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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Dienstag, den 6. August 1918

"Fernsprecher Nr. 82

Nr. 18!

Eine neue Kundgebung
Lstzd Georges
Anläßlich des Jahrestages des Kriegsausbruchs
Lat Lloyd George eins Botschaft an ,amt-
liche Briten gerichtet, die omszuharren mahnt, da
England für die Wiedergewinnung der
Freiheit und die Unterdrückung des
Militarismus kinnHft. Bor 6 Monaten hät-
ten die Führer von Deutschland die gs-
rechten und ehrliche» Bcdingüstzen der Alliierten
abgelehnt. (?) Der Lrab-erungctraum, durch den
die Deutschen den Krieg verhreKerM verlängern,
»sürde niemals in Erfüllung scit-sn. Menn dis
Preußische Autokratie jetzt noch ver wei-
tzelte Besuche macht, der onvaüttisrn Niederlage
zu entgehen, heißt dis Parole: Msharren, damit
L-ie Welt von den Greueln dieses Krieges befreit
wird.
Die neueste Kundgebung des engst,chen Pre-
imieriirintsters ist auf den gleichen Aon. gestellt
wie seine unzähligen früheren. Bon, Verständr-
gungswillön keine Spur, dafür ein Höchstmaß an
Berd-rohungen und Ent stellungen. Deutschland hat
xu ost seinen ehrlichen Friedenswillen gezeigt, als
Patz es durch die bösartigen Anwürfe Lloyd Georges
Mch nur berührt wird. Uebrigens prophezeit zu
gleicher Zeit Churchill in einem Brief an seins
Freunde den baldigen sicheren! Sieg über Deutsch-
Land- Leider Hat Churchill das Pech gehabt, daß
Won seinen Voraussagen bisher sich keine einzige
-erfüllt hat . . .
Die Sowjetrepublik gegen die
Entente
Die Züricher Post meldet: Das amtliche Ruß-
land gibt nun zu. daß der Kriegszustand zwischen
England und Rußland tatsächlich besteht. Die offi-
ziöse Prawda schreibt, daß die russische Sowjet-
republik genötigt sein könne, nunmehr im
Nun de mit den Deutschen den Krieg »gegen
hie früher» Bundesgenossen aulfzumehmen. Em
neuer Befehl Trotzkis nennt Franzosen, Engländer
tznsammen -mit den Tichcckw-Slownken als die
Feinde Rußlands.
Das Eingreifen in Sibirien
Reuter meldet aus Washington: Das ameri-
anische Staatsministerium hat in einer ausführ-
lichen Veröffentlichung auseinandergosetzt. daß mit
der Intervention in Rußland lediglich be-
absichtigt werde, die Tschecho - Slowaken zu
ketten. Dis Vereinigten Staaten und Japan wür-
den zu diesem Zwecke eine Kriegsmacht von etli-
chen Tausend Mann nach Wladiwostok schicken.
In Sibirien bestehen übrigens gegenwärtig
lebeneinander drei Regierungen nämlich
diejenige von Omsk, diejenige von Wladiwostok
pnd diejenige des Generals Horvat. Nach den hei
-en Tschechen in Wladiwostok eingetraffenen De-
peschen hat sich nunmehr «ine Regierung in Sa-
ratow gebildet, die sich aus Rodzyanko und Mil-
jukow zusammensetzt. — Darnach ist allo Si-
birien das „regiertefte" Landl

Das Verwundetenabzeichen
Z Das Kriegsministerium gibt bekannt: Die
Lriinde. weshalb bei Verleihung der verschiede-
nen Klassen des Verwundeten - Abz-ei-
4> e n § nicht die Schwere der Verwundung oder der
Grad der Erwerbsbeschränkung maßgebend ist. sind
folgende: Das Verwundetenabzeichen ist keine
Auszeichnung, sondern ein Abzeichen. Es wird
Picht für Tapferkeit vor dem Feinds verliehen;
dafür sind Orden und Ehrenzeichen da. Es soll auch
sein Abzeichen für Kriegsbeschädigte werden oder
lediglich die Frontkämpfer bezeichnen. Verwun-
dung — selbst schwere — ist an sich kein Verdienst,
st« braucht auch nicht immer ein Beweis von Ta-
pferkeit zu sein. Einmalige Verwundung
braucht nur ein Zeichen zu sein, daß der Verwun-
dete sich in gefährlicher Lage befunden hat. Eine
«ehr-malig e Verwundung läßt aber meist auf
Unerschrockenheit und Nichtachtung der Gefahr
Mission. Deshalb sollte die unentwegte Rückkehr
lur Truppe trotz Verwundung oder mehrfacher
Verwundung durch die Möglichkeit der Erlangung

eines höheren Grades des Abzeichens anerkannt
werden. schw er verwundete. die info lge ihrer ein-
maligen schweren Verwundung oder Erkrankung
aus dem Heeke ausscheiden und somit keine Gele-
genheit mehr haben, einen höheren Grad des Ab-
Mch-'üs zu erwerben, müssen sich daher mit dem
ihnen etwa zuerkannten schwarzen Abzeichen be-
gnügen. Eine Abstufung der Klassen nach der
'Schwere der Verwundung ist unmöglich, weil es
keine Grenze gibt schwerer und leichter Verwun-
dung, namentlich bei inneren Verletzungen. Gs-
sundhe'itsbeschüdiMnsen — Ziffer 4 der Ausfüh-
rungsbest'.mnckiu.ge» — den Verwundungen über-
haupt gle-chzustellen, entschloß sich das Kriegsmini-
sterium lediglich aus dem Grunde, um den vielen
wegen Krankheit ohne Orden und Ehrenzeichen
entlassenen Kriegsteilnehmern ihr Fortkommen da-
durch zu erleichtern, daß sie durch das Abzeichen
sich als Kriegsteilnehmer ausweisen und so -der
Verdacht der DrÄcköberg-erÄi von ihnen serngshalten
wird. Infolgedessen mußte die Entlassung aus
demHeers Bedingung sein, da sonst jederAngehLrige
des mobilen Heeres das Abzeichen erhalten Härte,
der infolge der besonderen Gefahren des Kriegs-
dienstes erkrankt ist.

KrisgsfKrsorge
Tcuermrgszuschüffe an Offiziere
Eine Verordnung bestimmt, daß auch den mo-
bilen Offizieren mit immobiler Be-
soldung -und den immobilen mit mobi-
ler Besoldung abgefundenen Offizieren in Stel-
len,, die unter Wchnungszuschuß, Tarifklasse 4 und
5 fallen, aus Anlaß der Teuerung mit rückwirken-
der Kraft vom 1. April 1918 an Kriessteue-
rungszufchüsss oder Zuwendungen gewährt
werden sollen. Offiziere mit dem Wohnungsssld-
Aschuß 4 und 5 des Tarifs erhalten in besonders
teueren Orten bei einem Kind monatlich 15 Mk.,
.bei zwei Kindern monatlich 29 Mark, bei drei
Kindern 44 Mark, bei vier Kindern 69 Mark, bei
fünf Kindern 77 Mark, bei sechs Kindern 95 Mk.,
bei sieben Kindern 114 Mark, bei acht Kindern
134 Mark, bei neun Kindern 155 Mark, bei zehn
Kindern 177 Mark. In nicht besonders teueren
Orten «bei einem Kinde 18 Mark monatlich, bei
zwei Kindern 25 Mark, bei drei 38, bei vier 52,
bei fünf 67, bei sieben 166, bei acht 118. bei neun
137, bei zehn Kindern monatlich 157 Mark. Wenn
-mehr als zehn Kinder vorhändein sind, wird der
Zuschuß vom Kriegsministerium festgesetzt.
Vom 1- Juli 1918 an sollen den Pension irr-
ten Offizieren, di« während des gegenwärti-
gen Krieges im Sinns des § 3 Absatz 2k des Of-
fizier-Penfionsgchetzes 1906 Wiederverwendung
-gesunden und dabei an Kampfhandlungen teilge-
nominen haben, beim Rücktritt in den Pensions-
zustand bis zur gesetzlichen Regelung, wider-
rufliche Zuschläge zur Pension aus Kapitel
84a des Kriegsjahres-Etats bewilligt werden. Die
Zuschläge werden bis zur Erreichung des Pen-
sionsbetrases gewährt, der sich nach den geltenden
Pensionssätzen aus dem pensionsfähigen Dienst-
einkommen der Friedensstelle ergibt, die der
Kriegsstelle entspricht, deren Inhaber der Offizier
zur Zeit der Kampfhandlung gewesen ist. Auf die
pensionierten Heeres beamten findet
die Bestimmung unter denselben Voraussetzungen
Anwendung. Die Anweisung des Zuschlags erfolgt
ohne Antrag durch die Pensionsabteilung des
Kriegstninisteriums. Sollte ein Empfangsberech-
tigter bis Win 1. Oktober 1918 über die Anweisung
des Zuschlags keine Nachricht erhalten haben, dann
ist der Penstonsabteilung des Kriegsministeriujms
ein begründeter Antrag einzufenden.
Die veichsgesetzliche FamMenirnter-
Mtzimg
Vom Kriegsmi nister ist in einer neueren Ver-
fügung darauf hingewiesen worden, daß nur Ange-
hörige von Mannschaften Anspruch auf die
reichsgesetzliche Familienünterstützung haben.. Bei
Beförderung zum Offizier und bei Ernennung
N«m Heeresbeamten sowie Beleihung mit einer
Heere sb-samienstelle auf Widerruf erlischt, der An-
spruch auf Familienunterstützung. Die Truppen-
teile und Behörden, bei denen die betreffenden
Heeresangehörigen zur Zeit ihrer Beförderung
oder Ernennung Dienst leisten, haben Mr recht-

--—---—-
Neues aus aller Wett
* Landesverrat aus Mitleid. In Aachen kam
rin Fall von erstaunlicher Unverständlichkeit vor
Gericht, Eine Landwirtsfrau aus der Umgegend
Latte einem flüchtigen russischen Kriegsgefangenen,
»er ihr auf der Landstraße begegnete, auf seine
Litten zu essen gegeben; sie hatte ihm dann ein
Lager auf dem Heuboden eingeräumt, -ihm Zivil-
tleiider geschenkt und den sichersten Weg Wer die
Grenze gezeigt. Der Russe war dann koch noch
einer Mache in die Hände gefallen. Die Frau er-
klärte. aus reinem Mitleid gehandelt zu
Laben: ein Entgelt habe sie nicht erhalten. Das
Gericht verurteilte sie zu drei Monaten -Gefängnis,
-a die Frau durch ihre VorMublsifftung die
teutschs Wehrmacht benachteiligte.
* 63 Denkmäler in Moskau. Im Auftrag d:s
Sowjets der Volkskommissare hat der -Kommissar
)er Vvlksausklärung Lunatscharski eine Liste zu-
Wmmensestsllt, nach der 63 Personen in Moskau
Denkmäler errichtet werden sollen: 45 Politikern
tznd- Schriftstellern, nämlich 31 Russen (darunter
Vlechanow, Herzen, Bakunin, Lawrow. Tolstoi,
Dostojewski, Puschkin, Tschernyschelwuki, Lermon--
ow. Belinsky. Lomonossow, Metschnikow. Mendel-
lews und 14 „8üWlänid>ern", darunter Marr, En-
gels. Bdbel, Jaures. L-afargue, Spartaous. Tibe-
ffus Gracchus. Brutus, Baboeuf, Marat. Robe-
Piere, Danton: ferner 18 Künstlern, darunter zwei
ausländischen: Beethoven und Chopin. — Das
wäre ein Schauspiel für Götter, zwei Muschiks sich
>. B. vor -dem Denkmal des Tiberius Gracchus über
Hessen Agrarreform unterhalten zu sehen!
2 Kinder gegen die „gelben Hunde". In
Amerika ist eins Organisation -begründet wor-
)tzn. dis sich gegen die Flaumacher, die
-ort als „gelbe Hunde" bezeichnet werden, richtet.
Dis neue Organisation umfaßt Knaben, die
überall herumLtreif«soll»n. um -Gespräche zu be-
auschen -und -dann schleunigst zur Polizei zu lau-
ten. um die belauschten Leute »u denunzieren. Der
Liaatssökretär des Staates New York gibt dieser
Md-umfassenden Bewegung seine Empfehlung mit.
Daß man jetzt in Amerika Kinder, deren Zeu-

genaussagen kein Gericht in einem anderen Lande
voll bewertet, mit der Ueberwachung Erwachsener
betraut, läßt Art und Stärke der dortigen Kriegs-
Legeifternng in -einem recht eigenartigen Lichte er-
scheinen.
* Ei» fünfjähriger Amerikaner als Kriegshetzer!
In Chicago Daily Tribuns wird von einem fünf-
jährigen amerikanischen Wunderknabsn, namens
Kenneth B- Hughes aus Sasinaw. Michigan, er-
zählt. der über außergewöhnliche Rednergaben ver-
fügen soll, Dieser Baby-Demofthenes hat patrioti-
sche Ansprachen im "ganzen Lande gehalten.' Er hat
zum Beispiel über Rekrutierung, Kriegsanleihe
und über alle sonstigen, von der Regierung ge-
wünschten Propagandathe-Mata öffentlich gespro-
chen. Vor Präsident Wilson hielt er eine Rede über
„Demokratie." Jetzt ist er vom König von
England eingeladen worden. Seine Eltern
werden aber wahrscheinlich die Aufforderung nicht
annehmen, weil sie die Talente ihres hoffnungs-
vollen Söhnchens dem eigenen Lande zugute kom-
men lassen wollen.
* Strafmandat für vaterländisches Laubsam-
meln! Die Sächsische Schulzeitung schreibt: Was
erfahrens Lehrer vorausgesagt haben, ist einge-
treten. Bereits ist ein Lehrer wegen Vevgchens
gegen das Forst- und Feldstr-afgesetz. das verbots-
widriges Abrupten von Laub mit. der Absicht
rechtswidriger Aneignung mit Strafe belegt, in
eins Geldstrafe genommen worden. — Wo hier das
Moment „rechtswidriger Aneignung,, liegen soll,
ist dem Normalmenschen nicht recht ersichtlich.
Dann muß doch wohl das — Vaterland das Straf-
mandat kriegen . . .
* Die Kunst des Umgangs mit Amerikanern.
Ein Kanadier schreibt in der Evening News vom
9. Juli den Engländern genau vor. wie sie die
Amerikaner behandeln sollen: Kckne englischen
Heimatlieder Vorsingen! Kein Criket da sie Base-
ballspieler sind! Keine Kneiperei! Keine Bemer-
kung über seine Sprache! Keine englischen Usber-
lieferungen! Nicht zu viel Landaufenthalt! Keine
cnglischrn Speisezettel. Teetrinken erscheint dem
Amerikaner verächtlich! Gib ihm aber -auch keinen
Kaffee, denn du verstehst ihn nicht zu machen!
Laß ihn im Hause nicht frieren! Studiere ihn
nicht! Und endlich: Verheirat« ihn nicht!

zeitigen Einstellung der Familienünterstützung den
zuständigen Lieferungsoerband sofort zu benach-
richtigen. Alle seit Beginn der Mobilmachung
ernannten Offiziere des Beurlaubtenstandes und
Heeresbeamte a. W., deren Angehörige etwa noch
Familienunterstützung beziehen sollten, sind ange-
wiesen worden, die Lieferungsvsrbände selbst zu
benachrichtigen. Hierzu hat der Minister des In-
nern Len Lieferungsverbändsn noch erläuternd
mitgeteilt, daß Deckoffiziere, unbeschadet der
Bestimmung, Laß sie in Bezug auf Versorsungs-
achMÜche, den Offizieren gleichstehen, zu Mann-
schaffen der Marine gehören. Ebenso gehören
Offizierstellveitreter und Beamten-
stellvsrtreter zu den Mannschaften des Hee-
res. Ihre Angehörigen sind daher unterstützungs-
berechtigt.
Papierpreis und Negierung
Der Verein deutscher Zjritungsverleger ver-
breitet einen langen Aussatz über die Papier-
preispolitik der Reichsregierung und
die wirkliche Lage der Zeitungen. Der Artikel geht
davon aus, daß dieMichsrogierung unter LemEin-
flusse des Reichsschatzamtes ihre bisherige Papier-
preispolitik nach der das Reich einen Teil der un-
geheuer gestiegenen Kosten für das ZeitMgspa-
pier übernahm, ändern oder ganz -aufgeben will.
Es wird feftgestellt, Laß sich eine ungeheuere
Mißstimmung darüber in der deutschen
Presse geltend mache. Die Reichsregie-
rung sei offenbar von falsch unterrichteten Inter-
essenten in dieser Weise beeinflußt worden. Ganz
besonders scharf wendet die Kundgebung der Zei-
t-uNgsverleger sich gegen den ausgetauchten Gedan-
ken, daß Len Zeitungen nur gegen den Nachweis
der Bedürftigkeit künftig der billigere Papier-
preis gewährt werden soll. Dieser Nachweis wird
nach der Ansicht der Zeitungsverleger den Glau-
ben an dis Unabhängigkeit der Zei-
tungen auf das schwerste erschüttern,
denn die. Gefahr könne nicht gelsugüÄ werden,
daß ein Zeitungsverlog-er. der ohne die von der
Regierung abhängige Anerkennung seiner Bedürf-
tigkeit wirtschaftlich ruiniert wäre, in seiner kri-
tischen Haltung dieser Regierung gegenüber un-
frei und vollkommen gebunden wäre. Der Reichs-
tag Habs sich einmütig auf denselben Standpunkt
gestellt.
Was die Lage der Zeitungsverleger
anbetvsffe, so sei sie durch die ständigen Teue-
rungszulagen. die Verteuerung aller Stoffe und
die Mehraufwendungen für den redaktionellen
Teil stark in Mitleidenschaft gezogen. Das schein-
bare Wohlergehen der Zeitungen habe verzwei-
felte Aehnlichkeit mit dem scheinbar blühenden
Aussehen eines innerlich Kranken. Die geringe
Kapitalskraft der einzelnen Zeitung stehe in gar
keinem Verhältnis zu ihrer politischen Bedeutung.
Es liege Laber im Reichs- und Stratsinteresse,
dis Eesamtstr ukt Nr der belutschen Presse
zu erhalten. Eins Aendorung der Pressspoli-
tik der Neichsregiekung werde die Stiminiung der
deutschen Presse im Grund und Boden verderben.
Wolle man die Zeitungsverlecstr durchaus nicht
hören und in dieser kritischen Zeit den Keim zum-
Ruin der deutschen Presse logen, so könnte sie
eines Tages schweigen, bis dies Schwei-
gen M den sStufen des Thrones dränge.
Dis Organisationsleitung halte es daher für ihre
Pflicht, da vertrauliche Andeutungen nicht beach-
tet werden, öffentlich darauf hinzuweisen, daß ei-
nes Tages die Stimmung in einem Beschluß
der Solidarität Ausdruck finden konnte,
der über Organisationsdisziplin und Vereinslei-
tung hinweggehe.
.. Mir- —
Kleine KriegsnachrichLen
* Jliesc« an der französischen Front. General
Jlioscu, ehemaliger Befehlshaber der rumä-
nischen Armee wird -an der französischen Front das
Kommando über -die tvanssylvanifchs Legion über-
nehmen.
Das Schicksal der Zarenfamilie. Die Bol-
schewisten haben der Auslieferung der
Zarin mit ihren Töchtern nach Spanien rüge-
st i mm t. lieber die geforderten Sicherheiten feien
die Verhandlungen mit den Kriegführenden noch
in der Schwebe.
Der Mann mit dem E. K.
Arrch eirr Ersatz „
Dieser Tage hatten wir, so lesen wir -in der
Straßburger Post, einen Besuch. „Der Mann
mit dem E. - K." sagte die Dame dos Hanfes lä-
chelnd. Ich konnte nichts von dem schwarK-weißen
Bande an ihm entdecken und weiß auch, daß er
nicht im Kriege war, also höchstens das Zivilver-
dienstkreuz haben könnte. Aber auch das Hatto er
nicht und sah aus, wie immer. Wieso also E.-K.?
Man ist nervös gegenüber Scherzen, die einen einst
leicht vergnügt unterhalten konnten. „Ich meine
kein Eisernes Kreuz, sonderen einen — Eiser-
nen Kragen". — Als Marterwerkzeug aus
dem Mittelalter ist der Eiserne Kragen bekannt,
aber sonst? Und auch nichts Besonderes war an
dem Besuch zu sehen; er trüg einen weißen Kra-
gen wie allo Tage, etwas matt, wollte es scheinen,
nicht glänzend wie einst di«. StärkewAsche, aber
schneeig weiß. Und in der Tat. er ist aus Metall,
der Kragen, der in Hamburg zum Schluß des vier-
ten Kriegsjahres -ersonnen und erzeugt wurde, um
wirksam dem Mischev-erschleiß und der Unmöglich-
keit'gestärkter Kragen zu begegnen. Durch ein be-
sonderes Verfahren ist er sorgfältig weiß lackiert
und eingebrannt, kann, unsauber geworden, mit
Seife und Wässer einfach abgebürstet werden, und
ist nach dem Äbtrocknlen wieder neu. Weg- und
schmiegsam lest er sich um den Aals, ist so bearbei-
tet, daß eine Reibung unnrd'glich ist. und sitzt fest
auf dem Heärdenbund auf. So wäre die Rot mit
dem Stärkewäsche also behoben, ein neuer Ersatz
geschaffen? Die Not M ja -auch großst geworden.
Der feine weitzgestärkte und glänzend geplättete
Kragen ist doch immer noch der Stolz der Männer-
welt. Jungs elegante Herren und auch ältere und
gewiß nicht geckenhafte tragen ihn mit Freude und
als ein Sinnbild äußerer und wohl auch innerer
Sauberkeit. Im Diittelstand trägt man ihn ganz
allgemein, selbst in den klein bürgerlichen Kreisen
ist er ja so in Gebrauch, daß durch ihn der „papie-
rene Taglöhner" charakterisiert wurde und auch
zuen „Stehkragenproletarier" wurde, auf den der
werktäglich halsfreie Arbeiter mit ein wenig Ver-
achtung herabsah, Allerdings gürtete der sich auch
des .Sonntags so eino steife Halskrause um, über

Deutsches Neich
* Die ersten Vorräte der neuen Ernte
bei der Reichsgetreidestelle eingetroffen. DaE
können dis Schwierigkeiten, die sich der Broto»
sorgung in diesem Jahr entgegenstellten und
durch die Verzögerung der Ernte infolge der nE
kalten Witterung der ersten Juli-wochen noch veu
schärft worden waren, nach der Auffassung
maßgebenden Stellen in Berlin, als übevwunde"
-gelten. Trotzdem die Zufuhr aus der Ukraine so
ring war, ist es uns also gelungen, über
Schwierigkeiten binwegzukommen. Wenn die
wirtschaftlichen Betriebe mit Beschlagnahmung^
und Haussuchungen manchmal unanLer.-ehm o»-.
lästigt waren, so ist es uns doch auf diese Weml
möglich geworden, was unsere Feinde nie gs-glaEl
haben, daß Deutschland ohne Stockung in sein«'
B-rotversorgung in das neue Wirtschaftsjahr HE
ubevgelangen könne. Die Versorgung des Jahre«
1917-18 war zweifellos besser als die des J-ahEl
1916-17, und es ist zu hoffen, daß auch das ko:^
wende Wirischaftsj-ahr keine entbehrungsreicher'
Zeit bringen wird, als die vergangene war. ll"/
ser Mirt-schaftsvlan im kommenden Jahr ist -lE
gebaut lediglich auf den Erzeugnissen, die DeutM
land selbst beroorbringt. Andere Posten köm>r4
umsoweniger eingestellt werden, als i-a die ZuiM
ren aus der Ukraine nach wie vor unsicher
und die rumänische Weizenernte in diesem Ja"
eine Mißernte darstellt.

Badische Politik
* Die Erhebung von Zuschlägen zur EinkoBk
»lensteuer. Dem Landtag ist der Gesetzen lUvo
über die Erhebung von Zuschlägen zur EinkE
-menfteu-sr zugegangen. Der einzige ParagraÄ
des Gesetzes lautet: In Abänderung des G-seN«
vom 22. Dezember 1917, die Erhebung von
schlügen zur Einkommensteuer betreffend, wird vo4
den Einkommensteuerpflichtigen der nachbcze'.ckM
ten Steuerftufen für das Jahr 1919 ein Steuer-
zuschlag erhoben, der beträgt in den Ernkommeks
-steuerftufen von 240g Lis -ausschließlich 6000
10 v. H.; von 6000 bis ausschließlich 8600
15 v. H.; von 8000 bis ausschließlich 10 600
20 v. H.: von 10 600 bis ausschließlich 20 000
25 v. H.; -von 20 000 bis ausschließlich 40 000
30 v. H.: von 40 000 bis ausschließlich 60 000 M-
35 v. H; von 60 000 bis ausschließlich 80 000 M
40 v. H.: von 80 000 bis ausschließlich 100 000 A
45 v. H.; von 100 000 bis ausschließlich 125 000 M
50 v. H.; von 125 000 bis ausschließlich 150 000
55 v.- H.: von 150000 M. und darüber 60 v. 9
der im Einkom-mensteuertarif bestimmten Steuer«
sätze.
* Der Gesetzentwurf über die Abänderung sss
Brersteuergesetzes ist im Druck erschienen. Der dZ
bad. Staatskasse verbleibendes Mehrertrag aUSS
den Einnahmen an Biersteuer ist bei den Steuer«
sähen des neuen Entwurfs gegenüber den gkciÄÄ
Einnahmen im Rechnungsjahr 1913 auf ruä"
6 603 888 M. gestiegen.
* Der Vollzug des Beamiengesetzes. Tais Just-i^ I
Ministerium hat für die Erteilung der GenehE i
gung zur Abgabe außerordentlicher GEchten,
llebernabms eines Nebenamts oder einer Nebem I
beschäfti-gung, sowie zur Annahme von Bslohnui^ -
gen und Geschenken für zuständig erklärt: dl
O-ber landges gerichtspräsidenten lM i
sichtlich der übrigen Beamten und der Bedüensteittt i
des Oberlandesgerichts: den Oberstaats a ü'
walt hinsichtlich der übrigen Beamten und de« i
Bediensteten der ObeLstaatsan-waltschaff: Lw I
Landgerichtspr äsidenten Hinsichtlich I
übrigen Beamten und der Bediensteten der LaE I
«erichte; die ersten Staatsanwälte, di«
Staatsanwälte in Mosbach. Pforzheim
Waldsbut, sowie die Amtsgerichts- und N s-
tariats vor stände hinsichtlich der sonstig^,
behördlich angestellten Beamten und der Vcdic«^
steten der ihnen unterstellten Vchörden. Die Er-
teilung der Genehmigung zur Annahme von Er-
halten. Dienstzulagen und Ehrengeschenken bkeiw
für sämiliche Beamte und Bedienstete der. Er-
richte, Staatsanwaltschaften und Notariats
JllstiznmMtermm vorbehalten. Die den -MürM-
amten der Notariats allgemein erteilte GeneHM
aung. VormuMchaftsrechnungen gegen Entgelt L«
stellen, bleibt -aufrecht erhalten. .

dis er Werktags Manchmal höhnte. Dieses Kunst-
stück. einen hübschen weißen, feingeglätteten KE
gen anzmziehen, ist nun sehr erschwert worden, sche«
der Preise wegen. Glücklich ist nun, wer sich früh
zeitig weiche Kragen zulegte, die sich nicht rech'
e'inbürgern wollten, und jeßt auch nicht m>ehr L»
haben sind, Wer aber -am steifen Kratzen" hält'
hat nun einen Ersatz, der sich vielleicht du-rcheM
— wenigstens als eiserne Portion, für de«
Fall, daß einmal -alle Stränge reißen und du
Plätterin oder Büglerin alles verschluckt und no4
nichts wieder herausgeaeben Hal

8
E-
-'5

Kunst und Wissenschaft

* Der „Akademische Bund" in Heidelberg. An-
läßlich der beabsichtigten Gründung eines WrdeB
Bundes in Heidelberg durch FÄ. stud. vbi-l. K-
Schinschky erklärt der Akadem. Bund rw KraE
furt -a. M.: 1. Der WaLem. Bund zu Frankfurt w
in keiner Weise an der -Gründung eines Wkcdem>
Bundes in Heidelberg beteiligt. Der vertE
tende Vorsitzende Herr Dr. K. Rhotert hatte E
die -Absicht, in Heidelberg eins Ortsgruppe
gründen. Die diesbezüglichen Bekanntmachung^'
Frl. Schin-Wys entsprechen nicht -den TafiaE
2. Frl. Schinschky ist nur ein Semc-st/r MsitglE
-des Wadem. Bundes in Frankfurt gewesen um
bat sich an der Bu-ndesarbeit nicht beteiligt; D»
sie in keinerlei Fühlung mehr mit dem Bund stsM<
ist sie in keiner Weife befugt, sich als Vertretern
des Wadem. Bundes auszugeben. 3. Dis
Frl. SMnschky gewählte Organisation ist in kein«
Mise mii der Organisation des Modem. Bun"««
in Frankfurt identisch, auch verfolgt der MrdE
Bund anders Ziele und bildet eine umfasserldE
Organisation, welche grundsätzlich erst nach ME

densschluß ihre Tätigkeii aufnehmen wird.
* Aus dem römischen Kaufmannsleben E
Rheinland. In Detzem bei Trier, dessen No-j«
(„am zehnten Meilenstein") auf römisch« Erw'^
Lung zurückweist, wurde neüerdings eine
Zahl gut erhaltener Bronzswagen und GorvuN
stücke aufgefunden -mit Hängesswichten W
habende Schnellwagen, wie sis auch heut« noch
Hausierern gebraucht werden. Unter den EstMw-

N. 181

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Asgegebön.
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