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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0567

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l>kr. 249

. Heidelberger Zeitung

Donnerstag, den 24. Oktober 1918

Fernsprecher Nr. 82 nnd 182

Seite 3

* Die Zukunft der deutschen Hochschulen Prags.
N Neue Freie Presse meldet: Das Professoren-
Megruim der Präger deutschen Universität und
^ deutschen Technischen Hochschule dielt im Hin-
omcr Mf die politischen Ereignisse Beratungen
Wer die Zukunft der deuten Hochschulen von
präg ab. Selbstverständlich wurde die eventuelle
^"^/.una -der Hochschulen nach Deutsch-
Böhmen ins Auge gefaßt.

Theater und Musik
* Schauspielerinnen «nd Frauenehre. Unter
Titel „Schauspielerinnen und Frauenehre."
mbt der ungarische Schauspieler H e g ed ü s einige
-rrfAhrungen in einem Budapester Theaterblatt
h«m bestem die mit gewissen Einschränkungen auch
lur Deutschland gelten. Er schreibt: Als wir
es« Schauspielerbund gründeten, war es eines un-
srer Hauptziels jenen Schauspielerinnen zu hel-
M, die sich infolge ihrer schmalen Gage die
-Teuerungszulage statt ppm Direktor, von einem
-Freund" bezahlen lassen müssen. Wir wollten
«n ExisteiMllnimum feWellsn. doch ist dies lei-
nicht gelungen. Ilm so weniger, als sich im-
nwr SchaiLpieler sm:>rn fimden wetrUln» die -um
ivno Kronen sahrlich, j« um weniger,
«ollen spielen. Am schwersten fällt bei dieser
«rage ins Gewicht, daß die Kleider jetzt fast un-
erschwinglich geworden sind. Die «jnsiachste The-
«terrabe kcstet jetzt 1000 Kronen und Mehr. Wie
rann «ine (Schauspielerin von einem Eichalt von
^Migen hundert Kronen im Monat leben. Der
^auspi-elerbuM kann aber hier leider nichts tun
Obwohl l-eut« das Schausprelerinmätressentum in
oerKdezuunwürdiger Weis« grassiert Dieser Um-
na'jd bildet für die anständigen Künstlerinnen eine
Aotze Eefachr, weil sie von den anderen denen der
Freund, vE kostbaren Toiletten bezahlt, einfach
hinter die Kulisse gedrückt werden. Eine häss-
llchs und schlecht angezogene Schauspielerin wird
"h allem Talent es nicht weit bringen. Ist aber
mne Schauspielerin schön und gut angszogen, so
«t sie auf der Bühne schon halb gewonnenes
«wel. Das Piu-blikum liebt halt die schönen und
m>on ans'-tzoxenen Damen mehr als häßliche,
"Ma sie auch noch so. moralisch sind. .

Gerichtszeitung
Etrafkammersstznna vom 22. Oktober.
1. Im Februar d. I. schrieb die Ehefrau Julius
«Mavke in Ricken an den Bräutigam dop Mar-
gareta M. von dort einen Brief und 'sandte ibn
M ah. Len Brief batte sie aber nickt unter-
M'eibvn: auf der Mckkeite Les Umschlags'schrieb
N «neu falschen! Namen als MUcMdsr darauf.
E» Inhalt des Briefes ist Gr die M. beleidigend.
Schavke war desbalb wesen Beleidigung
FMchuma einer Privaturkunde anaeklagt. Be>-
»M«h de, Beleidigung haben sich diel« HM« >da-
N verglichen, hab die Angeklagte sich zur Zab-
^g einer Bude von 100 M. zu Gunsten der Ain-
An Krimer verpflichtete. Bon der Anklage der
AGndenfiWckuna erkolate Freisprechung, da
W» als erwiesen angenommen wurde. Lab die
ANneklogte den Empfänger des Briefes übe« die
«Mon des Schreibers täuschen wollte. ,
-6. Fm Mai Ä. F. schlick sich der Bergarbeiter
«lloms Huber von Baiertal nachts zweimal in

Nachahmenswert. Die Heidelberger Fe-
^.^ha i ter fa hr i k Koch. Weber und To.,
Heidelberg, zeichnete wiederum Mark 100 000
nrregsaulNihe. während das Personal der Firma
nesmal len Betrag von Mk 13130 auf brachte.
Ms Belohnung dafür erhöhte die Firm« die Zeich-
MDchumme nm 10 v. H. zugunsten der Zeichnen-
Eine weitere Vergünstigung wurde Len
^.vlchneru ursofein zuteil, als ihnen die Beträge
»hne Zinsberechnung von der Firma bis April
vvDgrstrE wurden.
' Zurückziehung von schmutzigem Pa-iergeld.
Al"breraeld läuft vielfach in schmutzigem Zustande
«m. Der FinanzminPer hat desbalb die Kassen
»ngewre-sen. beschädigte und unbrauchbar -gewor-
Banknoten, Roichs-kassenischs'ine und Dar-
^hene-kasseMcheine zwar anzunehmen, aber nicht
MÄdLr «uszugeben. sSie fMon bei der Reichsfchul-
onverwaltung oder der Reichsbank gegen um-
mussahlges PapierMld umsetauscht werden.
E§tn lsi'-' geklebte und beschmutzte
Fluksischc? Das Wort kann man nur noch mit
«'nem ,<r«aezeicken schreiben. Wo sind sie? So
''rast man fick angesichts der Fleischlosigkeit, der
Wir uns auch in dieser Woche unterwerfen müssen.
-Kvermal innerbab einer langen Zeitioanne sah
Man F«.cke mm dem Markt, über jetzt siebt man sick
vergebens Äve Auaen danach aus. Maa der Kan«
kemnaer wm als m Friedenszeiten, maa. die Nack-
Naae arwsier w:n das ist eine Erklärung Gr
Kna-vvwerden. aber nickt Gr völliges Nevsckwin-
enr Sollten es die HLcksivreife lein, die dis
Hliäw aus dem Mein und dem Neckar vertreiben?
'P'diesem Fall gäbe es dock sicher Mittel, sie ru-
'uc^ulocken. da die Fischer sowohl Lizenzen als
»»ck Kiamsmaterial. Garn für di« Netze nkw. bvau-
und man ihnen das Miedererkckeinen von
tönm^ öffentlicken Handel zur Vflickt machen
Der Post verkehr mit Rumänien. Boni 31.
"Naber an sind j-m Verkehr mit dem unbesetzten
A?"»?>'i«u und Bessarabien- auch geschäftliche
'-.ru «suchen kWarenangsbote, Preisverzsichniffr
- 2^? «»m Geiwicht von 600 Gramm zugslais-
Briefsendungen zwischen Deutschland
und dem -unbesetzten Rumänien, ein-
M»e»lick Betzarabiens und dem besetzten Ru-
E»ien nördlich der Donau anderseits können
lMtzrn Ech eingeschriebene versandt werden. Rück-
scheine sind zulässig.
* Unalücksfälle. Dem 63 Fahr« alten Twglöb-
»«r Betör Martini wurden am 22. Qkt. in der
U^wjeuMvarM-abrtk in Friädricksfeld von einer
«KMHns der linke Arm abgerissen. Er wurde ins
Akademisch; Krankenhaus nack HeideNsra gebracht.
Wo er gestern^ gestorben ist. — Gestern wurde
. 'Ne 70 Fabre alt« Krau in der Senrinarsivasie von
'«em Fuhrmann von Leimen überfahren.
Elt leichte Hautabschürfungen und wurde ins
Awwnkenkmus verbracht.
X Plankstadt, 25. Ott. Dor Bezirks rat sentzh-
w feiner gestrigen Sitzung die Einführung
MesWoche„Marktes in PlanWadt. Die
Likartttage werden jeweils solche sein, an denen
>n scarvetzingen kein Wochenmartt stattfindet.

das Wüblengebäude des Bernb. Efäller daselbst
durch den univericblossenen Wasserbau in das aleich--
falls «mveKcklossene Mmckinenhaus ein- und schnitt
dort mit einem Messer etwa 1.0 Meter Treibrie-
men im Werte von 300 bis 400 M ab und ent-
wendete dieselben. Einige Meter davon gab er
der Albertine Ekisabetbu Baukneckt. die sie in
ihrer elterlicken Wohnung versteckte, nm später
Schübe damit zu foblen. Beide wurden wegen er-
schwerten DäMtabls bezw. Hehlerei zu 4 Monaten
bezw. 3 Wacken Gefängnis verurteilt. Die der Be-
KÜNstiKUna anaeklaate Ehefrau Fulie Wib-
wesler wurde freiaesprocken.
L. Dcr wegen Entwendung eines Kistchens Zi-
garren vom Echöfenaericht Lier M 4 Tagen Ge-
fängnis verMteilte Oberleutnant ALE Claus
von Freiburg legte gegen dieses Urteil Berufung
ein und erreichte feine Freisprechung.
4. Eime weiters Berufung wunde wegen Aus-
bleibens Lor Angeklagtem Maria Gerlack geb.
Eggert von Bornstedt verworfen. .
Mannheim, 22. Ott. Für 70 000 "Mark
Waren gestohlen Hat im Verlaufe eines hal-
ben Jahres der bei «einer Mannheimer Spe-
ditionsfirma angestellte 18 Fahre alte Kaufmann
St als. Er genoss das Vertrauen «der Firma in
weitgehendem Matze, war mit 250 Mark Monats-
gehalt für sein Alter auch gut bezahlt und ent-
blödete sich doch nicht, in der unverschämtesten
Weis« zu stehlen. Meist handelte es sick um Gly-
zerin-Fettsäure, für die er in dem um wenige
Jahrs alteren Kellner Hck- Wagner einen
gleichgesinnten Abnehmer fand, der auch seiner-
seits ein gutes Geschäft mit dem gesuchten Artikel
machte. Die Strafkammer verurteilte den Dieb
und den Hehler trotz ihres jugendlichen Alters zu
zwei Fahren'3 Monaten Gefängnis, drei weitere
Angeklagte kamen wegen Vergehens gegen eine
Vundosratsver0rdnu 11 g mit Geldstrafen von 800
bis 800 Mark davon.

Neues aus aller Welt
* Die Folgen eines Widerspruch. Die Handels-
frau Ausufte Scholz in Berlin batte wegen
Sckleickband'sls mit Kirschen einen Strafbe-
fehl über 50 M. und wegen Höchstvreisüberfckrei-
tuna einen zweiten Strafbefehl über 75 M. Geld-
strafe erhalten. Gegen diese S<tra,fbeseble erhob
sie Widerspruch. Vor dem Schöffengericht Berlin-
Mitte stellte der Vorsitzende fest, dass Las in dem
Strafbe-sM wegen Schleichhandels festgesetzte
Stxaftnasi irrtümlich von der Amtsanwaltfchaft an-
gewendet worden lei. da nack der Schleickhandels-
vercEdnung nur Gefängnisstrafe und gleichzeitig
Geldstrafe Mässig lei. Der Vorsitzende aab sich
allo Mähe, der Wnaeklaaetn klar zu macken, dass sie
scklouniM ihren Widersvruck zurücknebme. da das
Gerickt so»st gezwungen sei. den in dem Strafbe-
fehl gemachten Fehler wieder aut zu macken und
auf Gefängnisstrafe zu erkennen. Trotz aller Vor-
schläge des Vorsitzenden weigerte sich die Frau,
ihren Widerspruch zurückzmieden und verlangte
eine Ermässigung 'der Strafe. .Nunmehr erkannte
das Gericht auf 5 Tage Gefängnis und 125 Mär!
Geldstrafe.
* Die Tochter des Schweinehirten. Aus D a n-
zig wird berichtet: Töchter von Schweinehirten
kriegen nur im Märchen ihren Prinzen; wenn sie
im gswöhMchen Leben hoch hinaus wollen, sieht
es die nüchterne Neuzeit nur als Hochstapelei
an. Die 21 Jahre alte Tochter eines Schweine-
ftitterers aus Labes war ihrer Stellung als
Hausmädchen überdrüssig geworden, sie machte
aus sich eine Rittergutsbesitzerstochtcr und logierte
als solche in einer Pension. Hier machte sie die
Bekanntschaft eines Deckosfrziers, der aus- nahe-
liegenden Gründen die Bekanntschaft zu einem
Verhältnis Grs Leben auszugestaNen hoffte. In
dieser Zukunstshosfnung gab er verschiedene hun-
dert Mark her, da der Herr Rittergutsbesitzer an-
geblich kein Geld geschickt hatte. Die Liebe des
Deckosfiziers nährte das erfindungsreiche Mäd-
chen noch geschickt durch Spenden von Fleischwaren
die es seiner Pensionswirtin stahl. Als der
Schwindel herauskam. wurde Anklage wegen Be-
trugs erhoben. Das Gericht ahndete diesen ersten
Ausflius der Angeklagten auf das Gebiet der Hoch-
stapelei mit einer Gefängnisstrafe von 9 Mo-
naten.

* .Bor hundert Fahren." In einem Heimat-
dienstabend in Mannheim-Neckarftadt gab
Landlturmmann Kehr. v. Schröder eins Schil-
derung der Zeit vor hundert Fahren, di« in ihrer
schlickten, .gemütvollen Art ..Las Biedermeier" le-
bendig erstehen liess. Der Vortragende führte aus,
dass das Deutschland vor 100 Jahren verBlichen
mit der «rossen Erweiterung unseres heutigen
Horizontes, en« rmd rückständig war. hab aber
dennoch in dieser Zeit mit ihrer Mleae Les Ge-
mütslcbsns Merke beschlösse«» liegen, dis wir auf
unsere Zeit iiberznleiten bestrebt lein müssen. An
Hand von Bildern von Svitzwva. Ludwig Richter,
Schwind und Wald-müller wurde Las Deutschland
vor 100 Jabren in seinem gemütvollen und po-
etichen Zauber veranschaulicht. Schliesslich wurde
betont, dass die Zeit vor 100 Jahren sick nickt in
der Kultur der Gemüts,werte erschöpfte, sondern
dass in Liefe Zeit der heldische AüjschiLiuug der Be-
wemnaskrieg^ fiel, und es wurde gezeigt, wie- die
Maler jener Zeit es verstanden haben. Liefe grase
Tat unseres -Balkes im WlLe festLubalten. — Air-
schliekond daran bedauerte Hauptmann Oelen-
der nz dass unferm Volks in der aufreibenden
ErwsübstätigLeit der letzten 10 Jahre die Mickle
JnnMkert des HeimaLaeiWls fremd ««worden sei.
So: st wäre es nickt möglich, dass es noch vielfach
DeMcke «!be. die völlige Gleichgültigkeit gegen
das Schicksal der Heimat zur Schau tragen und erst
auf die schweren wirtschaftlichen -Folgen einer Nie-
derlage Deutschlands bing-ewiefen werden mühten,
um ibr Interesse mit dem -des Vaterlandes ver-
knüpft zu finden. Sacke der Heimat sei es jetzt.
Len. Kriegern an der Front die Freude an der
Heiikat neu- zu beleben und sie dadurch zu stärken.
* Ernst Mewes Aus dem Felde kommt die
Nachricht, dass d-r bekannte iugenolicks Liebhaber
und Heldendarsteller der Mannheimer Hofbllbne.
Schauspieler Ernst Mewes, in einem Kront-
lazaretk einer Lu n a e n en t sä n d u n a erle-
gen ist.
- * Marie Joachim, die frühere bockdramatisihe
SüngevM des königlichen Theaters in Cassel,
ein« Tockter des berühmten Geigers Joachim, ist
in Hamburg, wo sie als Eesa-ngleorcrin wirkte, an
der E-riove gestorben.

Letzte Drahtherichte
Die deutsche Note
Haag. 23. Ott. Reuter übermittelt heute zur
deutschen Antwort not« Pressestimmen, je-
doch in ganz kurzen Auszügen. Von Den übecawa
Blättern sagt die Westminster Gazette. Deutschland
wolle die augenblickliche Siegesgrenze als Grund-
lage für die ihm zu stellenden Forderungen be-
trachten, Diese Grundlage sei aber unannehm-
bar. Der Manchester Guardian schreibt: „Es ist
nötig, dass jeder Widerstand aufhört, wenn die
deutsche Forderung auf seine unberührte Ehre er-
üllt werden soll. Die Bedingungen Gr den Waf-
«nstillstaNd müssen derart sein, dass der Krieg
nicht wieder ausgenommen werden kann.
Die Aeutzerungen der konservativen Presse lau-
ten nach wie vor scharf ablehnend.
Genf, 28. Ott. Die neue deutsche Ant-
wort an Wilson hat in Frankreich zunächst als
unangenehme Ueberraschung gewirkt.
Die Regierungspresse hat sick aber beeilt, Stim-
mung gegen die Fortsetzung jeglicher
Friedensaussprache zu nrwchen. Die Ent-
täuschung ist darauf zurückzuftihren, dass di« fran-
zösischen Zeitungen den Glauben erweckt hatten,
als ob di« militärische und moralische Wider-
tandskr-aft Deutschlands vollständig gebrochen sei
und datz es nach der letzten Antwort WAsons nicht
zögern werde, bedingungslos zu kapitulieren.
Washington. 23. Okt. Reuter-Meldung. Ein
amtlicher Kommentar zu der deutschen Ant-
wort liegt im Augenblick noch nicht vor; aber
nicht amtliche Kommentare sind einmütig in dem
Hauptpunkt, nämlich, dass der Frieden nicht un-
mittelbar bevorstehe und kein Waf-
fenstillstand geschlossen wird äusser Bedin-
gungen. die Gr immer die Ak acht desdeut-
-chsn Militarismus zerstören.
Der Heilige Stuhl an die deutsche
Regierung
Bern, 28. Okt. Der „Osservatore Romano"
ichreibt: jSobald die Blätter der Ententestaaten
die Nachricht veröffentlichten, dass die deutschen
Armeen auf dem gegenwärtigen Rückzug Ver-
wüstungen zurücklictzen, beeilte sich der Heilige
Stuhl, sich an den neu-en Reichskanzler Prin-
zen Max zu wenden, damit dies« unglücklichen
Gegeuoen verschont blieben, in der Meinung, Latz
dies« Schädigungen nur die Wirkung hätten, die
Gemüter noch mehr zu erregen in einem
Augenblick, da Gefühle des Fri'sLsns und der Ein-
tracht vorherrschen sollten. Aehnlich« Anweisun-
gen wurden dem Münchener Nuntius gege-
ben, Auf Liese Schritte hin wurde dem Heiliger
Stuhl versichert, dass vou dem deutschen Ge-
nera Ist ah strenge Anweisungen ergan-
gen sind, dass während der militärischen Unter-
handlungen diese Orte soweit als immer möglich
gerettet und geachtet werden sollten. Gleichzeitig
berichtet die Münchener Nuntiatur, es sei der
Wunsch der deutschen Behörden, datz
Lille und die anderen in der Over,ationszone
befindlichen Orte von den deutschen Armeen mög-
lichst geschont würden, wobei hinzugefügt fVrde
Last nur die wichtigsten Anlagen von mi-
litärischer Bedeutung wie Eisenbahnen erforder-
lichenfalls zerstört werden müssten.
Die Berliner Presse über die
Reichstagsverhandlungen
Berlin. 24. Okt. Der «estrige zweite Tas
der «rossen Reichstags Leb alte .der ein
Ta« der Anträ«e der Sozialisten. Polen. EWsser
und Dänen war. wäre, wie die ..Morgenpost" sagt,
ein trüber gewesen, wenn nickt von der «rossen
Rede Les Vizekanzlers über "die innervoliti-
icken Reformen Vm Lichtblick Gr die Zukunft aus-
gegaiMen wäre. Was Herr Haase anderthalb
Stunden lau« sprach, war im Grunde nichts werter
als fvi ess etliche Nörgelei. — Auch der
..Berliner LokaluWeiaer" der den Ton der Rede
Haases scharf rügt, bezeichnet die Reste Pavers
als eine rvobldurckdackte Verteidigung acaen die
einander widersprechenden Angriffe, die von des
äußersten Linken und der äussersten Reckten regen
das neue Suskem erhoben worden war«n. — Der
..Vorwärts" fast unter der UÄberlckriit ..Deutsch-
lands Rianidvökker": Würde dieser Kriea wirklich
als erster mit einem wahren Recktesrieden enden,
so kann nur das Selbstbestimmunssreckt aller Völ-
ker. d. L. folbstLerständkrck auck des L«u-tstcken Vol-
kes. den leitenden Grundsatz für ibn abaeben. Wer-
den die Türen des Reiches für die aufgetan, die
Linaus ivollen. io müssen sie auch denen offen ste-
hen. die hinein streben. Allen, die bei uns bleiben
cidsr zu uns kommen wollen, eine freie wohnliche
WMMtte zu bereiten bildet das Ziel der deut-
schen Sozialdemokratie.
Ministerpräsident Dandl über die
Demobilisierung
München. 23. Okt. In Beantwortung einer In-
terpellation der Liberalen versickerie
Ministerpräsident v. Dandl. dass die Demobi-
lisierung und die damit zusammenhängende
Kvaae der Arbeitsbeschaffung und Arbeitsbereit-
stellum« seit Mnaer Gegenstand ein-gekender.' sorg-
fältiaer Beratungen im Krieasminiftcrium und
den übrigen beteiligtenMinisterien gewesen. Gröhe
Staatsaufträae leien zur Ausführung bereit. Die
Regierung sei an die Reichsleitung mit
dem Ersuchen beran«etreten.. eine geregelte Ar-
beitslosenftiviorae als Pflichtleistung der Gemeinde
verbände unter finanzieller Betsiliaunia von Reick
und Staat vor-rübereiten. Im Einzelnen legte der
Minister die bereits getroffenen und noch in Aus-
sicht genommenen« Massnahmen dar. um die Ueber-
leituna der zurückkebrenden Feldgrauen in das Ar-
beitevverkältnis zu erleichtern.
Das unversöhnliche Frankreich
Paris, 23. Qkt. tAaence Haoas.1 Am Diens-
tag bearüsste im Senat Dub 0 st die befreiten
Städte und ibre Bevölkerung und forderte im Na-
men der in Per»wefflung Gestorbenen von 1870,
dem Siege die ganz« Schärfe der Zückti,guma umh
Wiedergutmachung folgen su lassen. Pickon
schloss lick diesen Werten an und sagte: Bald wird
Franikrei ckioin ganzes Gebiet zurückaewounen ha-
ben. aber von Trümmern bedeckt, und die Bevöl-
kerung wimd aufs bestimmteste die Wiederher
stell uns erwarten, »u der der Feind verurteilt

werden wird, und die Sickerungen, die von ikm
verlangt werden, um sein Wort, dem wir nicht
glauben können zu gewährleisten. Pickon Mob:
Wir nähern uns dem Ende der Opfer, die um»
der wilde kleben all auserlegt Lat und Gr di« leine
Anstifter die Verantwortlichkeit abzusibütteln ver-
suchen. Mer die Weisheit Wilsons wirt»
ibre Berechnungen zunickte zu macken wissen.
Mehrere Senatoren aus den besetzten Gebieten
brockten eine Entschliessung ein. di« fordert Last
die Mitglieder der «rossen Ausschüsse an Ort und
Stelle die zablreicken. vom Feinde verübten' Zer
störunaen feststellen. Debierr«. der Senator von
Lille .erklärte, dass das deutickeVolk Gr
seine Taten und die Wiedergutmachung haftbar
fein müsse. Die Entschliessung wurde einstim-
mig angenommen.
Friedensneigung in Italien
Bern. 23. Okt. Der „Avanti" veröffentliM den
Wortlaut Les von den Sozialisten eingereich-
ten Antrages, in dem verlangt wird, bei den
FriedensverbandlUnigen jede Unterdrückung nnd
Wiederoergeltrrma. jede imverialistiicke Abstckt. so-
wie jeden möglichen Grund für ein« künftige Re-
vancke auszuickalten. Das Reckt ans Selbstbe-
stimmung .müsse durch einen tatsächlichen möglichst
weitgehenden Zusammenschluss der kriegführende»
und neutralen Staaten und Völker gemäss ihrer
wirtschaftlichen Entwicklung gewährt werden. Der
Antrag verlangt ferner die AMckaiffuna der Zen-
sur, der Sondergesetze und Polizeigerichte, sowie
die Amnestie für politische Opfer Les Krieges.
Straßburg i. 23. Ott. Di« Regierung be-
schloss beide Kammern des elsäst - lothringische»
Landtags baldigst «inzuberusen. Der
Termin Lor Einberufung hängt vom dem Zeft-
puntt»d«r Räumung des zurzeit als Lazarett be-
nutzten Landtassgebäudes ab. was voraussichtlich
innerhalb der nächsten vierzehn Tage geschieht.
Dortmund, 23. Okt. Gestern abend 7 Uhr fand
in der Zeche Dorstfeld in der dritten westli-
chen Abteilung eine Schlagwetter - Ex«
p10 si 0 n statt. Vier Mann sind tot und vier-
zehn verletzt; zwei Mann werden vermisst.
Panama, 22. Okt. Reuter - Meldung. In
Guatemala fand ein Erdbeben statt. Wie
berichtet, sind ISO Personen getötet unk
viel Dachschaden angerichtet worden.

* Dem Prinzen Heinrich XXXI. Neuss hat der
regierende Fürst Reuss den Austritt aus
dem fürstlichen Hauie gestattet und ihm
gleichzeitig die reubiscke Grafen würde
mit dem Namen, von Hohenleuben verlieben«. Prinz
Neuss, der gegenwärtig militärisch beschäftigt ist
war noch während Les Krieges deutscher Ge-
sandter in Teheran.

Handel und Verkehr
Kriegsanleihekupons als
Zahlungsmittel
Um dem Mangel cm Zahlungsmitteln zu Lege»
neu, ist eine Massnahme getroffen, di« die Effek
tenkontroll« der Banken und Len einzelnen Kriegs
anlevhsbssttzer beschäftigen wird. Der BunLesra
bat nämlich die am 2. Januar 1919 fälligen Zins
scheine der Sprozentigen Kriegsanleihen auf da
Zeit bis zu ihrer Fälligkeit rum gesetzliche« Zah
lungsmittel erklärt. Die Erhebung rum Zah
lungsmittel betrifft nur die eigentlichen 5pro.»est
Ligen Kriegsanleihen und nur den am 2. Ja nunc
fällig werdenden K 0 up 0 n.
Diese Notstcöndsmassreael ergibt für vorüber»
Lende Zeit, wie eine Berechnung ergibt, rund 83t
Lis 840 Millionen neue Zahlungsmittel und »roch
in Abschnitten von 2.50. 5. 12.50. 25. 125 uns
250 Ml Fm Verkehr wird man natürlich vielfa«
die kleineren Beträge .zu bündeln kucken Nm glatt,
runde Summen ru erhalten. Die Banken werden»
aus den in Mer Verwaltuna befindlichen DevotS
die Zinssckeine nach Massgabe der Versonalkräitt
mit grösster Beschleunigung ru trennen bähen. Sie
werden in die Lane kommen, die IWaentwerte Leo
Kupons den Inhabern sckon sebr bald, spätestens
zu Anfang nächsten Monats gutruickreiben. sodass
die in Betracht kommenden Besitzer von Januar-
Juli-Anleihen s2. 4..'6. und 8. Anleihe! sogar
noch einen Zinsvorteil zu gewärtigen haben.

Liptingen (Amt Engen). 23. Okt. Die hiesige
Jagd wurde auf sechs Jahre zu 15770 Mark
verpacktet. Bisher betrug die Pa Mumme für
die gleiche Zeit 6000 Mark.
„vergeßt nicht die
VürgerstrfLung für das
Heidelberger Bataillon"
Jsraelitischee Gottesdienst: Freitag Abend 5 Uhr
Wasserstände am 24. Oktober 1918:
Heidelberg: 1,12 m, Heilbronn: 0,40 m. und in
Neckarsteinach: 0,65 m_
MWMWiiWWAMÄ
Am 24. Oktober 1918, morgens 7 Uhr.

Wärme-
Graoe
n. Cels.
niederst.! höchster
Wärmegrad
seit gestern
Wind-
richtung
Himmel
Luftdr.
mm
-h 8,2
-i- 8,0
-i- 17.5
—-

—. —
L
Niederst
üttelwert
Temper
Dunstd
Relativ
hlag
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für den Anzeigenteil Hermann BeyerlB
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