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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0180

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N. 182

Mittwoch, den 7. August 1918

Fernsprecher Nr. Sl»

Heidelberger Zeitung

Die jüngste Zrsntverlegung


Vernichtet die Fliegen!

Der deutsche Vorstoß über die
Aisne gegen und über die Marne
hat einen glänzenden Anfangserfolg
erzielt, aber hat, das ist von der Ober-
sten Heeresleitung mit dem Freimut,
den das Bewußtsein überlegener Kraft
erzeugt, bereits öffentlich ausgespro-
chen worden, mit einem Mißerfolg
geendet. Sie befahl deshalb, so
schwer dieser Entschluß ihr geworden
sein wird, von der Fortsetzung des
Angriffs Abstand zu nehmen, und
sich zurückzuziehen. Die Aufgabe
ist von der Führung wie von den
Truppen in hervoragender Weise in
vierzehn Tagen und Nächten, wo-
runter sich zahlreiche Großkampftage
befanden, gelöst worden. Immerhin
befinden sich die von uns für den
Vorstoß am 27. Mai und später ein-

gesetzten Streitkräfte noch vor ihren Ausgangsstellungen, während es uns gelungen ist, einen
sehr starken Teil der feindlichen Gesamtmacht in eine Lage zu versetzen, die Fach bezüglich der
Freiheit seiner Verfügung über sie, mindestens für eine gewisse Zeit, nicht unerhebliche Be-
schränkungen auferlegp

Str. -crs

Erlebnisse der „Seeadlers-
Besatzung
Die Kaperung der „Moa"
i »7 m.
Schnechveib leuchten die Segel auf der dunkel-
blauen Mut. — Unter dem Druck der starken Mise
lasen beide iSchiffe stark nach Lee übergeneigt und
näherten sich mit guter Fahrt. Graf Luckner gab
jetzt Befehl, die Barkasse sofort klar ru machen.
Dis Ausgucksleute eilten von ihrer hohen Marte
auf der Felsengruvve herunter und wenige Minu-
ten nach dem Sichten der Segler brauste die
..Perle" in See hinaus. Noch waren die Heiden
Schiffe etwa 5 Seemeilen entfernt, aber schnell
verringerte sich der Abstand. Cs waren zwei mit
Holz beladene Küstenschoner, die gesägte Bretter
ünd Planken von einer Sagemühle nach Auckland
bringen wollten. Noch unentschlossen betrachtete
Graf Luckner beide Schiffe. Er war sich anschei-
nend noch nicht schlüssig -darüber, welches von bei-
den er.anhalten sollte. Doch nun wandte er sich
ru seinem Offizier und sagte in seiner kurzen Art:
„Mir wollen den Vordersten nehmen". Auf die-
sen drehte nun die Barkasse zu und war bald 'in
Rufweite herangekommen. Der Segler war tief
beladen und das Deck hoch mit 'Holzstapeln be-
deckt. Am Bug las man» in schwanen Buchstaben
den Namen ,jMoa". Die Mannschaft stand an
Deck und beobachtete interessiert das schnell Heran-
uahende Motorboot, über dessen Absichten d e
Leuts sich den Kopf zerbrachen. Ihrem Hin- und
Herraten wurde jedoch bald ein Enks gemacht.
Noch wehte die sternenbesäte Flagge von Neusee-
land vom Heck der „Perle", und außer Graf Luck-
ner in Kakhi-Uniform stand nur noch ein Matrose
an Deck, die übrigen waren in der Kajüte ver-
borgen. Die „M,oa"-Leute glaubten nicht anders,
als daß sie ein neuseeländisches Regierungsfahr-
eeug vor sich hätten. Da gellte der scharfe Anruf
Lncki'ms herüber: „Schoner ahoi. Drehen Sie bei,
ick ck bs Ihnen etwas zu sagen!"
Gehorsam brachte der Kapitän sein Schiff in den
Wind, und drehte bei. Einige Augenblicke später

werfen, um das Schiff zu erleichtern und das Deck
von Hindernissen zu befreien. Für 6000 Mark Holz
rollte in die See. Der Seeadler war dadurch re-
doch so erleichtert worden, daß er beträchtlich mehr
lief." „Pech für die Besitzer", sagte der neusee-
ländisch« Steuermann zu seinem Kapitän. „Aber
ein Glück für uns. Das Holz wird die Verfolger
auf unsere Spur bringen. Ein Bild von Lord
Kitchner. das in der Kajüte hing, lieh Gräf Luck-
ner entfernen, dafür jedoch ein Bild von Hinden-
burg anbringen. Die Brust geschwellt voll froher
Hoffnungen, segelten die kühnen ,.Seealder"-Leuts
nun mit schneller Fährt davon, und waren bald
aus Sicht von Land.
Kunst und Wissenschaft
s Neubesetzung des Würzburger chirurgischen
Lehrstuhls. Der Geheime Medizinalrat Prof. Dr.
Friedrich König, Direktor der chirurgischen Kli-
nik in Marburg, hat einen Ruf an die Uni-
versität als Nachfolger des nach. Heidelberg. be-
rufenen Professors Ender len erhalten. Professor
König, der erst vor einigen Tagen für das Amts-
jahr 1918—19 zum Rektor der Universität Mar-
burg gewählt wurde, ist 1866 zu Hanau a. M.
geboren. Im Herbst 1910 kam König nach Greifs-
wald als Nachfolger von Paar und ein Jahr spä-
ter nach Marburg anstelle von Prof. Friedlich
Königs fachlitetarische Tätigkeit umfaßt vrele
Gebiete der Chirurgie. Sein Hauptstudiüm ist seit
einigen Jahren das Gebiet der KnochenbrüHe.
Professor König ist als einer der ersten unter den
deutschen Chirurgen M dem vereinfachten Wund-
schutzvsrscchren ohne Waschung der Haut überge-
gangen und hat seine Vorzüge geschildert (1908).
* Ein nordisches Institut an der Universität
Greifswald. N^dem an der Universität Greifs-
wald bereits im Sommer 1917 eine besondere
Lehrstelle für die nordische Philologie errichtet
war, ist zu Beginn des Sommersemesters 1918 von
dem Kultusministerium ein nordisches Institut ge-
gründet, dessen Zweck es ist, durch Forschung und
Lehre die Kenntnis von Land. Volk und Kultur
der heutigen nordischen Staaten einschließlich Fin-
lands zu fördern. Seine öffentliche Tätigkeit hat
das Institut bereits ausgenommen durch einen Vor-

tragsabend. auf dem Prof. Lundstroem aus
Gothenburg über die Verbreitung des schwedischen
Volkes und der schwedischen Sprache berichtete. ZN
Beginn des Wintersemesters 1918-19 folgt ein Vor-
trag 'des bekannten schwedischen Archeologen O.
Mentelius über die Vorfahren der Germanen.
* Versteigerung von Briefen berühmter Natur-
forscher. Mehrere tausend Briefs berühmter Na-
turforscher an den Darwin-Uebersstzer Prof. Dick-
te r Larus und andere Autographen wurden bei
Oswald Weigel in Leipzig versteigert. Die Betei-
ligung der Sammler war sehr lebhaft. Die Ber-
liner kgl. Bibliothek erwarb für 2400 Mi 98 Briese
Darwins, die größtenteils die von Darus bor-
gestellten Uebersetzungen der Werks Darwins be- ,
haitdöln. ferner Briefe von Darwins Sohn Fran-
cis, Professor der Botanik in Cambridge, acht -
Briefe Haeckels und eine Sammlung von 2500
Briefen bekannter Naturforscher an Carüs und
seins Vorfahren. Eine Sammlung von 120 Brie-^
fen und Schriftstücken von und an Job. Rong e,
den Hauptstifter der deutsch'katholischer Kirche
ging für 180 M. an die kgl. Landesbebliothek n
Dresden. Eine Bleistiftnotiz Bismarcks L>'
dem Leitartikel der Berliner „Nationalzeitung'
vom 26. Mürz 1896 „Die Untevwühlumg der Volke
massen" („Vielleicht interessiert Sie der gutge
schrieben« Leitartikel") brachte SO M. Ferner wur
den u. a. zwei Briefe des holländischen Arztes
Dubois. Entdecker des Skeletts auf Java, das
als Ueberrest eines Mittelwesens zwischen Urmen-
schen und Affen -angesehen wird, für 180 M, 1k
Briefe des Zoologen Kükenthal für lOö M
und 32 Briefe des Wsimarer Archäologen Karl
August Böttiger für 20S M. versteigert.
* Nachklänge zum Henkel-Prozess. Die Mitglie-
der der Jenaer medizinischen Fakultät Bins-
wanger, Stintzing, Maurer, Stock, Lerer. Abel-
Ibrahim, W. Biedermann erklären es für ihre
Pflicht, nachdem Professor Henckel in dem Dienst-
verfahren vom Oberverwaltungs gerecht freigefpro-
chen, nach wie vor das Verfahren des Profes-
sors Rötz le, ihres Kollegen zu billigen, und
sie geben zugleich ihrer Ueberzeugung Ausdruck,
„dass er nach Pflicht und Gewissen so handeln
mutzte, wie er gehandelt hat". Inzwischen hat
Professor Henkel die Leitung der Jenaer Frauen

wieder
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Kleine Kriegsnachrichten
* Noch ein Feind mehr ans dem Kriegspfad
Nach einer Meldung der Voss. Äs. aus Bern ha-
ben die autonomen Onondaga - Indianer
Deutschland den Krieg erklärt. Sie gehören
zum JrokesenstamM und bewohnen hauptsächlich
die Staaten Newyork, Pennsylvania und Michigan.
* Fliegerleutnant Windifch. der mehrfach in
Heeresberichten genannt und seit Ende Mai ver-
mißt wurde, ist, wie jetzt erst bekannt wird, da-
mals verwundet in französische Gefangenschaft ge-
allen. Er hat gerade am Tage seines letzten
Ausstieges den Pour le Merits erhalten, weiss also
davon noch nichts.
-i- Hauptmann von Dressier. Der mit dem Ee-
neralseldmarschall von Eichhorn ermordete Haupt-,
mann im reitenden Feldjägerkorps Walter von
Drehler war im Zivilberuf Forstassessor.
Bei der Bildung der 10. Armee wurde er ihrem
Stabe zugeteilt und blieb bei ihr, bis Feldmac-
schall von Eichhorn seine Heeresgruppe abgab
und nach Kiew ging. Feld Marschall von Eichhorn
hielt große Stücke auf ihn und forderte ihn als
persönlichen Adjutanten an. Hauptmann von Dress-
ler staimmt aus dem Kreise Tilsii und stand im 3s.
Lebensjahre. Sein Schwager ist der Forstmeister
Speck von Sternbürg in Aominten. Dort hat er
auch seine Forstlehre durchgemacht. und den Kaiser
persönlich häufig auf der Pirsch geführt.
* Bürgerliche Heirat König Alexanders von
Griechenland? Einem Pariser Telegramm zufolge
meldet die Athener Hestia, dass König Alexander
beabsichtige, ejn junges Mädchen Ms dem grie-
chischen Bürgerstande zu heiraten. Ein solches
Ereignis, schreibt das Blatt, kann schwer stattfin--
den, ohne dass man sich' vorher Mit der öffentli-
chen Meinung ins Einvernehmen setzt. Nur starke
nationale Interessen könnten eine solche Heirat
rechtfertigen. _

fex klaren Sachlage wird von den feindlichen Fans
kentürmsn sehr bald das alteLied ertönen. Sie wers
den den hervorragenden Anfangserfolg des deut-
schen Angriffes in der Champagne in eine deut-
sche Niederlage umwandeln. Davon, dass Divisio-
nen aller deutschen Stämme auf 10 Kilometer
Breite überall die erste feindlich? Stellung meist
bis zu fünf Kilonieter Tiefe überrannt haben und
an verschiedenen Abschnitten bereits in die zähe
und geschickt verteidigte zweite Stellung einge-
drungen sind, werden sie natürlich schweigen oder
es durch die Behauptung zu entkräften suchen, dass
sie über 100 Quadratkilometer französischen Bo-
dens freiwillig geräumt haben.
An einigen Stellen der Champagneffon.t, beson-
ders vor der Armee von Einem, hat es in der Tat
den Anschein, als ob der Feind unter dem, Druck
des Angriffes auf die nachhaltige Verteidigung
seiner ersten Stellung von vornherein verzichtet
Härte. Der momentane Erfolg, dass der deutsche
Angriff dadurch für einige Stunden gewissermassen
ins Leere trifft, ist durch den schwerwiegenden
Nachteil der strategischen Aufgabe eines langen
und tifen Esländestreifens und durch dessen völlige
Verwüstung (es ist ihr eigenes Land!) mehr als
ausgewogen. Hindenburg konnte eine Siegfried-
Bowegung ausführen. Fach darf es in, grossen
Stile nicht. Vor allem auch nicht öfter nachein-
ander. Denn spätestens einen Tag später kann der
deutsche Angriff vor der neuen Stellung stehen,
wenn cs die Oberste Heeresleitung für zweckent-
sprechend halt. Man hörte aus den Antworten
non den Gefangenen aus dieser dritten Cham-
pagneschlacht sehr wohl heraus, dass sie Fachs
,,Siegfriedbewegung" für einen Meisterzug der
Taktik hielten; dass es eigener Heimatboden ist,
der damit verloren ging, um auf Jahrzehnte hin-
aus verwüstet zu werden, dafür erschienen sie kein
Verständnis zu haben. Bor allem aber schien kei-
ner von ihnen auf den Gedanken gekommen zu
sein, dass eine solche „Siegfried-Bewegung in
Etappen" ihre natürlichen Grenzen hat.
Nämlich an Eeländeabfchnitten, Höhen, Eisen-
bahnlinien, die ein Feldherr niemals freiwillig
aufgsben kann. Und vor dieser Lage dürfte die
französische Heeresleitung in der Champagne
stehen. (G. K.)
Dr. Loofs, Offizierkriegsberichterstatter.

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Aus dem Felde wird uns geschrieben:
Wochenlang vorher weiss man, dass etwas be-
vorsteht. Aber nur ganz wenige wissen bestimmt,
was es ist und nur einzelne, wann es beginnen
wird. Bei Tischgesprächen, ja in engerem Kame-
radenkreis zeigt sich in solchen Feiten plötzlich eine
seltsame Nichtorientiertheit in militärischen An-
gelegenheiten. Nie'mvnd weiss mehr, „als i'in Hee-
resbericht sicht". Widerwillig haben unsere Fernde
die mustergiltise Disziplin des deutschen Heeres
in der Geheimhaltung von Plänen der Obersten
Heeresleitung anerkannt. Zumal da solches Ge-
heimniskrämern in dem'deutschen Volkscharakter
nicht liest. Der Deutsche ist offenherzig und ver-
trauenSfreudig bis zur Unbedachtsamkeit. Wie in
so vielen Dingen war der Krieg auch hierin ein
gründlicher und rücksichtlafer Erzieher. — Man-
ches läßt sich nun allerdings-mit dem besten Wil-
len nicht verbergen. Auch gibt es gewiss grotzs
strategffchs Notwendigkeiten, unter denen Angrei-
fer und Verteidiger in gleichem Matze stehen. Wie
es auch im Schachspiel Stellungen gibt, bei denen
ein gewisser Zug notwendig gemacht werden
mutz.
So war die Lage auch vor Beginn der Juli-
Offenfive. An einigen Stellen, wo der deutsche
Angriff tatsächlich verbrach, m u tz t e ihn der Feind
erwarten und mutzte ihn die deutsche Heereslei-
tung, der diese Tatsache natürlich bekannt war,
dennoch durchführen. Es lag auf Leiden Seiten
die Erkenntnis, der gleichen strategischen Notwen-
digkeit vor; einer Notwendigkeit, vor der auch der
genialste Heerführer sich beugen muss.
Es ist ohne weiteres verstästdlich, dass solche
Notwendigkeiten, die es dem Gegner ermöglichen,
die Angriffsstellen des.Feindes zu berechnen, sich
zu Beginn eines Schachspiels und einer Kette von
Schlachthandlungen leichter vermeiden lassen, als
später, wenn der organische Aufbau des Ganzen
schon fortgeschritten ist. Ja, gegen Ende eines
Schachspieles gibt es häufig nur noch einen Zug,
den der Angegriffene tun kann, wodurch dem An-
greifer sein Handeln geradezu vorgeschrieben ist.
Infolge seiner sehr ernsten militärischen Lage
hatte es daher diesmal der Ententegeneral, so
seltsam es klingt, leichter als bei den früheren
Offensiven Hindenburgs.
Mit Notwendigkeit muss der Kämpf an Stellen
der Front, wo der Angriff erwartet wurde, einem
be-fondern heftigen Charakter annehmen, und die
stürmischen Erfolge wie bei den Uöberraschungs-
offensiven sind nicht zu erwarten, obgleich sie
nach Durchbrechung des zähen feindlichen Wider-
stanoes immer noch eintreten können, wenn es in
der Absicht der Obersten Führung liegt. Trotz die-

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>cuttchland nicht mehr erringen wird, treibt es s
immer weiter auf der einmal beschrittenen Bahn °
»es Verbrechens; mit allen Mitteln, koste es was
ts wolle, das Deutschs Rech zu isolieren, die mit
skm sum Frieden gekommenen Qftländer und es
ekbst erneut aufeinander zu Hetzen-
So ist vor Weg der Entente nnt idem Blut von
Vsillionen von Kämpfern und mit dem Blut wehr-
los Eemo.tdeter besudelt. Zu den Waffen Eng-
lands die in hervorragendem Mabe in Lugs und
Verleumdung bestehen, gesellt sich noch immer der
«i Englands Geschichte ja nicht mehr unbekannte
politische Mord. -
Japan und dis Aktion gegen
Rußland
Die japanische Regierung veröffentlicht über
»as geplante Eingreifen der Entente in Sibirien
iine Erklärung, die die Beziehungen Japans su
leinen Bundesgenossen ziemlich offen beleuchtet.
Auf den ersten Blick fällt es auf. daß Japans gan-
zes Vorgehen zu der Art, wie Rußland von den
Übrigen Eutentcgenossen behandelt wird, im schar-
ten Gegensatz steht. England hat gegen Rußland
von Krieg so unbarmherzig eröffnet, wie es seine
Art ist. Bei dEBesttzuns der Murmanküste und
bei dem Vormarsch längs der Aäwmanbahn Hat es
jeden Widerstand einfach erstickt. In den letzten
Fagen haben englische Kriegsschiffe Archangelsk
beschossest England wendet also alle Machtmittel
an, um Rußland wieder in seine Gewalt su bekom-
men. Im übrigen aber ist Englands Beginnen
von Grund aus so eindeutig,, daß auch der dickste
Moralschleier nichts verhüllen kackn. Das russische
Selbstbestimmungsrecht wird mit Füßen getreten.
Mit brutaler Faust mischt sich England in die in-
nersten Angelegenheiten Rußlands ein. Alles das
ist ihm selbstverständlich gleichgültig, wenn es nur
in den Besitz von wirtschaftlich wichtigen Faust-
pfändern kommt und wenn es erreicht, dass Ruß-
land womöglich den Ententszwecken gegen Deutsch-
land wieder dienstbar.gemacht wird.
Von dieser gewalttätigen englischen Manier bebt
sich Japans Vorgehen sehr deutlich ab. Aus der
japanischen Kundgebung geht vor allem Hervor,
dass an der ostasiatischen Flanke Herr Wilson die
treibende Kraft der Intervention fft. Dies ist
keine neue Entdeckung, denn die zögernde Haltung
Japans liess ja schon deutlich genug erkennen, dass
iibm an dem gemeinsamen Vorgehen durchaus
nichts gelogen war. Wenn der amerikanische Prä-
sident jetzt als der Einpeitscher gegen Russland
auftritt, so hat er seine Rollo ganz auffallend ge-
wechselt. Es ist noch gar nicht so lange her. daß
Herr Wilson in Moskau den Männern der Sow-
jctregierung um den Bart ging und ihnen die
Hilfe Amerikas in Aussicht stellte. Wilson muss
also wohl erkannt haben, dass er in Moskau das
Spiel gegen Japan verloren bat. Es ist kaum ein
Zufall, dass die Moskauer Zeitung Mir einen Aus-
»us aus einem russisch-javanischen Eeheimvertrag
vom 3. Juli 1916 veröffentlicht. Aus diesem Ver-
trag geht hervor, dass Japan und Russland sich da-
mals schon über die Sicherung Ostasiens gegen
England und Amerika verständigt und gegenseitige
Waffsnbilfe »ugösagt hatten. Dieses Abkommen
ist auch beute noch für die Lage bestim-
me nd. Denn: wenngleich dis Regierungen in
Russland feit jener Zeit mannigfach gewechselt ha-
M0N>, fo ist doch -Japans und Russlands Orientie-
rung dieselbe geblieben.
Und wie stecht es mit Japan? In der Erklärung
der japanischen Regierung tritt der ausgesprochene
Wille zutage, auch im Rahmen der Intervention
die Anschlussseite nach Russland völlig offen zu hal-
ten. Gang behutsam tritt Japan in der Erklärung
gegeir Russland auf. Der Intervention Hat es sich
offenbar trotz langem Widerstreben nicht zu ent-
ziehen vermocht. Es greift jetzt ein und bedient
sich dabei notgedrungen der abgebrauchten Phrase
von der deuffch-österreichifch-ungarischon Gefahr in
Sibirien. Daboi betont die javanische Regierung
aber ausdrücklich den Wunsch. Beziehungen dau-
ernder Freundschaft mit Russland aufrecht su er-
bauen. sie betont jihren Willen, so bald als mög-
lich ihre Truppen wieder zurückzusiohsn. Das ist
eine «an, .andere Tonart als die brutale Sprache,
Nie England seine Geschütze gegen Archangelsk spre-

chen lässt. In der japanischen Erklärung erscheint
Wilson als der eigentliche Macher der
Intervention. Japan folgt mit innerem
Widerstreben. Seine eigenen Interessen sind ganz
anders gerichtet. . ° . , , : ;
Erfolgreicher U-BootkommandanL
Der König von Bayern hat,, wie berichtet, dem
Kommandanten eines U-Bootes, .Kapitänleutnant
Karl SieMied Georg, wegen seiner hervor-
ragenden Erfolge in der Versenkung feindlichen
Schiffsraums Las Ritterkreuz Les MMtär-Mar-
Josef-Ordens verliehen. Der neue Ordensritter,
der damit den persönlichen Arel erhalten Hat,
wurde lt. „Münch. N. N." am 27. August 1886 in
Oberndorf in Unterfranken als Sohn des .Kom-
merzienrats W. Georg der Malzfabrik Schweinfurt
geboren, 1905 trat er als Seskadett in die Marins.
1909 zum Oberleutnant s. S. befördert, war er
zunächst zwei Jahre 'Wachoffizier in der ersten
Torpedobootsslottille in Kiel, dann Adjutant und
Wachoffizier .auf SMS. „Schleswig-Holstein" im
zweitmi Geschwader und auf dem kleinen Kreuzer
„Kokberg". Auf diesem machte er die Kaiserroise
nach Norwegen mit und wurde wegen erfolgreicher
Führung einer Rettungsexpedition zur Bergung
von zwei abgostürztsn Matrosen vom Kaiser per-
sönlich mit dem Kronenorden 4. Kl. ausgezeichnet.
Im gegenwärtigen Krieg nahm ex an der ersten
modernen Kreurevschlacht am 28. Januar 1915 teil;
der kleine Kreuzer „Kolberg". auf dem er sich be-
fand. eröffnete damals die Schlacht. Im Herbst
1915 meldete er sich freiwillig zur U-Bootwasse.
Als Kommandant eines U-Bootes erzielte ex Her-
vorragende Erfolge. Sein Name wurde zuerst be-
kannt durch Versenkung von 22 Fischdampfern an
einem Tag. dann eines englischen Kreuzers neben
vielen grossen Handelsdampfern. Seit Erklärung
des uneingeschränkten U-Bootkr reges hat er ohne
Unterbrechung grosse erfolgreiche Fernfahrten un-
ternommen und insgesamt an hundert Fahrzeuge
mit einem Gesamttonnen gshalt von nahezu einer
Viertelmillion versenkt. Im Avril 1918 zeichnete
ihn der -Kaiser mit dem Orden Pourlle merite
aus. Viermal äst der Name des Kapitänleutnamts
Georg im Admiralstabsbericht mit groben -Erfolg-
ziffern genannt. Zuletzt ging sein Nams durch die
Zeitungen in einem Artikel über die Ritterlichkeit
unserer U-Bootbesatzunsen. Kapttänleutn. Georg
gab der Besatzung des von ihm nisdergekämpsten
englischen Bewachers ;,St. Johns", von dem
KriesÄflagge und Geschütz erbeutet wurden, sein
eigenes Boot zur Rettung der meist schwer ver-
wundeten Besatzung ab. Eins der von ihm er-
beuteten Geschütze ist im Bayerischen. Armee-
museum ausgestellt. ...
'klappte die „Perle" langsseits der „DM . Was
nun folgte, spielte sich in wenigen Sekunden ab.
Der Matrose am Heck schwenkte in seiner Hand
eine kleine deutsche Flagge. Graf Luckner sog sei-
nen SMel und stürzte, gefolgt von seinen aus der
Kajüte herausspringenden Leuten auf den Schoner
Hinüber. Ein Matrose trug in jeder Hand eine
Bombe (Konservendose), zwei andere waren mit
Gewehren bewaffnet. Vollkommen fassungslos,
wagten die überraschten Leute der „Moa" keinen
Widerstand, umsomehr, als ihnen Graf Luckner su-
rief: „Ergeben Sie sich. Sie sind Gefangene Sr.
Majestät des deutschen Kaisers". Dann liess sich
Graf Luckner an den Kapitän führen, einen alten
grauhaarigen Mann, der früher selbst in der kö-
niglichen Marine gedient hatte. Die erste Frage
beantwortete der Führer mit den Worten: „Ja-
wohl. ich bin der Herr dieses Schiffes,' aber es ist
ein Pech für mich, auf diese Art gefangen genom-
men zu sein". Aber was wollte er machen, er
mußte sich geduldig in das Unvermeidliche fügen.
Graf Luckner lieb nun die neuseeländische Be-
satzung antreten. Es waren 4 Mann und ein
Schiffsjunge äusser -dem Kapitän. Sie wurden in
Wachen verteilt, ebenso wie die deutsche Besatz-
ung. Darauf durfte der Schoner die Reise fort-
setzen, Alle Segel wurden wieder beigesetzt und
mit über 8 Meilen Fahrt brauste die ,Moa"
davon.
Die Besatzung des anderen Seglers hatte inzwi-
schen mit Missvergnügen das Entern der „Moa"
mit angesehen. Dieses Schiff war die „Rangi" aus
Auckland, deren Besatzung bereits von der Flucht
der „Seeadler"-Leute Kenntnis hatte. Sie sahen
das Motorboot die „Moa" anhalten, die Leute an
Deck des Seglers stürzen und bald darauf den Ge-
fährten mit entgegengesetztem Kurs davoneilen.
Daraufhin Hatte die „Rangi" nichts eiligeres su
tun. als in Lis nächste Bucht einzulaufen und bei
der Telephonstation Port Charles von dem Ge-
schehen Bericht zu erstatien. Hier lag auch zufäl-
lig ein bewaffneter RegierungsLampfer, der so-
gleich auf dis Spur der Flüchtlinge gesetzt wurde.
Inzwischen batte sich die „Moa" in schneller
Fahrt entfernt, das erste, was Graf Luckner ange-
ordnet hatte, war, dis Deckladung über Bord ru
 
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