausgenom-
men, Es schloß sich an sie eine lebhafte Erörte-
rung. Die Frage, ob auch die erheblichen Mengen
Material an den Fronten wieder nutzbringend
verwendet würden, konnte Pros. Wiedenfeld da-
hin beantworten, daß bei jeder Armee Abteilun-
gen vorhanden seien, deren Ausgabe «s ist. die
Materialien zu sammeln.^ Kommerzienrat Stoeß
schnitt die Krage der Rohstoffversorgung nach-
dem Krieg an, in welchem Zusammenhang er auch
auf den uns wohl bevorstehenden Wirtschaftskrieg
zu sprechen kam. Stadtrat Keller nahm in
temperamentvoller Weise die Hausbesitzer dagegen
tn Schuß, «daß sie sich mit Unrecht über die Enteig-

nung der Tür-und Fenstergriffe und Stillegung gefallen lassen. D.-
meinte, daß rsder Hausbesitzer tatsächlich durch dreie Einzelnen muß zurücktreten vor den Interessen
einen nennenswerten Schaden erlitte, welche Be- tzer Gesamtheit, die eine Sicherung der kviegswich-
hauptung allerdings sogleich Prof. Wiedenifeld ffgen Industrien verlangen".

Hsklsms
ist teuer, aber nickt
so teuer vie ksins

Letzte Drahttzerichte
Feindliche Flieger über
Mittelbaden
WTB. Karlsruhe, 3«. Juli. Mehrere feind-
liche Flieger, die heute Nacht über Mittelba--
d e n kreisten, warfen eine Anzahl Bomben in ein
Gefangenenlager. Weiteren Schaden ver-
ursachten sie nicht, (z.j
Furcht vor Hindenburgs Plänen
Stockholm, 29. Juli. Stockholms Dagblad schreibt'.
Der hartnäckige deutsche Widerstand macht dem
Verband große Kopfschmerzen. Wt einer
gewißen Neugier erwartet der Verband die näch-
sten Pläne Deutschlands, wobei er mit Un-
ruhe feststellen muß. daß der Feind bei seinem Rück-
zug keine nennenswerte Anzahl von Artillerie zu-
rückgelassen hat, woraus der Schluß gezogen wird,
daß man die schweren Geschütze an einem anderen
Frontteil zurückgelassen bat. Immer mehr Stim- s
men vermuten eine baldige deutsche Ge-
genoffensive. und vor allem in England
wagt man nicht, in die Siegeslieder einzustimmen.
Hakki Pascha -j-
Berlin, 30. Juli. Der türkische Botschafter
Hakki Pascha ist gestern abend nach achttägigem
schwerem Leiden gestorben.
Das Berliner Tageblatt erinnert daran, daß der
Verstorbene ein bedeutender Rechtsgelehr-ter war,
der schon als LAcihriger eine Rechts-Professur in
Konstantinopel begleitete. Nack dem Sturz Abdul
Hamids wurde er Minister des Innern, später Bot-
schafter in Rom und begleitete von 1809 bis 1911
das E-roß-wesierat. In Berlin weilte Hakki Pa-
scha seit drei Jahren und bat sich namentlich um di«
Schaffung der deutsch-türkischen Rechtsverträge und
die Erneuerung des höheren türkichen Unterrichts-
wesens mit Hilfe deutscher Kräfte verdient gemacht.
— Der Lokalanzeiger rühmt dem Dahingegangenen
seine umfassende europäische Bildung nach. In
Berlin werde das Gedächtnis des im 56. Lebens-
jahre verstorbenen Diplomaten als das eines
ebenso liebenswürdigen Menschen wie befähigten
Staatsmannes sortleben. — Die Vossische Zeitung
gedenkt insbesondere der Tätigkeit Hakki Paschas
nach der Beendigung des Balkankrieges, wo er als
erster türkischer Delegierter an den Friedensver-
handlungen in London teilnahm. Auch an den jüng-
sten Verbandlungen in Vrest-Litowsk und Bukarest
war Hakki Pascha als Vertreter seines Landes be-
teiligt.
Der englische Munitionsarbeiter-
streik
London, 29. Juli. (Reuter.) Der Streik in C o-
ventry istbeendet. Die Arbeiter nahmen die
Arbeit sofort wieder auf. — In Beantwortung
einer Anfrage sagte Curchill im Unterhaus, dis
große Mehrheit der Arbeiter in Birmingham und
ein beträchtlicher Teil der Arbeiter in Coventry
habe die Arbeit wieder ausgenommen. Es sei zu
hoffen, daß auch in Wollwich morgen die Arbeit
allgemein wieder ausgenommen werden würde.
Ein Erfolg der Tibetaner
London, 29. Juli. Wie die Times aus Schang-
hai vom 24. Juli erfährt, melden- Briefe aus Ta-
tsien-lu smi der chinesischen Provinz Zetschwar), daß
Cbando sLhandun-Deraya l?)) in Tibet nach
einer Belagerung von drei Monaten durch Hunger
zur Uebergabe an die Tibetaner gezwungen
wurde. Dabei fielen 700 Gefangene und 100 Ge-
wehre und einige Kanonen in die Hände der Tibe-
taner, die nun das ganze Gebiet so gut wie beherr-
schen. Der englische Dizekonsul in Ta-tsien-lu be-
absichtigt, mit Unterstützung der bedeutendsten Mis-
sionare als Vermittler aufzutreten. Der Aufstand
der Tibetaner, der von Lhasa geleitet wird, ist sehr
geschickt in Szene gesetzt. Der Widerstand der Chi-
nesen bedeutet nicht viel.

Vera, 30. Juli. Das Petit Journal meldet au-
Trun: Das Departement Orne wurde von einet
ungeheure» Windhose heimgesucht, die in u>e-
Niger als einer Viertelstunde alle Dächer abdeckte,
die Fenster zersplitterte und die Ernte vollständig
vernichtete. Allein in der Gemeinde Trun über«
stieg der Schaden eine Million.
Wien, 29. Juli. Das Herrenhaus hat heute
las Budgetprovisorium angenommen und dann die
Sommerferien angetreten.
Paris, 28. Juli. Der Petit Parisien meldet: Del
javanische Botschafter Matsui brachte der fran-
zösischen Regierung amtlich zur Kenntnis, daß die
japanische Regierung «das Programm Wilsons be-
züglich Sibiriens angenommen hat.
Chiasso, 30. Juli. Am Sonntag vorgen ergeiS'
nete sich in Cessna in Süditalien ein starkes
kühlbares Erdbeben. Nähere Einzelheiten feh-
len noch»

* Dos Schleichhändler-Gasthaus. Eine eigen-
artige Wirkung hatte ein überraschender Besuch
der Kriminalpolizei in der Wirtschaft „Zum alten
Seidel" in Berlin. Wie früher schon, so ist das
Lokal auch, jetzt wieder ein Sammelpunkt M
Schleichhändler. Die Beamten überraschten etwa
60 Gäste. Nachdem sie alle festgestellt hatten, fan-
den sie auf dem Boden verstreut eine Menge
Sachen, deren Eigentum jeder Gast ablehnte. Es
befanden sich darunter mehrere Baar Stiefel, viele
Rollen Garn. Eoldsachen. Seife. Käse, einige Rei-
terpistolen und sogar ein Frackanzug.

Kirchliche Nachrichten.
Evangelische Gemeinde.
Wochengottesdienst.
Providenzkirchs r Mittwoch abend 8 Uhr Gcdocht-
nisgottesdienst für unsere Gefallenen. Ansprache
Dekan Schlier.
Christuskircher Mittwoch abend 8 Uhr Kriegscm-
dacht, Stadtpsarrer Weiß.
Diakoniffenhattskapeller Mittwoch nachm. 3 Uhr
Frauengebetstunds. Donnerstag abrnd Uhr
Kriegsandacht, Pfarrer Kammerer.
. , . —
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.. ...—<
Wasserstände am 30. Juli 1918:
Heidelberg: 1,10 m, Heilbronn: 0,36 m und in
Neckarsteinach: 0,64 m
MnWWWWWMWW
Am 30. Juli 1918, morgens 7 Uhr.

Wärme-
Grade
n. Cels.
niederst. höchster
Wärmegrad
seit gestern
Wind-
richtung
Himmel
Luftdr.
mm
-i- 12,1
D
-s-11,4 j ch 20,0
Niederschlag
littelwerte von ges
Temperatur
Dunstdruck
Relative Feuchtio
ternr
1
leit
- mm
5,8
- mm
- «/o
-—

Wert MentWr Br Mmndete
Annahme: Schlosserftratze 1.
Verantwortlich für den uesanften Textteil
KurtFischer
für den Anzeigenteil Hermann Beyerl e<
Rotationsdruck und Verlag
Theodor Berkenbusch, sämtl. in Heidell^rs

Kriegsroman unbedingt beizuzählen haben, er-
fordert ein ziemlich gründliches Misten auf einem
wenn nicht auf mehreren technischen Gebieten. Der
Fachmann selbst wäre demnach der berufenste Ver-
fasser eines solchen Werkes. Gerade ihm mangelt
es jedoch in den meisten Fällen entweder an Zeit
oder dichterischer Begabung, wenn nicht an Lei-
dem. An seine Stelle muß also das Genie treten,
eine mehr oder minder unabhängige Persönlich-
keit. die dank ihrer ungewöhnlichen Begabung vor
allem, dann aber auch durch Reisen. Lektüre und
Beobachtungen das erforderliche stoffliche Ma-
terial beinahe unbewußt in sich a-M-a-mmelt, das
sodann in dre Periode des freien Schaffens durch
den künstlerischen Antrieb -und durch die Erpan-
kraft der Phantasie ins Rollen gebracht wird.
Daß sich der technische Roman im strengsten
Sinne Ms dem Jagd-, Reise- und Arti.stsnroman
entwickelt hat, möchte ich weder behaupten noch für
notwendig finden. Die Technik des Gewehrs und
Tierfangs, der Verkehrsmittel alltäglicher Be-
schaffenheit und sportlicher Fertigkeiten bildet für
das, was wir heute unter Technik zu verstehen ge-
neigt sind, eine -denn doch zu schwache Grundlage.
Dämit sei der Wert, den sie für die Kulturgeschichte
besitzt, indes keineswegs bestritten. Die älteste un-
ter den eigentlichen Arten des technischen Romans
ist allerdings mindestens ebenso ält wie dis zuletzt
genannten Gattungen; ihre Entwicklungen zu. be-
obachten, wird jedoch erst einige Zeit nach dem
Kriege ergebnisreich sein. Es ist dies der Kriegs-
roman. der in der Folge auch ein Flieger-, Flot-
ten- und Kolonialroman sein muß. vielleicht noch
viel -mehr, wenn wir der Pioniere und der ver-
schiedenen Waffenarten gedenken.
Rückschauend müssen wir vor allem den Schwer-
ben Max Eyth nennen, der als hervorragender
Ingenieur auch formvollendete poetische Werke
aus tz-.m Bereiche der Technik schuf. Seine Skizzen
„Hinter Pflug und Schraubstock" sowohl als auch
sein historischer Roman „Der Schneider von Ulm"
der von den Flugversuchen eines Ulmer Meisters
von der Nadel erzählt, sind schlagende Beweise für
die -Möglichkeit, technische Fragen und Entwicke-
lungen künstlerisch zu formulieren. Dem Flug-
problem hat auch Emil Sandl -einen spannen-
den Roman „Jin Aether" gewidmet und die flug-

technischen Erörterungen fahr glücklich -mit ethi-
schen und theosophischen Betrachtungen verknüpft.
Marineromane besitzen wir von Hans von
Bernstorff, H elene Pichler, Hans Par-
low und R ob ert Saudek. Aber auch Ger-
hart Hauptmann streift mit seiner „Atlan-
tis" an diese Gattung. Der Kolonialroman ist
ebenfalls durch gute Namen vertreten: Frieda,
von Bülow, Stephan von Kotze, Jesko
von Puttkamer, um nur die bekanntesten
Verfasser zu nennen, Als Dramatiker gehört
Fritz von Unruh mit seinen „Offizieren" hier-'
her.
Keinen: dieser Autoren war jedoch ein solcher
Erfolg beschieden. wie ihn kurz vor dem KidcH-
Bernhard Kellermann mit seinem „Tun-
nel" errang. Zum besten technischen Roman der
Gegenwart fehlt es dem Buche an nichts. Im
Tempo und in der Wahl seiner mechanischen Pro-
bleme steht es auf der Höhe der Zeit. Nach der
künstlerischen Seite hin wird der Roman leider
durch die geschmacklose oder doch zum mindesten
ganz gewöhnliche Liebesbandlung .beträchtlich ge-
schädigt. An die Gediegenheit Eyths erinnern d«
Novellen „Van Menschen und Maschinen" des Wie-
ners Theodor Heinrich Mayer, die bereits
während des Krieges erschienen sind. Die im Krieg
angewandte Technik zeigt 'sich in der bisher vor-
handenen spärlichen guten Kriegsliteratur noch
mehr oder minder parabolisch verwertet. So die
moderne Geschütztechnik in dem-Roman „Das of-
fene Tor" von Maß Glaß, das Flugwesen in
Bartsch „Flieger" und die U-Bootswaffe in
Göhrings Drama „Die Seeschlacht". Auch
Rudolph Stratz und Rudolf HerzoS
haben sich auf verschiedene aktuelle technische Fra-
gen eingestellt, in: wesentlichen jedoch ihre Merk-
mals als gute Unterhaltungsschviftsteller bewahrt-
Diese Ausführungen sind in ihrer knappen Form
nur vorbereitend gedacht. Jeder Tag kann uns
den erwarteten ersten guten großen Kriegsromuü
bringen, jeder Tag uns in die Lage versetzen, uns
mit einem geistigen Erzeugnis, deutscher
fertigkeit sorgfältig auseinan^stzen zu müsftm
Jn diesen: Sinne seien die vorstehenden Anmerkun-
gen dem guten Gedächtnisse aller Aufmerksam-"
empfohlen!

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