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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite S

Fernsprecher Nr. 82

Samstag, den 8. August 1918

Heidelberger Zeitung

Eine bedeutsame Webe des daher

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Freiburg
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was
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Freiheit. Begierig warteten die Deutschen- auf
Gelegenheit zur Flucht.
II.
Km Motorboot erruvischt
Täglich fand um 6 Uhr nachmittags eine Mu-
sterung der Gefangenen statt. Auch am 13. Dezem-
ber waren alle Gefangenen vollzählig zur Stelle.
Eine Halbs Stunde später war fedoch das Motor-
boot verschwunden. Der Kommandant d-W Lagers
war gerade erst von Auckland City zuvückgekehrt
und die Wache hatte sich an Land begeben. Nur
die beiden Deutschen, ein Maschinist und ein Ma-
trose blieben auf der „Perle" zurück. Sie hatten
den Auftrag, die Mo-tor-bark-asse auf der Reede zu
verankern und dann mit einem kleinen Beiboot
nach der Insel zurückzukehren. Ohne Verdacht zu
erregen-, waren die beiden jedoch mit der Motor-
barkasse weggefahren, hatten von einem einsamen
Teil der Insel neun ihrer Kameraden an Bord ge-
nommen und waten nach See zu verschwunden.
Di« Flucht war kurz darauf entdeckt worden. Da
aber kein anderes Boot auf der Insel vorrätig

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chriftleitung.

Neues aus aller Welt
" Deutsche Notbriesmarken von Dorpat. Da ein
regelmäßiger Postverkehr von Dorpat nach
De ut schl a n d sich nicht so schnell einrichten lieh,
so wurden angesichts des Fehlens deutscher- Post-
wertzeichen die vorgefundenen russischen verwendet,
nachdem sie mit dem Aufdruck zu 20 und 40 Pfg. zu
deutschen Marken gemacht wurden. Cs ist nur eins
geringe Auflagenhöhe hergestellt worden-, und es
werden diese Marken daher viel begehrt.
* Bisher 8400 Kriegsgesetze. Der preußische Land-
tagsabgeordnete Dr. Lrüger teilte nach dem
..Schwelmer Tageblatt" in einer Versammlung
mit. daß während des Krieges 8400 Kriegsgesctze
und 33 000 bundesratliche Verordnungen erschienen
sind. Mit Recht sagte Dr. Lrüger: Mjan werde
zugeben müssen, daß niemand alle diese Vorschrif-
ten kennen kann. Dennoch sei die Ermächtigungs-
erteilung vom 4. August 1914, durch welche sich d-er
Reichstag zugunsten des Bundesrats ausgcschaltet
habe, richtig gewesen, wett niemand im voraus
die Wirkung ungeordneter Maßnahmen hätte über-
sehen können und dem Bundesrat Abänderungen
unzweckmäßiger Einrichtungen leichter seien. Selbst-
verständlich müsse der Reichstag nach dem Kriegs
wieder seine alten Rechte in der Gesetzgebung er-
halten.
* Strenge Gepäckdurchsicht in Marienbad. Um
das unbefugte Sammeln und Mitnehmen von Le-
bensmitteln. sowie anderer Artikel des- täglichen
Bedarfs (Kleidungsstücke. Schache usw.f zu verhin-
dern. findet seit 15. Juli eine polizeiliche
Durchsuchung des gesamten Reisegepäcks dev
Kurgäste und der von ihnen abgesch-ickten Po-stWcks
statt. Auf den PolizeiwachtstuLen. wohin alles!
Gepäck und alle Paststücke gebracht werden müssen-,
werden die Kollis einer strengen Untersuchung un-
terzogen und dann plombiert: nur solche vl-cm-
bierte Kollis dürfen von Bahn und Post angenom-
men werden. In welcher -seltsamen Weise von dM
Kurgästen gehamstert wird, beweist die Tatsache,
daß eine Dame die Anzeige erstattete, es seien ibö
auf der Bahn 17 Paar Schuhe gestohlen wor-
den. die sie sich nach MarienL-ud schicken ließ, um
sie hier besohlen und reparieren zu lassen. Di"

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Lagerkomimandanten Oberstleutnant Turner kom-
mandierte. Sie bildeten -die Besatzung des Bootes.
Obgleich sie unter bewaffneter Bewachung standen
gelang es ihnen, die Wachsamkeit ihrer Hüter zu
täuschen und unbemerkt alle Vorbereitungen zur
Flucht zu treffen. Unbemerkt hatten sie das Motor-
boot verproviantiert. Zwei Truthähne und 40
Stück Geflügel lieferten den Flsischvorrat. Der
deutsche Koch und seine Helfer verarbeiteten sie in
konservierter Form, ähnlich wie Fleischertrakt. Seit
Wochen waren alle Eier eines den Gefangenen ge-
hörenden Geflügels-Hofes gespart worden. Die Dot-
ter vvA, 400 Eiern wurden in Spiritus, den dis
Gefangenen aus Jam destilliert hatten, eingelegt.
Aus leeren Konservendosen und einer Menae von
Pulver stellten sie sich Handgranaten her, sogar ei-
nige Gewehre hatten sie sich irgendwo auf der
Insel verschafft. Nun fehlten noch Seekarten und
Instrumente. Indes lieferte ein alter Atlas zwei
Karten, die zusrntmengeklebt eine einfache See-
karte darstellten. Der Navigationsoffizier zim-
merte sich einen rohen Sextanten zurecht, eine Ta-
schenuhr sollte als. Chrometer dienen. J.m Dezem-
ber 1917 war dann alles bereit für den Sprung in
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Deutsches Reich
* Eine Entgleisung. Dec „Wund der Kai-
sertreuen" hat einen Ausruf erlassen, dessen
Inhslt wegen der in ihm enthaltenen Uebertrei-
bunMN und Entstellungen sehr bedauerlich ist. Es
heißt darin u. a.: „Wir streiten für die Rechte der
Kronth wenn es sein muß. auch gegen die Regie-
rung. Wir haben die unfreiwilligen und freiwil-
ligen Bundesgenossen unserer Feinde auf das hef-
tigste bekämpft, vM, haben nachweislich unse-
ren Teil daran, daß in Brest -L itowsk eine
Wendung zum Bessern eintreten konnte. Wir ha-
ben auch unseren Anteil daran, daß Herr v. V a -
lentinigehen mußte, der die Bestrebungen,
die Wahrheit zum Thron dringen zu lassen, zu ver-
eiteln wußte. Wir -haben -unseren Anteil daran,
daß Herr v. Kühlmann, der Hauvtvertreter
jammervoller Politik der Schwäche und Nachgie-
bigkeit. dem tatkräftigen Herrn v. Hintze weichen
mußte. Der Bund der Kaisertreuen -hat bewiesen,
daß er ganze Arbeit macht und wert ist, daß
alle währen Vaterlandssreunde ihm zur Seite ste-
hen." — Unterschrieben ist der reichlich ungeschickte
Aufruf, der auch mit versteckten Worten die Sozial-
demokratie der Bestechung durch die Entente beschul-
digt, von einer Anzahl pensionierter Höherer Of-
fiziere, Rittergutsbesitzer. Kammer-Herren, Hosräte
und auch einigen evangelischen Pastoren. — In-
teressant ist, wie die Norddeutsche Allge-
meine Zeitung den Aufruf abfertigt. Sie
schreibt: „Das Bekanntwerden solcher Uebertrei-
Hungen und Entstellungen kann nur der Sogial-
dömokratis Wasser auf ihre Mühlen treiben. Mr
die Allgemeinheit sind diese Erörterungen i m
-höchsten Grade bedauerlich. Man wird
im Volke schwerlich Verständnis dafür haben, ge-
gen wen dieser Kampf jetzt gepredigt werden soll,
ob gegen die Sozialdemokraten, die draußen an der
Front stehen oder dis daheim arbeiten. Die Un-
terstellung, daß die in Nordamerika gesammelten
Gelder demselben Zweck dienen wie die ordnungs-
mäßigen Beiträge der sozialdemokratischen Arbei-
ter. kann nur verbitternd wirken. Derartige -Auf-
rufe würden noch viel verhängnisvoller sein, wenn
sie nicht ohne weiteres als die Kundgebung ganz
enger unver asiwortlich ex Kreise be-
trachtet werden müßten. Die Taktik, diese Zeit des
Krieges dazu zu benutzen, um Bebölkerungsteile
gegeneinander ausruspielen, wird jedenfalls von al-
len besonnenen Elementen abgelehnt, gleichviel auf
welcher Seite Man sich dieser Taktik zu bedienen
versucht. So wird auch dieser Aufruf des Bundes
der Kaisertreuen eine ganz andere Wirkung Haben,
als beabsichtigt war." Der Meinung sind wir auch.
* Der Sriihregen von Kriegsverordnungen. Land-
gerichtspräsident de Niem in Limburg geißelt in
d»r Deutschen Iuristenzsitung scharf den Sprüh-
regen von Kriegsver-ordnungen. Er greift aufs
Geratewohl ein Beispiel heraus: Die durch
Verordnung vom 28. Februar 1918 ins Leben ge-
rufene Reichs stelle für Schuhversor-
gung hat in fünf Monaten bis Mitte Juli be-
reits zehn Verordnungen, darunter vier an
einem Lage, hervorgebracht. Dio drei letzten
Verordnungen vom 8. Juni schreiben u. a. vor. daß
der Schuhwerks Lüsterne nicht nur den Bedarfs-
schein, sondern auch einen Ausweis -über seine
Person, Geburtsschein. Militär paß.,
Reisepaß usw. und wonn er gar die Dreistig-
keit hat, -für einen -anderen Fußbekleidung zu ver-
langen. auch nordest schriftlichen Auftrag
dieses anderen vorlegen muß. Der Schuhhändler
wird also zum Polizisten, der mit strenger
Amtsmiene Urkunden prü-ft. Er entscheidet in er-
ster und letzter Instanz. Eine Beschwerde, eine Be-
rufung gibt es nicht. Zu dem allen kann noch die
Kommunalbehörde — sie muß nicht. Und sie wird
sich hüten, — die Führung eines Auftragsbuches
anordnen, in das der nun wieder -auf das Niveau
des' Verbrechers herabsinkende Schuster bei Aus-
besserungen den vollständigen Lebenslau -f d es
geflickten Stiefels in qcht Spalten eintra-
gen muß. Tut er es nicht, oder trägt er falsch ein:
Gefängnis bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bis
zu 18 000 Mark oder beides. Landgerichtspräsident
de Niem sagt dazu: Glaubt man wirklich, im Ernst
mit solchen unmöglichen, gar nicht kontrollierbaren
kinderleicht zu umgehenden Bestimmungen werde
irgend etwas erreicht werden?

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Badische Politik
* Die Zahl der „Unabhängigen" in Vaden. In!
denk Wockenblatte „D'r alt Offenburger" des Lwnd-
tagsabgeordneten Adolf Geck werden über den Um-
fang der Organisation s^r Unabhängigen
Sozia Ide mokratislWn Partei in Ba-
den und Südwestdeutschland folgende Mitteilun-
gen gemacht: Der Bezirk Südwestdeutschland der
U. S. P. bat -seinen Sitz in Frankfurt a. M., wof
sich ein -Bezirksfekret-ariat befindet. Er umfaßt di«
Reichstagsw-ahlkreise Frankfurt a. M-, Hessen, Ba-
den. Pfalz, und -das Saarrovier. In dem Bezirke
gehören in 33 Wahlkreisen der Partei in 28S Or-
ten 7 900 zahlende Mitglieder an, o-HwoHl im Be-
zirke kein Parteiorgan erscheint. Der Monatsbei-
trag beträgt 10 Pfg., für Frauen 5 Pfg. Vor kur-
zem ist zur Sammlung eines Fonds aufgefordert
worden zur Herausgabe eines täglich erscheinenden
Blattes: dafür wurden bisher 9000 M. ^gezeichnet
Der Unabhängige Sozialdemokratische Verein Of-
fenburg zählt 95 Mitglieder in Offenburg, KeHl
Oberkirch, Gengenbach. Zell a. H. und in 10 Dör
fern der Bezirksämter Kehl und Offenburg.

war, konnte an eine Verfolgung zunächst nicht ge-
dacht werten. Nun sollte derTelegraph inBewegung
gesetzt werden. Vergebliches Bemühen. Die deut-
schen hatten den Strom und die Leitung unter-
bunden und die Drähte an einem unbekannten Teil
der Insel in die Erde gegraben. Erst gegen Mit-
ternacht gelang es dem Kommandanten. Verbin-
dung mit -den Behörden der Stadt Auckland City
zu bekommen. Dort wurden sofort alle Maßnah-
men zur Verfolgung der geflüchteten Deutschen ge-
troffen.
Inzwischen waren die Flüchtlinge zwischen den
Inseln hindurchgekommen. Als sie die tiefe Wasser-
pasfage zwischen Cap Colville und dem Südende
der Ereat-Barriere-Jnsel erreicht hatten, geriet das
kleine Boot in eine kabbelige durch starken Strom
verursachte See. Dann aber gelangte man in
ruhiges Wasser. Hier liegen einige, Inselchen, die
Mercurygruppe, quer ab vor der Ostküste der Halb-
inselKoromandel. Eine von ihnen ist bewohnt und
wird als Schaf- und Rinderweide benutzt. Zsu ihr
lenkte das Motorboot seinen Kurs. In einer stillen
Bucht ließ Graf Luckner die „Perle" (das gestoh-
lene Motorboot, wie der Verfasser schreibt) an ei-
nem überhängenden Felsen festmachen. Er flies
darauf mit einigen Leuten auf die Spitze der In-
sel und spähte nach einen: Schiffe aus. Zwei Leute
wurden dort oben als Wachtposten zurückgslassen,
und dann kehrte man zum Bgot zurück. Nun mußte
ein weiterer Plan durchgesprochen werden. Vorerst
einigten sich die Flüchtlinge über eine Rationie-
rung der -mitgenommenen ProbMntbestände, indem
sie darauf vertrauten, daß sie wohl bald ihre Vor-
räte -aus einem aufgebrachten Schiff ergänzen
könnten. Nun war die FraA: Wohin weiter? Graf
Luckner hatte die Kermandic-JNseln im Auge, eine
500 Seemeilen nordöstlich von. Neuseeland lie-
gende Gruppe, auf der die Regierung Vorrats-
depots mit Wasser und Proviant für Schiffbrüchige
angelegt hat. Es erschien jedoch äußerst schwierig,
mit dem kleinen,, sehr wenig seetüchtigen Motor-
boot diese lange Strecke zu durchfahren. Vielleicht
aber war hier ein kleineres Schiff aufzuibrinsen,
wodurch sich eine Weiter.fahrt der „Perle" er-
übrigte. Richtig, zwei Tage später sollte das Hof-
fen in Erfüllung gehen und das ersehnte Schiff,
ja sogar gleich zwei, auf der Bildfläche erschienen.

Aus Baden
2 Eine Gerichtsschreiberprüsung wird wie.
die Karlruher Zeitung .mitteilt, Mitte Oktober ds.
Js. abgehalten werden. Die Anmeldungen zu die-
ser Prüfung sind bis längstens 1. Oktober beim Ju-
stizministerium einzureichen.
— Nutzloch, 2. August. Vizefeldwebel Siegfried,
Keil, Sohn des Hauptlshrers Keil, wurde zum!
Leutnant befördert und mit dem EHernen?
Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.
Weinheim, 2. August. Um heimkehre'iden-
Kriegern, Kriegsgetrauten usw. ein wohnliches^
Heim zu schaffen, wurde durch das hiesige Bürger-
meisteramt in Verbindung mit den Hiesigen Ge-
werbetreibenden eine gemeinnützige Möbelstelle er-
richtet.
Mannheim, 2. August. Nach dem Mannheimer
Tageblatt fand im Bahnhöfe zu Lüdwügshafen'
ein Beamter ein leeres Medizinfläschchen,
das mit einem Stöpsel verschlossen war. aus einem
Tausendmarkschein, einem Reichsanleihe-
zinsschein und einem zerrissenen Einemarkschein.
Karlsruhe, 2. August. Während des Flieger-
alarms in der Nacht zum Dienstag wurde, durch
unbekannte Täter aus einem Anwesen in
Weinbrennerstraße ein eineinhalb Zentner schweres
Schwein itin Werte von MO Mark gestohlen.
Bruchsal, 2. August. Dem Amtsvorstand Geh.
Nögierungsrat Dr. Hermann Kiefer würde
für seine Verdienste als Zivilkommtssär der Festung
Germersheim das Eiserne Kreuz am lveiß-schwar-
zen Bande verliehen.
Durlach, 2. August. In letzter Zeit wurden in
fortgesetzter Weise in hiesiger Stadt Hühner-
und Eänsedieb stähle verübt. Es ist nun
der Gendarmerie gelungen, die Täter festzuneh-
men. Bei einer Hehlerin wurde eine große .Menges,
eingesalzenes Fleisch noch vorgefunden, das dem'
städtischen Krankenhaus überwiesen worden ist.
Müllheim, 2. August. Der Lokomotivführer
Ruh aus Hattingen und dör Heizer Friedrich
Müller aus Oberweiler gerieten beim Ueber-
schreiten der Gleise unter die Lokomotive eines,
Personenzuges, wobei dem Lokomotivführer Ruh'
beide Beine abgefahren wurden. Er-!
wurde schwerverletzt in die Klinik nach
gebracht. Der Heizer Müller erlitt Bei
an Kopf und Füßen.
Waldkirch, 3. August. Wie dis Volksmacht be-
richtet. wird im Clztal zur Zeit sehr viel g e-
stohlen. Zwei Lehrlinge eines Kaufhauses be-
sorgten die Diebereien so ausgiebig, daß bei einer
Haussuchung zweieinhalb Zentner Zucker. Nudele,
usw. beschlagnahmt wurden. Wegen Hehlerei
wurde die Wirtin eines bekannten Restaurants
verhaftet; in diesem Falle handelt es sich um be-
deutende Mengen von Zigaretten und Zigarren,
die im Werte von ungefähr 2000 Mark entwendet
worden waren. §
Freiburg, 3. August. Der Stadtrat hat be-
schlossen, -auch im kommenden Winter wieder an
bedürftige K r i e ge r a n g eh ö r i g e und ani
sonstige Notleidenden für die Monate Dezember,
Januar und Februar sechs Zentner Heize
material unentgeltlich abzusoben.

In der bayerischen Abgeordnetenkammer hielt
Ministerpräsident v. Dan dl eine bedeutsame
Rede, die als eine der wichtigsten Erklärungen
deutscher Staatsmänner in der letzten Zeit zu be-
trachten ist Der Ministerpäsident gab einen ein-
drucksvollen Ueberblick der überwältigenden Lei-
stungen von Volk und Heer feit vier Jahren und
drückte die Zuversicht aus, daß die deutschen Waf-
fen die Feinde zu der Erkenntnis führen werden,
daß nichts in der Welt uns -niederzuzwingen ver-
mag. daß die Feinde . ihren Vern-ichtungswillen
aufgeben und daß sie sich endlich auf den Boden
der Verständigung mit uns zus-aMmenfinden wer-
den. Der Ministerpräsident stellte fest daß der
Krieg nur deshalb fortdauern müsse,
weil nicht etwa Deutschland Eroberungsziele habe,
sondern weil Frankreich uns deutschen
Boden entreißen wolle, während Eng-
land Mitteleuropa von der Sse -abschnüren und
ohnmächtig machen wolle.
Mit ganz besonderer Schärfe stellte der Mini-
sterpräsident die imperialistischen Kriegs-
ziele Amerikas fest, welche auf die -Schwä-
chung Europas hinausläu-fen und erklärte dem
Präsidenten Wilson, Deutschland könne nur einem
solchen Völkerbund Seitreten, durch den ein West-
gleichgewicht an Stelle einer Niederhaltung des
deutschen Reiches geschaffen werde. Gleichgewicht
der Völker. Freiheit der wirtschaftliche Entwicke-
lung, Freiheit des Handels und Freiheit der
Meere.
Ministerpräsident v. Dandl sagte wörtlich: Ich
bin gewiß kein Annexionist und ich bin der Letzte,
der einem Gewaltfrieden das Wort reden würde.
Aber zu verlangen, daß wir von vornherein vor-
behaltlos alles preisgeben sollen, ohne irgend wel-
chen Schutz gegen Englands Erobsrungsgölüstö,
das wäre ein politischer Selbstmord.
Der Ministerpräsident schloß seine Mit großem
Beifall aufgenommene Rede mit der Zuversicht
daß das -deutsche Volk auch im fünften Kriegsjahre
für einen wirklichen Frieden in der Heimat und
im Felde kämpfen werde.
Eine A-Phantasie
„Der deutsche Block", so schreibt der Malin vom
28. IM, „wird zur Zeit von einer Quadriga
von H's geleitet: Lobenrollern, Hin-
denburg. Helfferich. Hintze. Man kann
die einzelnen Teile dieser Namen beliebig durch-
einanderwürfeln. ohne das Urpreußentum, das sich
in ihnen ausspreizt, dadurch zu beeinträchtigen:
Hohenburg, Hindenzollern, Helfenburg Helfenzol-
lern. Hintzeburg, Hintzezollern, Hintzerich — lauter
Variationen Mer dasselbe Thema, lauter Hacke-
messer-Harmonien. die süß in -die langen Ohren
hunnischer Husaren klingen. Um sich bei diesem
Viergöstirn eiMusch-meicheln, Haben auch die Oester-
reicher. die immer im Kleinen Nachmachen, was
ihnen von dem großen Bruder vorgsmacht wird,
sich veranlaßt gesehen, einen Mann mit einem H
ans Ruder zu rufen: Herr Hussarek, ein kleines
H'chsn- neben den großen H's.
Unter den vier.H-Größen, mit denen wir ru rech-
nen Haben, heißt es jetzt, sich an- die Physiognomie
des Letztgekommenen, des Admiral v. Hintze, su
gewöhnen. Es ist das ein Ultra-Alldeutscher vom
Masksntyp. Man hat ihn wegen seines Talents
als Veüwandlungskünstler kommen lassen. Ein
deutsches -Blatt, das auf seine hundertfältige Be-
gabung anspielen wollte, nannte ihn den „Mann
mit dem hundert Gesichtern". Da wissen wir ja
nun, woran wir uns zu Halten Haben. Je nach-
dem wie der Wind weht, werden wir uns einem
wilson-schen Hintze, einem demokratischen Hintze,
einem Franzosensreund-Hintze gegenüberseben,
Herrn Hintze natürlich nicht Lindern wird,
Grund seiner -Seele ultra-imperialistisch zu
und zu bleiben. Bisher sprach man immer
von einem doppelgesichtigen Deutschen und
deutschen Zweideutigkeit. Wie soll das nun wer-
den, wenn die Deutschen hundert Gesichter Haben!
Man versteht jetzt, warum die Alldeutschen durch-
aus Hintze statt Kühlmann haben wollten. Hintze
Hat eben -hundert Gesichter, während Kühlmann
bleß 79 Hatte!" . . .
Angesichts dieser Phantasie kann Deutschland
nur lachen: H-a, ha!

'-N. 179
das gleiche Wahlrecht verlangt wird, so ent-
spricht das der gleichen Wehrpflicht
Und der im- Grunde gleichen Inanspruchnahme
eines jeden Einzelnen, indem jeder nach seinen
Kräften für das öffentliche Leben in Anspruch ge-
uommen wird.
, Es entspricht das aber auch einer urdeutschen
Anschauung. Der Freie unter unseren Altvordern
trug -hie Waffen für das -Vaterland; er batte aber
auch das Stimmrecht in der Versammlung der
Nelen Männer, das gleiche Stimmrecht. Ich
«alte -das gleiche Wahlrecht für einen
«eientlichen und unbedingt notwendi-
oen Bestandteil unserer öffentlichen
Einrichtungen. Alle Gegensätze, die bestehen,
swnchen arm und reich, zwischen vornehm und ge-
ring, werden gemildert durch das Bewußt-
wenigstens in der Tätigkeit für das öf-
O.-7Wahl die Staatsbürger einander gleich-
gestellt sind. Das Staatsbewußtsein, das
wir vielfach bei den Massen vermißt -Haben und
vas nr Her Zeit der höchsten Gefahr unseres Va-
rerwndes so schön hevvorgebrochen ist, hat eine
n> ° M> st n tliche Wurzel in dem glei-
ah.lstecht. und deshalb, glaube ich, soll-.
"0 dieser Grundlage nicht rütteln.
Mn/i „ Mstr Hofrat Dr. Oncken, der darauf das
«MN.
" eindrucksvollen Erklärungen, die der
vtaatsnrinister -soeben zu dem Gedanken des
ungemeinen und gleichen Wahlrechts abgegeben
isst ich mich kürzer fassen, als ich ur-
vrunglich beabsichtigt hatte. Ich hatte die Ab-
- mich näher mit dem Vorstoß des Herrn Frei-
recki Stotzingen gegen das allgemeine Wahl-
.stmr zu beschäftigen, mit, der proggramma-
m'str?" unfreundlichen Erklärung, die
mir Hohen Hause erfolgt ist und vor allem
Bni-ii. t T-Eache. daß sozusagen als Deckung oder
ritäi r dieser Unfreundlichkeit keine andere Auto-
ber/„ die des Professors Bluntschli. meines frü-
wo>u Heidelberger Kollegen, ins Treffen geführt
?en fft. mit der besonderen Bemerkung, daß es
iick um einen Liberalen handle. - Es handelt
Gerber bei Bluntschli — das möchte ich bei dieser
ho-» "beit betonen — um einen Liberalen der
,u>ld 60er Jahre, und seine staatsrechtlichen
Wüststen sind in ausgesprochener Meise von
allasm - - was in den ö»er und 60er Jahren
kn in " bie -Anschauung des Liberalismus gewe-
ausaein^ staatsrechtliche Auffassung ist sogar
ieiner o durch das gekennzeichnet, was man
ralisnmi " unter einem Bildungs- und Besitzlibe-
Vorn-o? verstand, heute aber mit diesem ganzen
h e i /""ugskredse absolut der Berg-angen-
eines st " 9 ehört. Also gegen die Zitierung
steitan» Avalen Stnatsrechtslehrers aus jenem
aus H»- möchte ich für meine Person als Liberaler
uns st-b u-achdrücklichste bemerken, daß das Leute für
WerlaÄ durchaus überlebtes und Gott sei Dank
lick-n, st Stadium der allgemeinen staatsrecht-
rvenn stst^ politischen Auffassung bedeutet. Und
Am;-, ? gegenüber der Zitierung eines liberalen
ps-und Staatsrechtslehrers der SOer und
-ö<^«^,Ere nun auch einen Namen aus dem an-
- bem konservativen Lager nennen wollte so
Zeit solche konservativen Politiker jener
mit ihrer Meinung noch viel
rückstsL-n dE Fortschritt der Gegenwart zu-
snüaen möchte mich loyalerweise be-
fervattven NoNt r^ ben Standpunkt der kon-
-des kmss-^Effker Otto von Bismarck und
«7n e? ^ ^°? Vublizisten Hermann Wa-
ster en-M°^: ^rde m den 60er -Jahren gegenüber
auffassunl^e" liberalen Bildungs- und Besitz-
vrakttt», und gleiche Wahlrecht
s°fübrt , ?^^^Elsch im Deutschen Reiche durch-
«ebL L^rmrt einen Gedanken auf die Bahn
l^it für dessen trefe Notwendig-
deutu» politische Be.--
Eesenwar? «Es Volk gerade in der
ein stärE? iste dieses Krieges nur noch
"i- abgelegf Ln E zu überbietendes Zeug-

-Male Handelsflagge ist zum ersten
- Dampfer „Bat um"
Konstantinopel erschienen.
^ild°rn^s^n A^chluß durch einen langen, mit"
^owan Aufsatz eines gewissen James
ter d°- Äs Wellington (Neuis-seland), den er un-
der "Der Pirat des -Stillen Ozeans" in
vkrtzkf^j-chen Zeitschrift „Wide world Magazine"
die Tätigkeit des deutschen Hilfs-
schen Z^siorer von 17 Schiffen im Atlanti-
hsiteniE? geschildert worden ist, folgen Einzel-
Weitevsg^r das Schiff, die Strandun« und die
Wertchchp-? der Besatzung. Alle -Vorräte und
vr«Ht von dem Wrack an Land ge-
zmifchri/d^st. Ebenso die drahtlose Station, die
b'e Sch>n,,n' .Kokospalmen aufgshängt wurde, da
^5 Schiffes hoffnungslos an einem
«en hx vevoogen war. erschien ein Abbrin-
deshlilE völlig aussichtslos. Es wurden
«ach !e Masten gesprengt, um -das Wrack nicht
hinein zu verraten. Als Graf Luckner mit
Derst „ston Boot fortgeisegelt war, steuerte er
Mln. r an, ein schönes Atoll der Cook-
ianer aus r.kst^" si-b die Deutschen als Ameri-
*iregs m fisteten ihre Re-i-se aber, ohne Verdacht
größeres lort, da ssch ihr Plan, ein
Fehlens -eine« stst.Absitz M nehmen, Hier infolge
ßie stachen d^!^"' - verwirklichen ließ,
später NM» stststulh wieder <n See und wurden
.fnssl der Fidn*n/O00 Meilen westlich gelegenen
ne einem L.st,st^uppe gefangen genommen, als
Dämpfer „Amr^-bs^ff -aufla-uerten. Mit dem
tzach hzr die Gefangenen darauf
!st''-dischs>ruryi in der Nabe der neusee-
^uchtplan Auckland gesandt. Hier reifte ein
es/de^,^7de djes^ und seine Au-ssührung
er doch Interesses sicher sein dürfte. Be-
deute alle« Graf Luckner und seine wackeren
'--nse-! und da«»'',?'" die Freiheit zu er-
üü führen " ' versuchen, weiter Kreiutzerkrieg
E die-ser anscheinend recht idplli-
Deutsche interniert. Die
^acht besonders str/na"^m?^' Aufsicht anscheinend
kroßes den Gefangenen
Möglichkeit de« und so wenig an die
man zwei der -E-^r^, st^'^r Flucht gedacht,
^'otorbartässs DioE auf die
'»ns „Perle, Hos Privateigentum des
 
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