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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Montag, den 23. September 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

General- un- Mmiralstabsberichte

Ein großes französisches U-Boot

Im

ist




Kleine Kriegsnachrichten
* Gegen di« Bombenangriffe au? deutsch« La-
zarett« hat die deutsche Regierung schärfste Ver-
wahrung eingelegt und di« schweizerische Ge-
sandtschaft gebeten, diesen Protest auf schnellstem
Weg« zur Kenntnis der französischen und
britischen Regierung zu bringen.
* Der ehemalige javanische Außenminister Mo-
to no isst gestorLe n. Er war ein Anbänger der
französischen Schule. Das russisch-javanissche Bund-
war ba-uvtsächlich sein Werk. Er fiel wegen
seiner erfolglosen Politik in der Frage der stbir-
ri,schon Intervention._

Gesamt-vermögen der Deutschen Gsrverkvereine ist
seit Ende 1916 von 4,78 auf 5,80 Millionen Mark
gestiegen.
* Wilson hat in emer Proklamation unter
Anrufung der „Ideale", deren Erfüllung dem
„Heils der Welt" Lienen sollen, bestimmt, Last der
12. Oktober, der Entdeckungstag. Amerikas, als
allgemeiner Fest- und Zeichnungstag begangen
werden soll.

gen? Womit sollen die Leut« feuern und kochen?
Wie kritisch die Lage ist, beweist der Umstand, dach
neuerdings (wohl gemerkt im Sommer) eine Reih«
von Munitionsfabriken wegen Kühlen-
mangel geschlossen werden mutzten. Unter diesen
Verhältnissen bleibt im Winter für den H-ausge-
brauch so gut wie nichts verfügbar, wenn nicht
ganz besondere Zufuhren nach Italien kommen.
Daß dies nicht geschieht, dafür werden dis U-Woots
sorgen.

In Haus und Reich darf, ohne zu fragen
das Recht, keine Macht gebieten. Euripides
^>^SSSSSS»SS» » EGSLSLS-egLSSL

„Scheint dis Sonne heuts so schön wie gestern?"
„Noch vis war der Himmel so tiefblau wie
heute".
„Dann sollen Sie nicht hier bei mir im Dun-
keln fitzen. Gehen Sie in die Sonne, aber kom-
men Sie wieder. In einer Stunde vielleicht,
dann Lin ich wohl etwas frischer. Und dann,"
das stille Lächeln trat wieder atuf seine Lippen,
„müssen Sie mir das Fenster weit öffnen".
Nora drückte sanft seine Hand und verlisch Ms
das Zimmer.
Niemand war draußen miß dein GanL

Die Wiener Lagesberich! e
Wien, Li. Sept. Amtlich wird verlautbart:
Eine feindliche Unternehmung gegen Stellungs-
teile in» Tonaleabschnitt wurde durch unser
Vernichtungsfeuer im Keime erstickt. Zn den Ju-
dicaricn, im Concettale, bei Mori und auf der
Hochfläche örtliche Kleinkämpf«.
Zwischen Brenta und Piave beschränkte sich
der Italiener nach de» Mißerfolgen der letzten
Tilge auf schwächere Borstötze gegen unsere
Tassonstrllung nordöstlich des Monte Pertica, die
alle restlos abgewiesen wurden.
Der Ches des Eener akstabs.

Es wa
Awrseir, !
käme.

Gespenster des Glücks
Roman von Alfred Maderno
(Schluß.)
Herrn Späth so gut unterrichtet zu sehen,
Machte sie keineswegs staunen. Soin« Ausführun-
gen waren offenbar die wörtliche Wiederholung
dessen, was ihm der Arzt erwidert haben niochte,
als er ihn beim Verlassen des Krankenzimmers
fragte ob der Major einer besonderen Pflege be-
dürfe.
.Ich hab« den» Herrn Major den Taster Zer
Elektrischen Klingel in die Hand gegeben, da er
nicht wollte, daß beständig jemand bei ihm im
Zimmer sei. Er liegt ganz ruhig und wird dem
Taster nicht verlieren. Ab und zu sieht ja doch
eins von uns zu ihm hinein".
Nora schritt nachdenklich ins Freie. Die An-
ruhe liest sie keine hundert Schritt weit gehen.
So blieb sie in der Nähe des Hotels, holt« sich
eine Handarbeit und setzte sich am Waldrand an
rin Tischchen.
Der Arzt wollte gegen Mittag wieder nach-
sehen, wenn der Kranke nicht vorher nach ihm
verlangte. Dis Nadel blieb Nora bald im Ge-
webe stecken. Sie vermochte kaum das Garn zu
unterscheiden, und so sollte sie den Mittag ab-
warten, so den ganzen Tag vielleicht zubringen?
Doch säst sie noch keine Stunde in dieser aua-
len den Befürchtung da, als Herr Späth über die
Straße kam und ihr. obgleich kein drittes in der
Nähe mar, zufliistert«. daß der.Major Nova bitten
fasse, ihn zu besuchen.
Nora atmete auf.
„So geht es dein Herrn Majo besser?" fragte
sie und forschte nach einem zuversichtlichen Aus-
druck in Herrn Späths Gesicht.
Aber der Wirt zuckt« nur mit den Achseln.
„Klag« ist keine über die Lippen gekommen".

Unsere U-Boote an der
amerikanischen Küste
Deutschs Tauchboote versenkten an der atlan-
tischen Küste der Bereinigten Staaten dieDamps-
schifss „Lake Aldou", dessen Tonnage nicht an-
gegeben wurde, ,M estb ridge" 8900 Tons und
„Ebert" 7300 T. 19 Mann der Besatzung kamen
ums LÄ-en.

An der Treppe. zögerte sie ein paar Augenblicks
unschlüssig, ob sie nicht lieber auf ihre Stube gehen
solle. Aber sie wußte, daß sie es-oben doch mcht
würde aushalten können.
Nein, der Major hatte recht, hinaus mutzte sie,
an die frische Luft, in die klare Junisonne.
Vorher suchte Nora noch Herrn Späth auf
Sie tauschten einen ernsten Blick. Und als Nur st
fragte: „Sie sehen doch dach ihm?" nickte der
Wirt bloß schweigend.
Dann lief Nora ein paar Waldwege. Sw
schlug immer Seitenwege ein. in ein und der-
selben Richtung, und kam darum nicht vorwärts.
Immer lugten die Giebel und Türmchen des He'
tels dicht vor ihr aus den Kronen der Bäume,
die es umstanden.
Nora war keinem Gedanken nachgegangen. Si«
floh vor der Angst, floh vor der Mt. Sie zog dis
Ahr nicht. War die Stunde schon herum?
Sie stand wieder vor dem Hotel, eilte dis
Treppe hinauf, schritt leise auf die Tür von Feld-
Lachs Zimmer zu — da trat Herr /Späth hastzS
heraus und wurde Lei ihrem unvermuteten Anblick
bleich wie die Wand.
Nora blieb nur einen Augenblick lang wie an-
gewurzelt stehen. Dann eilte sie an dem Wir»
vorbei an — ein Totenbett.
Der Major lag. wie sie ihn verlassen batte, die
Arme schlaff auf der Decke, zwischen den Fingern
der linken Hand den Taster. Auf den Lippen aber
»roch immer das stille Lächeln.
Nora konnte den Blick von ihm nicht wenoen.
Dieses Lächeln sprach eine deutliche Sprache.
Der Sterbend« hatte sie noch gesehen. Sie wa-
ren um ihn gewesen in seinen letzten Augenblicken
Doch jetzt — Nora blickte scheu hinter sich. Sw
war allein, das Zimmer leer, leer und dunkel.
Sie waren fort, zerstoben, dabin mit den Träu-
men, dis nntersanken wie Schiffe, wenn sie laut-
los über den Horizont hinabsleiten.
Das waren di« Gespenster des Glücks; Schar-
ten, die gestern noch trogen und heute schon Er-
innerung waren.
Nora überlief ein leiser Schauer. Es fröstelte
sie. Die Still« und das Dunkel machten 'm
bange. Hastig trat sie ans Fenster und offnere
es weit, so daß die Sonn« in breiten Wellen her-
«influtete.

Badisü
, Nach
Nr Herr
Dr. Gri
emem "w

„,Das können sie nicht, Herr -Major," . Nora
drohte di« Stimme zu versagen „zwischen Sie und
mich kann sich niemand drängen; zwischen uns isi
kein Platz für andere mehr".
Kraftlos tastete seine Hand nach der ihren.
Seine Antwort war «in stilles Lächeln.
Nora hatte seine Hand ergriffen.
Nun war wieder tiefes Schweigen um sie.
Nach langer Pause hörte sie wieder Feldbachs
Stimme.

WTB. Berlin, 22. Sept. (Amtlich.) Im At-
lantischen Ozean versenkten unsere Unter-
seeboote 35SV0 BRT. Die für unsere Feinde be-
stimmten Ladungen bestanden, soweit festgestellt
werden konnte, aus besonders wertvollen Hütern,
«, a. aus Kohlen, Baumwolle, Petroleum, Holz,
Stückgütern und Lebensmitteln. Die Versenkung
mehrerer Schiffsladungen Kohle ist besonders be-
deutungsvoll im Hinblick auf die wachsende
Kohlennot in allen feindlichen Ländern.
Der Chef des Admiralsiebs der Marine.
Ä? N q-
Di« Kohlennot nimmt in den Ver-bandslänt-
dern immer drohendere Formen an. Der englische
„Economist" entwickelt in einem längeren Aufsatz
die Gründe dafür und fordert die Bergleute seh«
energisch auf, wenigstens ihrerseits nicht noch wei-
ter »um Rückgang der Förderung bezutragen. Ge-
gen die Wirkungen des U-Bootkrisges, der den
Schiffsraum vernichtet und die Arbeiter durch Älo
schlechtere Ernährung minder leistungsfähig macht,
kann aber selbst der Leist gemeinte Aufsatz und die
energischste Forderung nichts machen. In Ita-
lien wächst die Kohlennot krisenartig aus. Die
Hoilzvorräte reichen schon lange nicht aus, den Be--
darf zu -decken. Bahnverkehr und Heizung sind auf
das allernotwendigste eingeschränkt. Wetz alles
schon im Sommer. Was wird erst der Winter brin-

versenkt
Wien, 21. Sept. Das Kriegsministerium (Ma-
rinesertion) teilt mit: Eines unserer U-Boote
versenkte am 20. September frühmorgens vor Cap
Redoni- (-Midlich Durasg-o) ein großes fran-
zösisches UBoot mit Torvedoschüst. Außer
dem zweiten O-ffizier dieses U-Bootes, Frsgatten-
leutnant-Aken Laveyre, konnte niemand ge-
rettet werden.
Englischer Angriff in Palästina
Konstantinosel, 21. Sept. Tagesbericht
vom 2V. Sept.: Der erwartete Angriff der Eng-
länder hat begonnen. Nach heftigstem Artillerie-
feuer setzte am 18. Sept, abends der Kampf östlich
der Strotze Jerusalem —Nablus in hreft-r
Front ein. Der erste Ansturm des Gegners zer-
schellte an der tapferen Gegenwehr unserer Trup-
pen. Um Mitternacht führte der Feind neue Trup-
pen rum Angriff vor. Der Kampf mit dauernd
verstärkten Kräften wütete die ganze Nacht mit
äußerster Heftigkeit. Bei Tagesanbruch war die
Kraft des Angreifers gebrochen, der Stotz in der
Linie DscholuL^-Nadi—Abu—Zerka aufgefan-
gen. Inzwischen eröffneten die Engländer auch im
Küstenabschnitt stärkstes Artilleriefeuer, in
das ihre Schiffsgefchütze von der See aus eingviffen.
Nach zweistündiger Feuervorbereitung und erbitter-
tem Nabkampf gelang es ihnen, in unsere Stellun-
gen zwischen der Küste und der Eisenbahn Lidiul-
Kerm einzudringen. Dem Druck des am Zahl
weit überlegenen Gegners ausweichend, nahmen
wir unsere Truppen in die Tul—Ker m-Stellung zu-
rück, in der weitere Angriffe des Gegners erwartet
werden. Am Jordan nahmen wir feindlich« Trup-
penbewegungen in Wadiandscha in der Gegend von
Jericho^unter wirksames Feuer. An der Straße
Jericho—Test—Nenrin lebhafte Patrouillen- und
Fliegertätiskeit.

Neuer Roman
Mit der heutigen Nummer geht unser bisheriger
Roman „Die Gespenster des Glücks" zu Ende. Viel-
fach en Wünschen aus dem Leserkreis«' entsprechend,
bringen wir nach längerer Zeit wieder einen KO-
minalroman
„Platattenasiee Nr. 14"
von Dr. H. M e i b -n e r.
Der Romän arbeitet mit ganz einfachen Mitteln,
ist aber derartig originell, daß er, wie wir Lestim-mi
hoffen, unsere Leser vom ersten bis zum letzten
Wort fesseln wird.
Am 1. Oktober neu hinsutretende Abonnent ell
'erhalten auf Wunsch den Romain nachgeliefert.

Tag« ,
» 'kln v<
verzen. b
, Cochs
vorbsj
, Und ss
Ken leis
"ostend« -

Ernährung ».Kriegswirtschaft
Neue Bestimmungen zue Herbstgemüse-
Versorgung
Die Bad. E e m ü sev er-sor gung bat be-
stimmt. daß Weißkohl, Rotkohl. Wirsingkohl, Grün-
loht. Möhren aller -Art, Zwiebeln, Bohnen unÄ
Kürbisse nur mit Genehmigung der Bad. Gemüse-
versorgung absesstzt werden dürfen. Dis Censh--
migung wird versagt, wenn dadurch die Innehal-
tung der von der Reichsstelle über die Verteilung
ausgestellten.Richtlinien öder die allgemeine Er-
müi-sversorgung des Landes gefährdet würde-.
Einer Genehmigung bedarf nicht, wer Gemüse der
oben bezeichneten Arten, das er selbst erzeugt hat,
unmittelbar an Verbrecher Metzen will, sofern!
das Gewicht des abzusetzenden Gemüses 5 Kilogr.
ibei Zwiebeln nur 1 Klgr.s in einer Sendung nicht
übersteigt. Auch wiederholte derartige Sendungen
desselben Erzeugnisses an die gleichen Verbraucher
sind zulässig. Zur Versendung einer größeren als
der oben bezeichneten Menge wird die Erlaubnis
durch Erteilung eines EeneL-miaungs-
scheins erteilt. Die Bersendererlaribnis für
Eisenbahn-Wagenladungen und für ElückguHen^
düngen im direkten Verkehr des Erzeugers mit Dein
Verbraucher im Gewicht von mehr als 100 Kilgr. ist
bei der Geschäftsstelle der Bad. GenMeioersorgu-nS
in Mannheim, M. 1, 4a nachzusuchen. Für
Stiickgutsendungen mit der Eisenbahn bis zum Ge-
wicht von 100 Kl-gr. im direkten Verkehr des Er-
zeugers mit dem Verbraucher erteilt das Bürger-
meisteramt des Versandortes den Versandschein.
Kur Beförderung des Gemüses mittels Wagen, Ge-
päck umb dergl. wird die Erlaubnis durch einen-
Beförderungtzschein des MrgermeUteramts des
Versandortes erteilt.
Dis EissnbahndienMtellen nehmen keine besolde
rungsschsinpslicht-i-gen Sendungen ohne Werssmider-
lanbnis an . Durch Gendarmerie und Ueberwach-
ungsbsamte findet eine Ueberwachung der
Vabnse n d unge n sowie ein« Kontrolle des
mittels anderer Beförderungsmittöl versendeten
G-enMes statt. Zuwiderhandlungen werden strenÄ
-bestraft._

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Er sing Nora ins Haus voran, als sei es selbst-
verständlich, daß sie ihm folgte.
Auf einen anderen Gedanken wär« Nora auch
gar nicht gekommen, als sich vom Wirt zu Feld-
Lach führen zu lassen. Soweit ihr Herr Späth
den Zustand des Kranken geschildert hatte, wußte
fte, daß der Major von ihr nicht verlangte, sich
Gewalt anzutun und lachenden Mundes vor ihn
Hinzutreten.
Der Wirt öffnete leise die Türe und ließ Nora
eintreten. Er selbst folgte nicht nach.
Seit Frau Lenchergs Tod hatte Nora- nicht
nieder an einem Krankenbett gestanden. Doch
fand sie sich rasch zurecht. Schweigend setzte st« sich
neben den Major und wartete, daß er spreche,
ihr sage, wetzhalb er sie habe rufen lassen, oder
daß er schwieg und zufrieden war, wsil st« seiner
Bitte Folge geleistet Hatte und nun an seinem
Bett« sah.
Nora wußte nicht, ob der Major ihre An-
wesenheit überhaupt schon- bemerkt hatte. Er lag
mit geschlossenen Äugen da. als sie an sein Bett
getreten war, und hatte auch jetzt noch nicht auf-
goblickt. Seine Arme lagen schlaff auf der Decks,
und zwischen Daumen und Zeigefinger der linken
Hand erblickte Nor« den Taster der elektrischen
Klingel.
I« länger sie auf dies« Hand hinsah — und st«
zog ihren Blick immer wieder auf sich — desto be-
klommener, unheimlicher würde Nora zumute.
Sie schrack förmlich auf, als sie Feldbachs leise
Stimme vernahm, deren Ton st« nicht wieder-
erkannte.
Nora neigte sich tiefer aus sein Gesicht herab,
um ihn besser verstehen zu können.
„Sie geben mich nicht frei, Fräulein Rade-
mann," flüstert« der Httajor und öffnete langsam
di« Augen.
Machts es das Halbdunkel, das im Zimmer
Herrschte — doch schien es Nora, als ssei der Glanz
dieser Augen erloschen. Ihr Herz klopfte zögernd,
aber in den Blick, den sie auf den Kranken gerich-
tet hielt, zwang sie die ganze Ruhe, dis ste auf
bringen konnte. „Mer?" fragte st« leise »wer
gibt Sie nicht frei?"
»Di« Kameraden. Fräulein Rademan-n S>«
drängen sich zwischen mich und Eie". -

* Der französische Fliegerleutnant Maurice
Mpand, dem der amtliche französische Tagesbericht
vo-m letzten Montag seinen 3S. Luftsieg zuschrieb,
wird seit diesem Tag« vermißt.
* Die Zahl der Mitglieder der Deutschen Gewerk-
vereine s-H-irsch-Du'Nckerj ist nach Dem ..Gew-evkver-
ein" bis Ende 1S17 um 21347 auf 79113 sssjiie-geu.
Die Gäsamtei-nnahmen beliefen sich «ns 2130 227 M
die Gessamtau-sgaben betrugen 1899 551 M. Das

Nr. 222
Aus Baden
Weinheim. 82. Sept. Dem Seniorchef der LS^
verwerte, Geh. Kommerzienrat Freuden-
berg, wurde der Ehrenbürgerbrief del
Stadt verliehen.
Mannheim, 22. Sept. Mit einer Gas sperrt
zu drohen, steht sich das städtisch« Gas- und Was-
serwerk jetzt schon genötigt. Seit Wiedereinfüh-
rung der Winterzeit ist der bisherige durchschnitt-
liche Tagesverbrauch von 70 000 Kibm. aus 85 00»
Kbm. gestiegen. Diesen Anforderungen kann daÄ
Gaswerk nicht Nachkommen.
Säckingcn, 21. Sept. Der Büraerausschufj Hai
den Abschluß eines Gesellschafts-Vertrages mit d«i
Rheinischen Kreditbank in Mannheim. Mvecks
Ausarbeitung eines Ausfiihrumgsentwurfs zuk
Erstellung eines RH-einkraPtwerkeÄ
angenommen. Die Erstellungskosten Les neusnl
Werkes, dessen Höchstleistung auf 56 000 Pferde-
kraft« berechnet ist, sollen 20 Mill. Mark betraget
Säckingen. 23. Sept. Im Wald« bei dem
nahen Schweizerers Frick wurde der 22jäl>rigS
Jagdaufseher Rüetschi mit einem Schuß ins
Kopf tot aufgefunden. Durch einen un-
glücklichen Zufall scheint di» gespannte Flints
losgegansen zu sein, wobei R- von dem Schuß ge-
troffen und getötet wurde.
Niederhos A. Säckingen, 22. Sept. Das etwa
2 Jahre alte Kind Hilda der Frau Annli
Baumgartner Witwe von hier ertrank
einem Weierchen, das Kinder zur Kurzweis an-
gelegt hatten
Ueberliirgen a. S-, 21. Sept. Gestern nacht ist
di« große Ziegelei von Gruber in Mau rach
abgebrannt. Der Schaden ist lehr bedeutend.
Staufen, 20. Sept. Gestern früh gegen sechs
Ilhr wurde im Münstertal ein etwa zwei Sekun-
den währendes Beben verspürt, das van einem
starken unterirdischen- Rollen begleitet mar.

Wien, 22. Sept. Amtlich m-vd verlautbart:
Gestern überfielen auf dem Dosso Alto unsere
Sturmtruppen einen von tschecho-slo-
«akischen Legionären verteidigten Grabenab-
schnitt. Der größte Teil der Besatzung erlitt sein
verdientes Schicksal. Sonst an zahlreichen
Stellen der italienischen Front Erkundungsgefcchte.
An der Küste wurden abermals i t alienische
Angriffe abgeschlagen.
Der Chef des Generalstabs.
Der U-Bootskrieg
49 ÜW Tonnen
MTB. Berlin, 21. Sept. (Amtlich.)
Sperrgebiet um England wurden von unserem
Unterseebooten 14 VW BRT. versenkt.
Dey Chef des AdmiralstaLs der Marine.

Seite 2
Die Ententebestechungen in
Rußland
..Prawda" bringt weitere Enthüllungen
Aber die Beteiligung der Entente an den Ver-
schwörungen gegon- die bolschewistisch« Regierung.
So haben sich die französische und die engliich« Ge-
sandtschaft durch die Zahlung bedeutender Summen
cm einem Unternehmen der Kadetten beteiligt, des-
sen Hauvtsentrum sich in Petersburg beiimvd und
das sich über das ganze Nordsebiet erstreckte. Aus
dem Archiv der tich:<ho-sloT«ki-sck-en kommunisti-
schen Partei seht weiter hervor, welche Summen
die e-nglischsn und französischen diplomatischen Ver-
treter gesablt -haben, sowie wer bie Empfänger
sind. Im ganzen sind von der französischen
Regierung 111868 000 Rubel und außerdem ist
eine Hobe S-umvme von dem englischen Konsul ge-
zahlt worden. Auch wurden be4 flüchtigen ehe-
maligen O-iMieren und Zivilbeamten. Li« im Nor-
den aM dom Wese mach Archangelsk als Bauern
verkleidet mit falschen Dokumenten gefaßt wurden,
viele Beschei-nigumgc-n gefunden, wonach sie von den
Engländern Geld erhalten haben. Dis Offiziere
battog einen Ausstand in Wologda vorbereiten
sollen
Englische Angst vor dem
Bolschewismus
Nach einer Londoner Meldung des Handelsblad
Ichroibt Daily Erpreß in einem Artikel über die
stets wachsenden Streiks, ss wäre töricht, nicht zu
erkennen, daß ernste,ste Gefahr vorhanden sei für
das Anwachsen des Bolschewismus in England.
Die Bewegung werde in Glosgow von gsfährlichen
Revolutionären geleitet, die in engom Verkehr mit
Rußland stehen. „Wir wissen, was in Rußland gs-
schieht. Wünschen die englischen Arbeiter datz das-
selbe hier geschehen wird? Der vernünftig« Arbei-
ter muß sich dagegen- erheben und dies« soziale
iKvanEhsit ausrotten, oder das Land- wird densel-
ben Weg gehen wiie Rußland."
Die japanischen Rüstungen
N-öwyork Evening Post vom 18. August veröf-
fentlicht ein« Korrespondenz aus Tokio Mer den
ßm Anfang Juli abüchaltenen japanischen Kron-
rat, in dem, wie gemeldet, «ine ungeheuere
^Vermehrung der Land- und See-
streitkräfte beschlossen wurde. Die Armee,
di« bisher 21 Divisionen zu 4 Regimentern zählte
soll mit einem Kostenauswand von 174 Millionen
Pen auf 42 Divisionen zu 3 Regimentern er-
höht werden, di« in 21 Armeekorps zerfallen. Die
Mariu« soll auf 3 Schlachtgeschwader zu 8 Li-
nienschiffen nebst Kreuzergeschwader von 8 Panzer-
Kreuzern gebracht werden, wofür die Kosten auf
1060 Millionen Pen veranschlagt werden, lieber
Len Zeitraum der Durchführung des Programms
Lessen Annahme das japanisch« Volk angeblich als
hoch bedeutsam ansicht,, verlautet nichts.
Die Korrespondenz bemerkt: Japan erwartet
offenbar nicht, daß die Rüstungen nach dem
Krieg« abnvhmen werden und daß aus dem vor-
geschlagenen Völkerbund zur Erzwingung des
Friedens viel werden wird. Japan hat wahr-
scheiulich kein übergroßes Vertrauen
kn di« altruistischen Versicherungen der West-
di ächte. Vielleicht bedeutet das neu« Rüstungs-
programm -lediglich, Laß Japan entschlossen ist,
sich ohne Rücksicht auf di« Kosten von seinen
Freunden unabhängig zu machen.

Nr. 222
Zwei
 
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