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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Fernsprecher Nr. 82 und 182

Samstag, den 26. Oktober 1918

Heidelberger Zeitung


1


Letzte Drahtherichte
Die Lage in Oesterreich-Ungarn
Wien, 25. OEt. Meldung des Wiener Korr.-Bü-
ros. Der Vollzugsausschuß der deutick-öiterreicki-
Icken Nationalversammluna deriiet gestern die Krage
der Bilduna der deutsck-öfterreickiscken Regierung
und der Uebernahme der Verwaltung Deutick»- r.
Oesterreichs durch den Ausickub. Dieser Hatzte den
Beschluß. sein PMidium M beauftra>g«n. uiüver-- !
sügldch VerkLndlimaen mit der österreichischen Re-
aieruna und mit den anderen Nationalstaaten, ins-
besondere mit dem tschechischen und iudilawsickeMj
Nationalrat einzuletten. Der Vollzunsausschuh
beschäftigte sich schließlich mit der Fvaae der Volks-'
ernäbvuna.
Wien». 25. Oikt. Durch.den Putsch in Fium «
sind alle Gemüter sebr erregt. Husiareks Abtreten'
ist Wndlich zu «nwarten. Die Versuche in Un-
garn zur Konstituierung einer Volksregie-
runa mit Einschluß der Nationalitäten stoßen aus
Schwierigkeiten bei den slawischen und rumänischen
Völkerschaften. Die Auflösung Ungarns in seine,
nationalen Bestandteile erscheint unautbaltsam.
SeoaratkriedensschlüHe der eimelnen Nationalstaa-
ten Oesterreichs und Ungarns sind nur noch eine
Maae kürzester Zeit. Auch in Deutsch-Oesterreich
neigt die Stiinnruma rum sofortigen Sevavalfris-
densschlutz mit der Entente nach' vorberiaem Bäk-
tieren mit den Ungarn. Tschechen und Volen. Na-
mentlich die sozialdemokratische Bartet verlangt
dies nachdrücklichst. Die ungarischen Tkir'Wichso- "
zialeri in, Budapest Verlangen, -daß das Vermögest >
der Armeelieferanten bis ru 88 Prozent beschlag»-
nabmt werde.

* Polizeibericht. Verhaftet wurden drei
Personen wegen Vergehens gegen das Melde-
wesen und eine Arbeiterin von Sandhaufen wegen
Diebstahls. In der Briickenstruße 2« brach gestern
ein Zimmerbrand aus, indem ein Kind seine
Zelluloidpuppe verbrannt«. Der Schaden beträgt
20 Mark.

* Sckulzeicknunaen auk die 3. Kriegsanleihe. Die
Werbearbeit in den Schulen war besonders auf
dem Lande durch die längere Aussetzung des Un-
terrichts wegen der Grippe oder der landwirtschaft-
lichen Arbeiten stark beeinträchtigt. Nachdem nun
dis Zeicknumasfrist bis 6. November >d. I. ausge-
dehnt ist. wird das Versäumte mit allem Eifer
nachgebolt werden müssen. Mr den Erfolg der
Kriegsanleibe ist es von grober Wichtigkeit, das
sich die Anzahl der Kckeinzeicknunaen gegen!
früher nicht vermindert. Km Schulkreis Heidelberg
wurden von den Lehrern der Volksschulen vom
Mühta-br 191« bis Mühjahr 1918 im ganzen 44 737
Einzelzeichnunacn entaeaenaenommen. Sie brach-
ten die ansebnlicke Summe von 1130 339 M.. also
an Kleinbeträgen im DuMschnitt rund le 25 Ak.
" -- Nachahmenswertes Verhalten. Der Portier
im Hotel Viktoria, Reinhold Richter, sammelte
bei Gelegenheit der Versammlung des süddeut-
schen Zementverbandes von den Teilnehmern 259
Mark für die Heidelberger Diirgerstlf-
tu ng. — Es wäre sehr zu begrünen, wenn die-
ses schöne Beispiel auch von anderer Seite Nach-
ahmung findet. Die Gelegenheit zu solchen ISamm-
lungen in Freundes- oder Familienkreis, etwa
bei Geburtstagen, oder anderen festlichen Veran-
staltungen wird sich häufig finden lassen.
* Amtliche Reiseversicherung. Die Reifenden
können ihr Gepäck durch Vermittlung der Gepäck-
abfertigungen gegen Verlust oder Beschädigung
selbst versichern. Zum Zeichen der Versicherung
werden von der Gepäckabfertigung Marken als
Bescheinigung über die gezahlte Gebühr auf die
Gepäckscheine ausgeklebt und Mit- dem DagMtsm-
pel der Gepäckabfertigung versehen. Die Ge-
bühren betragen für je 1000 Mark für eine Be
förderungsstrecke von 1—150 Tarifkilometer 50
Pfg. 151—400 Tarifkilometer 1 Mark. 401—700
Darifkilometer 1.50 Mark. 701—1200 TaÄWlotme-
ter 2 Mark, 1201 Tarifkilometer und darüber, fer-
ner für alle Sendungen nach den besetzten Gebie-
ten ohne Rücksicht auf die Entfernung 3 Mark.
* Das Postgeheimnis und der neu» Kurs. Von
amtlicher Seite ist mitgeteilt worden, das; das
Postgeheimnis nur noch dann verletzt werden soll,
d. h. das; die Durchsuchung von Postpaketen nur
dann stattfindet, wenn der Verdacht begründet er-
scheiirt. das; es sich um Sendungen des gewerbs-
mäßiasn Schleichhandels handelt. Auch mit dieser
einschränkenden Verfügung kann Man sich nicht
einverstanden erklären, denn sie bietet keine Ge-
währ, Latz nicht auch andere Sendungen polizei-
lich durchsuch; werden. Der neue Kurs sollte sich
auch in der Verwaltung bemerkbar machen und
zwar in der Richtung, das? derartige rechtswidrige
Eingriffe überhaupt unterbleiben.
* Einschränkungen in der Zugbeleuchtung. Der
Kohlenmangel hat eine Knappheit an Beleuch-
tungsstoffen zur Folge, die auch die Eisenbahnver-
waltung Ar größten Sparsamkeit genötigt hat-
Jetzt werden auch die Einschränkungen in der Per-
sonenwagenbeleuchtung während der Fahrt
erforderlich. Bef den mit Gasglühlicht beleuchte-
ten D-ZugswaSen sollen alle Lampen im Seiten-
gange bis auf die den Usbergangs-brücken zunächst
liegenden Lampen unbeleuchtet bleiben. Bei den
elektrisch beleuchteten Wagen werden zwei Lampen
im Seitengange und die Lampen in den Abteilen
über den Fenstern nicht mehr gebrannt werden.
In den Personenwagen 2., 3. und 4. Klasse in de-
nen zwei Abteile durch eine halbhohe Wand ge-
trennt sind, wird eine der beiden Lampen außer
Betrieb gesetzt. In den Abteilungen mit drei ne-
beneinander liegenden Abteilen, di« durch halb-
hohe Wände getrennt sind, wird nur noch die mit-
telste Lampe beleuchtet. Die Plattformen der
Durchgangswagen wie auch die Aborte werden wie
bisher beleuchtet bleiben.
* Tagesbericht vom Roten Kreuz. Der Ge-
meinderat Dossenheim hat dem Roten Kreuz
hier als dortiges Sammlungsergebnis zur Be-
schaffung von Weihmachtssabön Mk. 485.30 über-
wiesen.
* Diebstähle. Verhaftet wurde eine Tag-
löhnersfrau aus Mannheim, die bei einem hiesi-
gen Speisewirt in der »Hauptstraße bedienstet war,
und diesem Silberbüstecke im Werte von über 100
Mark entwendete. — In den letzten Tagen wurde
einem hiesigen Kaufmann in der Kaiserstratze eine
Brieftasche mit 1300 Mark Inhalt
vom Nachttisch entwendet.

GerrchtszeUung
Strafkammer-Sitzung voM 25. Oktober.
1. Im Mas d. Is. schwindelte der Taglöhner
Otto Kraus von, Lautersheim mehreren hiesi-
gen Frauen vor. er könne ihnen Butter und an-
dere Lebensmittel besorgen, wodurch sich dieselben
teilweise bestimmen liehen, kleinere Geldbeträge
herzusoben. Der rückfällige Betrüger wurde zu
acht Monaten Gefängnis verurteilt.
2. Die Johann Haas Ehefrau Marie seih.
Walter von hier entwendete im Sommer v. Is. in

Kunst und Wissenschaft
* Von der Universität Freiburg. Für Kriegs-
teilnehmer werden, wie schon mitgeteAt. auch in
dichym Winterfembster HochschsilkursjU jabgs-
halten, die von Professoren der hiesigen Universi-
tät in den Räumen der Kbllegiengebäude abgehack-
ten werden. Der erste derartige Kursus in der
mathematisch - naturwissenschaftliche Fakultät
nimmt am Manta«, den 28. Oktober, seinen An-
fang.
* Die Nobelpreise. Die Summe der diesführi-
gen Nobelpreise beträgt 138197.52 Kr. Das Lehr-
koilesium des Karolinffchen Instituts in Stockholm
tritt am 31- zusammen, um über den medizini-
schen Nobelpreis dieses und des Vorjahres zu be-
schlichen. Die Akademie der Wissenschaft, die die
Preise für Physik und Chemie zu verteilen hat,
mutz ihren Beschluß satzungsgemäk bis zum 15,
November gefaßt haben. Ebenso wie diese Neiden
Preise wird auch der Literaturpreis, übest den die
SltzwMsche Akademie entscheidet, nur für das lau-
fende Jahr verteilt.
* Von den Hochschulen. In Königsberg
starb Dr. med. Richard Zander, ord. Honorar-
professor und AbteilungsVorsteher am anatomi-
schen Institut der Universität im 63. Lebensjahre.
Dr. Zander hielt zugleich Vorlesungen über
menschliche Anatomie «n der Königsberger Kunst-
akademie. Seine fachliterarische Tätigkeit betrifft
das anatomisch - entwicklungsgeschichtliche Gebiet
und die Physiologie und Hygiene der Leibes-
übungen..— Anläßlich des 50jährigen Jubiläums
des Vereins für Geschichte des Bodensees und sei-
ner Umgebung wurde der Ver-einsmäsident Hof-
rat Heinrich (Schützinger, Bürgermeister in
Lindau, von der Universität Freiburg i. B.
zum Ehrendoktor der Philosophie ernannt. Bon
König Ludwig von Bayern erhielt Schützinger die
Ludw-gsmedaille Mr Wissenschaft und Kiunst. —
Der Assessor Dr. jur. Heinrick Reincke wi tz.;
zum wissenschaftlichen Assistenten am Hambur-
gischen Staatsarchiv ernannt. Dr. Reincke, z.
Zt. im Heeresdienst, veröffentlichte eine lange
Reihe von Aufsätzen über das altsächsische Bauern-
haus, hamburgisch« Rechtsdenkmäler, mittelalter-
liche Geschichte, der Kunst in Hamburg, di« Ge-

Ernährung u. Kriegswirtschaft
* Bevorzugung lanaachienter Frontsoldaten. An
den Chef des Generalstabes des Mldlmsres hatte
der nationEiberale Reickstaasabgeorvnet Ma^-
auart -dS» Witte gerichtet. Latz den Unteroffizieren
und Mannschaften nach längerer Dienstzeit dis Be-
förderunasverhältnisie gebessert und ihre geldlichen
Bezüge erhöbt.werden möchten. Im Auftrag« des
Chefs des Eenevalstabs des Feldheeres bat Gene-
ral Ludendorff hierauf folgendes erwidert:
..Euer Hochwohlgeboren danke ick für das Schreiben
vom 4. September. Ick stimme dem «n ibm uisder-
aeleateni Gedanken, unseren Unteroffizieren und
lanaaedienten Mannschaften an der Front durch
bessere Beförderung und ZuiwerMna pekuniärer
Vorteile eine Anerkennung für obre treuen Dienste
und Aufmunterung zu geben, in jeder Beziehung
bei. Ick habe daher Euer Hochwohlgeboren» Schrei-
ben unter Befürwortung dem Kriegsministerium
zugesiandt." _,
* Oelmühle und Bucheckern. Alle Oelmühlen,
die »om Kriegsernährungsamt zur Verarbeitung
von Oelfrüchten zugelassen sind, können Buch-
eckern schlagen-. Dieser Herbst bringt nun er-
freulicher »Weiss «in« »ausnehmend- «rotze Buch-
eckernernte und das dürste zur Folge haben, daß
mehr Mühlen zur Oelg-ewinnung heranzuziehen
sind. Die Besitzer solcher Mühlen haben nur den
entsprechenden Antrag an ihren K-ommmmlver-
band zu stellen, der ihn zur Begutachtung dem zu
stäMgen Kriegswirtschaftsamt übergibt. Von
dort geht er an den Kriegsausschuß für Oele und
Fette, der letzter Hand darüber entscheidet. Da
die Bucheckernzsit bald vorüber ist. werden die
Mühlenbesitzer gut tun, den 'Antrag möglichst rasch
einzureichen-.

Festungsvertrages vom 14. Dezember 1831 gegen
neuerliche Einwendungen aufrecht.
4. Bon Herrn Bezold: a) eine Abhandlung
von Prof. E. Preuschen (Gießen): „Unter-
suchungen zum Diatessaron Tatöans". Das um
150 nach Chr. entstandene Diatessaron Tatians
stellt die erste Ausgabe der vier kanonischem: Evan-
gelien dar. die . kunstvoll in einander gearbeitet
ein einheitliches Leben Jesu bieten sollten. Der
Text ist durch willkürliche Eingriffe vielfach ver-
ändert, Hat aber Eck nicht wenig Altertümliches
erhalten. Die Abhandlung untersucht die Ent-
stehungsverhältnisse und zeigt, daß das Diatessaron
nicht den Endpunkt, sondern den Ausgangspunkt
der Bemühungen darstellt. die zur »Schaffung des
Vier-Evangelienkanons "geführt haben. Die Art
der Arbeitsweise und die TextbrMaffenheit wird
an einigen charakteristischen Proben erläutert und
an der Hand einer Untersuchung der Ueberliefe-
rung gezeigt, daß es ursprünglich in griechischer
Sprache verbreitet war, tund daß diese Verbrei-
tung einen viel größeren Umfang hatte, als man
bisher annahm. Dadurch erklärt sich der Einfluß,
den es auf die Entwicklung des Evangelientextes
ausgeübt bat
d) eine Abhandlung von Prof. ZA. Bang
(Frankfurt »a. M.): -Monographien zur türkischen
Sprachgeschichte". Im ersten Teile geht der Ver-
fasser an der Hand älterer Grammatiken der Ge-
schichte des osmanischen Praesens auf -vor nach
das sich den Gesetzen der sogenannten Bokalharmo-
nie zu entziehen gewüßt hat. Im zweiten Teil
sucht er das Verständnis des dem Osmanischen ei-
gentümlichen Futurums auf -Mchay anzubahnen,
indem er zum Vergleich eine Ähnliche Form aus
den Abakan-Mundarten-^ herbeizisht.
Die Klasse beschloß außerdem, ein Merk, das
das Ergebnis neuer Forschungen über das Denk-
mal von- Adamklissi, dessen Bildwerke für das hie-
sige archäologische Institut neu absegosfsn, auch
neu photographiert wurden, zusainrmenfassen soll,
als Band ihrer Abhandlungen zu übernehmen und
die Veröffentlichung Professor Dr. Harald Hof-
mann (Mannheim) zu übertragen. Sie wählte
ferner den Professor der Philosophie an der Ae-
stgen Universität Geh. Hofrat Dr. Heinr. Maier
zum außerordentlichen Mitglied.

schichtsschreibung Hamburgs im Mittelalter, Ge-
schichte des Buchdrucks. Sein Hauptarbeitsgebiet ist
deutsche Rechts- und Kulturgeschichte.
«, Peter Vischers Vorbilder. Im Oktoberheft
der Monatshefte für Kunstwissenschaft setzt Dr^
Stierling feine Bischeristudien in einem Bei»
trage über die Vorbilder Peter Vischers fort. Der
Verfasser bespricht etwa 40 Werke der Nürnberg««
Hütte, in denen sich mehr oder minder deutlich eist
Zusammenhang mit anderen Kunstwerken ergibst
Den Löwenanteil derartiger Anregungen trägt
Vischers Landsmann und Zeitgenosse Dürer, der
für eine große Zahl der Gustwerke die greifbar«
Vorlage geboten hat. Von deutschen Künstlern
komnlt weiterhin besonders deutlich Jakob Elsner
in Betracht.
s Der Verlag Hoffmann und Campe, das alt«
berühmte Hamburger Haus, das Haine. Hebbel
und anderen, geringeren Größen der Literatur
den Weg in di« Oeffentlichksit bahnte, ist nach vor-
übergehendem Aufenthalt in der Umgebung dey
Reichsh auptstadt, nunmehr endgültig nach Ber-
lin überaesiedelt., Der neue Inhaber, Verlags«
buchhästdler Brinitze?, beabsichtigt den Verlast
dem überlieferten Namen getreu fortzufiihrsn.
Außer neuen Werken politischer wissenschaftlicher
und literarischer Richtung ist für die nächstens
Jahrs eine Säkula raus gab« von Heinrich
Heines lyrischen Werken in Aussicht genomnren.
* Der zeichnerische Nachlas, Wilhelm TtUbners.
Wilhelm Trübner hatte vor feinem Tode ein«,
Vereinbarung getroffen, um der Oeffentlichksit
ausgawÄhlte Dokumente seines zeichnerischen Wer»
kes vorzulegen, das bisher verschlossen in feinest
Mappen ruhte. Dis Herausgabe übernahm TrAb*
ners Freund. Dr. Julius Elias in Berlin. Dach
Zeichnungswerk, das von der ReichZdruckerei ge-
druckt ist, wird demnächst in vierzig Foliotafel«
bei R. Pieper in München erscheinen.
* Professor Henkel und sein Stellvertreter-
Stach der Freisprechung Professor Henkels hält«
sein Stellvertreter Dr. Ernst Engelhorn, de»
als Direktor der Jenaer Frauenklinik fest ange>
stellt war. sein Amt niederlegen müssen. Gleich
nach dem Freispruch hatte, wie von akademisch«»
»Seite der Weimarer Volkszeitung mitgeteilt

— Wieblingen. 26. Okt. Der für Sonntag
abend angesetzte Vaterländische Abend zu Gunsten
der im Felds stehenden Soldaten des Militärver-
eins wiro verschoben.
Weinheim. 24. Okt. Der ehemalige Direktor
der hiesigen Kreispflegeanstalt. August Pit sch
der dieiss Anstalt 25 Jahre lang bis 1910 leitete,
begeht heute in großer Rüstigkeit seinen 80. Ge-
burtstag. — Tsi« vom Ortsausschuß des Roten
Kveuzes Weinheim veranstaltete WeihnachtssaMm-
lung für die Feldgrauen ergab 6687 Mark.
Hs Eberbach, 25. Okt. Die 19 Jahre alte ein-
zige Tochter des Landwirts Alexander Wasner
von Moosbrunn verunglückt« gestern früh beim
Einspannen der Kühe so unglücklich, daß 'der so-
fortig« Tod eintrat. Das Mädchen hatte am
Kopf sine Wunde, doch konnte man nicht feststel-
len. vb bless durch Fallen oder Stofen durchs Vieh
herrührte.
Offenburg. 2S. Oikt. Die Stadtverwaltung hat
die Erlaubnis zur Herstellung von Streck-
fleisch erworben. St reck sie lick ist ein Gemisch
von fvNckem Fleffck. Gemüse und Kartoffeln. Durch
maschinelle Verarbeitung wird eine solche Windung
dieser Bestandteile erreickt. Laß der. GenMege-
schmack verschwindet. Am Siamstaa wird das erste
Streckfleisch ausgegeben werden.
Ettlingen. 25. Okt. Der Former Valentin Get-
t e r't hatte an der Hand eine kleine Wunde. Es
trat Blutvergiftung ein. der Keltert er-
legen ist. »Sein Söhn ist vor acht Tagen im Tode
vorangeaanaen.

Heidelberger Akademie der
Wissenschaften
sStiftung Heinrich Lanz.I
Sitzung der Philosophisch-historischen Klass«
am 13. Oktober 1318.
Vorsitz: Herr Bezold.
Es wurden folgende Arbeiten vorgelegt:
Herrn."on Domaszewski: a) die
ist « der römischen Kaiser". Das Konsulat
renN^ Abrundung des Prinvioates ein integrie-
die der Kaisergewalt. Gewöhnlich buht
ser Iwolgins das Amt zu bekleiden, »da der Kai-
Di>> s -?r. aus politischen Gründen übernimmt.
Aröasi»l??rEtät im Kafferkonfulat gibt die
ietzun» di« Nachfolge varzubereiten. Voraus-
Zeit-m den Antritt des Amtes ist in normalen
Dadurm^ Anwesenheit des Kaisers in Rom.
sickmstm, A-Erdeu »die Kaffsrkonsulate.zu einer der
N^butzpunkto ^r Chronologie. b) „Die
vustao" d"i den Scriptores historia« Au-
seine Kzr'-Bearbe lt-er der Biographien hat
streckt^- auch auf »die Personennamen er-
!ur Inin^^Eialls so gut wie alle der Litera-
' Kreis srnd. Es läßt »sich dadurch der
Nauer sestleaen benützten Schriften noch ge-
vvbsiter ^^. Es ergibt nck daß dieser Be-
Äeitreckn»-n^>^m^ des 6. Jahrhundert unserer
kitzd d^i (Nimes) gelebt hat
Ner Stff um LÄ^.' »er Mbliotheca Ulpia, ei-
-siistung Hadrians, gewesen ist.
''sV""ho lomae: „Zum Sasa-
' H' ' Abhandlung bringt
keim Kenntnis der im ISasaniden-
Rechtsanichauungen. darunter ins-
dnd GMesuE Darlegung über Eid
belMkl^"^N" Hamp«: „Preußen 'und die
mm 18l8 und 1831".
schiensusn m,. g"" in seinem Anfang 1918 er-
K«r«n.- - Das belgische Bollwerk" ver.
tz,h„ des Aachener Militärproto-
vom 15. November 1818 und de» belgischen

Nr. 28!
Aus Stadt und Umgegend
. * Heraus mit den gehamsterten Geldmitteln!
Leider hak sich in den letzten Tagen und Wochen
N immer mehr zunehmendem Maße ein« außer-
ordentlich« Knappheit an Geldmitteln geltend ge-
macht. Dicher Mangel ist nahezu ausschließlich
das unvernünftige A nfammeln p> on
Banknoten in den Händen Einzelner zurück-
»Uführsn. es ist also dieselbe Erscheinung, wie sie
vuch auf anderen Gebieten, namentlick den Nah-
»ungsmittelgebiete. sich gezeigt hat. So sind z. B.
von den 70 Millionen Mark Banknoten der Baye-
rischen Notenbank seit Monaten tatsächlich nur
bvch eine Millian im Umlauf, während die iibri-
Len 69 Millionen Mark in Händen Einzelner auf-
Vfftapelt (gehamstert) sind. Die Noten der Reichs-
bank und der staatlichen Darlehenskassenvereins
Pnd seit Kriegsbeginn von etwas über 2 Milli-
arden auf 25 Milliarden, also um mehr als das
Zehnfache gestiegen, in den letzten Monaten ist
drch« Steigerung sprunghaft in di« Höhe gsgan-
Wn! von 18 Milliarden auf 25 Milliarden. Es
m natürlich technisch unmöglich, daß di« Reichs-
bank Noten in solcher Höhe Herstellen kann, wie sie
von Hr gefordert werden und ko kommt es, daß
bfs Banken, di« öffentlichen Sparkassen, die Kre-
b - Genossenschaften leider nicht mehr in der Lags
lind, die von ihnen abaefovderten Beträge in Bar
auszahlen zu können und das unsinnige Ge-
duckt sich verbreitet hat. die Geldinstitute würden
^me Zahlung mehr leisten, was nitürlich nicht
Mtrifft; denn Teilzahlungen in Bar erfolgen im-
Aor. Technisch Unmögliches darf das PubMüm
mcht verlangen. Die Sicherheit der Neichsbank
«nd der Geldinstitute ist zweifellos und hat mit
v«m derzeitigen Zustand nichts zu tun. Nur die
UoMosiskeit des Publikums und das unsinnige
Mrückhalten von Geldmitteln tragen allem die
schuld daran, wenn nicht genügend Barmittel im
Umlauf sind. Darum heißt es vor allem! Heraus
«mt den gehamsterten Geldmitteln und kein Zu-
bhckhalten von Banknoten mehr! Wer dicher ern-
Mahnung nicht Folge leistet, schädigt sich selbst
unp das Ansehen unseres schwer bedrängten Batsr-
» UMes beim feindlichen und neutralen Ausland,
ErWwert dadurch unsere Lage und den Abschluß «i-
-es Friedens ungeheuer. Ein Landesverräter,
leder ehrliche Mensch verabkcheiut. wäre der
^vmat. der im Kampfe seine Munition versteckt,
N"kt sie M gebrauchen. Auf einem solchen,
iAkuMchen Verhalten ruht mit Recht die Todes-
nrafe. Von einem Landesverräter nicht weit
utsernt ist auch, wer die Geldmittel i,n K «-
«ufbe wahrt, anstatt sie dem Verkehr zu-
iufahren.
- Stadttheater. Morgen Sonntag gelangt dis
- „Easparone von Carl Millöcker, de-
Erstaufführung wegen Erkrankung des )Solo-
p-ffonials verschoben werden mußte, zur Darstel-
Die Partie der „Gräfin Charlotte" wird
Lmette Schotters, von FvanMrt a. M.
t .k""^eise als Gast singen. Musikalische Lei-
ung Musikdirektor Radig, Spielleitung Herr
Montag. 28. Oktober, seht als Ein-
teit § pr «ro vorstellu ng für RüstungSavbeiter der
'"HEs Hucksbsin" in Szene. Etwa noch
V,»f^'^^E.-.Karten gelangen am Sonntag zum
sr. r /z- Ein für die nächsten Tage »mit Irene
esch vereinbartes Gastspiel muß wegen Er-
^Enrg der genannten Künstlerin verschoben
».* Bvlksbuud Nir Freiheit und Vaterland. Die
Mrae Ortsarupve veranstaltet am kommenden
vcrttwock. SO. Okt.. abends 8 Uhr m,d«r Turn-
- E Klilnaenitsich eine ..Kundgebung zur
" - »u der isde der im VoNsbund vertretenen
einen Redner stellen wird. Es sind dies
S^°rren: Geheimrat Prof. Dr. Herrn. Oncken.
Ä Meier. Stadtvfarver Sch an na.
Mar Weber. Näheres im Anrsigen-
di.ffeg Blattes.
°°be. von entbehrlichem Seeresgerät. Nack
L- Handelskammer Heidel-
Hal das Artilleriedevot Karls-
«r Ernreichuirg von schriftlichen Angeboten
b'q - Ankaufs von entbehrlichem Hoeresgerät
.o - Oktober hmausgesschoben. Firmen,
-Een, di« sstr Heereszwecke entbehrliche
zu »>;^„ wollen, haben also noch bis
Gelegenheit, den Bedarf anzu-

Seite 3
einem hiesigen Easthäus, wo sie als Küchenm-agl»
beschäftigt war, meist Silbersachen im Wert von"
400 bis 500 Mark. Diese Sachen gab sie der.
Friedrich Klingenfuß Ehefrau hier, die sie ist
ihrer Wohnung versteckte. Di« Haas verübte au-
ßerdem zwei weitere Diebstähle an Kleidungs--
und Wäschestücken. Die Haas wurde wegen Rück-!
fallsdi-ebstahls zu 9 Monaten, di« Klingeufutz
wegen Hehlerei zu 6 Wochen Gefängnis verur-
teilt.
Mannheim, 25. Okt. Das Zeug zu einem Hoch-
stapler besitzt der 33 Jahre alte Buchdrucker Fran«
Lösch aus Ludwigshafen, der bereits 22 Vor-
strafen hinter sich hat. Vor einigen Monaten
wußte er sich in das Vertrauen zweier heiratslusti-
ger Mädchen einzuschleichsn. denen gegenüber er
als Ehekandidat und wohlgestellter Reserveoffi-
zier auftrat. Die ein»« büßte 135 .Mark, die an-
dere 180 Mark ein. Das Urteil - gegen Lösch
lautete auf eineinhalb Jahre Gefäng-
nis. r
 
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