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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung erscheint an l-d«m W»q«iu-g mittag, ir Uhr. «rati-»-!ga»en an» »a,
««»»«« m«Mch» Verkandigungsdlakt d« Bejlrk» Hewewerg, dl« r-t»«I»-r,er S«mlll,ndl»«er,
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monatlich und vieiteilttrlich befteUt ««ich«».
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iolk« », Pf,.; im «l.dl<m»t»il die »tergesdatt«»« Petti,.iU Z.-, mit Pl«ch»»rschrtst «.—«.
»ei Mte»«rd»iung«n Nachlaß »ach Letetf. etrßiMnng»»rt ist cheidgSerg. »dqNaeadauf l« Vt»'
»ruckh. »erlag:

HeidelbergerZeilung
(Unabhängige Tageszeitung)
— Verkandtgungsblakl für Nor-badea und die angrenzenden Teile vsu Baser«. Hesse« »ud WUltembM
^»r. 242 Mittwoch, den 18. Oktober 1818 60. Jahrgang


Die Erwiderung Wilsons

WaWngto«, 14. Okt. (Reuter.) Der Staats«
kkretär hat heute nachmnttag dom interimiistischen
. Eschäftsträger der Schweiz «riiü Ve-rtre»
^Uer deutschen Interessen in den Bereinigten
Eten, folgende Not« bekanntgegeben:

Mei» Herrs
Beantwort««« der Mitteilung der deutschen
.^gierung vom 12. Okt., die Sie mir heute über»
eben haben, hab« ich die Ehre, Sie um die Uebep.
folgender Antwort zu ersuchen:
Die uneingeschränkt« Annahme der
^°k dem Präfidenten der Bereinigten Staaten in
E'ner Botschaft an den Kongreß der Vereinigtem
° "^ien vom 8. Januar 1918 und in keinen folgen«
Botschaften medergelegten Bedingungen
^en Seiten der jetzigen deutschen Regierung und
Mer großen Mehrheit des deutschen Reichstages
richtigen den Präsidenten, eine offene und d i-
"i« Erklärung seines Entschlusses hinsicht-
der Mitteilungen der deutschen Regierung vom
' «nd 12. Oktober 1918 abzug-ben.
muß Klarheit darüber bestehen, daß die
Urchführung der Räumung und die Be-
^"»«ungen eines Waffenstillstandes
ngelegenheiten sind, di« dem Urteile und dem
»e militärischen Berater der Regierung
r Vereinigten Staate« und der alliierten Regie-
^n»en überlassen werden müssen, und der Präfi-
fühlt sich verpflichtet, zu erklären,, daß keine
egelung von der Regierung der Vereinigten Dtaa»
," "^senomnren werden kann, die nicht völlig
Eleiedigende Sicherheiten und Bürg-
t?".. iiir die Fortdauer der gegenwärtigen mi-
' "wischen lleberlegenheit der Armeen
r vereinigten Staaten und der Alliierten an de«
, ""t ^afft. Ex hat das Vertrauen, daß er als
Lehmen kann, haß dieses auch das Urteil
dre Entscheidung der alliierten Regierungei«
«n wird.
« dudelt biilt es auch für seine Pflicht, hin--
^n, daß weder die Regierung d«r Ver«
>i, Staaten noch e r dessen ganz sicher ist, daß
, Negierungen, mit denen die Vereinigten Staa-
Kriegführende assoziiert sind, einwilligcn
ibc» Waffenstillstand in Erwägung zu zie-
and^"^E ^« Streitkräfte Deutsch»
»nm/ s"lsahren, die ungesetzlichen und
"schlichen Praktiken ausruübcn, bei
sie noch verharren.
bi- 'm ^^Elben Zeit, uw die deutsche Regierung an
denon^r^*»^ d** Vereinigten Staaten mit Frie-
/chlägen herantritt, find ihre ll.Boote
schi'k! ^"^ligt, auf hohe« See Pa klag i er-
tönst- '' "evsenken. und nicht nur die Schiffe,
«nd mdie Boote, i,, denen ihre Vassagiere
Besatzungen versuchen, sich in Sicherheit zu
»r>ngen, "
<r^ deutschen Armeen schlagen hei ihrem
»nd ^"»ungene«, Rückzug aus Flandern
8erb"""*"Ech ^neu Weg mutwilliger
' ür « ng ein, der immer als direkte Ver-
Krie? Regeln und Gebräuche der zivilisierten
Ksr/. "«« betrachtet wurde. Die Städte und
Mag - ' "^"u si» nicht zerstört sind, sind von allem,
taub/? °""mlten, oft sogar ihrer Einwohner, be-
^egcn m ^°nn nicht erwartet werden. Laß die
.t^ichland assoziierten Nationen einem
Nnniej-iLf- zusi'wmen werden, so lange die
Veri» » Handlungen, Plünderungen und
Neckt" fortgesetzt werden, auf die sie mit
blicke Strecken und empörtem Herzen hin-

rin/ notwendig, da,nit keine Möglichkeit
Vr' nn ^rstiindnisses entstehen kann, des; der
die »«E großem Nachdruck (very sslemnly)
. , "lmerksamkeit der Regierung Deutschlands
' °'e Fassung nutz hi« klare Absicht (to
v langu« and plain inte tf einer der Arie-

Zortöauer -er Zlan-ernfthlacht

Der deutsche Abendbericht
WTB. Berlin, IS. Okt. abends. lAmtl.) Am
der Kampffront in Flandern setzte der Feind
seine Angriffe fort. Er konnte einige Eeläickevor-
teile in beschränktem Umfange erringen.
Westlich der Maas entschieden sich Teilkämpf«
zu unseren Euitsten.
Der deutsche Tagesbericht
WTB. Gr. Hauptquartier, 18. Okt. (Anrtl.)
Heeressruppe Kronprinz Rupprecht
In Flandern hat der Feind seine Angriff« auf
breiter Front zwischen Zarrenu. derLys wieder
ausgenommen. Es gelang ihm, über unsere vor-
dere Stellung hinaus vorzudringen. Gegen Mit-
tag kam der Kampf in der Linie Kortemark —
östl. von Roselaere —, das nach hartem Kampfe in
Feindeshand siel, südwestlich von Ise gen und
nordöstlich von Menen rum Stehen. Menen «nid
Werwicq wurden gegen starke Angriffe behauptet,
Uebergangsversuche des Feindes über die Lys bei
Kamen vereitelt. Bei erneuten Angriffen am
Nachmittag ging Handzame «nd Korte»
m ar'k verloren. Starke mit Panzerwagen «ei»
führte Angriffe beiderseits von Gits scheiterten.
Zwischen Isegen und Menen konnte der Feind
am Nachmittag nur noch wenig Boden gewinnen.
Erfolgreiche Vorfeldkämpfe westlich Lille und
am Haute-Deule-K'anal. Am Selle-
Abschnitt nördlich vw Haussy und bei St. S o w-
plet scheiterten Teilangriffe des Gegners.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz
In dichten« Morgennebel brach der Feind östlich
von St. Quentin über die Oise vor und faßte

vorübergehend auf den Höhen südlich von Mac-
quignn und nördl. von Origny. Boden. Um-
fassend MWvsetzter Gegenangriff warf ihn von den
Höhen auf das Oisetal wieder»» u r ü ck. Heftige
Teilkämpfe vor der neuen Front nördlich von
Lao«, westtich dexAisneund im Aisne«
Vogen südwestlich von Grand-Pre.
Heeresgruppe v. Gallwitz
Zwischen Aire und Maas griff der Amerikaner
mit starken Kräften an. Der Schwerpunkt der
Kämpfe la» östlich der A ir e ». beiderseits der von
Charpentry auf Bantheville führenden
Straße. Die teilweise bis zu viermal wieder-
holten Angriffe sind bis auf örtlichen Geläichege-
winn beidersets von Nomagne gescheitert.
Südöstlich«» Kriegsschauplatz
Auf den Höhen nordwestlich und nördlich von
Nisch fanden kleinere Kämpfe statt.
Der Erste Eeneralquartiermeister:
Ludendorfs
Der Wiener Tagesbericht
Wi«m 1b. Okt. Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz.
Die Gefechtstätigkeit war auch gestern ziemlich
rege.
Balkan-rKiegsschauplatz.
Das von «ns geräumte Durazzo ist von den
Italienern besetzt w»rd«n.
Die Bewegungen in Albanien und Serbien ge-
hen ohne nennenswerte Gefechtsberühruna mit dem
Gegner vor sich. Der Chef des Generalstabs.


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gierung jetzt angenommen hat. Sie ist enthalten
in der Botschaft des Präsidenten, die er am 4. Juli
d. I. in Mount Vernon gehalten hat. Sie lautet
wie folgt: Die
Vernichtung jeder willkürlichen Macht
überall, die für sich, geheim und nach eigenem Be-
lieben den Frieden der Welt stören kann, oder,
wenn sie jetzt nicht vernichtet werden kann, min-
destens ihre Herabminderung zu tatsächlichem Un-
vermögen und (folgt eine Telegrammverstümme-
lnngj.
Die Macht, die bisher die deutsche Na-
tion beherrscht hat (controlled), ist von der
Art, wie sie hier beschrieben wird. Die deutsche
Nation hat die Wahl, dies zu än d e r n. Die
eben erwähnten Worte des Präsidenten bilden na-
türlich eine Bsd'n-Mng, dis vor dem Frieden

erfüllt werden muß, wenn der Friede durch das
Vorgehen (by the action) des deutschen
Volkes selbst ko «nm en soll. Der Präsident
hält sich für verpflichtet, zu erklären, daß die gange
Durchführung des Friedens seiner Ansicht nach von
der Bestimmtheit und dem befriedigenden
Charakter der Bürgschaften abhän-
gen wird, welche in dieser grundlegenden
Frage gegeben werden können. Es ist unum-
gänglich, daß die gegen Deutschland assoziierten Re-
gierungen unzweideutig wissen, mit
wem sie verbandeln.
Der Präsident wird eine besondere Ant-
wort an die kaiserliche und königliche Negierung
von Oesterreich-Ungarn absenden.
Empfangen Sie, mein Herr, die erneute Versiche-
rung meiner Hochschätzung.
Robert Lanskns.

gu Mlsons Note
Der erste Eindruck, den die Antwort Wilsons iw
Deutschland verursachen wird, wird der der tiefsten
Enttäuschung und einer ibr folgendem aekoaltigen.
Entrüstung sein. Das Vertrauen auf den gerechte»
Sinn des ^amerikanischen Präsidenten ist aus»
schmählichste getrogen worden. Wie einsseitia Wil-
son unterrichtet ist. gebt am beiten daraus bervoa
daß er die alten hetzerischen Lügen von
deutschen Greueln zu Wasser und su Lande wieder
- Lervorbolt und sich die von der französischen und
-englischen Mrlounrdungsvrovaga»nda ausgestellten
Behauptungen ohne di« geringste Srnrv einer Nach-
prüfung »u eigen macht. Wenn es so wäre, wie
Wilson behauptet, warum denn die Banrk in Nord-
frankreich und Flandern, wo die Bevölkerung vor
den Granaten ihrer eigenen Landsleute fluchtet?
Hierauf in Rübe »u antworten, isst wahrlich em«
Belastung des deutschen Anstandsgesühls das auch
noch durch den Satz der Note, der sich mit politi-
schen Fragen befaßt, betroffen wird. Wilson ver-
langt. daß die Macht, die bisher das Schicksal
der deutschen Nation bestimmt hat. beseitigt oder
zu tatsächlichem Unvermögen herabaemindert wird,
damit, wann es »um Frieden kommen wllte.
Deutschland fortan seine Geschicks selber lsitet.
Auck dieses Verlangen beweist, wie wenta Wilson
im Grunde dis deutsche Verfassung kennt. Denn
nickst der Keifer allein, auf den ta dieser Sa»
mit deutlicher Spitze abzielt sondern Kaiser und
Bundesrat und. nach der beute bekannt aewor-,
denen Abänderung des Artikels 11 der Reichsver-
fassuna fortan auch noch der dl eichstag ent-
scheiden über Krieg und Frieden. Was allo Wilson
verlangt. M bereits vor Eintreffen feiner Note von
der deutschen Nolksregierun« selbständig in die
Weae geleitet worden.
Berechtigter und heißer Jnarim über diese Note
— und der verdiente kein Deutscher ru sein, der
nickt von solchen Empfindungen beseelt würde —-
darf aber nickt den Mick darüber trüben, daß es
sick »um Teil um militäriscke Fragen San-,
delt. dis der Entscheidung der Obersten Heereslei-,
tuna Vorbehalten bleiben. Es ist wlleckdmW "ickt
zu verkennen, daß in der Frage der Wasiensstrll-
standsbödinauirgsn das ckauvinMÄcke Geschrei ins
Varis und London diesen Teil der Note insofern -
beeinflußt bat. als nickt mehr-, wie wir ansuneb-,
men geneigt waren, die Räumung der besetzten-
Gebiete die Vorbedingung des Waffenstillstandes!
ist. sondern nack der Räumung erst noch, neue VS-,
iüirisu'wKM HÄsteM w?rh)LN. die die
der Ententeheere kennzeichnen würden.
M)as den politischen Teil an gebt so darf ande-,
rersssits nickt verkannt werden, daß Man auf dis-;
fein Wsge dem Frieden nickt nüber kommt.'
Was Wilson diesmal sagt, laust auf alatte Berg«-,
waltiauna und Demütigung hinaus. Wir mochten!
die Regierung leben, die es wagen könnte durch
Nachgiebigkeit dem' Verlangen Wilsons nackkukom-l
men obne dabei den Rückhalt im Volk zu verl««-f
ren. Die nächsten Tage -werden unsere Nerven.,
aber <mck unsere Geduld eins schwere Belastung
auszuhalten haben.
Was Wilsott fordert
Die sogenannten' Bür gschaft sforde r u n^
gen, die auf die Vernichtung Deutschlands obsieg
len, lauten:
Auslieferung der gesamten Flotte, unseres sämt-
lichen Geschützgerätcs, Besetzung eines Brückenq
kopfes am Rhein, Auslieferung des Kaisers, des
Kronprinzen und Hindenburgs.
Es genügt, diese Forderungen aufzustibrea. um sie,
als lächerlich und kindisch »urückzuweissen. »
Artikel 11 der Reichsverfassung
Berlin, 18. Okt. In der heutigen Sitzung des
Bundesrats wurde der Gesetzentwurf zur Abände
rum, des Artikels 11 der Reichsverfassung augq
nommen. ;
Berlin. 15. Okt. Absatz 2 des Artikels wird d»
bin abgeändert: .-Zur Erklärung des Krieges in
Namen des Reiches isst die Zustimmung des Buck
desrats und des Reichstags erforderlich, es fei dann!
daß ein Angriff auf das Bundesgebiet oder dossch
Küsten erfolgt."
Absatz 3 wird durch folgende Bestimmung ersetzt!
..FrisdenAverträae sowie dioienigen Verträge mK
fremdsn Staaten, welche sich auf Eegonstände dec
Reicksgesetzgebung beziehen, bedürfen der Zusti'^
rnung des Bundesrats und des Reichstags."
 
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