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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 4

Heidelberger Zeitung

Samstag, den 3. August 1918

Fernsprecher Nr. 82

Nr. 17S

Aus Stadt und Umgegend
s Der Kl. vaterländische Vslksabend findet
inorgen abend halb 9 Uhr in der Harmonie
patt. Ansprachen von Professor Dibell us und
Exz. Neuber sowie Gedicht-, Gesangs- und Jn-
tru mentalvorträge bilden den Inhalt des Abends.
» Nationalliberale Partei. Die am Montag
fällige Monatsübersicht wird diesmal von Han-
Lelslchrer Melde gegoben Werden. Dle.ausser-
vrdentlich wichtigen politt;chen und militärischen
Ereignisse im Juli bieten diesmal Gelegenheit zu
besonders ergiebiger Aussprache.
* Gedenkfeier im Kriegernachmittagsheim. Zu
einer eindrucksvollen Mobilmachun gs - Ge-
denkfeier hatte das Kriegernachmittagshelm
gestern mittag eine Anzahl Gäste aus den hiesigen
Lazaretten geladen. Nach einem einleitenden Mu-
sikstück der Jägerkapelle unter Leitung von Herrn
St ulken begrüsjte der Leiter des Heims. Herr
Wilhelm Schneider, die Erschienenen woraus
Lazarettpfarrer Brauhs eine eindrucksvolle An-
sprache hielt, in der er besonders darauf h-inwres,
dass der Glauben an den Endsieg in iede-m deut-
schen Herzen erhalten werden muh. Die Vor-
träge von Konzertmeister Grau, sowie des Opern-
sängers Vogt wurden mit warmem: Beifall aus-
genommen. In wirkungsvoller Weise sprach der
iftellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses
'vom Roten Kreuz, Geh. Rat Hoops, das Schlluß-
mort und hob hervor, daß kein Grund Mm Ver-
tagen vorlüge, wenn sich die Hoffnungen auch mal
(nicht >so ganz erfüllen und, wis -gerade fetzt an d^
-Front mal nicht alles so geht, wie man es
^wünschte. Ein Musikstück der Jägerküvelle bildete
-den Schiris; der schonen Jeter, für die die Anwe-
senden herzlichst dankten.
-- Neisegepäckversicherung. Wegen der »rchlrei-
ichen Diebstähle ist zum Schutze des reisenden Publi-
kums auf den preußisch-hessisch en B a h
nen eine Reisegepäckversicherung ein-
gesührt worden. Es kann jetzt an den Schaltern
eine Versicherung abgeschlossen weckden. Ausserdem
sind mit einer Versicherungsgesellschaft Abmachun-
gen getroffen, nach denen diese eine Haftung für
'jeden unmittelbaren und mittelbaren Schaden
.übernehme. Das ist ein Vorteil gegenüber d:r
jHaftung der Eisenbahn, die nur für den Unmittel-
baren Schaden,aufkomme.
* Auszeichnungen und Beförderungen. Mit dem
.Eisernen Kreuz 2. Klasse wurden ausgezeichnet:
iSan.-Unteroff. Wild. F «bringe r, Sohn des
sUnt. Fehringer. Schuldieners a. D. hier.; Chordi-
' rektor Bundschuh an der Jesuitenkirche und Ka-
nonier Fr. John. — Kommerzienrat Brink-
ann in Hagen i. W., der auch in hiesiger Stadt
' Grundbesitz hat. ist zum Geh. Kommerzienrat er-
nannt worden.
* Feuer. In der Bergheimerstrahe 16 brach
, gestern ein Brand aus. Der Gebäudöschaden be-
trägt ISO Mark und der Fahrnisschaden 2000 Mk.
* Polizeibericht. Am Bahnhof wurden 223
.Pfund Grünkern beschlagnahmt, die nach
Frankfurt kommen sollten.
' * Sterblichkeitsbericht vom Monat Mai. Die
- Zusammenstellung der während des Monats Mai
D. I. in den 880 deutschen Stödten und Orten mit
(15 000 und mehr Einwohnern zur standesamtlichen
Anmeldung gelangten Sterbefälle lägt ersehen, daß
in dem gedachten Monat von je 1000 Einwohnern
saujfs Jahr berechnet) verstorben sind: weniger als
'>10,0 in 8, zwischen 10,0 und 1b,0 in 46, »wischen 1b,1
mü> 20,0 in 108, zwischen 20,1 und 25,0 in 122, zwi-
lchen 25,1 und 80,0 in 07, zwischen 30,1 und 85,0 in
SO und mehr als 35,0 in 14 Städten besw. Orten.
Die geringste Sterblichkeitsziffer hat im Mai d. I.
> mK H.8 Berlin-Friedenau und die höchste Ziffer mit
'60,0 in der Stadt Stargard in Pommern betragen.
;In den Städten und Orten des Grotzherzogtums
Maden mit 15000 und mehr Einwohnern sind
von je 1000 derselben sgleichfalls wie oben aufs
Äahx berechnet) im Mai d. I. verstorben: in Ba-
den-Baden 14,6, Msannheim 14,8, Bruchsal 17,0,
Karlsr>u!he 17,0, Konstanz 18,8, Freiburg 18,9, Lahr
18,9. Lörrach 19,6. Pforzheim 22,6, Offenburg 23,0,
Heidelberg 23,8 und in Rastatt 30,0 Personen.
Di!« Säuglingssterblichkeit war im
/Mai d. I. ein« bedeutende, d. h. höher als «in
Drittel der Lebendgeborenen in 13 Orten, unter
finem Zehntel der Lebendgeborenen betrug die-
»eimischs Bevölkerung bekommt nicht einmal die
kleinste Schuhreparatur ausgeführt, während die
Kurgäste, besonders jene aus Ungarn, Lto mit
Mehl zahlen können — neue Schuhe gemacht und
auch alles repariert bekommen.
* Zeitsomiiber Finderlohn. Im ..Oberländer
Boten" sLörrach) lesen wir folgende Anzeige:
..Verloren braun-lederner Geldbeutel mit Inhalt,
von Soldat. Der verehrliche Finder erhält als
Belohnung 2 Pfund Butter. Abzugeben
Fundbüro." Wenn das nicht rieht . . .
Die Dadaisten, die für sich den Ruhm in An-
spruch nehmen, die Poesie drr Zukunft zu gestalten,
versenden eine Mitteilung, nach der sie für ihren
Prc-srammdichter Baader alle fWf Nobel-
Preis« verlangen da sein Weltbild, das er in
, einem Brief an Paul Ernst entwirft, „sich am mei-
sten durch hohe, ideale Tendenz ausseichnet". Zu-
gleich teilt der „Club dada" Mit. daß als dritte
Meröffentlichung (nach dem „Manifest dada" und
dem „Prospekt dada") das „A lbum dada" er-
scheint. der erste dadaistische Roman, in einer Auf-
lage von 50 Exemplaren zum Preise von 50 M.
Die niedrige Auflage bietet Gewähr dafür, datz die
1 Dadaisten entsprechend ihrer Tendenz ganz unter
sich bleiben.
* Nom als Seehafen. Wis die französische Zeit-
schrift „Erportateur francaise" meldet, ist durch
-den italienischen Finanzminister mit allen maWe-
benden Stellen eine Vereinbarung getroffen wor-
den. nach der die Verwaltung der Stadt Rom be-
«vlftragt wird, den Hafen von Ostiw-Nuowa als
großen «Seehafen Roms auszubauen. Ostia war
schon der Hafen Roms zu Zeiten des römischen Kai-
serreiches und soll nun in noch größerem Umfange
demselben Zwecke wieder erschlossen werden. Die
ersten Arbeiten erfordern die Summe von 47 Mil-
lionen -Lires., Man schätzt, daß die Raumwerhält-
, Nisse des Hafens und die Tiefe des Wassers vor-
läufig einen jährlichen Verkehr von einer Million
Tonnen gestatten werden.
* Plattdeutsche Straßennamen. Das sich im
Rordwcsten die heimische plattdeutsche Sprache
neuerdings wieder immer steigender Wertschätzung
erfreut, dafür verzeichnet die bei Kärl Schünemann
in Bremen erscheinende Zeitschrift „Niedersachsen"

selbe in 134 Orten. Als T o d e s u r s a ch e n der
im hiesigen Stadtkreise im Mai d. I. standesamt-
lich angemeldeten 128 Sterbefülle (darunter 16 von
Kindern im Alter bis zu 1 Jahr — sind angegeben:
Masern und Röteln 4, Diphtherie und Krupp 2,
Tuberkulose 17, Krankheiten der Atmungsorgane
11. Magen- und Darmkatarrh, Brechdurchfall 1,
alle übrigen Todesursachen 93. Im ganzen scheint
sich der Gesundheitszustand seit. ->em Vormonat un-
ter den Säuglingen wenig verändert zu haben.

Gerichtszsitung
Ferienstrafkammersitzung vom 2. August 1918.
t. Die Marie Schumacher geb. Wawrik
von Pforzheim schwindelte einer hiesigen Witwe
vor, sie habe in Antwerpen einen guten Bekannten,
der in einem Spezialgeschäft für Kaffee, Kakao,
und Tee einyuartiert sei, von diestm könne man
geschickt bekommen, was man brauche, und ließ sich
von der Frau den Betrag von 63 Mark aushändi-
gen, den sie für sich verbrauchte. Die Angeklagte,
die wegen gleichartiger Betrügereien schon wie-
derholt vorbestraft ist, erhielt heute eine Gefäng-
nisstrafe von 6 Monaten.. — 2. Am 25. Juni
entwendete der Hausbursche Jakob Conrad
von Zweibrücken im „Roten Hahn" hier einer
Kellnerin aus einem verschlossenen Kleiderschrank,
den er« mit dein Schlüssel eines anderen Schran-
kes öffnete, ein Kleid im Werte von 160 Mark. Er
wurde wegen schweren Diebstahls zu 3 Monaten
Gefängnis verurteilt, wobei 5 Wochen Unter-
suchungshaft in Anrechnung kommen. — 3. Tag-
löhner Ludwig Rösch und sein Bruder Georg
Rösch in Rohrbach b. H. sind angeklagt. aus ei-
nem in der Römerstratze hier befindlichen Hasen-
pall. den sie durch Ausschneiden eines Drahtes öff-
neten. zwei Hasen im Werte von 30 Mark gestoh-
len und ihrem Vater, dem Taglöhner Georg Rösch,
alt in Rohrbach gebracht zu haben. Letzterer
schlachtete die Hasen alsdann ab und verwendete
sie in seinem Haushalt. Das Urteil lautet gegen
Ludwig Rösch 6 Wochen, gegen Georg Rösch jung
1 Woche und gegen Georg Rösch alt wegen Hehle-
rei 4 Wochen Gefängnis. — 4. Im Juni dieses
Jahres wurde in der Herberge zur Heimat hier
zwei «Männern während der Nacht Beträge von
14 und 21 Mark gestohlen. Der Täter, der schon
wiederholt wegen Diebstahls vorbestrafte Taglöh-
ner Emil August Bravn von Karlsruhe er-
hielt 7 Monate Gefängnis. An der Strafe werden
6 Wochen Untersuchungshaft in Abzug gebracht.

Letzte Drahtherichte
Trauerfeier für Eichhoru
Kiew, 2. Aug. Gestern vormittag fand die
Trau er feier für den Genepalfeldmarschall
v. Eichhorn und den Adjutanten Hauptmann
v. Dretzler in Kiew statt. Beider Särge
wurden im Saal der Wohnung des Feldmarschalls
aufgebahrt. Deutsche und ukrainische Offiziere
hielten die Ehren wacht. Zahlreiche Kränze waren
von deutschen. österr.-ungarMen und ukrainischen
Behörden, von dem bulgarischen und dem türkischen
Vertreter und aus den Kreisen der Bevölkerung
der Stadt Kiew gewidmet. Der Hetman mit
Gemahlin und den Offizieren seiner Umgebung
waren «Mienen, ebenso an der Spitze der Minister
der Ministerpräsident Lysogub. Botschafter
v. Mumm mit den Herren der deutschen Delega-
tion und des k. und k. Armeekommrandos sowie
Vertreter der bulgarischen und MMchen Verbün-
deten, ferner Vertreter der Krim- rmd Donkosaken
nahmen ebenfalls an der Feier teil. Die gesam-
ten deutschen und österr.-ungarischen militärischen
Behörden der Stadt Kiew sowie Abordnungen der
Truppenteile hatten sich eingesunken. Geh. Kon-
sistorialrat Dr. Strauß gab in einer tiefempfunde-
nen Trauerrede ein lebendiges Bild des großen
Soldaten und gütigen Menschen. Mit herzlichen
Worten gedachte der Redner alsdann seines Adju-
tanten. der Wer zwei ruhmvolle KriegsjaHre hin-
durch sein täglicher Begleiter und nun auch im
Sterben sein treuer Gefährte war. Nach einem Va-
terunser und der Einsegnung schloß die ernste
Feier. Der Zug bewegte sich mit Fackelbegleitung
unter dumpfem Trommelwirbel. Chorälen und
Trauernrärschen durch die Hauptstraßen der Stadt
zum Bahnhof. Eine dichte Menschenmenge säumte

ein hübsches Beispiel: die Atag. unter welcher
Abkürzung die Alster - Terrain - Aktien - Gesell-
schaft zu verstehen ist, hat alle ihre neuen Straßen
und Plätze mit plattdeutschen Namen belegt und
der Hamburger Schriftsteller Ludwig Frahm hat
dabei Gevatter gestanden. Alte Namen sind dabei
in ihrer alten Form wieder hervorgeholt worden,
und so finden sich im Gebiete der Gesellschaft jetzt
die folgenden Straßen- und Platznamen: Up de
Worth, Hysenhop. bi den Swankfod. Lohnendwiet,
Kritenbarg. Langestücken. Hülsenholm. Brahmbarg
Stakenbom, Hasselhorst, Spannon. Anschuß, Mol-
hagen, Kasbeernredder. Erot« Bleeken.
* Seltenheit. „Schau mal die vielen Fettflecke
hier im Buch!" —-Jedenfalls «ine ältere Auflage".
--Am Brunnen. „Sehen Sie, vier Wochen
leben Sie mal regelmäßig «und dann wieder vier
Wochen unregeläßig! Das ist verkehrt! Wenn
Sie gesund bleiben wollen, müssen Sie entweder
regelmäßig regelmäßig oder regelmäßig unregel-
mäßig leben!" (Fliegende Blätter).

Geschützdonner und Welter
Die Fmge, ob zwischen Geschützdonner und Wet-
ter ein Zusammenhang besteht, ist während des
Weltkrieges mehrfach behandelt worden, ohne datz
eine sichere Entscheidung hätte gefällt werden kön-
nen. Eigentümlicherweise steht der Meinung der
einen, Geschützseuer bringe Regen und trübes Wet-
ter, die Anst<Ä anderer gegenüber, die Wolken
würden zerstreut nnd Vs würde schönes Wetter her-
vorgsrufen. 'Eine Reihe jedenfalls ausfälliger Zu-
sammenhänge zwischen Geschützseuer und Wetter-
lage teilt jetzt Dr. B. Brandt (Belzig) in den
bei Julius Springer in Berlin erscheinenden „Na-
turwissenschaften" mit.
Wahrend der -heftigen Kämpfe an der Ostfront
im Sommer 1916 folgten an einem Wschnitte
Gewitter regelmäßig, auf besonders starke Kampf-
tage. Am Sevwetsch-Schtschara-Abschnitte, und zwar
an der nördlich von Baranowitschi gelegenen
Strecke, wies die Gefechtstätigkcit im Juni und
Juli folgendes Bild auf: von Mitte Juni bis zum
2. Juli herrschte bis auf vereinzelte Schüsse eins
fast vollkommene Ruhe; am 2. Juli fetzte gleichzei-

Äie Straßen und ließ den Zug in andachtsvollem
Schweigen mit entblößten Häuptern vorüberziehsn.
Berlin, 2. Aug. Ein Armeebefehl des
Kaisers besagt: Am gestrigen Tage schied Ee-
neralfeldmwrschall v. Eichhorn a la suite des
Leib-GreNadier-Regiments König Friedrich Hl.
(1. Brandenburgisches) Nr. 8, Oberbefehlshaber
der Heeresgruppe Eichhorn, durch ruchlose Mörder-
hand aus einem arbeitsreichen Leben. Mit ihm
ging ein General dahin, der in langen Jahren und
bedeutungsvollen Stellungen jederzeit seinen Kö-
nigen und dem Vaterland« vortreffliche
Dienste geleistet hat. An der Spitze der 10. Ar-
mee war es ihm vergönnt, in siegreichen Schlach-
ten auf dem östlichen Kriegsschauplatz an« der
Verteidigung des Vaterlandes ruhmvollsten Anteil
zu nehmen. Tiefbewegt beklagen Ich und Meine
Armee den Verlust des tapferen Generalfeldmar-
schalls, dos in Kriegs- und Friedenszeiten bewähr-
ten« Generals!" -Weiter enthält dann der Armee-
befehl Bestimmungen über Trauer u. a.
Wieder in der Heimat
Singen. 2. Aug. Gestern abend traf ein Zug
mit deutschen Zivilinternierten aus
Frankreich hier ein. Er brachte 680 Personen,
darunter viele Elsaßlothringer. Die Ankömmlinge
wurden «auf dem Bahnhof begrüßt und dann in der
Halle einer Fabrik bewirtet, wo sie von den Ver-
tretern des Reiches und Badens begrüßt wurden.
Namens der Stadt Singen begrüßte Bürgermeister
T h or«b eck e die Angekommenen.
Bayern gegen Berlin
München, 2. Aug. Die Korrespondenz Hoffmann
meldet amtlich: Die Presse brachie die Nachricht,
datz der Stadt Berlin das Recht zugestanden sei,
auch in dem kommenden Versorgungszeitraum je-
dem Versorgungsberechtigten eine Wochen-
fl e i s ch m e n g e von 250 Gramm zu verabrei-
chen, obwohl die WochenhöÄistmenge an Fleisch für
das Reich auf 200 Gramm festgesetzt wurde. Die
Presse wandte sich einmütig gegen «diese Bevorzu-
gung Berlins. Da Anhaltspunkte dafür bestehen,
daß die Nachricht zutreffend ist, hat. wie wir er-
fahren. das Staatsministerium des Innern gegen
diese Herausnahme der Stadt Berlin aus den, all-
gemeinen Versorgungsvlan entschieden Ein-
spruch erhoben und sich Vorbehalten, im Be-
darfsfalls auch den größeren bayerischen Städten
in gleicher Weise entgegenzukommen.
KriegsverraL und Fahnenflucht
Berlin, 2. August. Der Gefreite Bertold
St rau ß wurde durch ein Urteil des Ober-
gerichtshofes in Eraudenz wegen Kriegsverrats
und Fahnenflucht zu 15 Jähren Zuchthaus
verurteilt. Strauß verriet dem englischen Nach-
richtendienst seine Kenntnisse über Organisation
und Ausbildung der Jliegerwafse.
Auch Bayern in Salzburg vertreten
München, 2. August. In der Schlußsitzung-der
Reichsratskammer erklärte der Minister des In-
nern v. Brettreich: Die Salzburger kom-
missarischen Verhandlungen sollen dein nächst fort-
gejtztzt werden. Die Negierung besteht darauf, daß
bei den sachlichen Verhandlungen Bayern« das
Recht der Beteiligung zugestanden wird.
Die Regierung hält an der wiederholt bekundeten
Auffassung fest, daß der bayerischen Landwirt-
schaft der notwendige Zoll- und Seuchenschutz auch
Oesterreich-Un-garn gegenüber erhalten bleiben
muß. Die Bestrebungen, di« sich dagegen richten,
würden auf entschiedenen Widerspruch der bayeri-
schen Regierung stoßen.

Berlin, 2. August. In dem Botschaftsgebäude
an der Rauchstratze fand heute nachmittag die
Trau er fei er für den verewigten kaiser-
lich osmanischen Botschafter Ibrahim Hakki
Pascha statt. Als Vertreter des Kaisers war
Prinz Frierich Wilhelm von Preußen erschienen.
In der Rauchstratze hatten als Trauervarade zwei
Kompagnien des Alexander-Regiments Aufstellung
genommen, ebenso die zur Ausbildung in Berlin
weilenden jungen Türken. Nach der Trauerfeier
wurde der nur mit der Halbmondflagge bedeckte
Sarg auf den sechsspännigen kaiserlichen Leichen-

wagen gebracht, während die Truppen präsentisk'
ten. Sodann setzte sich di« Trauerparade in
ruegung zum Anhalter Bahnhof, von wo d««
sterblichen Ueberreste Hakki Paschas mit dem Bo!'
kanzug in die Heimat geführt werden. ,
Rom, 1. Aug, (Stefani.) Das Kriegsgericht
verkündete das Urteil im Hoch verra tspro-
zeß wegen der Versenkung des Panzerschiffes „Bf
nedetto B-rin". Giorgi Corpi und Achim
Moschini wurden zur Degradation und zum Tod«
durch Erschießen im Rucken und Datolini zu le-
benslänglicher Zwangsarbeit und Degradation
verurteilt. Mario Azzoni wurde sreigesvrochen, d»
ihm ein Verschulden nicht nachgewiesen werde»
konnte.

Bezugspreis 3 M monatlich
»tveimal täglich frei ins Haus


Wasserstände am 3. August 1918-
Heidelberg: 1,08 m, Heilbronn: 0,25 m und in
Neckarsteinach: 0,57 m_
MtttMBeMrhiNW hecheiW. MM

Am 3. August 1918, morgens 7 Uhr.

Wärme-
Grads
n. Cels.
niederst.! höchster
Wärmegrad
seit gestern
Wind-
richtung
Himmel
Lustb»

-i- 15,4
-i- 14,8
B 22,0
— —


Niederschlag 8,1 mm
Mittelwerte von gestern:
Temperatur 16,6
Dunstdruck — mm
Relative Feuchtigkeit — °/°


Zwischen einem Schwätzer
und Wichtigtuer in Uniform und
einem Spion ist nur ein klein ek
Unterschied!
ST«Ä G O G»''«KUU?
Verantwortlich für den gesamten Texttei-
Kurr Fischer
für den Anzeigenteil Hermann Beyerl?
Rotationsdruck und Verlag
Theodo, Berkenbusch, sämtl. in Heidelb^S

tig mit der Sommeschlacht eine lebhafte Kampstä-
tigkeit ein. die sich gelegentlich bis aufs höchste
steigerte; erst gegen Ende Juli wich sie wiederum
einigermaßen ruhigen Zeiten. Der Wendepunkt
der Kriegslage, der 2. Juli, bildet nun gleichzeitig
einen Einschnitt zwischen zwei wesentlich verschie-
denen Abschnitten der Witterung. Beide waren
gleimätzig Luxch mäßig warmes, nicht schwüles, an-
genehmes Sommerwetter ausgezeichnet; im Juni
herrschte es dauernd und war nur durch ein ein-
ziges Gewitter unterbrochen, im Juli abE wurde
es durch häufige Gewitter und kurze, mehr oder

heiß noch schwül war. Es herrschte durchaus kei»'
Eewitterstimmung; Regen und Gewitter kam«"
vielmehr wie aus heiterem Himmel. ...
Im Gegensätze zu diesen Beobachtungen, die K
einen Zusammenhang zwischen Artillerieseuer M
schlechtem Wetter insbesondere Regen und Gsum
ter. zu sprechen scheinen, führt Brandt Beobacht^
gen von der Westfront aus dem folgenden SomE
an. die an diesem Zusammenhänge zweifeln lassA
während der heftigen Kampftage im Aisnegeln^
war nicht die Spur zeitlicher Beziehungen zwM<-
DMLtzfeuer und Wetter zu bemerken!

allgemein damit rechnete, wobei besonders merk- ' schule für -Mw-k in der Fcchanenstraße von
würdig war, daß es in den Zwischenzeiten weder - ab gepachtet.

weniger heftige Regen gestört, die zeitlich fast stets
mit stärkerem Artilleriefeuer annähernd zusammen-
fielen. Am 4. Juli steigerte sich das Artillerie-
feuer von 8 bis 12 Uhr abends zu größter Heftig-
keit; gegen 10 Uhr folgte ein starkes Gewitter mit
anhaltendem Regen, der mit Abflauen des Feuers
nachlietz. Der 5. Juli war sonnig und trocken. Ge-
gen 11 Uhr abends setzte kurze Zeit nach dem Be-
ginne stärksten Feuers ein überaus heftiger Ge-
witterregen ein. Der verhältnismäßig ruhig« 6.
Juli war von schönem, gewitter- und regenfrciem
Wetter begleitet. Am 8. Juli wurde der. Vormit-
tag von sehr heftigem Feuer ausgefüllt. doch zeigte
das Wetter keine Besonderheit. Am 9. Juli folgte
dem Beginne lebhafter Feuertätigkeit in den frü-
hen Abendstunden Regen und Wetterleuchten. Am
14. Juli, einem heiteren, nicht schwülen Tage, be-
reitete 2 Uhr nachmittags ein zweistündiges Trom-
melfeuer einen Angriff vor. Bald begann ein leich>-
ter. öfters aussetzender Regen, der mit dem Feuern
aufhörte. Besonders bemerkenswert ist. daß er ört-
lich beschränkt war uni/ nur in der Gegend der
feuernden Batterien wahrgenommen wurde. Am
27. Juli 9 Uhr 30 abends setzte annähernd gleich-
zeitig mit starkem Artilleriefeuer leichter Regen
ein; das gleiche war mit einem etwas größeren
Abstande am 28. Juli der Fall, wobei es sich um
einen Gewitterregen handelte. Am 30. Juli folgte
10 Uhr abends Gewitter mit Regen, tagsüber mä-
ßigem. in den Abendstunden anschwellendem
Feuer. Regen und Gewitter kamen und verschwan-
den stets mit einer solchen Pünktlichkeit, daß man

Kunst und Wissenschaft
* Die Herder-Kanzel in Weimar, die nach eib'
Weimarer Meldung zugleich mit dem Amte
Oberhofvrvdigers dem Professor Dr. Otto Froi»
mel in Heidelberg angeboten «wurde, scheint '
einen Komvetenzkonflikt zwischen Staatsregierw,
und Stadtkirchengemeinde hineingczogen zu
den. Der Vorstand der Stadtkirchengemeinde
läßt eine Erklärung, daß auf der Herder-Kantzel
der Skadtkirche nur ein Mann als Qrtspfarrer w
hen könne, 8er von der Stadtkirchengemeinds
solcher gewählt ist. Prof. Fromme! scheint
Posten eines Oberhospredigers von „höherer Ste>-
angclboten zu -sein. .
* Geheimer MedizinalraL Prof. Dr. Alst',
Goldscheider. Direktor des Poliklinischen Iust"^.
für innere Medizin an der Berliner Univeo
tat. begeht aim 4. August den 60. Geburtstag.
bekannte Internist, Schüler und Assistent von
dens, ist aus Sommerfeld im Kreise Krossen
bürtig. Seine Monographis „Diagnostik der KA.-,
heften des Nervensystems" erschien 1910 in 4. -3 >
läge.

Theater und Musik
* Ein zweites Kammerspielhaus b-eabstö)-^
Max Reinhardt in Berlin zu eröffnen. H
diesem Zwecke hat er das Theater in der S"»
 
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