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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Nr. 200

Seite 2

Heidelberger Leitung

Mittwoch, den. 28. August 1918

Fernsprecher Nr. d2 und 183

Nr. 206

Diaura wissen. 1
md die Küste r

,-n der Hauptsache aus Sturmwagen, Bomben, Ma-
chinensowsbren und Kampssliesern befielen. Die
Infanterie dagegen folgt dieser Sturmwclle
s-rst in erheblicher Entfernung und wird erst einss-
rtzt, wenn die französische Heeresleitung sich eines
Irr folg es sicher zu sein glaubt.
„Ein Durchbruch nicht mehr
wahrscheinlich"
Die Mornigpdst meldet: Die britischen Heeres-
crichte über unsere neue Offensive berichten
tiichts von eroberten schweren Ge-
schützen. Wir haben demnach die Artilleriestel-
nngen Les Feindes nicht erreicht, die tiefgestaffelt
zu sein scheinen. Das läßt einen Durchbruch
«nicht mehr wahrscheinlich erscheinen.
Journal des Debats schreibt am Samstag, daß
tue neuen Kämpfe der Alliierten trotz stärksten Ein-
tatzes aller Kampfmittel innerhalb d:r letzten acht
Tage kaum den zehnten Teil des Vorrückens zu-
stande gebracht hätten, wie der erste Angriff
am 8. August.
Der Kampf geht nicht um
geographische Namen
..Unsere Soldaten rücken nach Noyon und Lassisny
vor, Namen, die bei uns einen unvergleichlichen
Klang haben." schreibt Leon Bailbv im „Jn-
tranfigeant" vom 15. August. Wer im Erunde ge-
nommen sind es doch nur Namen. Ob die Deutschen
-diese verwüsteten Städte besitzen oder
in i ck t. ist nur dann von Bedeutung, wenn sie den
Besitz einer Straße. einer EisenWaMw
'»der einer strategisch bedeutsamen Höhe
darstellen. sonst sind weder Noyon noch Lasfisn-y
das Blut eines Franzosen wert. Deshalb darf man
das Rundschreiben Ludendorffs nicht ins Lächer-
liche ziehen, das seinen Armeebefehlshabern emp-
fiehlt. nickt der geographischen Eigenliebe nachzu-
«cüeil, die die Verteidigung oder WiederelnnaLme
eines Gebietes zu teuer bezahlen läßt. Seien wir
aufrichtig — auch wir haben die Richtigkeit -dieses
Gedankens ein wenig spat verstanden. Wie viels
Monate lang ist unser schönes Heer von 1914 un-
nützerweise von Führern aufgeihrarcht worden, die
«noch ganz von ihrem persönlichen Rukmesscheine
durchdrungen waren, gegen unnütze Ziels, die nicht
mehr wert waren als eine ' SaudbuW. um die sich
die Kinder am Strande streiten. Man schlägt sich
nickt nm den Ruhm. Ludendorff hat reckt. Man
schlägt kick, um den Gegner zu besiegen. Treiben
wir -also unseren Oberbefehlshaber ebenfalls nicht
an. unsere Fahne auf dieser oder jener Rinne auf-
supflwntzen. sondern lassen wir ihm völlige Hand-
lungsfreiheit. die zuschlägt haltmacht. nochmals
hier oder da zuschlägt und den Feind zwingt, bei
iodein Schlag hin und her zu schwanken wie ein
Borer, -der von seinem Gegner üebuwältmt wird."

Wilson ins Stammbuch
Der Chef des Stabes der amerikanischen Armee,
General K-eiston March, hat sich nach einer Ber-
ner Ä>Meldung der .^Kölnischen Zeitung" vom 23. Au-
gust über die angebliche grausame Behand-
lung der amerikanischen Gefangenen
in Deutschland geäußert. Er erklärte die in den
Vereinigten Staaten verbreiteten Schauergeschich-
ten für unbegründe t. da ihm der diplomatische
Vertreter Spaniens in Deutschland mitgeteilt habe,
die Amerikaner würden dort genau so behandelt,
wie alle übrigen Gefangenen.
Vielleicht nimmt Wilson, der sich augenscheinlich
,um die Dementierung der deutschen Greuel durch
"den amerikanischen Höchstkommandierenden General
Pershing Nicht gekümmert hat, wenigstens von die-
ser Aeußerung des amerikanischen Generalstabschefs
Kenntnis und hört auf. im Lande der Lynch-
morde von erfundenen deutschen Greueltaten zu
reden.
Die deutsche Gesandtschaft in Pleskau. Die
Mitglieder und das Personal der Moskauer deut-
schen Gesandtschaft sind nach einer Meldung aus
Königsberg i. Pr. am 23. August in Pleskau
eingetroffen.

Dis ErganzungsverLrüge zum
Brester Vertrag unterzeichnet
WTB. Berlin, 27. Aug. (Amtlich.) Heute
nachmittag sind im Auswärtigen Amte von he«
deutschen und russischen Bevollmächtigten drei E r-
gänzuttgsverträge zu den Brester Ver-
trägen unterzeichnet worden, nämlich ein
Ergänrunssoertrag zum Friedensvertrag sowie ein
Finanzabkommen und ein Privatrechts-
abkommen zur Ergänzung des deutsch-russischen
Zusatzvertrages rum Friedensvertrage. Die Ver-
träge bilden das Ergebnis der seit mehreren Wochen
zwischen den deutschen und russischen Delegierten in
Berlin geführten Verhandlungen.
Große Verluste der Tschecho-
Slowaken
Stockholm, 27. Aug. Ein Telegramm aus
Moskau am Politiken" bestätigt, daß die Tsschecho-
Slowaken bei Nikolajewsk geschlagen
wurden und daß die Stadt von den Bolsche-
wisten eingenommen worden ist. Es wur-
den dabei große Mengen an Kriegsgerät erbeutet.
Die Verluste der Tichecho-Slowalen sind sehr
groß _
Die Fliegerangriffe auf Städte
Versammlung der durch Fliegerangriffe
bedrohten Städte
Frankfurt a. M-, 27. Aug. Auff Anregung der
Stadtverwaltung Saarbrücken hat gestern im »Rö-
mer" in Frankfurt a. M. eine ^Versammlung
von Vertretern von Städten und Kreisen
West- und (Süddeutschlands stattgefunden. die be-
sonders von Fliegerangriffen bedroht sind. Auch
der Chef des Eeueralstabs der Luftstreitkräfte.
Oberst Thomson, der Kommandeur des Hei-
mallustschutzes, Major von Keller, der Ge-
schäftsführer des Deutschen Städtetages, - Bürger-
meister Sa hm -aus Berlin, und Vertreter meh-
rerer stellvertretender Generalkommandos nahmen
daran teil. Nach einem einleitenden Referat des
Oberamt manns Klotz (Freiburg i. B) wurden
alle Fragen des Schutzes der Bevölkerung gegen
Fliegerangriffe erörtert und reger Erfahrungsaus-
tausch gepflogen.
Sodann hielt Erster Beigeordneter Schlosser
(Saarbrücken) ein Referat über di« gegenwärtige
Rechtslage der Entschädigung für FliegerschäLen.
Djie Versammlung einigte sich auf eine längere
Entschließung, in der der schnellste Erlaß ei-
nes Reichsgesetzes gefordert wird, der einen
Rechtsanspruch auf vollenErsatz aller
durch Fliegerangriffe verursachten Sach- und Lei-
hesschäden sowie der unmittelbaren Erwerbsschäden
gewAhrt. Beschleunigung des Verfahrens, ausrei-
chende und schnelle Hilfe bei der Wiederherstellung
der entstandenen Schäden. Senkung der Bau-
materiAlproise, Ersatz der Prämien für Flieger-
versicherung sind weiters Forderungen der Ent-
schließung; auch wird Ersatz der den betreffenden
Bezirken durch Schutzmaßnahmen entstandenen Ko-
sten gefordert.
Zur weiteren Beratung und Mm erforderlichen
Austausch der sämtlichen Erfahrungen wurde ein
ständiger Ausschuß gewählt, dem Ver-
treter der Städte Saarbrücken. Köln,
Frankfurt a. M. Mainz', Mannheim- Kaisers-
lautern, Metz, Stuttgart, des Bezirksamts Frei-
bürg i Nr. und der Kommandeur des Hei-
matluftschutzes angehören.
Kleine Kriegsnachrichten
* Einheitskriegsbrot der Entente. Das Pari-
ser Journal veröffentlicht -sine anscheinend halb-
amtliche Note des Verpflegungsminister, nach der
eine Vereinheitlichung der Zusammensetzung des
Brotes in allen alliierten Ländern
nur grundsätzlich befürwortet, aber nicht beschlos-
sen sei, und zwar werde das Motmehl aus 80 v.
H. Weizen und 20 v. H. Effatzmehl bestehen.

Dis LMtlichLU KrisgsEen ühes
den rumänischen Feldzug
Der General st ab des Feldheeres läßt
soeben in seinem Auftrage nach den amtlichen
Ouellen eine eingshende Darstellung über den tat-
sächlichen Hergang der Kämpfe zur Zeit des tücki-
scksn rumänischen Ueberfalls und seiner schnellen
Ahndung hevausgeben. Es handelt sich um das so-
eben fertiggswordene Heft 33 des ersten wirklich
zuverlässigen Krisgswerkes „Der grobe Krieg in
Einzeldarstellungen" /Verlag von Gevbard Stal-
ling in Oldenburg i. Er.): „Die Befreiung Sieben-
bürgens «nd die Schlachten bei Targu Ji« und am
Argesch". (Preis 1,50 M. dazu Teueruugszuschlag
15 Pfg.) Das Heft ist vollständig in sich abge-
schlossen und umfaßt 134 Tertseiten, 28 Kartensei-
ten und 1 besonders gute Reliefkarte. Drei große
Tabellen geben über die Kriegsgliederung der-
käinpfenden verbündeten Armeen Ausschluß, wie
hier überhaupt die beteiligten Führer und Trup-
penteile zum ersten Male vollnamentlich genannt
werden. Die Schlachten um Hermannstadt und
Kronstadt, das Ringen um die Gebirgspässe, der
Einbruch in die Walachei und die Verfolgung bis
zum Alt. die Schlackt am Argssch und die Einnahme
von Bukarest bilden Höhepunkte im Verlauf dieses
rumänischen Dramas. Die klare leichtverständliche,
dabei -außerordentlich fesselnde Schreibweise des
mit der Abfassung beauftragten Generalsiabsoiff-
riers paßt sich dem Verständnis der Nicktfach'eute
an. sodaß Loder aus der Schilderung ein klares
Bild der großen Entschsidungskämpfe gewinnt.
Schon im Hinblick auf die Debatten über L«n ru-
mänischen FriedenÄvertrag und seine Einwirkung
auf -die deutschen Interessen, wird es jeder begrü-
ßen. sich Gewißheit über den Gang der Niederwer-
fung des rumänischen Gernegroben verschaffen zu
können. Möge der im besten Sinne volkstümlich
geschriebene Band der von einem Vorwort des Ge-
neralstabes des Feldheeres eingeleitet wird, wei-
teste Verbreitung in allen Kreisen unseres Volkes
finden.
Die Lage in Vcrlona
Der Seeolo meldet zur Lage in Albanien, daß
die Italiener Valona unter allen Umständen
verteidigen werden. Eine Gefahr für die
Stadt besteht nach der Versicherung der leitenden
Kreise nicht. Immerhin wurde aus strategischen
Gründen sine teilweise Räumung durch die
Zivilbevölkerung angeordnet.
* Verzögerung in der Gefangenenpost aus Eng-
land. Das längere Ausbleiben von Nach-
richten kriegsgefangener Deutscher aus Gefange-
nenlagern in England hat in letzter Zeit vielfach
Beunruhigung in der Bevölkerung hervorgerufen.
Ein Grund hierzu liegt nicht vor. Die Unregel-
mäßigkeit der Sendungen in den letzten Monaten
ist zum Teil auf den Mangel an Beförderungs-
gelegenheit zurückzuführsn. Die Briefs treffen in
SamMsls-endungen ein. Dia diese sehr umfangreich
sind und gelegentlich bis zu 1000 000 Brief« ent-
halten, häufen sich nach ihrem Eintreffen die Post-
sachen derart, daß ihre Weiterleitung nur mit ei-
ner gewissen, unvermeidlichen Verzögerung mög-
lich ist. Ob die angestrebte Besserung dieser Ver-
hältnisse in absehbarer Zeit zu erreichen ist, läßt
sich noch nicht übersehen.
Deutsches Reich
* Hertting und Payer. Reichskanzler Graf
Hertling wird, der Germania zufolge, am Don-
nerstag aus dem Großen Hauptquartier wieder
nach Berlin zprückkehren. Am selben
Tage wird der Vizekanzler von Payer eine Ur-
laubsreise nach Süddeutfchland antreten.
* Staatssekretariat für Presseangelegenheiten.
Die Neue Politische Korrespondenz verlangt ein
Staatssekretariat für Preffeangelegenheitsn. Dem
von ihr gewünschten Zentralamt unter der Leitung
eines eigenen Staatssekretärs soll auch eine Art
Presseparlament, eins ständige Konferenz
aller Presseorgane, -beigeaeben werden.
* Berufung km Chamberlain-Prozeß. Frankfur-
ter Blättern zufolge hat im Prozeß der ..Franks.
Zeitung" gegen Chamberlain Justizrat Dr. Claß,
für den Verurteilten Berufung gegen das s-chö-f-
feuserichtliche Urteil eingelegt.

Sich recht anschauend vorstellen zu lernsm^^
L daß niemand Vorkommen glücklich ist, ist H
V vielleicht der nächste Weg, vollkommen glücklich H
G. CH. Lichtenberg
Gespenster des G ücks
Roman von Alfred Maderno
(39. Fortsetzung)
Jemand Schönem zu lieben, ist überdies nicht
schwer. Und so hing Lotte Bauer an Nora Räde-
manm und lenkte dadurch, daß sie und ihr Gebaren
die Freundin manchmal nachdenklich stimmten, de-
ren Sinn ost und oft von der düsteren Stimmung
der Krankheitstage ihrer Mutter ab.
Auf diese Art versaß Nora für Viertelstunden
dis unerträgliche Krankenstube und das entsetzliche
! Lei den der dort langsam dahinsterbenden Frau
und hatte, wenn sie zur Leidenden zurückkchrts,
wieder so viel Kraft, sich anscheinend ruhig an das
sBett der -Mutter zu setzen, die an diesem Platze
-lieber ihre Tochter als eine Pflegerin sah.
Bisweilen kam auch der Geheimrat Ur eine
iHalbs Stunde herein. Ehe er eintrat, hielt er je-
desmal den Schritt an, uiid setzte die — Maske
auf. Nun konnte er lachen und zärtlich sein. Schloß
-die Tür des Krankenzimmers wieder hinter sich
dann grub er die Fingernägel in die Ballen der
Hände und niemand wollte i'üm in diesen Augen-
blicken begegnen. Sein ohnmächtiger Grimm riß
ihn zu harten, ungerechten Worten hin.
Nom aber saß an der Mutter Bett, streichelte
ihr die kühlen Hände; Pflege erforderte der Mhr-
ichÄimMaf der Sterbenden nicht. Und Nora vor-
-gatz über ihren Gedanken an die junge Freundin
den traurigen Platz, an dem sie weilt«.
Sie hatte in jenen jungen Jahren keine Freun-,
din besessen, wohl di« Mutter, dis jeder Regung
ihres Herzens vorsichtig nachzuspüren sich bemühte,
aber gerade in der Zeit, da sie kaum aus und ein
wußte,, sie nicht immer verstanden und ihr Gebaren
»manchmal mißbilligt hatte.
So wie es Lotte Bauer ihr gegenüber tat und
für natürlich hielt, so hatte sie sich zu niemanden

aussprechen können. Nora vermochte sich nicht
mehr genau zu erinnern, ab sis dazu je das drin-
gende Bedürfnis gehabt hatte. Doch diese Un-
sicherheit war es nicht, die sie daran ermahnte, daß
jene Zeit ja schon weit hinter ihr lag. Jene Zeit
aber war die Jugend gewesen, ihre eigene Jugend.
Das brachten ihr Lottes Fragen zum Bewußtsein,
Fragen, die das junge Mädchen aus Ahnungen
und Träumen heraus an die ältere erfahrens
Freundin stellte.
»Hast du damals auch so gefühlt? War dir da-
mals auch so, als müßtest gerade du die Aus-
etwählte sein, die eine, der sich alle Wünsche er-
füllen würden? Und wünschtest du dir damals
auch hohe, weite Hallen mit glänzenden Fliesen
und schimmernden, Säulein, an denen sich Rosen
emporranken, dis ihre Kelchs schwer und betäubt
tief zur Erde hängen lasten?"
»Und was noch?" fragte Nora lächelnd.
„Weiter weiß ichs noch nicht. Ich sehe eine
verschlossene Türe vor mir. die Klinke scheint
glühend heiß zu sein, doch ist sie -aus rotchn Gold,
das nur ein Sonnenstrahl trifft. Hast du damals
auch solche unklaren Gedanken gehabt?"
Damals. Das wars. Dieses Wort zeigte ihr
die Vergangenheit, di- Jugend. Doch machte es
Nova nicht traurig oder verbittert, daß Lott« sie
daran erinnerte, daß es für sie, di« in ihr sechs-
undzwanigstes Jahr schritt, ja schon ein Damals
gab. das nicht bis in dis Tage der Kindheit zu-
rückreichte.
Und nr Gedanksn ging sie ihr ganzes Leben
durch, erlebte jede Freude, deren sie sich zu erin-
nern vermochte, nochmals und blieb ruhig und stark
angesichts der harten Schläge, die sie getroffen
hatten, ä-uch diesmal.
Ihr . Weg war klar und gerade gewesen, ein gu-
tes Stück, das ihrer noch harrte, -meinte sie bereits
zu übersehen. Seitdem die Pflicht einmal neben
sie getreten war. mußte sie ihre Pflicht tun. Doch
wenn dies Nben hier an ihrer (Seite erloschen
war, was dann? Wenn dis Worte nicht mehr
galten, die sie jetzt leise zu sich sprach: Von der
Jugend nehme ich die Kraft, ein Leben seinen letz-
ten Kampf auskämvfen zu sehen; meine Knie wan-
ken nicht, meine Augen füllen sich nicht mehr mit
Tränen, angesichts des Todes klammere ich mich

ans Loben, meine Gedanken kehren zur Jugend zu-
rück. sind einem jungen Menschsnkinde zu Millen
denn das hat das Recht, Liebe und Aufmerksamkeit
für sich zu beanspruchen, da -es noch die Blüte ist,
die erst zur Frucht werden soll, während hier das
Mark im Stamme stirbt."
Was dann? Welche Pflicht forderte dann viel-
leicht wieder andere Kräfte von An? Wieviele
Kräfte ein einziger Mensch doch besitzt, -besitzen
Müß —.
Auch diese Zeit kam. Der Geheimrat war Wit-
wer geworden. Spätsommer war es.
„Ich bin müde." sprach Rade-mann zu feiner
Tochter.
Nora begann im stillen zu zittern. Nun kam
es, jetzt würde er es ihr sagen —.
«Wir wollen für ein paar Wochen verreisen,"
sprach leise der Geheimrat.
Nora atmete auf. Das war nicht, was sie be-
fürchtete.
„Gerne Vater, Und wohin?"
„Ohne Ziel, Kind, und möglichst allein. Mit
Sloman von Hamburg nach dem Mittslmeer und
wieder zurück. Fünf Wochen Seefahrt".
In Noras Gesicht zitterte kein Nerv. Der Va-
ter versprach sich von dieser Reise das Best« für
seine Stimmung, da würde sie fick wohl dvsinfin-
den muffen, Rademann dachte nicht daran, Frau
Lenzberg aber verstand sie. als sie kam, um ohne
Freude von ihr Abschied zu nehmen. Fünf Wochen
lang Nacht Ur Nacht dis Dee an die Wände des
Schiffes schlagen zu hören. Die See, die er so ge-
liebt, der er in Treten gedient. Fünf Wochen
lang Nacht für Nächt sich von der gurgelnden, gluck-
senden holen Stimme des Wassers von ihm erzäh-
len zu lassen--
Doch der Geheimrat dachte nicht daran, und war
zufrieden, mit seiner Tochter die einzigen Passa-
giere der ersten Klasse des großen Warendampfers
zu sein.
Wo sie der Küste nüberkamen oder in Portu-
gal. Nordafrika, Spanien und Südfrankreich einen
Hafen anliefen, verlor Nora das nächtlichs Flü-
stern der (See für Stunden aus den Ohren. Sie
hörte den Vater angeregt sprechen und sah selbst
wieder viel Neues, wurde müde vom Schauen
und Lärm der südlichen Hasenpliitze. Nicht ungern

Der deutsche Botschafter dein! E?,7lan?^
. -ffen haben wir
Konrg von Lpamen Een>.

Die Beanspruchung deutschen Schiffsraumes D Amsterdam, 2
den- spanischen Verkehr hat zu diplomatische» meldet die Tin
Auseinandersetzungen zwischen der sva - s-nt T, e -> r,
ni >schen und deut s ch e n Regierung geführt, d' « ,. A,
bisher noch kein endgültiges Ergebnis zeitigten - cken vch i
Die -Verbandsmächte wenden im Augenblick ve» "rat. Der Star
stärksten Druck an, um die neutrale Haltung des flotte im Einkl.
spanischen Königreiches zu erschüttern und dabei fEst r^gelr
wechseln freundliche Anerbietungen mit plumpen .. 7
Drohungen ab. Dis spanische Regierung hat durch L "M ve
ihren Botschafter in Berlin erklären lassen, daß sie lueserung v
nach wie vor auf dem Boden unbedingter Neutra-

lität gegenüber den Kriegführenden stehen bleibest
wolle, doch der -spanische Schiffahrtsverkehr sei durch
die deutschen U-Boote in eine derartige verderb!
licke Lage geraten, daß sie Hand auf die in spckl
Nischen Häfen befindlichen deutschen Handelsschiffs
legen muffe. Alan scheint in Madrid zu -glauben.!
daß die deutsche Regierung, die die Auslieferung,
der holländischen und schwedischen Schiffe an Eng-!
land hingeben ließ, auch dem spanischen Vorhaben
gegenüber duldsam sein werde, doch dem spanisches
Ministerium ist erklärt worden, daß Deutschland
in dis Beschlagnahme feiner Schiffe nicht ein-
willigen werde. Der U-Bootkri-eg ist der Am
gelpunkt ,der gegenwärtigen deutsch englischen Aus-
einandersetzung. und die deutsche Heeres- und Flöt'
tenleitung kann nicht Massen, Laß die Feinde inv
mer von neuem Luft und Zuschuß -durch die Neu-
tralen bekommen.
Der König von Spanien hat Deutschland ge-
genüber bisher stets eine gerechte Haltung be-
wahrt und umsomehr ist anzunehmen, daß er seine
Stimme- auch in der schwebenden Streitfrage für
unbedingte Erhaltung der Neutralität geltend
macht. Noch ist nicht bekannt, welches Ergebnis
die persönliche Vorstellung des deutschen Botschaf-
ters bei dem König Alfons gehabt bat. aber es ist
zu erwarten, daß ein Ausgleich vorbereitet ist. Wie
wir vernehmen, ist dis deutsche Regierung unter
Umständen bereit, auf dem Wege der Geleitschen:«
ein noch weiteres Entgegenkommen zu zeigen, als
es schon Lis jetzt gewährt wurde. In Deutschlaich
herrscht für dis spanische Zwangslage volles Ver-
ständnis. Spaniens Seeverkehr ist in der Tat
ganz von der Gnade Englands und feiner VerbUw
deten abhängig, und der spanische Schiffsverkehr
kann gänzlich unterbunden werden, wenn die eng-
lische Flotte ihn verhindern will. So lauge dit
spanischen Reeder für England arbeiten und na-
mentlich Erzlieferungen machen, befördern di«
Briten selbstverständlich die spanische Schifffahrt»
Daher stammt auch der Rat von London, daß di«
spanische Regierung sich der deutschen -Schiffe be-
mächtigen möge, damit diese zur Ergänzung der durch
die deutschen U-Boote versenkten Fahrzeuge hev-
angesogen werden können. Natürlich sind es di«
spanischen Schiffsbesitzer, die ihre Regierung, B
einem Gewaltakt drängen wollen weil sie durch
Beförderung der Bannware ungeheure Gewinn«
ein heimsen, doch man wird von Deutschland nicht
verlangen dürfen, daß es ferne Seekriegführung
gegen England durchbrechen läßt.
Die deutsche Obersts Heeresleitung ist nach wi«
vor der Uebevzeugung. daß der U-Bootkrieg das
Mittel ist. das auf die Dauer dem Gegner an Her-
und Nieren geht, ihn todkrank macht und ihn
schließlich auf das Sterbelager strecken wird. Di«
britische Offensive bei Bavaume ist ein Berows i-f-
lungstampf. bei dem alle Kräfte eingesetzt werde«,
um zu Lands einen Vorteil zu erringen. Mißlingt
der britische -und französische Angriff in seinem
Endziel, woran gar nicht mehr zu zweifeln ist, st
erhält die deutsche Tr-uppenmacht wieder günstig«
Bedingungen zu einem neuen erfolgreichen Vorstoß.
Inzwischen bchrt dje deutsche U-Bootflotte weitet
an dem englischen Schiffsverkehr, und infolge LSS
erschreckend verminderten Frachtraums wird Groß-
britannien schließlich doch einer Katastrophe entgs-,
gengeführt. Einen Frieden wollen unsere Feinde
nicht schließen, sondern sie erklären von neuem, daß
Deutschland niedergezwungen und vernichtet wer-
den müsse. Durch die Drohungen Lord Cecils
lassen wir uns aber nicht zur Bitte um Gnade ver-
anlassen. denn wir kennen die schwachen Punkte
Englands ganz genau. Auch die Spanier um
kehrte sie dann aufs Schiff zurück. Nachts begaii'
nen ja die Wasser wieder zu plaudern-
Sie Ubren zum zweiten Male an den Säulen
des Herkules vorbei., empfingen wieder die StSß«
der breiten Ozeanwogen. Es ging wieder heim. -
,/So, jetzt habe ich mich auf die letzten Lebens-
jahre vorbereitet," sprach der Geheimrät u-ist
machte den Eindruck eines mit sich selbst zufriede-
nen Menschen.
Nora erfüllten diese Wort« mit Unruhe. Hast
unbewußt glitt das Wort „Vater" über ihr«
Lipven.
Rademann überhörte den Vorwurf nicht, der ll
diesen beiden Silben lag.
„Du mußt nicht gleich an Gott weiß was den-
ken. Aber was glaubst du, daß ich tat, ehe wir
abreisten?"
Nun fühlte Nora wieder, daß sie heimlich zs
zittern begann, genau so wie vor einigen Wochen-
als ihr der Vater seine Müdigkeit klagte. i
Jetzt kannte es keine falsche Vermutung melst
sein, was ihr Bangen sinflößte. Aber sie hatte
sich auch schon wieder gefaßt und hörte ruhig an,
was de: Geheimrat noch faste.
„Ich habe dem Senat und Ministerium mitge- .
teilt, daß ich mein Lehramt niederlege". D«n'>
setzte Radömann di« Hände auff dem Rücken, sei-
nen Gang übers Schiff langsam und gelassen fort-
Ja, das war es, wovor sich Nora gefürchtet
hatte. Nun gab es nichts mehr für sie zu tun-
Wie oft war in den letzten Jahren davon die Re^
gewesen, daß der Geheimrat für seine tausend M
benstichUckMten genügend Zeit haben werd«-
wenn er keine Vorlesungen und Hebungen m«'
abhalten mußte.
(Fortsetzung folgt.)
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