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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Nr. 221

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Samstag, den 21. September 1918

Heidelberger Zeitung

Seite 4


von Professor Dr. Hiltner r bi-
mittel RoggenWsariol und Ukpulum
Bad. Landwirtschaftsverein
ruh« oder durch Vermittelubg des
zirksamtes bezogen werden.

K Neckargemünd. 21. Sept. Ratschreiber Rud.
ReuIck ist nach kurzer Krankheit verstorben. Er
war KolonnenMbrer der Freiw. Samitätskolonn«
Neckargemünd. Seit Krieasawfana war er im
Wack- und Tra-nsvortdienst auf dem Hauvtbalmkol
Hsidolbera tätig und Kat sich durch unermüdlichen
Eifer und Pflichttreue um die ungestörte Erfüllung
der Aufgaben dieser Abteilung ausserordentlich vev-
diewt ar «nacht.

* Auszeichnung. Karl M ül ler Sobn des Woll-
geschUtsi-nbabers in der Krabenaasse. wurde das
Eiserne Kreuz 1. Kl. verlieben.
* Vom Roten Kreuz. Aus dem Grossen
Hauptquartier ist von der Leitung des ge-
samten Feldsanität Swssen s ein Schreiben einae-
laufsn. welches den Dank der Heeresverwaltung
ausdrückt Wr Vie vorzüglichen Dienste, welche die
nun demnächst beimkebrende Heidelberger
Kranken -Erfrischunge stelle ..Grossker-
zogin Luise von Baden" am den verschiedenen
Kriegs-sckauplätzen den Verwundeten und Kranken
geleistet bat.
* Die Arbeitszeit in Bäckereien. Dem Reichstag
isst der,Entwurf, eines Gesetzes .Wer die Ar-
beitszeit in Bäckereien und Kondito-
reien zuaegauigen. wie er vom Bundesräte be-
schlossen worden ist. Er bestimmt in seinem grund-
legenden Varaaravb 1 in allen gewerblichen Bäcke-
reien und Konditoreien müssen an den Werktagen
alle Arbeiten mindMsns von 9 Ubr abends bis
6 Ubr momsns vollständig ruhen. Dazu
gebären auch dis Bäckereien und Konditoreien von
Konsum- und anderen Vereinen. Die Vor schritten
des 8 1 finden auch auf die Anlagen »um Herstellen
von Zwieback. Keks. Bisauitt. Honigkuchen Leb-
kuchen Waisln oder Matzen Anwendung. An Sonn-
und -lest la gen darf in Bäckereien und Konditoreien
höchstens von 5 bis 9 Mr vormittags gearbeitet
werde«. Ausserdem dürfen nach 6 Wr abend-s —
an »wer unmittelbar aufeinanderfclaendeni Sonn-
und Festtagen nur am zweiten Tage — während
einer Stunde Arbeiten vorgenommen werden, die
zur Wedeoaufnabme des regelmässigen' Betriebes
am iolgenden Werktag notwendig sind. Won drei
immittelbar aufeinanderfolgenden Sonn- oder Fsst-
tagen gilt der dritte Tag als Werktag. ^D*e Do-
börden können die Arbeit an Sonn- und Festtagen
noch werter einsckränken andererseits auch in Not-
fälle« oder im öffentlichen Interesse das Arbeiten
während der aos-etzlickm Rvbezeit gestatten
-- Volizerberickt. Verkästet wurde ein, Kon-
torist wegen Diebstahls bei seinem Arbeitge-
ber. — Zn der FakrtgM-e bat sich ein verbeimtoter
Friseiu« erbangt. — F e staen o m m s n würben
2 Personen wegen Veroehons gegen do-- Melde-
wesen. ferner e'm Ta-gläbner von Untevchwareaw
wegen Schleickbandels.

Beizen des Winterfaatgutes im
Slmtsbezirk Heidelberg
Nach der bszirksamtlichen Anordnung vom 9.
August 1918 muss im Amtsbezirk Heidel-
berg alles Saatgetreids vor der Aussaat gebeizt
werden. Es besteht begründete Hoffnung, dass kein
Landwirt des Bezirks ein ungebeiztes Saatkorn
der Erde übergibt; denn die ganz vorzügliche
Brotgetreide-, Gersten- und namentlich Haiferernte
des Bezirks ist zum Teil auf das Beizen des
Saatgutes zurückzufül ren. Durch die Behandlung
mit Fusariol und Uspulum den beiden
Mitteln die vom Bezirksamt allein zum Beizen
empfohlen werden, werden eben nicht nur Pilz-
keime abgetötet, sondern es findet auch eine
Kräftigung des Keimes statt, die ein rasches Aus-
laufen und ein kräftiges Wachstum des Getrei-
des begünstigt. Die Beizung des Winterge-
treides ist nun, wie Professor Dr. Hiltner
in einem Aufsätze ausführt, in diesem Herbst be-
sonders wichtig. Nicht nur in Deutschland son-
dern offenbar in ganz Mitteleuropa hatte der
Winter-weizen überaus stark unter Steinbr-andbe-
fall zu leiden. Weiterhin hat Professor Dr. Hilt-
ner durch die Untersuchung zahlreicher Proben aus
allen Teilen Bayerns festgestellt,, dass der Win-
terweizen häufig in starkem Masse auch von Fu-
sarium und verschiedenen anderen Vilzarten be-
iallen ist, ssvdass sich die Beizung auch gegen die
dadurch drohenden Gefahren, besonders aber ge-
gen Fusarium lSchneeschimmelp-i-lzs richten muss.
An noch höherem Grade gilt dies für den Nog-
g e n. Die Mehrzahl der bisher von Professor Dr.
Hiltner in München untersuchten Roggenproben
zeigt einen ganz hohen Befall durch Fusarium.
Auch zahlreiche andere Pilzarten wurden in den
Roggenkörnern festgestettt. Nach der Ansicht Hilt-
ners ist wesen des nasskalten Charakters des
Sommers anzunehmen, dass sich der Rossen in
grossen Tellen Deutschlands ähnlich verhalten
wird, wie die bisher untersuchten bayerischen
Proben. Professor Dr. Miltner weisst mit nach-
drücklichem Ernst auf die schwere Gefahr der Aus-
winterung des Roggens im nächsten Winter hin
und rät dringend zur Beizung des Roggensaat-
guts. Kein Landwirt versäume daher den Roggen
mit RoggenWsariol und den Spelz, di« Winter-
gerste. den Winterweizen und di« Mischfrucht mit
Uspulum zu beizen. Di« Beize Uspulum darf fa
nicht zu schwach genommen werden Ein Ueber-
beizen kann mit Uspulum nicht erfolgen. Von der
Verwendung anderer Beizmittel wie Corbin.
Formaldehüt raten wir dringend ab. Di« auch
empfohlenen Beiz-
können vom
in Karls-
Grossh. Be-

setzte Drahtherichte
Auf dem Wege zur
ParlamenLaristerung
Berlin, 21. Sept, lieber Gerüchte und
Vorschläge heisst es in der Morgenpost: Die
öffentliche Erörterung einer Regierungsänderung
hat so laut« Töne gesunden, dass sie selbst in
„G«r-Mania-"Krsisen nicht überhört werden konn-
ten. Diese Rsmerungsänderung erwartet man
vor allem in der Richtung einer weiteren oder
vielmehr einer wirklichen Parlamentaristö-
rung, wobei man auch an den Eintritt sozial-
deinokratischer Abgeordneter .in die. Regierung
denkt. — Der „Verl. Lo-k.-Anz." schreibt unter
„Der Ernst der Stunde": Seit der interfraktio-
nelle Ausschuss wieder beisaimmen ist. wird hinter
den Kulissen mit alt bewährtem Eifer an dem
weiteren Umsturz aller inneren Verfassungs-
zustände gearbeitet. Die Dinge sollen bereits so

Verantwortlichfür den gesamten Textter
Kurr Fischer ..
sür den Anzeigenteil Hermann Beyerl«
Rotationsdruck und Verlag
Theodor Berkenbusch, sämtl. in Heidelberk

diteur an und erfuhr dort dass dieser mit der frü-
hen Abholung nichts zu tun latte. Die ..Ziehleute"
und feine Möbel sab er aber nicht mekv wieder.
* Der Tote erschien persönlich.... In einer
ungarischen Ortschaft traf vor kurzem die Nach-
richt ein. dass der Sohn Stephan des dortigen
angesehenen Bürgers Joseph Racz a!m 8. Juli
den Heldentod gestorben sei. Die Nachricht war
von der Militärbehörde in aller Form dein Stan-
desamt bekannt gegeben worden. Jetzt ist der
Totgesagte höchstpersönlich erschienen und hat vom
Standesamt eine Berechtigung der Liste verlangt.
Das Protokoll, das zu diesem Zsweck mit ihm aus-
genommen wurde, gehört wohl zu den kurioMem
Leistungen des Amtsschimmels. Es beginnt näm-
lich mit den Worten: „Der Tote erschien persön-
lich vor mir unh gab über die Umstände seines
Ablebens folgendes zu Protokoll..."
* Rockaufschlitzer in der Berliner Untergrund-
bahn. Auf den westlichen Strecken der Berliner
Untergrundbahn treiben gegenwärtig in den
überfüllten Wagen Rockaufschlitzer ihr Un-
wesen. Es ist besonders auf gutgekleidete
Fragen abgesehen, denen meistens mit einem
scharfen Instrument, wahrscheinlich ei nein spitzen
Messer. Mäntel und Röcke aufgeschlitzt werden;
zuweilen werden auch ganze Vierecke aus dem
Stoff herausgeschnitten. Die Enge in der Unter-
grundbahn erleichtert den Rockaufschlitzern eine
unbeobachtete Tätigkeit.
* Eine sehr vernünftige Verordnung hat das
Generalkommando des 11. Armeekorps erlassen.
In dieser Verordnung heisst es: „Es muss ver-
mieden werden, dass man die kleinen Diebe hängt
und di« grossen laufen lässt. Es sollen nicht Leute
angez-ei-gt werden, die von Verwandten und Be-
kannten sich unbedeutende Mengen Esswaren ustv.
holen, während Aufkäufer mit Körben voll Eier
und Bustier ungehindert davonkommen. — Da,
wo es sich um gewerbsmässigen Wucher handelt,
greife man zu, aber die, dis Zeit und Geld daran
setzen, um etwas auf den Mittasstisch zu bekom-
men, oder: etwas zur Hebung des gesunkenen
Gesundheitszustandes der Familien zu tun, die
lasse man ungeschoren zum Spass werden
solch- Fahrten sicher nicht unternommen

den Kandidaten teils bereits dem Büraerausickuk
schon angeboren teils »uni Heere einaewaen. teils
gestorben sind, ist eine Ersatzwahl erforderlich,
die nack der Beroüonrma der Stadtrat vornehmen
kann. _
* Herbst-Amana. In der Natur ist es schon seit
w-ae. Blocken He>- »- da- Laub der,Bäume bat
fick! verfärbt, die Zugvogel habest unsere Heimat
mssen und siä) rn südl'.ckere Honen begehen, die
Temperatur ist niedrig-r geworden und die Länge
d-c Twas lat ab. die der Nackte zugenommen. Am
28. September abends 9 llbr 45 Ali!!., wenn die
Sonne in das Zeichen d«r Wega eintritt, sind Tag
und Nackt gleich lang; der 23. September ist also
der Taa des Anfangs,des astronomischen Herbstes.
Wäbrend der astronomischen Herbstzeit gebt dm
Tageslänae immer mehr zurück bis »um 22. Dezem-
ber. Dieser Taa ist der kürzeste im Jahre, denn er
umfasst nur 7 Stunden 51 Minuten, An ibm be-
ginnt der Winter.
* Laubhüttenfest. Heute bsmnNt das Laub-
lüttenfest der Israeliten. das am 28. Sep.
tember abickliesst und dem am 29. September das
der GesetzesiveuLe folgt. Es ist das dritte der
grossen iüdffcken Feste und seinem Wesen nack ein
Erntefest, lieber die Form seiner Feier finden nck
Vorschriften im 5. Bucke Moses Kav. 16. Von den
alten Gebräuchen sind das Errichten von Laub-
hütten das Tragen einer Zitrone in der linken,
eines Büschels von Marten und Weiden in der
reckten Hand beute nock üb lick Andere Gebräuche
scheinen neueren Ursprungs zu lein.
* Strauss-Konzert. Auf den heutigen Strauss-
Abend von Eeis! e - Winke 1 und Walter Z o l-
l i n lei hiermit nochmals bingewicsen.
* Wobltätiakeitskonzert. Unter der Leitung des
Opernsängers Hans Vogt findet am Dienstag.
23. Sevtember im Saale des Mönckkoilararetts
ein Konzert su Gunsten Lor Insassen des Lazaretts
statt, an dem sich Frl. Susi Pr echter. Koloratur-
SovvanMn aus Mannheim. Herr Aler Sander
vom stüdt. Orchester lWolinei aus Heidelberg, so-
wie ein VoikäÜcküler des Opernsängers Wogt. Luis
Sturm-Sckublev. Overntenor aus Wien, der
vor kurzem an Merreichffcken Bühnen in Wiener-
Reustaldt und Baden mit grossem Erfolg auftrat,
hören lassen werden. Eine Leiter« Abwechslung
bringt das Programm durch den luiticnn Humo-
risten Guktel Schadt. Den pianistK-cken Teil
bestr.siten: Frl. Anna Acker Heidelberg und Herr
C. Kessler, z Zt. Lazarettinfvektorstelliv. aus
Mühlhausen. Wohltäter und Freunde des Laza-
retts sowie Gäste sind herzlich willkommen:
* Ukrainischer Besuch. Nachdem bereits vor eini-
gen. Wecken ukrainische Landwirte unsere Stadt
ausgesucht haben, werden nunmehr am nächsten
Donnerstag einige ukrainische Grossindu-
strielle. die auf einer Studienreise durch
Deutschland begriffen sind, auch H s id elbe r g be-
suchen.
* Ausserordentliche Prüfung für Bolksschul-
lehrer. Am 19. und 20. Dezember wird im Lehrer-
seminar 2 in Karlsruhe eine ausserordent-
liche Dienstprüfung für die dem Heer an-
gshörisen Volksschullehrer absehalten wer-
den. Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung sind
spätestens bis zum 1. November beim Unterrichts-
ministerttlm einzureichen.
* Militiirdienstnackrickten. Es wurden beför-
dert: Zum Fel dw ob« l l e u t nan t: OffNier-
Stellvertreter: Rein, im Frieden im Fekdart.-Rear.
14. Bernhardt und Beckkof. letzterer im Frieden im
L.-Drau-Rent. 20. Koswig. im Friede?! im Jstl.-
Regt. 169. David, im Frieden im Gren.-Regt.
110. — Zum Leutnant d. R-: Schmitt. Vize-
feldwebel im Garde-Eren.-Regt. 2 z. Lt. d. Res d.
Regis.. Friedenstein. Vizewacktm.. z. Lt. d. R.
d. Feldartl.. Fink. Vizewacktm.. z. Lt. d R. d.
Feldartl.. Schad lHeidelbergs. Vizewacktm.. z. Lt.
d R. d. Feldartl.. sämtlich von Heidelberg. — Zum
Hauptmann: Würz l-Heidelberg. früher Frei-
burgs. Oberlt. d. Ldw.-Jnf. 1. Äufnest. — Der Ab-
schied bewilligt: Fenski. Qberstlt. ». D. u.
Kom. d. Ldw.-Bez. Mosbacki mit seiner Pension! u.
d. Erlaubnis z. Tragen der Uniform Des Jnf.-Re-
giments 21. Gand-enberger v. Moify OÜstl.
von der Armee, im Frieden im Gren.-Regt. 110 in
Genehmigung seines Abschledsae-suchs mit der ge-
setzlichen Pension z. Disp. gestellt und »um Km«, d.
Ldw.-Bez. Mosbach ernannt: Ottmer. Oberst z.
D. u. Kom. d. Laistw.-Be». Flensburg lim Frieden
Kam d. Ldw.-Bez. Mannheims unter Verleihung
d. Charakters als Een.-Maior von seiner Dienst-
stelle enthoben.

verkehrten! Ob dadurch Lei den behördlichen Qr-
«anen der Glaube an die von zu Hausse mitaebrack-
tsn Eier gestärkt wurde, wissen wir nickt. Gegessen
aber find die Eier. Das Mebl. von dem niemand
wissen wollte, wo es berkam. wurde beschlagnahmt.
* lleber 489 Kilometer Film in Berlin ?ge-
prüst. Im ersten Halbjahr 1918 find von der Ber-
liner Zensur? wie die Lichtbildbühn« nritteilt,
618 Films Mit zusamtmen 489866 Metern geprüft
worden, davon wurden 37H8 Meter gänzlich, 4988
sür die Dauer des Krieges verboten. 55938 geneh-
migt, die überwiegende Mehrheit. 424 677 Meter
-nur für Erwachsene zugelassen.
* Der Streik des hungrigen Heizers. Ein
Brünner Platt meldet: Vor einigen Tagen
blieb der Personenzug nach Krakau länger als
40 Minuten stehen. Die Ursache des langen Auf-
enthalts war der plötzlich« Streik des Hei-
zers, der entschieden erklärte, er fahre nicht ei-
nen Schritt weiter, fo lange er nicht di« zweite
Brotration erhalte, Vie ihm gebühr« und die
er noch nicht bekommen habe. Eg wurde «in Pro-
tokoll mit ihm aufgenommen, aber das half nicht,
der Heizer blieb hartnäckig auf seinem Stand-
punkt und fuhr nicht weiter. Endlich gab ein Rei-
sender dem Heizer ein Stück Brot und der Streik
war beendet. Der Zug kam aber mit so grosser
Verspätung in Trzebinje an, dass er den Anschluss
versäumte.
* Der Umzug des Schauspielers. Aus Cbar-
kottenbura wird folgendes Eauner.Mckcken
berichtet: Ein Schauspieler, der den Mbit befass,
»keine Wohnung wechseln zu wollen, batte mit e niem
'Möbeltransvorteur den Umzug zu einem bestimm-
ten Termin kurz vor dein 1. Oktober abaeinackt. Da
erschienen- vor einigen Tagen ..Ziehleute" Lei ibm
und erklärten, sie kämen von dem Spediteur und
wollten» fragen, ob sie nickt den Umzug schon am
nächsten Morgen vollziehen könnten da man jetzt
besser Zeit Labe. Dem Schauspieler kam'der Vor-
schlag sebi- gelegen. Pünktlich stelltest sich die ..Zieh-
lcute" ein. kräftige. ssanL-ere und nüchterne Männer,
und schafften di« Möbel vorsichtig in einen guten
Wauen. Der Wagest rasselte davon und der Sbau-
.svieler eilte nach der neuen Wohnung und war-
tete dort auss seine Einrichtung. Als einige Stun-
den vergangen waren, klinaelte er bei keinem Sive-

Aus Ltadt und Umgegend
Aus den letzten Stadtrats-Sitznngeu
Aus Anlass des betrübenden Ablebens des
Prinzen Albert von Sachsen-Weimar, der am 0.
September vor dein Feinde den Heldentod erlit-
ten, hat der Stadtrat dem Prinzen und der Prin-
zessin Wilhelm von Sachsen-Weimar seine aufrich-
tig« Teilnahme ausgesprochen. An -der Beisetzung
haben der Oberbürgermeister uns ver erste Bür-
germeister teilsennomme. — Dem langjährigen
Vorstand« des Synn-gogenrats Privatmann Ernst
Carlebach wurden zu seinem 80. Geburtstage die
Glüclwünlche der Stadtverwaltung übermittelt.
-— Von den Einladungen des Verbandes der ba-
dischen Detaillisten-Vereine und Les Bad. Schuh-
machsrverbandes für den 22. bezw. 28. ds. Mts.
wurde dankend Kenntnis genommen.
Mit dem Anträge der Barbier-. Friseur- und
PerllckenmackLr-Jnnung. ihr« Geschäfte an Sonn-
und Feiertagen, schon um 12 Ubr mittags statt
um 1 Uhr zu schliessen, erklärt fick der Stadtrat
einverstanden unter der Voraussetzung, dass die
Geschäfte von 9 Uhr morgens an offen gehalten
werben. — Als Beitrag für die Ruderabteiluna
der Oberrealschul« soll in den nächsten Voran-
schlag ein Betrag von 500 Mark eingestellt wer-
den. — Der Kolonial-Krieger-Svend« wird ein
Beitrag von 500 Mank bewilligt. — Der Re-
ck)«nsHastsbericht des Bezirksausschusses d«s Roten
Kreuzes für das Jahr 1917—18 wird dankend ent-
gegengenommen; für die We ist n a cht s gab en
an Heidelberger Krieger und für das Heidelber-
ger Soldatenbüchlein wird ein Beitrag von 15 000
-Mark in Aussicht gestellt. — Das am 11. v.
Mts. verstorbene Fräulein Auguste von Mas-
zewski hat der Stadt den Betrag von 45 000 Mk.
als besondere Stiftung, deren Zweck spä-
ter bekannt gegeben werden soll, vermacht.
Dem Anträge des Grossh. Bezirksarztes 1 auf
Einrichtung einer Reinigungsstation im Anwesen
der Grünschen Fabrik, sowie auf Vornahme eini-
ger Verbesserungen in den Lvidemiebaracken wird
zugestimmt. — Das bisher im Rathaus und in
dem Gebäude Hauptstrasse Nr. 146 unteraeLrachte
städtische Bekleidungsamt wurde nach dem Hause
Steingasse Nr. 9 verlegt. Der Stadtrat spricht
bei diesem Anlass dem bisherigen Leiter bieses
Amt«s. Stadtrat Dr. Kaufmann für feine erfolg-
reiche Tätigkeit, die ex infolge der vorgenomme-
nen Rltmnverändsrung aufzugäben sich genötigt
sah, seinen Dank und seine Anerkennung aus. Die
'Fortführung des Dekleidungswmtes. bei dem auch
eine städtische Schneiderwerkstätte eingerichtet
wurde, hat Stadtrat Louis Keller übernom-
men.
Mit dam vom Nachrungsmittelamt ausgestell-
ten Verteilungsplann für die Versorgung
der hiesigen Gastwirtschaften erklärt sich der
Stadtrat einverstanden. — Zur Bestreitung der
.Aufwendungen, di« durch den Umbau von Räu-
men Mr Wohnzwecke entstehen, sollen zunächst die
'in den früheren Jahren angesammelten städtischen
Mittel in der Höhe von 24 000 Mk. verwendet
werden. Spätere Antragstellung an den Bürger-
-ausschuss bleibt vorbehalten. — Di« Wr die be-
reits beschlossenen Kleinbauten nötigen Bau-
stoffe wurden bei Erossh. Landesgewerbeamt zur
'Bestellung an gemeldet.
Dem Antrag der Gemeinde Plankstadt wegen
Fortführung der elektrischen Strassenbahn bis in
diesen Ort wird der Stadtrat gern entsprechen,
wenn es ihm gelingen sollte, di« erforderlichen
'Materialien und die Erlaubnis zum Bezug der
Eigen Kraft zu erhalten. — Die vom
Skadtrentaimt vorgeschlagene getrennt« Führung
.der Bücher Wr eine Beiriebskass«. eine Kasse der
^ausserordentlichen Aufwendungen und eine Fonds-
kasse wird guigcheissen. — Der Rechenschafts-
bericht für 1817. der festgestellt worden, soll in ab-
- gekürzter Fobm veröffentlicht werden.
Mandatsniederlegung
Der der natl. Bürgerauss-ckumraktlon angebö-
.rends Stadtverordnete Landwirt Martin Voael
in Ileuenckeiin Kat sein Amt als Stadtverordneter
yiederaslest. An feine Stelle sollte der Reibe nach
'Kauftnicnrn Georg Meiners treten, der ickdock »um
Heere einberufen ist und wäbrend seiner militä-
rischen Einberufung nickt im der Laae ist. dias Amt
äuszuiüben. Da auch die auf der Liste nächstfolaeiv-

Bern, 20. Sept. Der „Temps" meldet auS
Valparaiso: Der Presse zufolge wird dm
Regierung durch Dekret den deutschen Da in-
pfern verschreiben, sich an neue Anker-
plätze zu begeben, wo sie keine Gefahr M
die Schiffahrt mehr bilden.
Genf. 20. Sept. Auf der französischen Mittel'
meerbabn sind gestern narbt in einem Tunnel südvM
von Tonn er« im Departement Bonn« »wer
kurzen Abständen aufeinandersolgsnde S ck nel»-
züge von Marseille nack Daris ineinander«
gefahren. Ein Havastelearamm gibt vorlamw
30 Tote und 56 Verwundete an. Besonders
troffen scheinen die dräi letzten Wasen des orstetz
Zuges zu sein, in dem sick die Pari i e r S- cku '"
linder befanden. ... .
Stockholm, 20. Sept. Prinz Errch. Herz«
von Wae-stmanland, der jüngst« Sohn des -E
nigpaares, Reffe des Gr oHH er zogs v
Baden, ist heute morgen im Alter von 29 JE
rcn aa Lungenentzündung infolge Influenza se-
stör b e n. _ _

weit gediehen sein, dass die Mehrheitsparteiejl
unverzüglich zur Bildung einer parlamentarisches
Regierung schreiten wollen, die in voller UnE
hängigksit zum Grossen Hauptquartier die Politik
führen soll, die der Ernst der Stunde erfordert. —
Die „Post" meint: Da hat natürlich Graf Herb
ling zu fallen, der es für seine Pflicht hielt, int
Einvernehmen mit dem Glossen Hauptquartier zü
handeln.
lDie Berliner Presse ist wieder einmal sehr
nervös und aufgeregt. Man wird gut tum. dem-
gegenüber sich vorerst kühl abwartend zu ver-
halten. Schriftltg.)
Das angebliche Friedensangebot
an Belgien
Vern. 20. Sept. Aus Le Havre wird amtlich!
gemeldet: Der belaiscke Minister für aus^
wärtige Angelegenheiten teilt folgendes Mit: D»
belgisch« Rea-ieruna bat auf indirektem Wens
Mitteilungen über die A blickten Deutsche
lanÄs brnsicktlick Belgiens erhalten. Dedo
Minister bat sie iofori zur Kenntnis der all
liierten Regierungen gebracht. Nack dre-
ien Mitteilungen fordere Deutschland von -Belgien
die Verpflichtung, die Sprackenfrage in einer
mit der deutschen Politik überein-«
stimmenden Weise zu lösen. Deutschland ver«
lange ferner die A m nestie für all« jene, dis seine
Dläns unterstützt Laben ferner die Aufrecht^
erb alt uns der irüloren Handelsver-!
träge. Andererseits st-ll Belgien weiter als
Faustoi and Nr die Rückgabe der Kolo-
nien dienen. Von einer Entschädigung sei kein«
Wie von amtlicher deutscher Seite
hierzu mitaeteilt wird, ist das einzig zutreffende am
der obigen Darstellung, dass die belgisch« Rea-ieruna
von der deutschen keinen formellen Mor«-
scklag erkalten bat. Es bandelt sich um den Lay-
rischen Grafen Corrina. der. mit dem belgischen
Königshaus verschwägert, für seine Person «ineN
Fübler aus-aestreckt bat.
Zweiteilung Böhmens
Wien, 20. Sept. Dis Blätter erfahren, daß,
das kaiserliche Patent, durch das die Zweit e i-
lung der Landesv«rwaltungs - Kom-
mission für Böhmen verfügt wird, in' dH
letzten Tagen des September verlautbart wird
Die Durchführung der Zweiteilung wird in doch
Weiss erfolgen, dass, zwei nationale Ab4
teilungen mit einer gleich grossen AmzrchH
Beisitzer geschaffen wird. An der Spitze feder na-
tionalen Abteilung wird -ein Vizepräsident
stehen. An der Spitze der Kommission wird, wi.d
bisher, ein Präsident stehen.
Englische Berichterstattung
Berlin. 20. Sevt. In den letzten Tagen verbrelss
tete die englische Funkenstation Horlea wörtlich:
lleber di« Zahl der bei den Kämpfen am 18. Sev«
gemachten Gefangenen: ..Hor-sea. 19. Sevt. 9 ll»
nachmittags: Die oiMÄcke Armee griff im den
Frühe des 18. September an. Die Engländer muck-
ten 1S VSV Gefangene.
Horsea. 19. -Sevt. 1 Ubr mackm.: Bei ibrem ge-stz
riaen Angriff nahmen die Engländer den Deutschem
WM^-Gesanaeme ab." , ;
Bei diesen Meldungen bandelt es sich nickt etwa
um Druckfehler oder Irrtümer im Datum, sondern
die vorstehend ang-efübrt-en Meldungen wurden Lj
wörtlich nacheinander M die Welt gefunkt. Da eH
aber bei uns immer noch Leute gibt di« den en«
liicken und franzMcken Berichten mehr nlaubesi
als den Den tick en. war es dock aut. wieder einmal
die .Maub-würdigkeit" feindlicher Berichte f«sst»uS
nageln. -
Eine neue spanische Krankheit
Bern, 20. Sept. „Progres de Lyon" meldet
aus Madrid das Auftreten einer neuen ge-
heimnisvollen Krankheit, die sich in
ganz Spanien besonders in der Madrider Garnif
son bemerkbar mache. Madrid verzeichn« bisheß
4 000 Fälle; die ersten Symptome seien düs
der spanischen Krankheit, di« jedoch schnell itz
Typhus umschlage.
Ein verbrecherischer Anschlag
Hannover. 20. Se-va. Stadtdirektor T r am M-
erbielt vor einigen Tagen ein Ci-lvaket.
einen Apparat enthielt, der nach der bsigeaebenoM
in lateinischen Lettern geschriebenen GÄbraucksam
Weisung eine neu erfundene Kell«rlamv« dav
stellen sollte Ein daran befindlicher Hobel sollt«
nack unten gezogen werden. Da der In-Kalt vev-
däckti-g erschien, wurde das Paket -der Kriminar--
vol-izei übergeben, die es durch einen OLerwuer-
werker zerlegen liess. Es stellte sich dabei keraius.
dass es sich um eine mit dicken Glaswänden umge-
bene und mit Plättckempulver gefüllt«
Höllenmaschine bandelte, die durch de»
Druck aus eine mit Zündhütchen versehen« Svirab
feder zur Entzündung gebracht werden sollte. Un-
zweifelhaft wär« die Ervlo-ston von schwerem sto-b
gen bmleitet g-eiwöstn. Nack dem Urheber des W-
Tentatsversucks wird gefahndet.
 
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