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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Sei.e 2

Heidelberger Zeitung

4-amslag,

Der japanische Bundesgenosse
« Aus Berlin wird uns von besonderer
heile geschrieben:
Fn einem außerordentlich geschickt gewählten
lügenblick veröffentlicht die neugegründete Mos-
Wer Zeitung Mir den r u«sf i f ch - l »v a-
»ischen Geh e i m v e r t r a g vom 3. Iulr ISIS,
»er sich mit aller Schärfe gegen die Leiden angel-
löchsischen Mächte wendet. Diese EntWllmrg be-
i.ülirt um so seltsamer, als sich die Tokioter Staats-
nänner gerade jetzt, dem Druck der Bundesgenossen
Mgend. zu einem Borseben in Sibirien entschlossen
jtaben. Wären die Machthaber der Sowjetrepublik
Diplomaten, so könnte man von einem meisterhaf-
ten Schachzug sprechen, der Japan arge Verlegen-
heit bereiten wird. Denn mögen seine Vertreter
!sn London und Washington die Echtheit dieses Do-
isuments noch so lebhaft bestreiten, die Tatsache
«selbst wird sich kaum mehr aus der Welt schaffen
jassen. Besonders in Washington, wo man
,hem gelben Bundesgenossen nie recht traute, wird
diese Veröffentlichung überaus schmerzhaft wirken.
«Daß Japan, nur aus diplomatischen Erwägungen
«an der Seite Englands ausgehalten hat. war von
> vornherein selbstverständlich. Seit dem russisch-ja-
«panischen Kriege, den Nippon nicht nur für sich,
> sondern mindestens in demselben Maße für Eng-
land geführt hat. waren in der Politik des auf-
strebenden Inselstaates Untörströmungen sichtbar
jjiewordsn, die ganz deutlich eine wachsende Ab-
neigung gegen Großbritannien verrieten. Man er-
kannte ganz klar. Latz England in Rußland eine
Indien bedrohende Macht batte treffen wollen, und
sagte sich mit Recht, daß diese Stellungnahme Eng-
lands sich eines Tages gegen Japan wiederholen
müßte. Nicht umsonst Hat damals, wie wir aus
den Denkwürdigkeiten des langjährigen javanischen
Botschafters Naysabi wissen, Japan in das Bünd-
nis mit England auch Deutschland aufnehmen wol-
len. Die Staatsmänner an «der Themse aber ver-
banden es. ahne ein glattes Nein «auszusprechen,
bissen Vorschlag zu hintertreiben. Er hätte auch
'Schlecht in die Einkreisungspolitik bineingevatzt. Ob
es «wahr ist. daß die russisch-japanische Aussöhnung
, englisches Werk war. bleibe dahingestellt. Möglich,
daß Man die künftigen indischer, «Sorgen den nä-
Lerliegenden europäischen nachstellts und erst die
Sogenannte deutsche Gefahr beseitigen wollte, ehe
man an eine Neuordnung im fernen Osten herait-
vkng.
Von ähnlichen Erwägungen ist ja schließlich auch
Wilson ausgegangen, als er sich zum Kriege se-
inen Deutschland entschloß. Mr ihn war wohl die
Mechnung sehr einfach. Kiel England unter dem
deutschen Streich,-so verlor Amerika den einzigen
Nennenswerten Bundesgenossen gegen Nippon.
Don diesem Gesichtspunkt aus war es nur folge-
richtig, daß die Vereinigten 'Staaten mit in den
Krieg eingriffsn, «um einmal Deutschland »urückzu-
-drängen. sodann aber als Bundesgenosse Japan
chervacken zu können. Schon heute sind dis finan-
ziellen Opfer Amerikas geradezu ungeheuerlich.
Die Blutopfer aber dürften auf die Dauer nicht
Minder unerträglich werden. Um jeden Mann und
Heden Dollar, den Amerika im europäischen «Krieg
»viert, schwächt es sich Japan gegenüber.
i Auch in einer Ederen Hinsicht Haben sich Wilson
und Lansing getäuscht. Japan denkt gar nicht
Karan, sich vor den angelachsifchen Wagen spannen
»u lassen. Wohl hat es schließlich dem« Drängen
»er Gntentestaaten nachgegeben und eine Unter-
Mützung der Tschsch»-Slowaken beschlossen, aber die
außerordentlich gewundene Erklärung, die in dm
ersten «Augusttagen in Tokio veröffentlicht wurde,
«eist, daß sich Japan alle Wege offen hält. Absicht-
lich witzd mehrere Male betont, daß Japan keine
«feindseligen Absichten gegen Rußland hege, daß es
keine territoriale Unversehrtheit achten werde, daß
de bereit wäre, seine Truppen rurückzusiehsn, sobald
Ach dis Verhältnisse in Ostasien geklärt hätten. «In
Aavan denkt «man eben nicht daran, für die Sachs
.Englands und -Amerikas irgend« welche Opfer zu
»ringen. Man erstrebt auch keinen Zerfall Ruß-
lands. das man früher oder «später noch einmal se-
raen England «gebrauchen kann. Der Vertrag vom
8. Juli ISIS zeigt das mit nicht mehr zu überbie-
tender Schärfe.
Gewiß ist «dieser Vertrag durch den Zusammen-
»ruch des Zarismus, dessen Vertreter ihn abge-

schlossen Haben, hinfällig geworden. Uber daraus
kommt es nicht allein an. Viel wichtiger für die
beiden angelsächsischen Mächte ist die Gedankenrich-
tung Japans, die sich in diesem Dokument verrät.
Schärfer und klarer konnten die Gegensätze im fer-
nen Osten gar nicht beleuchtet werden, als es Hier
geschieht. Vergebens wird Wilson seine Politik
vor dem amerikanischen Volke zu rechtfertigen ver-
suchen und darauf Hinweisen, daß der Vertrag vor
dem «Eingreifen der Vereinigten Staaten in den
Weltkrieg geschlossen worden ist. Hinzu kommt, daß
einzelne Staatsmänner und Generäle Japans auch
über Deutschland Aeußerungen getan Laben, die
von der Entente als sehr ketzerisch empfunden
wurden. Selbst Ministerpräsident Terauchi gab
zu. daß eine «starke Minderheit an ein künfti-
ges Bündnis mit Deutschland denke.
Auch der langjährige japanische Außenminister,
Baron Motono. der den Vertrag mit dem Za-
rismv-s schloß, hat sich stets in demselben Sinne ge-
äußert. Den Leiden angelsächsischen Mächten wird
bei idem Gedanken an den javanischen Bundesge-
nossen etwas schwül werden. Wir alber können die
Vorgänge im fernen Osten nicht hell genug be-
obachten. Wir dürfen Wicht vergessen, daß Japans
Feiuds auch unsere Feinde find.
Der U-Bootskrieg
47 «00 Tonnen
WTB. Berlin, 8. Aug. (Amtl.) Im Sperr-
gebiet «« die Azoren und westlich von Gi-
braltar rvnrden neuerdings wieder S größere
Dampfer und 1 Segler von insgesamt ru,d SS 999
BRT. versenkt. Die Ladungen waren zum Teil
besonders wertvoll. Mit einem de» Dampfer ist
neben 370 T. Munition gemünztes englisches Re-
gicrungsgeld im Werte von Million Mark un-
tergegangen.
Das Vertrauen auf die «Währung des Land:? be-
ruht rum TM auf der Grübe seines Metallgeldvor-
rates, «darum ist bei den heutigen schwankender
Kursen der Verlust an gemünztem Geld doppelt
schmerzlich.
Französischer Truppentransport-
dampfer mit 800 Mann versenkt
WTB. Berlin, 9. Aug. (Amtlich.) Im
Sperrgebiet des Mittelmeeres versenkten un-
sere U-Boote aus stark gesicherten Geleit-
rügen sechs Dampfer von zusammen rund 22 099
BRT., darunter den französischen Truppen-
transporter „Z em nah" mit 3719 BRT.,
aus dem sich nach Aussagen von Gefangenen 21
Passagiere und 899 Soldaten befanden.
Der Dampfe» sank innerhalb fünf Minuten.
Der Chef des Admiralstabs der Marine
Die U-Boote vor Amerika
Aus Toronto wird der Times gemeldet: Die
Zeitungen geloben eine Belohnung von 1006 Pfd.
Sterl. für denjenigen aus, der den Punkt an der
Küste Neufundlands oder der FundvLucht angeben
kann;, wo sich „der Stützpunkt für deutsche
Tauchboote" befindet, sowie 100 Pfd. für jede
Angabe, die zur Verhaftung eines feindlichen
Agenten führt, deren es in Halifax viels geben soll.
Es ist nicht das erstemal, daß auf «amerikanischer
Seite nach einem Stützpunkt für unsere Untersee-
boote gesucht wurde. Solche Vermutungen wie die
Lier geäußerten erweisen sich stets als amerikanische
Hirngespinste.
Amerikanische Zeitungen melden aus Halifax
«nterm S. August, daß vier Schoner an der ka-
nadischen Küste durch deutsche Tauchboote torpe-
diert worden sind. Die Mannschaften wurden
gerettet.
* Der Ententekriegsrat wird nach dem Corriero
della Sera, nächste Woche zusammentreten, um die
durch den deutschen Rückzug geschaffene strategische
Lage zu beraten. __

- O Sonnenschein!
Bon Krau Walter von Pannewi tz.*)
O Sonnenschein, o Sonnenschein
Du scheinst mir nicht ins Herz hinein.
Weckst drinnen keine Lebenslust.
Daß mir zu enge wird die Brust.
Und enge wird mir Stub' und Haus
Und lauf ich mal zum Tor hinaus.
Versteckst du dich mit tück'schem Sinn.
Und patsch: sitz ich im Regen drin.
O Sonnenschein, du glaubest wohl.
Daß ich wie du es machen soll,
«Der, ob es regnet, stürmt und gießt.
Sich eben nur in sich verschließt?
So lang' ich schon die Welt erblickt.
Hast du dich so noch nicht gedrückt:
D'ruin stille meiner Sehnsucht Pein:
O «Sonnenschein- o Sonnenschein!
*) Die bekannte Berliner Rezitatorin. die s. Zt.
Hier weilt, hat uns diese augenblicklich leider sehr
aktuelle Parodie «auf das Gedicht Reinicks freund-
lichst »ur Verfügung gestellt. Schriftleitung.
Erlebnisse der „Seeadler"-
Vesatzung
IV.
Die Wettfahrt mit dem bewaffneten
Dampfer - Wieder gefangen!
Ungefähr zu gleicher Zeit ging der bewaffnete
Reparaturdampfer „Iris," der Pazifi-k-«Kabel-Co.
Ion Auckland in See. Er war mit zwei 15-Zenti-
meter-Eeschützen bewaffnet, und seins Seeleute
brannten darauf, eine alte Rechnung mit der
deutschen Marins zu begleichen, deren Kreuzer
»Nürnberg" sichrer Gesellschaft vor «drei Jahren
das Kabel bei Fanning-Island zerschnitten hatte.
«Ein drahtloser Befehl hatte die „Iris" beauf-
tragt alls umliegenden Inseln nach den Aus-
reißern abzusuchen. Einem der. Marinebeamten

war dabei der Gedanke gekommen, daß die Flücht-
linge vielleicht die Vorratsdepots auf den Ker-
snadic-Jnseln aussuchen würden, um sich dort mit
Lebensmitteln zu versehen. Mit äußerster Kraft
von 12 Meilen wurde deshalb der Kurs dorthin
genommen.
Das Motorboot war ursprünglich von der
„Moa" geschleppt worden, Durch zunehmenden
Sturm und starken Seegang brachen jedoch zwei
Tage später die Schlepptrosse, wodurch das »ge-
stohlene Motorbooot" kenterte und sank.
Es war am 21. Dezember um 10 llbr vormit-
tags. als die „Moa" in die Mac-Donald-Bucht,
dem einzigen brauchbaren Landungsplatz der Cur-
tis-Jnseln einsteuerte. Das Beiboot wurde zu
Wasser gebracht und der Navigationsoffizier mit
einem Matrosen an Land geschickt, um Proviant
zu holen. Sie fanden auch Bisauits. prUerviertes
Fleisch, Medizin und Kleidungsstücke vor. In
größter Eile wurde das Boot bis zuim Rande voll
geladen und nach der „Moa" zurückgefchickt. Ge-
rade «als die Beute an Deck des Seglers überge-
nommen wurde, erscholl plötzlich der Alarmruf:
»Rauch in Sicht" Aller Äugen wandten sich see-
wärts. Ein schwarzer Streifen schwselte über dem
Horizont -und vergrößerte sich rasch.'Bald war« je-
der Zweifel daran beseitigt, daß der nahend,
Dampfer nicht vorüberfuhr, sondern mit HLKter
Fcchrt auf die Insel zustsuerte. In wahnsinniger
Eile ruderte nun das Beiboot nach der Insel zu-
rück, um die beiden dort verbliebenen Leute abzu-
holen. Ebenso schnell fauste es an Bord« zurück,
wurde dort aufgehißt, die Segel entfalteten sich
wieder und wenige Minuten nach dem ersten Sich-
ten des Rauches steuerte die „Moa" mit vollen
Segeln und aller beigesstzter Leinewand aus der
Bucht hinaus. Hart überliegend durchfurchte sie
die bewegte See. Besorgt schaute Graf Luckner und
feine Leute nach dem herankom-menden Dampfer
während die Neuseeländer eine kaum unterdrückte
Erleichterung über das Sachen des vermutlichen
Befreiers empfanden. Auf ihm sing jetzt das Sig-
nal hoch: »Drehen Sie sofort bei. oder ich feuere".
— »Zum Teufel," sagte Graf Luckner. „holt die
Schoten an und laßt uns ein «Wettrennen veran-
stalten. Joden Fetzen Segeltuch «dem Winde preis-
«geseben, schnellt» die »Moa" dahin und machte

Englands Schuld am Kriege
Der Geheimvertrag mit Frankreich
„Bekanntlich" kämpft England nur für das
„arme Belgien". «Wäre seine Neutralität nicht ver-
letzt worden, hätte England an Deutschland keinen
Kries erklärt. «Kein Mensch aber glaubt das. Nun
ereignet sich folgendes: Lloyd George hält
am 7. August im UnterHause die von ucks mit-
geteilte Rede über den Krieg und kommt dabei
auch auf die Geschichte des Kriegseingriffs Eng-
lands su sprechen. «Dabei geht ihm die Zunge durch
und e-r läßt sich wie folgt vernehmen:
„Wir Latten einen Vertrag mit Frankreich,
daß, wenn Frankreich angegriffen würde,
wir es zu unterstützen «haben. Es bestand
keine Uebereimkunft bezüglich der Streitmacht, die
wir liefern sollten, und ber allen Besprechungen
Haben wir niemals daran geÄacht, daß wir je eine
größere TruvvenzaHl als sechs Divisionen verwen-
den werden."
Der Vertrag, der Englands Eingreifen in den
Weltkrieg zur Ehrenpflicht machte, hat also die Be-
stimmung enthalten, daß England verpflich-
tet war, Frankreich militärisch zu Hilfe zu eilen,
wenn sine feindliche Macht die französische Küste
bedrohen sollte. Dis Existenz eines solchen «Ver-
trages bedrohte daher, da Frankreich zur Un-
terstützung Rußlands verpflichtet war und deshalb
jederzeit in einen Krieg verwickelt werden konnte,
den europäischen Frieden im höchsten
Grade, weil die Leiden verbündeten Fsstland-
mächte der Unterstützung Englands auf
jeden Fall sicher «sein konnten. Nichts recht-
fertigt nachträglich unseren Einmarsch in Belgien
Lesser, als das Zugeständnis des Bestehens dieses
Vertrages, der uns in die Gefahr brachte, zugleich
von England und Frankreich vom belgischen Auf-
marschgebiet aus angegriffen zu werden.
Die Wühlerei der Eutenteoffiziere
Wie aus Moskau berichtet wird, find zahl-
reiche Ententeagenten, auch Offiziere, in
Wologda verhaftet worden. Bei dem Auf-
stand Jaroslav fand man nämlich Beweise gegen
französische Offiziere, daß sie sich ffn Lager der So-
zialrevolutionäre gegen die jetzige Regierung be-
tätigten. Darauf wurden zehn von ihnen verhaf-
tet. Dis Militärmission in Moskau soll angeblich
nicht «mehr bestehen, doch hält sich der General
Luvergne, der Chef der französischen Militär-
mission, noch immer in Moskau auf, angeblich als
Militärattaches der französischen Botschaft mit dem
dazuMhörigen Personal. Man fragt sich, was ein
Militärattache bei einer durch einen Kanzleidiener
dargestellten Botschaft su tun hat.
Gouraud über die Schlacht bei
Reims
General Gourand erklärte, einem Korrespon-
denten des Amsterdamer Telegraaf über die deut-
sche Offensive bei Reims:
Da wie die feindlichen Pläns genau
kannten, eröffneten die zahlreichen französischen
Vattterien, die bis dahin geschwiegen hatten,
vier Siur.den vor dem deutschen Angriff ein Höl-
len feuer auf die deutschen Truppen; in zwölf
Stunden verschossen sie die Munition von drei
Tagen. Wir fragten uns voll Spannung, ob dis
Deutschen doch noch angreifen würden. Als um
12.10 Uhr die erste deutsche Granate auf Chalons
fiel, war das für uns eine Erleichterung.

Kurze Nachrichten
* Amerikanische „Ritter". Nach Pariser Mit-
teilungen an die Stampa wird aus Newyork ge-
meldet, das amerikanische Kriegsministerium lasse
nun als wirksamen Schutz für alle in Frankreich
kämpfenden Soldaten der Vereinigten Staaten
volle Panzerrüstungen mit Helm und
Schild Herstellen.
* Die englischen Verluste belaufen sich im Mo-
nat Juli auf 1670 Offiziere und 63 861
Mannschaften. Hierzu kommen die Verluste
der britischen Flotte «mit 41 Offiziers und 229
Mann.

Die deutschen Zeitungen in
Gefahr
Wer an seine Sendung glaubt, pflegt gemeinbH
von sich nicht zu reden. Die Männer der deutsch^
Presse hielten es so; sie standen und stehen in
ler, selbstverständlicher Pflichterfüllung in der M
beit um das «gemeine Bests. Sie wußten und
fen. daß die Erkenntnis von der Notwendigkeit
ihres Werkes nicht allgemein verbreitet ist. na'
mentlich dort fehlt, wo man sie am ersten erwart«»
möchte, auch heute noch fehlt, wo unendlich vick
Worte Wert und Bedeutung der Presse vom TiW
der Regierenden ber unterstrichen haben. Daß e»
Worte waren,, hinter deren gefälliger Hülle M
nicht allemal Taten bargen, hat die Merkleute des
deutschen Zeitungsbetriebes weder verwundert nob
verdrossen. Sie wissen, daß sie ihre Arbeit u>»
ihrer selbst willen tun. Und wenn sie einer Eenus-
tuung bedürfen, so mag es die sein, daß doch Heuff
in die Mehrzahl aller einsichtigen Deutschen dff
Erkenntnis gehämmert ist: Ohne die deutsche Tck
gesvresse war dieser Krieg nicht zu gewinnen. Sff
ist es gewesen, die in «den hinter uns liegenden off*
IaLren die politische und wirtschaftspolitische Zu-
versicht aufbaute und stählte, die Gewinne dek
Waffen sichern half und die Kriegserlebnisse in der
Seele des Volkes verankerte.
Ueber das alles wäre nichts zu sagen, Leiitn dff
deutsche Presse glaubt an ihre Mission auch ick
fünften und jedem etwa noch folgenden Kriegs»
iahre. Sie würde herzlich gerne darauf verzichten;
von sich und ihrer «Arbeit irgendwie Aufhebens B
machen, wenn sie nicht wüßte, daß Gefahr im Vers
zugs wäre. Gefahr, die zwar für den ersten und
den oberflächlichen Blick zunächst nur das wirt-
schaftliche Gefüge der Zeffungsunternehmungm
selbst z«u bedrohen scheint, die -aber und das ver-
pflichtet zur Flucht in die Oeffent-
lichkeit — zugleich die Gesamtheit «der deutschen««
Zeitungsleser, und mit dieser dürfen wir unbe-
denklich das deutsche Volk identifizieren, angeht.
Um was handelt es sich? Wir wollen deck
Blatte des Vereins deutscher Zsiiungsverleget,
dem Zeitungs-Verlag, das Wort geben:
„Von Vierteljahr fast zu Vierteljahr steht der
Pavierpreis und jetzt sogar die Fortse«-
ung dieser verständigen Paviervolitik des Reichs
in Frage und absorbiert «Kraft und Zeit der Or-
aanisationsleitung der deutschen Zeitungsverleger,
die dadurch Pressefragen von noch höherer natio-
naler Bedeutung entzogen wird. Hält «man an« der
wirklich staatsmännischen Erwägung fest, aus L«r
«die «Haltung des Reiches in der Papierfrage bisM
beruhte, dann «sollte hier ein Definitivum geschasW
werden: ..Fixierung des Papiervreises für die Ver-
leger auf etwa 38 Pfg. das Kilo und Auseinan-
dersetzung zwischen Reich und Pavierfabrrikü-nM
über etwaige Mehrforderungen. Es ist eine uck
rationelle Oekonomie der geistigen und nerboM
Kräfte der Presse, sie immer wieder nach einigt «
Mongten vor Ungewißheiten zu stellen, die viele»
Zeitungen an die Wurzeln der Existenz gehen."
Und an anderer Stelle: „Was drei Jahrs Hi»'
durch Grundlage der Papierpolitik des Reichs I
war. diese wirklich staatsmännische Einsicht in dff
-Bedeutung der Struktur der deutschen Presse muß I
auch ferner maßgebend bleiben: di« «
deutschen Zeitungen lebenskräftig und den« neue» «
wirtschaftlichen und geistigen Anforderungen jener
Zeit gewachsen in den Frieden hinüberzisÄiMen.' «
Letzten Endes also eins Geldfragd. dff' !
wenn man die Unterstützungen anderer Wirtschaft^- , i
gruppen. die der Krieg schwer belastet Hat. z. Ä-
die der Seeschiffahrtstreibsnden oder die deÄ
WoHnungsgewerbes auf Hunderten von Million e»
in Betracht zieht, verschwindend scheint und mit
einem Federzug zu Men wäre. Der Krieg hat abck
die Lage des deutschen Zeitungsgswerbes shier b^
stätigt wie überall die Ausnahme die Regelj wei-
ter verschlechtert. 1000 und möhr Unternehmungen
sahen sich geswungen, ihr Erscheinen einsustelle»
und die Zahl dieser Kriegsopfer ist noch nicht äN
geschlossen: «Mit der Erhöhung «der «Bezugs- und
Anzeigenpreise allein können die ins Sechsfache «s^
steigerten Mehraufwendungen «gegenüber den Frie-
denspreisen'nicht bestritten werden, auch dort gibt
es eine obere Belastungsgrenze, über die zuck
Schaden der Abonnenten und Inserenten Nicht gä

.mindestens ihre 10 Knoten. Aber der Dampfer
kam rasch näher. Da blitzte auch schon der Feuer-
strahl eines Schusses auf, dessen dumpfer Donner
über die Wasser und erzeugte eine kleine Fon-
täne, „Es hat keinen Zweck mehr," sagte «da Graf
Luckner. „Bringen Sie das Schiff in den Wind,
Herr Leutnant, und lassen Sie die Segel nieder-
rollen". Die Leinwand sauste klatschend «und flat-
ternd herunter und bald darauf drehte die „Moa"
bei. Schon brauste der graugemalte Verfolger
schnaubend und schaumaufwühlend durch die Dü-
nung heran und stoppte dann dicht vor dem Scho-
ner. Einer der Offizier beugte sich Wer die
Kommandobrücke und rief: „Wo kommen Sie her!"
Von Luckner antwortete: „Von Auckland". „Sind
dort irgendwelche Deutsche au Bord?" war der
nächste Ruf. „Das sollte ick meinen«," rief einer
der Engländer mit Lachen. Damit deutete er auf
den neben ihm stehenden Grafen Luckner. Gleich-
zeitig wurden zwei Boote des Dampfers zu Wsas-
ser gelassen und mit ihnen bewaffnete Leute an
Bord der „Moa" gesandt. Dort wurde die deut-
sche Flagge heruntergeholt und alle «Flüchtlinge
gefangen genommen. Nach dem Kommando
„Hände hoch!" hatte man sie durchsucht, dann in
Ketten gelegt und scharf bewacht. Jedoch
wurde bei ihnen keine Waffe, keine Bombe mehr
vorgefunden. Alles hatten die Deutschen längst
über Bord geworfen. Die deutsche Marineflagge
stellte sich als ein selbstangefertigtes, mit Wappen
bemaltes LeinwandtuH heraus. Triumphierend
wurde sie von den Engländern als kostbare Beute
an Bord genommen. Die Rückfahrt dauerte bei
der stürmischen See fünf Tage. Mehrere Male
mußten beide Schiffs wegen des Sturmes bei-
drehen. Nach der Ankunft in Neuseeland wurden
die ,Seeadler"-Lsute einem anderen Gefangenen-
lager überwiesen, wo sie, um einen neuerlichen
Fluchtversuch zu verhüten, aus das Schärfste be-
wacht wurden und sich augenscheinlich heute noch
befinden.
In dieser im Auszug wiedergesebenen Schil-
derung des WideWorld Magazine haben wir wie-
der einmal den bündigsten Beweis dafür, von
welchem« glühenden Drange unsere gefangenen
Seeleute beseelt sind, dem Vaterlande wickuer ihre
Dienste zur Verfügung zu stellen. Man kann beim

Lesen dieses Berichtes nur eines bedauern, nack
lich daß der mit solch beispielloser Kühnheit uck
ternommene Fluchtversuch der Helden vom „Sm
adler" mißglückt ist. Wäre er gelungen, -so hättÄ
wir vielleicht eine .,Ayesha"-Fahrt in neuer AM'
machung erlebt. Das Schicksal hob «« anders tff«
wollt. /
Mrd die Erde übervölkert
werden?
Die Gegenwart, in der Millionen von Menschs
dem Kriege zum Opfer fallen, hat den Englands
H G. Hutchinson veranlaßt, eine Frage aufzuws».
im. die zunächst sehr unzeitgemäß erscheint: wffo
die Erde übervölkert werden? Allein gerade
Zusammenhang mit dem Kriege hat sie doch ib^
Berechtigung, wie ihre Beantwortung zeigt. Hm'
chinson gebt von zwei unbestreitbaren Tatsaa)^
aus: daß die Bevölkerung der Erde feit Fad»
Hunderten zunimmt und-daß die Erde nur eine'««'
grenzt« Menge von M-eMschen ernähren kann. ,
Nach „Whitakers «Almanach" beirügt, die An-E
von Menschen, die die Erde ernähren kann, 6R»
Millionen; diese Anzahl wird nach der ste ch'
Quelle im Jahre 2100 erreicht werden, wenn ve
Bevölkerungszuwachs auf der gleichen Höhe bleib»
Hutchinson rechnet damit, daß bei den: Vernis!,
rungsgrade der Jahre 1850 bis 1880 Europa w
Jahre 1890 eine Einwohnerzahl von 445 M'llff
«wen haben wird. Nach d em englischen Etat i st»»"
Nemsbolme wird Preußen zur Verdoppelung.
ner VolkszaHl von 1895: 49,2 Jahre brauchen; E»«
land erreicht diese Verdoppelung in 59,1 Iahr^
Italien in 65.7, Oesterreich« in 74,1, Frankreich!'
Anbetracht seiner geringen Geburtenzahl efft »
591 Jahren. Nimmt man nun eine Durchschnitts
zeit von einem Jahrhundert zur Verdoppeluiig ^.«
Volksmenge an. so wird die gegenwärtige
kerung der Erde, die auf 1623 Millionen ^ers
schlagt wird, in 160 Jahren 3246 Millionen, in
Jahren 6492 Millionen erreicht und damit ""
Monge übertroffen «Haben, die «dis Erd« ernähr^
kann, Im ganzen letzten Jahrhundert hat nm '
einem einzigen Lande, in Irland, die ^vou
rungszahl abgenommen; da, wo der Eeburtenuoe

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