Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0482

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nu 233

Seite 2

Heidelberger Zeitung

Dienstag, den 8. Oktober 1918

Nr. ZH

Fernsprecher Nr. 82 und 182

von

dni '»

Duentio

keim.

rs-

noch

le-

dem

K -
Seiler

Im
lei-

ver-
Len

„Wann kehrten Tie von dort zurück?"
„Um zehn Utzr zwanzig Biinuten".
„Woher missen Sie die Zeit so genau?"
„Ich habe meine Uhr am Bahnhof 'Aefchs-
kanzlerplatz nach der dortigen Norma-luhr ^Mtellt".
„Wie erfuhren Sie von dem-Unglück?"
„Als ich oben den Karten betreten wollte,
kau» mir JaLo-b mit der Nachricht entgegen".
„Haben Sie irgend welchen Verdacht?"
„-nein, ich bin ganz ratlos".
„Kennen Sie diesen Dolch?"
Lilly fuhr zusammen, ihr Gefickt wurde
blasser, sie rang nach Fassung.
„Ja. der Dolch gehörte meinem Vormund".
„Hatto Ihr Herr Vormund diese Wafhr schon
lange und wurde sie in der Bibliothek aufbe-
wahrt?"
Die Antwort dauerte lange. Lilly kämpfte of-
fenbar mit sich. Hilfesuchend wanderten die ver-
ängstigten feuchten Augen von einem der Anwe-
senden zum anderen. Sie ergriff krampfhaft die
Hand des Sanitätsrates, der neben ihr stand.
„Bitte, antworten Sie mir!" drängte Popper.
„Mein — — Vormund — hatte den Dolch vor
einigen Tagen — geschenkt erhalten".
„Von wem?"
„Von seinem Neffen, Ralf Coovsr".
Der Resierungsrat warf dem Kommissar Wend-
ler einen schnellen Blick zu, kaum bemerkt von
den anderen.
„Lesen Sie. bitte, diesen Brief".
Popper reichte Lilly den Bogen, den er vor der
Leichs gefunden hatte.
Wie geistesabwesend starrte dvs arme Mäd-
chen auf das Papier, es würgte ihr etwas in der
Kahle, sie konnte kaum Atem holen. Die Buch-
staben tanzten ihr vor den Augen, sie sah nur den
Namen ihres Geliebten. Blitzartig« Röte über-
zog das blasse Gesicht, um ebenso'chuM einer gei-
sterhaften Blässe Platz zu machen.
Der Regiernngsrat wandte Gin Aus« von ihr,
nichts auf seinen eisenharten Zügen verriet, was
er dachte:
„Ich — weiss nicht, was der Brief bedeutet".
Sie brach in krampfhaftes Schluchzen aus.
i Popper winkte dem Sanitätsrat zu, und dieser

ständig uns über die Dardanellen vorsefchla-
gen. auf die die Times, vermutlich aus der Schtveiz
instruiert, sofort warnend binwies. Aber die Re-
gierung Betibmann-Hollwegs mit ihrem politischen
Anhang versäumte die Gelegenheit sie sah in
dem russischen Koloss Deutschlands einzige Gefahr,
sse suchte dis Verständigung mit England, ihre Ge-
folgschaft verabscheute ein Bündnis mit der Reak-
tion. die dann auch in Preussen noch mack tiger wer-
den würde, wir dürften doch nickt helfen, die Er-
hebung gegen Len Zarismus zu unterstützen. Dem
Leissen Meinungsstreit, den England mit fabelhaf-
ter Spannung verfolgte, bat dann Betbmanm--Holl-
wea ein jähes und gewaltsames Ende gemacht durch
die Kaiserproklamation über Polen,
die freilich den ontentefreundlichen Parteien in
Russland allen beherrschenden Einfluss wieder ge-
ben und den- deutsch-russischen Verständiaungsver-
sucken ein ganzes End« bereiten muhte. Ms Eng-
land die Dinge so weit batte, bat es fick zwar nicht
mit Bethmcmn-Holl'wog verständigt, aber d'e
Blockade gegen das politisch fsstsitzende Deutschland
so scharf anaesosen. dass wir gezwungen waren, den
Gegenschlag des verschärften ll-Bootkricaes zu tum.
Bor dem Kriege bat unsere Diplomatie nickt ver-
standen. die Koalition zu verhindern im Kriege
bat sie es nickt verstanden. Len umklammernden
Ring zu lösen.

Die neue Regierung
Der KabineLtsrat des Reichskanzlers
Berlin, 7. Oktober. Wie die Germania er-
fährt, wird als Vertreter der NationaMberalen
der Vizevrasident Les preussischen Staatsmini-
steriums Dr. Friedberg, in einen engeren,
dem Kanzler beigeaebsnen tKabin-ettsrat
treten.. Dieser setzt sich demnach aus den Staats-
sekretären von Paver. Gröber. Erzberger, Scheide-
mann und Dr. Friedberg zusammen,
Trrmborm Staatssekretär des Jnnerrr
Berlin, 7. Oktober.. Wie die Germania er-
fährt, ist der Abgeordnete Trimborn zum
Staatssekretär des Innern ausechehen.
Justizrat Karl Trinrborn wurde 18S4 als Sohn
des Mitglieds des Reichstags Cornelius T. Trim-
born in Köln geboren. Er besuchte das dortige
Gymnasium St. Aposteln, studierte in Leipzig,
München und Strassburg Rechtswissenschaften und
wuvde später Rechtsanwalt, i-m Jahre 1804 Stadt-
verordneter und 1888 Mitglied des preussischen
Landtags. Im gleichen Jahrs wurde Trimborn
auch in den Deutschen Reichstag als -Mitglied des
Zentrums gewählt. Zwölf Jahve hindurch
trat er dort den Stadtkreis Köln, später
Siegkrsis-Waldbröhl.

§ Wähl' dir die, der du sägst: „Du uur gefällst
mir allein". Oüid 2
««««esbk
Vlatanenallee Nr. 14
Roman von vr. P. Meissner.
Hmeriksnisckee Lopyrixlrt 1916 stob. kulr, btuttgsrt-
Nachdruck verboten — Alle Rechte Vorbehalten.
(9. Fortsetzung.)
' ..So. meine Herren, jetzt muss ich Sie bitten, alle
auf lllie Diele biuauszutreten. Herr Geheimrat. ick
danke Ihnen. Sie können geben. Wendler, wir
wollen die Untersuchung fortsetzAN. vielleicht behal-
ten wir den Diener Lier damit wir. wenn nötig.
Erkundigungen einziehen könnc.m"
Die Untersuchung des Arbeitszimmers ergab nur
wenig. Allein am Schreibtisch schien eine fremde
Hand gewaltet zu haben. Die Schubfächer waren
aufgezogen, der Inhalt regellos auf dem Tisch, zum
Teil auch auf dem Boden zerstreut, alles in grösster
Haft., io inachte es den Eindruck, durcheinander ge-
wühlt. Unter den Papieren fand sich die goldene
Ubr und Kette des Ermordeten, sein Schlüsselbund
und sonstige Kleinigkeiten. Auch ein gehäkelter
seidener Geldbeutel mit etwas Gold und Kleingeld
lag unversehrt da. Auf Raub war es offenbar nickt
aibgesehen gewesen. Der Mörder batte wohl nach
etwas Bestimmtem gesucht und es vielleicht sarnickt
«munden.
Die weitere Untersuchung erstreckte kick auf das
Laboratorium, auch hier boten sich keinerlei An-
haltspunkte. Der Regierunasnat wollte nun zur
Vernehmung der Hausbewohner schreiten. Als ihm
Kirchhofs darauf aufmerksam machte, dass der alte
Lachnor auf seine Veranlassung nach oben und zu
'Bett gebrockt worden sei. entschloss ssck Popper. zu-
nächst dessen Vernehmung in keiner Wohnung vor-
runehmen. Oiben angelangt, fanden die Herren den
alten Mann in bejammernswerter Verfassung halb
«ufaericktet in seinem Bett kauernd.
„Was wollen Sie. wer lind Sie?"
-Beunruhigen Sie sich nicht, lieber Herr Lechner.

„Vergeht nicht öie
Vurgerstifiung für" ö^.
Heidelberger VaLmNon

antwortungsvoller .Stunde sendet. Möge mbr
Kraft gegeben werden, Deutschs,
wahrhaft und treu zu dienen und seine"
meiner badischen Heimat Zukunft zu sichern-
Prinz Mar von

Rede um ein grössere» Stück näherrückts als je-
mals zuvor im Weltkrieg. Jetzt scheint es unmög-
lich für die Entente zu sein, die Verantwortung
auf sich zu nehmen, die in weiterem Neinsagen
liegen würde. „Stockholms Tidningen"
betont, dass die Bedeutung der FriedensinitM-tive
dadurch unerhört gesteigert werd», dass sie von
Deutschlands erster parlamentarischer Regierung
herrühve. Selbst die ententeffreundliche Zeitung
„Dagens Ny Hs ter" stellt feist, dass'«ine neue
Epoche der inneren Geschichte Deutschlands begann.
, Lloyd George für Wilson?
Dor Lyoner Progres meldet aus London vom
Samstag früh: Lloyd George gab beim Empfang
der Arbeiterparteivertreter am Freitag früh die
Erklärung ab, er stehe auf dem Boden der
Wilsonschen 14 Friedenspunkte.
Friedensnote und Wilsons Itz
Punkte
In seiner Note am Wilson beruft sich der Kanzler
auf die Auslassungen des Präsidenten vom 8. Ja-
nuar und vom 27. September 1018. In der Bot-
schaft vom 8. Januar entwickelt Wrlsvn sein Pro-
gramm Les Weltfriedens mit den 14 Punkten, die
wir jetzt in aller Form als Grund laue für die-
Frnedsnsve- Sban -dlu ngen anzun-shmen
uns bereit erklären. Sie lauten:
1. Oeffentlich -abgeschlossen« Vorträge. 2. Frei-
heit der Meere im Frieden und im Kriege. 3. Keine
wirtschaftlichen Beschränkungen uich gleiche Han-
delÄbsziehungen für alle Nationen. 4. Abrüstung.
5. Regelung der Kolonialfvaaen auf Grund der In-
teressen dsr Eingeborenen und der billigen For-
derungen der Regierungen. 6. Räumung des ge-
samten russischen Gebiets. 7. Räumung und Wie-
derherstellung Belgiens. , 8. Räumung und Miedep-
bsrflellung des besetzten französischen Gebiets: Wie-
dersutmachrm, Les 1871 geschehenen ...Anrechts" in
Bezug auf Elsass-Lothringen. 9. Gremberichtjoung
für Italien. 10. Autonome Entwicklung der Völ-
ker Oesterreichs und Ungarns. 11. Räumung und
MkederbeüstelluE Rumäniens. Serbiens. Monte-,
n-enros: für -Serbien freier Wsa sn,m Meere. 12.
Souveränität für die türkischen Teile der Türkei:
Autonomie für dis anderen Nationalitäten: freiem
Durchfahrt durch die Dardanellen. 13. Polen un-
abhängig mit Einschluss der von ..unbestreitbar"
polnischer Bevölkerung bewohnten Gebiets: freier
Weg zum Meere. 14. Völkerbund.
Daraus ergibt sich, dass Las vom Primen Mar
vertretene Programm der Mberbeltspartoien sich
nicht in allen Punkten mit diesen Forderungen
Wilsons deckt, so namentlich hinstchtlick Elsaß-
LotLringens.
Eine verpatzte Gelegenheit
Auf einen Punkt, der der groben Oeffentlichkeit
nickt «Meinem bekannt sein dürfte, macht der
Mannb. Gen.-Anz. aufmerksam. Das Blatt schreibt:
Es ist ja richt dis U-eHermackt der Feinds allein,
die uns zwingt, ein Friedensangebot ru machen,
das uns unter schweren Dvuck an allen unseren
Grenzen setzen kann. Der Urkvruna der Ent-
wicklung. Li« wir nahmen, liegt zu einem gro-
ben Teil in den politischen und divlamatischen
Entscheidungen des Jahres 1816 .im d«r Entschei-
dung. die unsere Lambliae Reicksleitun«. gestützt
auf -die Gruppen die beute das Kabinett bilden,
traf in der Streitfrage, die der Engländer Garvin
also formulierte, di« Zussunft nach dem Kriege .
wird abhängen von einem dauernden Bund zwi-
schen Russland und England oder Russland und
Deutscklan d. Wir haben damals — es lässt
sich Las mit »iemLücke-r Wahrscheinlichkeit lagen —
noch eine letzte Gelegenheit gehabt, die zweite
gross« Aufgabe zu Men. die uns neben der mili-
tärischen Verteidigung gestellt war, die Svreng-
u ns des Ringes auf diplomatischem Wese.
Das cklte Russland, das die Revolution hevanroll«n
sah. wollte Frieden, um di« Truppen assen den
..inneren Feind" frckr ru bekommen«. Aber nur ein
kleiner Kveis von Politikern in Deutschland seinige
Alldeutsch« Nationallibsvale wie Wassermann,
aber auch Sozialisten wie Qusssek u. a.) kamen die-
sem -Streben bereit entgegen: wir babsw damals
an Lieser Stelle ein« russisch-türkische Wer-


Vsst
In Oe'
Bahn geb
Sangen ist
scheint. da«
r.nheitl-ch
von sta>-
s tz-afren
Lieser Ts,
jchasten. i
Deutschen
Verfechter
liegt m l
Denn der
dankens i
Durchsühr
senbewegr
reichischen
Gange, f
Wicklung ,
heute da
wegznschW
Lüsterreick
staatssein)
psrordentl
Vrwegun,x
ise Enten
Slowaken
«stcklich -
den Best,
Er sollte
wen, die
als ein
werden,
-eint sich
feindlich
lind Lasst
-'reiflicher
haben do
^os von
Besicht g,x
^es oster'
?rmgchte
lwgelung
denn di«
^troffen,
^taatswc
'ebi Noch
kre Mte
lvird
Die 1
endlich m
eründlich
nicht mck
Ncke R
Aü-sl-ök-un
wird. E
ihrer Ha
t-eien l
Schloss-
Interesse
wahren,
deutsch
in Oeste
O-esterrei
helfen -so
werden !
beurteilt
der Deu
wu-fgegesi
der Ucb
destreb'uu
Aachs, «rr
ren Zuk'
werden,
lagen? x
wird, .w
Bnndesst
rann h,e^
Cchwreri
nran bei
lassen,
sicher di«
llN, w-
«taatsfo
, dest es
res Vol
bedeutet
Gre,n <-
sU beha
die Ent

der Herr Rsaierunasrat möckte nur einiae Fragen»
an Sie rickteu". sagte Sanitätsrat Kirchhoff.
„Was fragen — ick weiss von nichts — was
wollen die Männer — ob — oh. Mord — ja. ja.
erstochen — IS. Mai — IS. Mai". Die Worte er-
storben wieder in einem umverständlichen Gemur-
msll
Schon nach kurzer Zeit sah Popper ein, Latz
eins Vernehmung hier rejultatlos verlaufen
würde. Der schwache alte Mann war durch das
furchtbare Ereignis völlig aus dem Gleichgewicht
gebracht und keiner zusammenhängenden Antwort
fähig. Es war ja bei dem Alter wohl verständ-
lich, und so gab man es auf und ging wieder nach
unten. Regierungsrat Popper wendete sich an
Kirchhoff.
„Würden Sie so gütig sein, und das Mündel
des Ermordeten — Sie sagten -mir doch, sie sei
bei Ihrer Frau Gemahlin — hierher holen las-
sen. ich kann der jungen Dam« ein kurzes Ver-
hör nicht -ersparen".
„Ich werde selbst sehen und sie holen".
Als Kirchhoff gegangen war. wurde der Die-
ner Jakob vernommen. Er machte- sein« Angaben
klar, wenn auch zögernd. Je länger das Verhör
Lauerte, desto (Heuer und verängstigter wurde er.
Das aufgenommene Protokoll unterschrieb er mit
zitternder Hand.
„Liebe Lilly, darf ich Ihnen Herrn Regie-
rungsrat Popper vorstsllen? — Fräulein Lilly
Kerfack".
„cvnädises Fräulein, ich bin in der traurigen
Lage, Ihnen einige Fragen vorlesen zu müssen".
Lilly hatte auf einem Lehnstuhl am Kamin
der Diels Platz genommen. Sie sah bleich, aber
gefasst aus. ihre Antworten kamen leise, kaum
verständlich von ihren bsbsnden Livven.
„Sie haben den Toten gesehen, haben Sie ibn
als Ihren Vormund, den Kammersänger Joseph
Bernhard Ribbentrov erkannt?"
„Ja".
„Wann hoben Sie Ihren Vormund Messt
bend gesehen?"
„Um neun Uhr etwa, beim Frühstück".
„Wo waren Sie von jener Zeit an?"
„Ich bin mit der Untergrundbahn nach -
Mttenbersplatz Mm Markt gefahren",

Abschiedsgesuch Waldows
Berlin, 7. Oktober. Der Staatssekretär
Kriegsernährungsamt. von Waldom, hat
nen Abschied eingereicht.
Wechsel im Reichsrnariueamt
Berlin, 7. Oktober. Vizeadmiral Ritter
von Mann, Edler von Tischler, ist Mm Staats-
sekretär des Reichsmarinsamts. Kapitän z. S.
Loehlein Mm Chef des U-Vootanttes ernannt
worden
Prinz Max an Karlsruhe
Karlsruhe, 7, Oktober. Oberbürgermeister
Siegrist hat an den Reichskanzler Prinzen
Max von Baden folgendes Telegramm ge-
richtet:
„Euer Grotzherzoglichen Hoheit erlaube ich mir
Mr Ernennung zum Kanzler des Deutschen Rei-
ches namens der Karlsruher Bürgerschaft die
wärmsten Glück- und Segenswünsche darzubrinsen
R vas deutsche Volk sich in einmütiger Ent-
schlossenheit um den neuen Lenker seiner Staats-
gvm^ke icharen, der sich so opferfreudig der
schwersten Aufgabe hingibt, und möge es so Euer
Grotzherzoglichen Hoheit gslinMn. unsser 'Vater-
land einer glücklichen Zukunst entsegenzufühven".
Darauf ist am 6. folgende Drabt antwort ein-
gelaufen :
„Meiner geliebten Heimatstadt danke ich für
ihre treuen Wünsche, die sie nrir in schwerer vor-

Neutrale Betrachtungen
Die nieder län di lck s Presse bemüht mit
rückhaltloser Sympathie den Friedensschritt
ter neuen deutschen Regierung. .Set Waderland"
lagt: .Es ist eine grosszügige Tat. »u der sich die
deutsche Regierung im Namen der Zentralmüchte
entschlossen bat. Es ist eine Tat. die weitgehende
und erfreuliche Folgen haben kann, wenn die V«r-
tzunft wirklich über die Macht siegt." — Der Nieuws
Eourant" betont in Ler Besprechung der Männer
der n«:on Regierung das günstig« Urteil, das der
srÄbe-v« amerikanische Botschafter in Berlin. Ge-
rard. der als Kenner Deutschlands gilt, über den
Prinzen Max und Dr. Solf ausgesprochen labe.
Das Blatt meint, die Aeutzerung eines derartigen
Mannes könne von grossem Einfluss in Washington
ein und möglicherweise den Ausschlag geben, selbst
vuch in England, wo fick die liberale Presse reser-
viert zeige.
..Het Baderlamb" schreibt: Deutschland und
Oesterreich-Ungarn haben Wilsons Programm an-
genommen und um die Vermittlung des Präsiden-
ten der Vereinigten Staaten ersucht, nm L«m Krieg
ein Ende m macken. Das ist ein grosses Ereignis,
das bevor stand und das dock als Ueber rasch-
hng kommt, als eine große Ueborvaschuns. deren
Folgen noch nickt zu übersehen sind. Die Mittel-
mächte erkennen das Friedensziel eines ihrer Geg-
ner als richtig an. Sie meinen, daß es nickt unter
dein Einfluss des Verlaufs der kriegerischen Ereig-
nisse ausgestellt wurde, sondern aus der unerschüt-
terlichen Ueberseugung abgeleitet war. und Prinz
Uslar von Baden hat. indem er dieses Vertrauen
1» Wilson äusspricht. Anspruck auf dasselbe Ver-
trauen von feiten der Alliierten. Er erklärt feien-
tick. daß die neue deutsche Regierung, dis von der
Mehrheit des Volkes getragen wird, äbsnsowenig
gezögert haben würde, denselben Schritt zu tun,
wenn, in diesem Augenblick di« Krieasausstchten für
die MittÄmäckte günstig waren.
Die Reue Zürcher Zeitung begrüßt das
Maffenftillstandsau-sebot der Mittelmächte umso-
mehr. als es im förmlichen Einverständnis O-cster-
«eick-Ungiarns mit Deutschland unternommen werd«
iund eine konkrete Grundlage für Verhandlungen
'vorschlaso. Die Frage, ob der Verband auf den
Vorschlag eingehe, sei nickt von vornherein zu ver-
neinen. Eine andere Frage fest ob dis Mittel-
mächte nunmehr auf Lie Beding u nae n. die d«
Verband für einen Waffenstillstand stellen
werde, ein gehen zu können glaubten. Nach -dem
Beispiel Bulgariens und nach früheren Erklärun-
gen des Verbandes lasse sich vorausseben. Laß die
Derbandsnräckte die Räumung sämtlich er besetzten
Gebiets Bulgariens. Nord-fMnkvsichs. Serbiens,
Montenegros. Italiens und wob! auch Rumä-
niens und Rußlands -verlangen würden. Das Ver-
trauen der Mittelmächte in die -Vereinigten Staa-
ten müsse groß sein, größer als es bisher sswefen,
-wenn sie diese Bedingungen erfüllten, obn« Sicher-
Leit zu haben, dass ihr Kolonialbesitz nickt an
Großbritannien falle. Vielleicht würden sie solche
verlangen. Jedenfalls kalte es schwor zu- glauben,
daß Mick diesmal eine Erörterung abae-lebnt weck«.
Tpr „Berner Bund" meint, dis Friedens-
.aktion des Prinzen Max sei bei der sehr günstigen
Aufnahme, die seine Ernennung -mm Kanzler hei
nahezu sämtlichen Blättern in Italien gefunden
Habs, von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
Auch die gute Press« die der Prinz vielfach
un England uns Amerika gefunden he Hs,
könne als günstiges Laichen betrachtet werden.
Die westfchweizerische Presse dagegen
glaubt im allgemeinen, das Angebot der Mittel-
Mächte werde Ablehnung finden.
- Sämtliche schwedischen Blätter äußern sich sehr
'-anerkennend. „Stockholms ' Dagblad"
schreibt: „Der erste Eindruck der Rede mutz auf je-
den, der sie vorurteilslos liest, der sein, daß es
«sich hier um ein« endgültige Aenderung. und nicht
um «inen Schein, sondern um Wirklichkeit han-
.delt. „Svenska Dasbladet" fasst den Ein-
druck über die neue Regierung und ihre erst« Pro-
srcvmmrede in die Wort zus-amimen: Die deutsch«
Westfront ist nicht durchbrochen, aber die alten
'Linien in Deutschlands innerer Politik sind durch-
brochen -und werden niemals wieder hergsstellt
werden. Man darf hoffen, dass der Friede durch die

führt« dis Schwankend« sorglich stützend <cks
Villa. niO
Vernehmung der Köchin Marr« ergab ?M>
Neues. Auch di« Angaben der beiden KrM
kominissare Braun und No-ack konnten nur
stütigung des von -dem Rsgierungsrat und-
ler aufgeuommenen Befundes dienen. si
Als Klrchho-ff zurückkshrte, zog ibn Po-E
was -beiseite. W
„Halten Sie es nicht für angebracht, deirM
fälligen alten Mann da oben vorläufig m
Sanatorium zu bringen? Ich möchts die A
Villa absperen und gerichtlich versiegeln lasse''
„Es ist wohl das Bast«, Herr Negierung.,
damit wird jedenfalls jede Gefahr einer äj
Lunklung des Tatbestandes von vorneherein
tigt. Ich Lin gern« bereit, alle nötigen '
nahmen zu treffen". A-
„Jch danke Ihnen. Braun und Noack! jst
rverden hier bleiben, bis die Leicke abgöWbr.
und di« Bewohner das Haus verlassen
dann sperren Sie alles ab und versiegeln,
standen?"
„Jäwohl, Herr Resierungsrat".
„Al» es von der kleinen Kirche in W"
ein Uhr schlug, lag die Villa Ribbentrov §
sen und tot da. In rvenigen StunDen war „K
Haus bek»aglichen Lebens und sonnigen^
verödet und verlassen, gestreift von dem dm !
Fittich des Todesengsls.
Al» Popper und Wendler schweigend
einander dem Reichskanzlerplatz zugiwgen,
der Resierungsrat plötzlich stehen. „»s
„Wendler, verlieren Sie den Diener man
den Augen". W
„Jch habe bereits alles anseordnet. Her» -
gierungsrat".
sFortsetzuna folgt.) _

m dries
Am Fn
Anlage i
' i o n st
weit» S
«eitellte,
M ver
droht,
l e r
^«ß di«
uäher-n.
Len in
Aiichtet«
^lücktlj,
überfüll
bar wai
"riMck
a: ° Die
wekundf
§..roß-
klart. N
teriucku
SSV
vaket.
Wertsen
sekomm
^elokuc
* Di,
.-Welt <
bekaimt
Uanufch
stau m
Gut zu
Frau n
währen,'
im Am
Frauen
t«n Vr<
«mtsbl
MAchau

Die Abfuhr der Amerikaner
Berlin, 7. Oktober. Kennzeichnend für .
Methode, mit der die feindlichen Berichte W
stellt werden, ist der amerikanische amtliche H
tesberrcht vom S. Oktober, der wie folgt KEI,
Unser Angriff westlich der Maas, der heut«
dauert, traf auf ent-schlossenen Widerstand 5-
semdlichen Arttlleri« und Maschinengewehre 7
gut ausgeSauten Stellungen. Starke Gegenan^bi
wurden überall mit schweren Verlusten M «
Gegner abgeschlagen. — Die Fassung diese« 5
richtes zielt darauf hin, der «roßen Masse des "s
eic-sewschten amerikanischen Volkes sowie del»
samten Entente die Tatsache zu verschleiern.,,,
die amerikanische Arme« (vergleiche
Heeresberichte) beim Angriff zwischen den ÄE
nen und der Maas ein« gewaltig« Abf>O)
erlitten hat. Trotz des M-asseneins-atzes von
-schsn und Maschinen auf und über der Erde
der amsrikanilsch« Sturm, auf den so grosse U
nungen gesetzt worden sind, nach kurzem DoE
len. dank der tapferen Abwehr unserer TrE,
stecken geblieben. Das weit gesteckte
der Durchbruch der Front- ist nicht erre'^,
worden. Mit besonders hohen blutig
Verlusten wurde der Feind -abgewi^.j
W« er dies versteckt auszudrücken versucht,
der angezoWU« Bericht.
Die amerikanischen Truppentransp^
nach Frankreich
Ueber die Truppentransporte von
nach Frankreich erfahren wir. daß die B«1/V!
Lerung von Mannschaftstruppen nachs«O!
sen hat. Man verwendet jetzt di« Schiffe
Lebens mittel nach Frankreich zu lEsi
und die dort stehnden Truppen -mit dein
Krisgsgerät zu versorgen und ihre Ernähr»"
sicher zu stellen.
Ein Beispiel deutschen Aeldemrw^
Ein beseMnendss Beispiel Mr dem b
miitiaen Widerstand, den die Deuti" °
auf der gesamten Front den ALlssenanarbiM
Entente entgegensetzen, gibt eine Briest»-
benmeldung. dis von der tapferen D-eiav» >
d es ebemalisen Vauquois abselckickt
Si« lautet in klassischer Kürze: .Ler Feind
steigt von allen Sstt-en aus dem Nebel de"
Es wirb erbittert gerungen, und fei es b is/«ß
letzten Man m Es lebe der Köni»z,
Helden von Vauquois haben ibre Meldung
gemacht. Sie rangen bis zum letz t en M<r
gegen Wnfzigfachs Uebermockt.
 
Annotationen