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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung Donnerstag, den 26. September 1ffl8_Fernsprecher Nr. 82 und 188__Nr. 22v

Die Reichsregieruns bekannte sich zur Friödens-
«ntickliessung des Reichstags. Der Krieasminifter
laber Mt einen Erlass heraus. der wie em> Faust-
stblag in das Gesicht 'der Reichsr-sgierung wirken
muh. Aebnlich steht es binstchtlick der belgischen
Frage. Die Eingriffe "der Zensur sind 4M-
begreiflich. Was wird nicht alles verboten!. Die
Stimmung im Lande wird in geradezu blödsinni-
'ger Weise verwüstet, linier Militär wird immer
herrischer. Äie Regierung aber immer schwacher.
Fort mit allen Nebenregierui:aen!
Wir werden unser Verhalten zur Re-
gierung danach einrichten, ob dis Regierung
Versteht, ihre künftige-» Absichten auch Lurchzu-
setzen. Die Ausführungen des Reichskanzlers über
Belgien haben uns überrascht. Nach allem, was
wir Mer die Vorgänge dort wissen und was Erz-
berger in seinem Buch neuerdings daraelegi bat.
danach kann von einer belgischen Schuld
nicht gesprochen werden, (!!) Wer für den
Völkerbund eintritt. muh auch dafür den
Willen baden, solches Unrecht wieder gutzu-
machen. (!!) Das Militär hat schwere politische
Pebler gemacht und wir dürfen die Dinge nicht so
weiter treiben lassen. Wer diese Fehler bekämpft,
wirb unser« Unterstützung finden.
Generalmajor von Wriesüerg:
Der Erlass des Kriegsnrinisters richtet sich nicht
«egen die Entschliessung des Reichstags vom IS.
Nult. Dem Kri-og-sminister war vielmehr bekannt
geworden, dass die Versammlung der Zentralstelle
für Völkerrecht über den Rahmen jener Entschlie-
ssung Linausgeben wollte. Daher die Anweisungen
an die Generalkommandos. Die kriegsministerielle
Verfügung hinsichtlich der Behandlung der Wahl-
rechtsfrage ist längst zurückgezogen. Hier baden
MtssveriständNisse Vorgelegen.
Abg. Fischbeck (Fortfchr. Volkspartei.)
Die Lage ist ernst, aber wir haben auch nach
unserer Auffassung keinen Grund, kleinmütig zu
lein. Eine ganze Reibe von Umständen Laiben die
Stimmung heräLgedrückt. Selbstverständlich müs-
sen wir die Burtansche Note unter-
stützen. Obenan muss der Satz stehen, dass wir
einen reinen Verteidigungskrieg füh-
ren. Unsere Klage ist. dass der Reichskanzler sich
den Treibereien de« Alldeutschen gegenüber nicht
Lat durchsetzen könne'n. Der AAlls war
wohl da. Mer die Kraft hat gefehlt. Ohne eine
Bendevuna des VolagerungszustanLssesetzes geht es
nicht. Es muss Wandel geschaffen werden. Reden
genügen nicht mehr. Wir müssen Tatsachen sehen.
Niemand sündigt »egen die Seele des Volkes so
lehr, wie die Militärs.
Die Waülrechtsvorlag«! bat den Zweck,
das Wer trauen des Volkes zu beleben, die Militärs
aber verhindern. dass dieses Vertrauen «mWommt.
Der MMtinmnuimr wird man nur Herr durch eine
klare volkstümliche Politik. Täglich entstehen neue
Probleme und deshalb müssen Richtlinien über den
weiters» Eans der Politik vereinbart werden. Wir
wollen zeigen, dass unser Militarismus nicht
Selbstzweck ist. sondern dem Schutze der Hei-
mat dient. Setzt der Feind diesem Bestreben sei-
nen Vernichtungswillen entgegen, dann ist die
Front im Innern wieder fett und uner-
schütterlich. Wir haben Vertrauen sum Heer,
aber wir fordern klare Kriegsziele. Auch
zur Oberst-sn Heeresleitung Laben wir Vertrauen.
Leider ist auch sie in den politischen Streit binein-
kezcgsn worden. Di« politische Abteilung bei der
Obersten Heeresleitung durchkreuzt vielfach den
Willen der politischen Reichsleitung. Das schafft
Verwirrungen auch an der Front.
» Mr sind einverstanden mit dem von Herrn
v. Bayer im Stuttgart aufgestellten Programm.
Abg. Strefemanir (natt.)
Auch wir stellen! uns auf den Boden des A k-
tionsvrogramms. das der Vizekanzler ent-
wickelt bat. Wir müssen rm Innern eine geschlos-
sene Front Laben. Man darf uns keinen Vorwurf
daraus machen, dass mir. nachdem die politische
Lase sich geändert bat. aiuch Misere Stellung -ent-
sprechend geändert Laiben. Das Laben mehr oder
weniger alle Parteien -getM. Wenn die Reichsre-
aieruna und Äle Oberste Heeresleitung sich auf ein
Brogramm einigem, so werden wir. das Laben wir
stets erklärt, uns hinter dieses Programm stellen.
lieber das Verhalten Belgiens zu Beginn
des Krieges besteht jetzt aber noch keine Ue-berein-
stimmunm Wir "müssen einmal das sÄ-amte Ma-
terial z-um Ueberbilck erhalten damit wir es prü-
fen und zu einer klaren Beurteilung kommen kön-
nen. Jede Einmischung in die innerrus-
fischen Verhältnisse lehnen wir ab und
zwar nicht nur aus militärischen Gründen, sondern
auch weil unsere wohlverstanden realvo!Urschen
Interessen dem entgegenstehen. Die Männer, die
uns jetzt vUfom. sind vielfach von altersber unsere
Gegner und wir Laben keine Bcvanlasinng, ihnen
zu» Macht zu verhelfen. Kur Macht gelansr. wär--
den sie ihre alten ententefreund-licken R-eiguNtzen
wieder betätigen. Die Zusatzverträge sum
Brsst-Litowsker Friedsnsvertrag enthalten ein«
Kriegsentschädigung nicht. Alle dahingehenden
BebauptMisen sind falsch. Die vereinbarte Summe
bat «inen ganz anderen Charakter. Die stussatzver-
träge werden von Russland selbst nickt als Ver-
gewaltigung empfunden, wie feine Zustim-
mung beweist.
Dis finländischen Bestrebungen nach
Gründung einer Monarchie Laben in Deut'ckland
nicht die Unterstützung gefunden, die die Finländer
erwartet habÄm Ganz selbstverständlich, dürfen
dynastische Interessen nicht massgebend lein. Die
Dinge müssen wach den Wünschen der Rastdivölker
und im Einverständnis mit ihnen georidnet wer-
den. Die. Verwirklichung bodenreformeriisch-er Ge-
danken rm Baltikum findet unsere Unterstützung.
Bedauerlich ist. dass man in der deutschen Oeffsnt-
lichksit ÄarÄn ist. die Grundlagen unserer
Friedenspolitik im Osten abzulebnen. Die
Abtrennung dieser Länder von Russland ist un-
zweifelhaft. Strittig ist nur di« Frage, in welcher
Form sie in Zukunft bestehen sollen.
Auch früher war es so. dass bei der längeren
Dauer eines Krieses di« Militärs de Grenzen
ihrer Macht nickt immer einbielten. Der Erlass
des Kriessmiinifters ist natiirlick nicht z« billigen,
ebensowenig lWS Verbot der Wahlversammlungen
im ersten Berliner Wahlkreis. Eine vernünftige
Handhabuno des Gesetzes über den Belaaerunsr--
zustand würde im Volke wohl verstanden werden.
Was jetzt geschieht, ist unter allen Umstän-
den schädlich und die überragende Mehr-
heit der Nati-Malliberalen stebt auf dem Briden
der Wablvechtsvorlage der vreutzMen Regierung,
billigt es aber, wenn dis Regierung zunächst die
Entscheidung des Herrenhauses abwarten will. Die
Regierung darf aber an ihren Absichten keinerlei
Zweifel aufkammen lassen. Zur Auflöwmg muss
geschritten werden, wenn die Notwendigkeit dazu
sich ergibt. Ab>r natiirlick wär« eine Verständi-
gung besser als eine Auflösung. Hoffentlich gelingt
es önr EitiverWndnis mit der Regierung di« so
dringend notwendig« Einheitlichkeit der Front auch
in der Heimat berzustellen..
Hierauf wird die weitere Aussprache auf Don-
nerstag vormittag vertagt. 'Später fand wiädemm
eine vertrauliche Zusammenkunft nur der Aus-
schussmitglieder mit^RoaieruIngsvertretern statt.
Der zweite Tag der Verhandlungen im Haupt-
ausschuh brachte nicht eigentlich eine „Abrechnung"
mit der Regierung oder einzelnen Mitgliedern,
sondern richtete sich mit deutlicher Unterscheidung
der Politik des Reichskanzlers und seiner Person
ausschliesslich gegen die erstere, wobei der eigent-
liche Mittelpunkt - der Klagen und Beschwerden
nicht so sebr der Reichskanzler als vielmehr der
Kriegsminister war. Die nicht genug M bekla-
gende Nichtübereinstimmung zwischen politischer
»nd militärischer Leitung, wobei die Schuld we-
niger an den höchsten militärischen, als vielmehr
an den Nachgeordneten Stellen liegt. R leider im-
mer noch nicht verschwunden, und es ist doch nicht
ohne Grund, wenn di« Redner der vier grossen
Parteien übereinstimmend darauf Hinweisen, dass
die schlechte Stimmung im Volke Mn grossen
Teile auch darauf beruhe, dass man nicht das Ge-
fühl habe, dass die politische Leitung den Ueber-
griffen der militärischen Stellen gehörig Wider-
stand leiste.
Im einzelnen bieten di« Reden wenig' Anlass
zu Bemerkungen. Sie waren eben in gewissem
Sinne Programmreden, was namentlich
von der Rede des Abg. Scheüdemann gilt, der sich
ganz im Schatten der sanrosen sechs „Bedingun-
gen" hielt. (Es ist übrigens sehr charakteristisch,
dass diese Bedingungen in der gesamten deutschen
Presse mehr oder minder scharf formuliert« Ab-
lehnung erfuhren, mit Ausnahme des Ber-
liner .Tageblattes, der Frankfurter
Zeitung und einigen anderen ihnen sinnesvcr-
wawdte Organe, die das sozialdemokratische Ulti-
matum als der politischen Weisheit letzten Schluss
anpreisen). Ausfallen könnte, dass der Zentrums-
abgeordnete Gröber an der Politik des Kanz-
lers «ine. wenn auch gemässigte Kritik übt«, auch
insofern, als dem früheren Aentruimsführsr kein
Wort des Lobes und der Anerkennung zuteil
wurde. So viel sing allerdings aus seiner und
den Roden der Führer der Fortschrittler und der
Nation allib eralsn hervor, dass sie eins
in UehereinstiMmung mit der Obersten Heereslei-
tung gemachte Politik der Reichsregberung zu un-
terstützen gewillt sind. Freilich klingt aus allen
Roden immer wieder wie ein Unterton, die
Sehnsucht nach einem starken politischen
Führ er. Dass dies der Kanzler nicht ist,
weiss er und wissen wir alle. Wo aber die er-
sehnte starke Persönlichkeit herzunehmen ist. das
weiss niemand, und dies« ungelöste Frage wird,
trotz des besten Willens auf allen Seiten, vorder-
hand der Krankhsitsk-eim unserer Politik 'bleiben.
Wann kommt der Arzt, der ihn beseitigt?
Eine Kundgebung des
Hansübundes
für den sofortigen Abbau der Kriegs-
wirtschaft nach dem Friedensschluss und
für die Freiheit der.Wirtschaft fand am Dienstag
abend in der Philharmonie in Berlin unter Mit-
wirkung von 84 wirtschÄstlichen Verbänden statt.
Oeh. Jnstizrat Professor Ri ess er wies auf
den Ernst und das Gebot der Stunde Lin, dass es
für die Heimat gerade jetzt gelte, in unerschütter-
licher Zuversicht erneut zur inneren Front sich eng
zusammenzuschliessen. Es sei des deutschen Vol-
kes nicht würdig, nach vier Jahren unerhörter
Leistungen unserer Kämpfer bei einem vorüber-
gehenden Rückschlag an der Front di« zuversicht-
liche Stimmung zu verlieren. Die neunte
deutsche Kriegsanleihe müsse darum den
überwältigenden Beweis liefern, dass dt« Heimat
mehr denn je unerschütterlich vertraue auf
Deutschlands siegreiche Verteidigung und die Be-
hauptung seiner freien Wirtschaft nach dem
Kriege. Das deutsche Volk müsse aber verlangen,
dass sein harter -Kampf nicht dauernd und in im-
mer grösserem .Matze durch unzählige Verordnun-
gen und Zwangsvorschriften unnötig erschwert
werde, und dass eine solch« Einschnürung nach dem
Krieg ganz aufhör«. (Wir kommen ans die
Rede ausführlicher zurück. Schriftltg.)
Unter grossem Beifall der Versammlung wur-
den dann HuldigungstolsgramMe an den Kaiser
und Hindenburg abgesandt.
Justizrat Dr. Waldschmitt (Berlin) wies
auf die Gefahr hin, die dem wirtschaftlichen Li-
beralismus darauf erwachse, .dass sich di« Forde-
rungen der Sozialdsmorkatis. di« Lehren der
Staatssoziwlisten und gewiss« Traditionen des
altpreutzischen Untertanenstaates zusantmengofun-
d«n haben, um auch nach dem Kriege Zfvangs-
organisationen für die Beschaffung und die Ver-
teilung von Rohstoffen, di« Erzeugung und den
Vertrieb von Fabrikaten M schaffen. Er empfahl
dringend die Beschaffung und den Vertrieb von
Rohstoffen sofort nach Friedensschluss dem frei en
Handel zu überlassen.
Reichstagsabg. Kbmm.-Rat Stoeve führte
aus: Anstelle der gefesselten Kriegswirtschaft mutz
sobald wie möglich die Freiheit treten, deren
der Kaufmann bedarf. Wir können und werden
den schweren Kampf, den wir nach dem Krieg«
durchkämpfen müssen, nur dann bestehen, wenn
Gewerbe Handel und Industrie die notwendige
Lebenslust wieder erhalten. Dies« Lebenslust
heisst Freiheit!
Reichstagsabg. Klempnermeister Bart schal
(Königsberg i. Prf wies äuf die besonders schwie-
rig« Lag« im Handwerk hin.
Reichstagsabg. Böhm« (Berlin) betonte, dass
in keiner Bevölkeren geschickt die heutig« Zwangs-
wirtschaft so verurteilt werde, wie in der Land-
wirtschast, in -der die Unlust zur Produktion zu-
nehme.
Schliesslich erhob di« Versammlung in einer
Entschliessung Einspruch gegen di« Richtung
und Häufung von Rsgierungsmatznahmen zur
geluna der Uebergangswirtschaft. insbesondere a»
gen das llebermatz von Organisationen, wie sie f
B. für die Textil b« wirtschaft», ng volS^
sehen sind, und gegen die Ermächtigung des
desrats zur Regelung der UebergangswirtsHab
Die Entschliessung widerspricht auch der MldM
neuer Gesellschaften für wirtschaftliche MatziM'
men. da die bestehenden ausreichten für die m^i
lichst kurze llebergangszeit. Sie fordert Wiedem
Herstellung der ungehinderten Individualwirtsch^
und erwartet daher auch Befreiung des deutsch^
Seeverkehrs und der Einfuhr von allen Festes
abgesehen von den Massregeln der notwendig"
Vergeltungspolitik.
Badische Politik
* Der nationalliberale Landtagsabg. MM!
von Heiligkreuz, hat sich von seinem Schlaganst"
den er in einer Junisitzung iv der Zweiten KiuE
mer erlitt, wieder so erholt, Ech er Ausgänge iE
ternehm-en kann.
Aus Baden
Mannheim, 6. Sept. Die 34 Jahre alt« Milck
händlersehefvau Emma Glocker stürzte vor k»l'
zem von einem in der Fahrt befindlich«» Strass-^
bahnwagen ab und zog sich eine Knieverletzung
Infolge unrichtiger Behandlung verschlimmer
sich die Wund« und die Frau starb jetzt an Bll''
Vergiftung. — Eine 51 Jahr« alte Kaufmann!'
witwe stellte sich heute früh vor einen Wagen
Straßenbahnlinie 7. um sich überfahren zu lastzn
Die Lebensmüde wurde eine Strecke weit B-
Meift und zog sich erhebliche Verletz»"'
gen zu, die ihre Aufnahme ins allgemeine Kra"'
kenhaus bedingten.
Messkirch,, 26. Sept. Die im hiesigen Änü"
bezirk gelegenen Gemeinden Alt heim. Buch!
heim, Leibrrtingen u. a. gehen jetzt i"!
aller Kraft an die Einführung der El -ektriln
tat. Di« Kasten der einzelnen Gemeinden ss",
natürlich bei den gegenwärtigen teueren Erllf!
Mitteln sehr hohe. So wird Altheim etwa 37 OO
Mk., Duchheim 70 000 Mark.. Leibertingen eich'
106 000 Mark für die Elektrizitätseinführung am
wenden müssen.
Hausen bei Schopfheim. ZS. Sept. Um ScBA
tag verursachten spielende Kinder kn eiM
Wohnhause einen Brand, durch den die bb«t<k
Räumlichkeiten und der Dachstuhl stark beschä-dit'
wurden.
Ernährung u.Kriegswrrtschas^
* Die ne«« Heidelberger Brotkarte, giftig M
die Zeit vom 30. September bis 13. Oktober M
hält statt bisher 4 Abschnitt« zu 760 Gramm
1 Abschnitt zu 375 Erainm Brot sowie einer
zum Bezug von 125 Gramm Mehl in 14 TaS^:
fünf Abschnitt« zu 750 Gramm Bk"
bezw. 500 Grämm Mehl. Demnach ist eine E*'
Höhung der Brot menge um 37s Gram"!
eingetreten, während die Mehl karte Nr
Gramm wegfällt.
* Abgabe von Hcrbstobst an Angehörig« M'!
wandte. In der Karlsruher Zeitung wird zE
geben, dass di« Bestimmung der Badischen Obst»" ,
sorgung, wonach di« Abgabe von Herbstobst
Angehörige und nahe Verwandte nunmehr an
allgemeinen Bezugsbedingungen gebunden -ist.
diesen in manchen Fällen als Verschlechterung fs.
früheren Zststand«s empfunden werden wird. 2'
den, halbamtlichen Artikel wird darauf hingE
sen, dass die Badische Obstversorgung -durch
Verpflichtung 60 v. H. der Herbstobsternte für " ,
Marmeladeber-eitung, Dörrobstherstellung und
gleichen abzuliefern gezwungen wurde und N,
ner weil trotz aller Bemühungen die O-bstWMm
rej nicht verhindert werden konnte. Die MöSoA
leit. Angehörigen usw. Obst zuzusenden, soll
nicht etwa in Zukunst wegfallen, sie erfahrt v>" )
mchr insofern eine Erweiterung als die MED
sene ObstMenge nicht auf 30 Pfd. für eine M.
natssendung beschränkt bleibt, sondern Nack A
Kopfzahl der zu bedenkenden Familie (20 Pfd.
die Person) eventl. wesentlich höher beinE
--—----
ojST«««««««««« » «SSSKSSSSAKSHz,
Ein grosses Volk hat Leidenschaften H
« von Nöten, um in die starke und anhalten- §
v de Bewegung gesetzt zu werden, die zu seinem w
L politischen Leben erfordert wird.
« Wieland im „Goldenen Spiegel" «-
^^SSSSSSSSSSAS »
Platanenallee Nr.I4
Roman von vr. P. Meissner.
tlmeriksniscke8 Copyright 1916 bzc stob. butr, Ltuttxsrt.
Nachdruck verboten — Alle Rechte Vorbehalten.
(2. Fortsetzung.)
Robert Lachner war es schnell recht gut gegcrn-
sen. Die Entdeckung eines brauchbaren Farbstoffes
brachte ihm viel Geld und wenige Jahre nach
Vollendung seines Staatsexamens war er bereits
Besitzer einer kleinen, aber in flottem Betriebs
stehenden Farbenfabrik in Chemnitz.
Junggeselle, wie Ribbentrop, sah er diesen oft
Monatelang auf seiner reizenden, luxuriös ausge-
statteten Besitzung und weckte immer mehr und
mehr das Interesse des nun schon berühmten Te-
nors an der Chemie.
Da trat plötzlich eine Katastrophe ein. Eine
grosse süddeutsche chemische Fabrik entdeckt« ein
Verfahren, um den von Lachner seinerzeit gefun-
denen and von ihm allein hersestellten Farbstoff
viel billiger zu fabrizieren.
Lachner verlor alles, niemand kaufte bei ihm
die viel teuerer« Ware; und da sein« Fabrik für
anders Fabrikationszwecke nicht eingerichtet wär,
muhte er in Konkurs gehen. Das Resultat war
«ine vollkommene Verarmung des Sechzigjäh-
ri-sen.
Aber sein Freund verlieh ihn nicht. Der herr-
liche Tenor hatte auch materielle Früchte getra-
gen. Ribbentrop war ein reicher Mann gewor-
den, und als er sich von der Bühne zurückzog,
nahm er Lachner zu sich.
Bei ihm sollte der arme Freund wohnen, mit
ihm sollte er chemisch arbeiten und durch sein
Wissen die Lücken ausfüllen, die Ribbentrop, er
"wusste das sehr wohl, aus Mangel eines regelrech-
ten Studiums hatte.
Zuerst hatte sich Lachner gesträubt. Er wollte
niemanden verpflichtet sein, vollends nicht auf
solche Art. Schliesslich hatte er aber doch einge-
willigt und bewohnte schon seit mehr als zehn
Jahren das erste Stockwerk der Ribbentropschen
Villa.
Lachner war verbittert und empfindlich 'Nd-
worden im Laufe der Zeit. Er konnte es nicht
verwinden, dass es ihm einmal sehr gut gegangen
war. Er war nicht der Mann, einem Schicksals-
schlag mit Fassung zu ertragen, er haderte mit dem
Geschick und liess seine Umgebung entgelten, was
das Geschick ihm angetan. Von Hause aus sehr
temperamentvoll, konnte er nur schwer Frieden
halten. Täglich kam es zu Streitigkeiten zwischen
ihm und Ribbentrop. Gewöhnlich endete die
Zankerei damit, dass er wutschnaubend in sein
Wmmer hinauWeg und grollte.
Ribbentrop dagegen amüsierte sich über den
polternden Freund. Er wusste ihn zu nehmen.
„Lass ihn man toben. Der kommt schon ganz
allein wieder runter".
Und er hatte recht: atm nächsten Tag« war
Lachner schon wieder zur gemeinsamen Arbeit be-
reit und tat so, als ob nichts geschehen sei. All-
mählich hatte man sich an diese Streitsucht ge-
wöhnt und legte den sich so oft wiederholenden
Differenzen kein Gewicht mehr bei.
Lachner wurde den Gedanken nicht los. dass es
noch einmal anders kommen müsse, dass er noch
einmal durch ein« bedeutsame Erfindung oder
Entdeckung reich werden würde.
Direkt an die schmale, fensterlose Bibliothek
anschließend und mit dieser durch ein« Glastür
verbunden, liegt das Laboratorium. Ein grosser,
viereckiger Raum mit einer ganz modernen La-
boratoriumseinrichtung ausgestattet. Der lange
Experimenti-ertisch, ein elektrischer Schmelzofen,
hohe Regale mit allen möglichen Reagenzien,
Präzisionswagen. Luftpumpe, ein gläserner Aus-
bau mit AbM« ins Freis, bestimmt. Experimen-
ten mit giftigen Gasen zu dienen, alles das zeigte
dass es dem Besitzer ernst mit seinen Studien war,
dass er mit Eifer und Fleiß in die Geheimnisse
der Chemie einzudringen sich bemühte. In der
einen Ecke des Laboratoriums erblickt man das
Ende einer nach oben führenden Wendeltreppe.
Die Hinterfront des Hauses wird durch das
auf die Diel« mündende Speisezimmer nebst An-
richte gebildet.
Das Obergeschoss der Villa besteht aus vier
Räumen und dient dem alten Lachner zur Woh-
nung. Neben Wohn-, Schlaf- und Speisezimmer
findet sich auch hier ein« kleine Bibliothek, von
der Ms eine eiserne Wendeltreppe zum Labora-
torium hinunterführt, die es dem alten Gries-
gram ermöglicht, ohne Benutzung der Haupttreppe
an di« Stätte gemeinsamer Arbeit zu Sölangen.
Die Bauart und Raiulmeinteilung der Villa
mutzte so genau beschrieben werden, weil die kom-
menden Ereignisse und die eigenartige Ver-
knüpfung dieses außergewöhnlichen Kriminalfalles
nicht verständlich wären ohne genaue Kenntnis
des Schauplatzes, an dem einer -der begnadetsten
Sänger, die je gelebt, durch Mörderhand endete.
Der Sonnenschein des Hauses ist das zwanzig-
jährige Mündel Ribbentrops, Lilly K-erfack. Vor
acht Jahren kam sie als ganz arme Waise im Alter
von zwölf Jahren in das Haus. Sie war dem
Sänger als Mündel zugete-ilt worden, und ihm
gefiel das mstntere. aufgeweckt« Kin^ sodass er
ste ohne Besinnen in fein Haus nahm.
Anfangs lernte sie unter der Leitung der
treuen Köchin Marie die kleinen Verrichtungen
des Haushalts und allmählich wuchs sie zur treu-
sorgenden Pflegerin ihres über alles veriehrten
„Onkels" Joseph heran. Ihr munteres,-fröhliches
Wessn verstand sogar mit bsm alten immer miss-
gestimmten Lachner fertig zu werden, und dieser
liess -sich schliesslich die liebevollen Aufmerksamkei-
ten des gutherzigen Mädchens gern gefallen.
Schlank gewachsen, ohne ma-ger zu sein, mit ro-
sigen Backen und einem kleinen Näschen, blickt
Lilly mit ihren kastanienbraunen Augen lustig in
di« Welt. Schwere -aschblond« Flechten umkränzen
dcks Köpfchen, und geschäftig, hantieren die kleinen
schmälen Hände im Haus«
Lilly ist das Bild des JrMinnS. Lachen ist ihr
Normalzustand, kaum dass sie einmal über irgend
einen Aerger den Kops HL-n-gM lässt) ihr Hluhror
und. ihre gesunde Lebenslust brechen sich immer
wieder Bahn. Sie lebt nur ihrem Haushalt, das
..
Leben der Großstadt, kennt sie nicht, ihr .
meint, dazu sei noch Zeit, in ihrem Alter sei .
noch nicht nötig. Bei dem nicht überinätzig reA
gesellschaftlichen Verkehr im Hanse Ribbeistk"A
vertritt sie die fehlende Hausfrau. Sie «in
Freundinnen, das ist alles. .
Seit einigen Wochen ist Lillys Wesen entsag
den verändert. Sie ist nachdenklicher gewordH
reifer, nicht mehr so harmlos kindisch^ Lustig A
sie jetzt erst dann, wenn der Neffe des alten N"
bentrop, Ralf Cooper, das Haus betritt.
Dieser gut aussehend« junge Mann scheint r-'',
bodoutsame Rolle im Leben der kleinen Lilly A
spielen. Er kam eines Tages daher, braungebra"!
voll guter Ding« Und kühner Pläne, mit Fr-eM
begrüßt von seinem alten Onkel-
Ralf John Cooper ist von Beruf WantcwD
bescher in Mexiko. Der einzig« Sohn der lä"^
verstorbenen Sängerin Clara Ribbentrop.
zum Staunen aller Welt vor dreiundzwanzig M
ren ihre aussichtsreiche Künstlerlaufbahn MHI)
um dem ehrenwerten Reginald Coover auf v""
Plantage in Mexiko zu folgen.
Theater und Musik
Mannheimer Aos-Theater
„Die verkaufte Braut".
Als erste größere Partie seit s-eiNM
tung gab Dr. Paul Kuhn den früher von
Felniy gesungenen Wenzel. Reichte er auch"
ganz an die drastische Komik des Herrn kEz,
gerade in dieser Partie heran, und klang
Stimme Kuhns gestern in dbr Höh« nicw D
von Härten, so hatte doch auch dieser WenM «j,
der dem Künstler eigenen darstellerischen EDi
genz erfaßt, di« Lacher auf seiner Seite.
ihm sab erstmals Fräulein Eden dis Es-mer -
mit der entsprechenden Koketterie und Graz'-e
im Tänzerischen. In, klebrigen zeigte die
Felix Lederer temperamentvoll geleitet« D-,
stellung die bekannt« Besetzung, von der in "Z
Linie Frau Tuschkans Märie und Herrn
manns Hans die Aufführung trugen. EM §
binettsstück für sick war wiederum Herr» M a^ I
Kezal.

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